Viele Gebäudebrüter, wie Haussperling, Mehlschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz oder auch Fledermäuse, sind im Kölner Stadtgebiet selten geworden. Dieser Rückgang wird durch geringere Nahrungs- und Nistplatzangebote beeinflusst.
Zum Mangel an Nistplätzen führen insbesondere zunehmende Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden. Um das Klima zu schützen und Energiekosten zu reduzieren werden immer mehr Häuser energetisch aufgewertet. Hierzu zählen Wärmesanierungen, wie die Fassadendämmung. Diese Modernisierungen führen zu vollständig dichten und glatten Fassaden mit fugenlos-bündigen Oberflächen. Solche Oberflächen sind für Gebäudebrüter unbewohnbar. Sie nutzen Nischen und Ritzen in Fassaden um dort ihr Nest zu befestigen oder selber hinein zu schlüpfen. Durch den Wegfall dieser Nischen als Nist- und Schlafplätze, geraten einige Vogel- und Fledermausarten in "Wohnungsnot". Dieser Zustand führt zu einer dramatischen Bestandsreduzierung der Gebäude bewohnenden Vogel- und Fledermausarten. Mit Hilfe von Nisthilfen kann der Wegfall von Niststätten kompensiert werden.
Übersicht der Gebäudebrüter im Kölner Stadtgebiet
Haussperling (Passer domesticus)
Der wohl bekannteste Fassadenbrüter ist der Haussperling, umgangssprachlich auch Spatz genannt. Der Haussperling spielte in Köln eine besondere Rolle und erfreute sich einer hohen Popularität, so auch als "Spatz vom Wallrafplatz". Er war in hohen Dichten vorhanden. Viele können sich noch gut daran erinnern, dass sie ihn als Kinder gefüttert haben und er in ganz Köln vorkam. Kaum jemand ist bekannt, dass der Spatz mittlerweile selten geworden ist. Er ist in seinem Bestand gefährdet und befindet sich auf der Vorwarnliste der Roten Liste Nordrhein-Westfalen. Die sinkende Zahl an Nistplätzen ist hierfür ein bedeutsamer Grund.
Der Haussperling baut seine Nester in kleinen Spalten oder Höhlungen am Haus, oftmals hinter Regenrohren, unter Regenrinnen oder Jalousiekästen. Sein Nest besteht aus lose zusammen gesteckten Halmen. Er ist äußert standorttreu und bezieht jedes Jahr im April wieder dieselben Nester. Gerne brütet der Haussperling in Kolonien, darum gibt es im Einzelhandel Haussperlings-Kolonie-Nistkästen zu erwerben. Für die Aufzucht der Jungvögel benötigt der Haussperling eiweißreiche Käfer, Larven und Blattläuse. Doch diese nehmen durch zunehmende Versiegelung von Flächen immer mehr ab. Somit besteht nicht nur ein Nistplatz- sondern auch ein Nahrungsproblem für den Haussperling. Das hat ihm den traurigen Platz auf der Vorwarnliste eingebracht!
Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Die Mehlschwalbe gilt seit jeher als Glücksbote bei der Rückkehr vom Winterquartier im April. Sie baut hochgeschlossene, kugelförmige Lehmnester an die Außenseite von Gebäuden. Sie bevorzugt geschützte Bereiche unter Dachvorsprüngen. Wie die Haussperlinge sind auch Mehlschwalben gesellige Vögel und brüten gerne in Kolonien. Die Mehlschwalbe fängt in rasantem Tempo Stechmücken, Fliegen, Schnaken, Käfer und fliegende Blattläuse aus der Luft und verfüttert diese an die Jungvögel.
Mehlschwalben sind standorttreu und kehren jedes Jahr von den Winterquartieren zu ihren Nestern aus den Vorjahren zurück. Leider finden Mehlschwalben die Nester nach ihrer Rückkehr oftmals nicht mehr oder gar zerstört vor. Da der komplizierte Nestbau mit Lehm sehr aufwendig ist, geht hierdurch die Zeit für die erste Brut verloren. Somit bringt die Mehlschwalbe weniger Nachkommen hervor als möglich, mit nachteiligen Folgen für den Bestand. Problematisch ist auch die Verfügbarkeit von Lehm.
Das essentielle Material für den Nestbau steht durch zunehmende Versiegelung der Flächen mit Asphalt nicht mehr zur Verfügung.
Auch das moderne Bauen mit Fassadenverkleidungen, Glattputzen und Fassadenfarben verringert die Nistmöglichkeiten. Die Nester der Mehlschwalben haften nicht auf glatten Untergrund und verlieren den Halt. Stück für Stück verliert somit die Mehlschwalbe die Möglichkeit, einen Ort zu finden für ihren Nestbau!
Wie der Haussperling, ist die Mehlschwalbe durch schwindende Nist- und Nahrungsmöglichkeiten limitiert.
Manche Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer vergrämen Mehlschwalben, da sie die Fassade mit Kot beschmutzen können. Einfach Abhilfe kann durch ein Brett unterhalb des Nestes geschaffen werden, welches den Kot auffängt.
