Der Sage nach hat der Sohn des Götterboten Hermes, Kephalos, den Weinanbau auf die sechstgrößte griechische Insel gebracht, die heute seinen Namen trägt: Kefalonia. Die Insel im Ionischen Meer ist vor allem durch ihre leichten Robola-Weißweine bekannt, wie sie zum Beispiel Bio-Winzer Vladis Sclavos anbaut. Ihn haben im vergangenen Herbst die vier Koch-Azubis Franziska Krause, Milad Khameneh, Dennis Schulz und Maurice Wenk, die Gärtner-Azubis Jasmin Haldenwang, Stefan Römer und Tobias Schubert sowie der Landmaschinenmechaniker-Azubi Oscar Hofstetter besucht. Mit aus Köln dabei war auch das Orga-Team der Reise, Bernd Seifert (Jugendamt), Katharina Beyen und Nina Klein (beide von der Ausbildungsleitung). Diese ließen sich die Herausforderung des Rebenanbaus unter Berücksichtigung der speziellen geografischen und klimatischen Gegebenheiten erklären.
Vladis Sclavos spricht mit seinen Weinen und gibt ihnen liebevolle Namen. Und natürlich lässt es seine typisch griechische Gastfreundschaft nicht zu, seinen Besuch ohne eine Verköstigung von mindestens drei seiner Weinsorten zusammen mit Käse und traditionellem kefalonischen Kuchen davon eilen zu lassen. Am Tag fünf der Reise besuchte die Kölner Expedition auch noch eine Bio-Fischfabrik und eine Manufaktur zur Kaktusfeigen-Marmeladenherstellung. Bestens betreut wurden wir von Alexandra Kullack, die auf Kefalonia den "Lernort Aloni" betreibt, der Kindern und Jugendlichen eine "Pädagogik des aktiven Erlebens" anbietet.
Begrüßung
Gleich am ersten Tag begrüßte Vizebürgermeister Evangelos Kekatos die Gäste aus Deutschland im Rathaus und machte sie mit den einheimischen Azubis, Studierenden sowie Dozentinnen und Dozenten bekannt, die sie von nun an begleiteten. Anschließend gab es im örtlichen Folklore-Museum erste Einblicke in Historie und Tradition der Kefaloniten, bevor speziell die Gärtnerinnen und Gärtner in einem Kloster mit den Landwirtschaft betreibenden Mönchen fachsimpelten, denen deutsche und griechische Koch-Azubis dann "typisch Deutsches" zubereiteten: Flönz mit Öllich, Jägerschnitzel und zum Nachtisch Lebkuchen-Mousse.
Kulinarische Genüsse
Am zweiten Tag besuchten wir eine ökologische Farm und lernten dabei einheimische, selbst angebaute Produkte kennen.
Am dritten Tag teilten wir uns dann in zwei Fach-Fraktionen: Die Koch-Azubis gingen mit ihren griechischen Partnerinnen und Partnern auf Einkaufstour, wobei sie miterleben konnten, dass es in Hellas viel mehr auf Verhandlungsgeschick ankommt als in Deutschland, zum Beispiel, wenn das Gemüse direkt ab Feld gekauft wird. Am Abend zauberten sie dann gemeinsam in der Ausbildungsstätte der griechischen Gastronomen eine inseltypische Speisefolge auf den Tisch.
Die Gärtner-Azubis hatten derweil einen Bio-Imker aufgesucht und brachten als stolze Beute selbst produzierten Honig mit zurück. Abends tauschten sich dann alle noch über die unterschiedlichen Ausbildungswege mit Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen Berufsschule aus.
Der vierte Tag brachte eine interessante Führung durch eine Molkerei. Wie werden Milch und Käse hergestellt? Wie sehen die nationalen und internationalen Absatzwege aus? Wer hat welche Präferenzen? Eine Antwort gab es auch darauf, wie der in der Molkerei hergestellte Kakao, der Pudding und der Milchreis schmecken. Lecker! Später stand dann ein weiterer Klosterbesuch auf dem Programm, ehe man den mit 1.628 Metern höchsten Berg der Insel, den Ainos, erklomm und einen atemberaubenden Ausblick über die Insel genießen konnte. Flankiert wurde dieser Ausflug durch eine interessante Führung durch das Lernzentrum des zugehörigen Naturschutzparks.
Das Ausbildungsinstitut
Am letzten Inseltag besuchten wir dann noch das örtliche Ausbildungsinstitut und ließen uns Inhalte und Methodik des Studiums der Biologie erläutern. Anschließend hieß es Abschied nehmen. Ein Abschied, der heutzutage ja nur ein nicht-virtueller ist: Natürlich haben wir uns über Facebook und ähnliche Kanäle verabredet – Englisch bietet dabei, wie auch beim Besuch, die gemeinsame Sprachplattform. Am 9. Oktober 2017 ging es mit der Fähre hinüber nach Killini, wo wir nach einem leckeren Abendessen am Hafen noch einmal übernachteten, ehe uns der Flieger zurück in die kühlere Heimat brachte.
Fazit
Die Reise diente dazu, Einblicke in Berufsausbildungen an anderem Orte zu erhalten, neue Kontakte zu knüpfen und dabei einmal europäisch über den Tellerrand zu blicken.
Die Idee zum Austauschprojekt hatte Bernd Seifert gemeinsam mit Christina Patelkos von der "Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung". Diese bundesweite Interessenvertretung von griechischen und griechischstämmigen Unternehmern, Selbständigen, Managerinnen und Managern hat ihren Sitz in Köln und gerade damit begonnen, ein "Deutsch-Hellenisches Jugendwerk" zu etablieren. Die Reise nach Kefalonia unter dem Motto "Beruf.Kennen.Lernen" war dafür ein erstes Pilotprojekt. Fortsetzung soll folgen.
Text: Rainer Buttkereit