Mauersegler (Apus apus)
Auch der Mauersegler kehrt jedes Jahr zum selben Nest zurück. Sogar die Jungtiere der letzten Brutsaison suchen sich häufig einen Nistplatz direkt bei ihrem Schlupfort. Mauersegler brüten in der Regel in Kolonien und nutzen als Nistplätze Nischen und Löcher an Gebäuden. Im Gegensatz zu anderen gebäudebrütenden Vogelarten bringt der Mauersegler nur eine Brut im Jahr hervor, da er früher als die anderen Arten wieder in den Süden zieht.
Mauersegler sind gesellige Tiere. Oft ist zu beobachten, dass sie in Gruppen beim gemeinsamen Spielen und Jagen regelrecht durch die Luft schießen. Sie sind wahre Flugkünstler. Der Mauersegler kann 800 bis 1.000 Kilometer pro Tag zurücklegen, eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern erreichen und bis zu 3.000 Meter hoch fliegen. Fast sein ganzes Leben verbringt der Mauersegler in der Luft: Er trinkt, jagt, begattet, sammelt sein Nistmaterial und schläft sogar in der Luft. Lediglich zum Brüten und zur Aufzucht der Jungtiere verlässt der Mauersegler die Lüfte.
Die Hausfassade wird durch den Mauersegler nicht verschmutzt, oftmals wird seine Anwesenheit in den Nischen des Gebäudes nicht einmal bemerkt. Durch Wärmedämmung und Dacherneuerungen gehen diese Nischen jedoch verloren. Somit ist jede Hausmodernisierung eine Bedrohung für die extrem brutplatztreuen Tiere.
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
Der Hausrotschwanz ist kaum kleiner als der Haussperling. Nach dem Winter gehört er zu den ersten der rückkehrenden Vögel. Seinem Namen entsprechend trägt er rostorange gefärbte Oberschwanzdecken und Schwanzfedern. Der Hausrotschwanz brütet nicht in Kolonien. Er ist ein äußerst territorialer Einzelgänger der sein Nest aggressiv gegen andere Vögel verteidigt. Als eigentlicher Felsbrüter nistet er gerne in Nischen und Höhlungen an unseren Häusern. Hierbei zieht er Halbhöhlen als Brutplatz vor. Auch dieser Gebäudebrüter ist äußerst heimattreu und kehrt im Folgejahr wieder zu seinem Nistplatz zurück.
Der Hausrotschwanz ernährt sich in erster Linie von Insekten, frisst zum Herbst hin aber auch Beeren und Früchte. Er beginnt schon morgens vor Sonnenaufgang mit seinem Gesang und ist hierbei zusammen mit den Amseln einer der frühesten Vögel.
Das Zittern des Schwanzes und das Einknicken der Beine des Hausrotschwanzes ist hierbei ein charakteristisches Zeichen.
Zwergfledermaus (pipistrellus pipistrellus)
Die Zwergfledermaus gehört zu den häufigsten Fledermäusen im Kölner Stadtgebiet. Sie ist mit einer Körperlänge von 3,5 bis 5 Zentimetern und einem Gewicht von 3 bis 5 Gramm die kleinste Vertreterin unter den Fledermäusen.
Typisch für die Zwergfledermaus ist, dass sie kleinste Spaltenquartiere bewohnt, wie sie häufig an Häusern gefunden werden. Dort hängen sie an schmalen Stellen eng beieinander.
Zwergfledermaus wird man nicht - wie andere Fledermausarten - frei auf Dachböden hängen sehen. Zwergfledermäuse sind Kurzstreckenzieher und überwintern hier in frostfreien Spaltenquartieren an oder in Gebäuden.
In der aktiven Zeit von März bis Oktober wechseln die Weibchen mit ihren Jungen innerhalb der Kolonie oftmals die Quartiere. Der Aufenthalt in der sogenannten Wochenstube in einem Quartier lässt sich manchmal anhand von kleinen, herunter gefallenen Kotkügelchen ausmachen.
Die Männchen der Zwergfledermäuse suchen sich einzelne Spaltenquartiere und leben nicht in der Kolonie. Zwergfledermäuse fressen Insekten, die sie im Flug fangen. Hierzu zählen in erster Linie Mücken, kleine Nachtfalter und Fliegen.
Im Winter verfallen Fledermäuse in eine Winterruhe, in der sie im Optimalfall bis zum März oder April verbleiben. Innerhalb der Winterruhe werden der Herzschlag, die Atmung und der Stoffwechsel so weit reduziert, dass die Zwergfledermaus den Winter schlafend verbringen kann.
Wird sie jedoch gestört, wacht sie auf und verbraucht für diesen Prozess äußerst viel Energie. Tiere, die oft gestört werden, können dadurch regelrecht verhungern. Werden sie zur Flucht gezwungen, droht ihnen draußen außerdem der Kältetod. Wenn Sie schlafende Fledermäuse auf dem Dachstuhl oder im Keller entdecken, sollten Sie stolz sein, diesen seltenen und streng geschützten Tieren ein Zuhause zu bieten!