Tom Belkind ist der Preisträger im Jahr 2021
Der 1990 in Israel geborene Tom Belkind studierte Musikproduktion, Dirigieren und Arrangieren von Kompositionen und erwarb 2016 seinen Bachelor in Instrumentaler Komposition an der Universität in Tel Aviv.
2020 kam er nach Köln, um sein Masterstudium in Instrumentalkomposition in der Klasse von Miroslav Srnka an der Hochschule für Musik und Tanz zu absolvieren. Dabei zog ihn das lebendige Musikleben der Stadt Köln an und er beabsichtigt, hier den Standort seines kreativen Schaffens aufzubauen.
Belkind begann in Israel als Komponist und Arrangeur populärer Musik und arbeitete als Aufnahmetechniker für Musikproduktionen verschiedener Stilrichtungen. In einem relativ späten Alter entdeckte er die klassische, insbesondere die zeitgenössische Musik, und war fasziniert von den in ihr liegenden Möglichkeiten.
Warum sich die Jury für Tom Belkind entschied:
Seine für das Stipendium eingereichten Werke sind recht neu und haben trotz der Pandemie in letzter Zeit schon eine Aufführung beziehungsweise Aufnahme erlebt. Sie sind ganz unterschiedlichen Charakters und es fällt auf, wie rasant sich seine musikalische Sprache entwickelt. Im Geigensolostück "Organismus" mit Live-Elektronik wird die Geige zunächst mit einem Schlagzeugbesen gespielt. Das entfaltet unruhige, aufgeregte Zustände, die Entspannung suchen. Im Laufe des Stückes werden diese Eigenschaften ausgeweitet und zugespitzt. Sein Ensemblestück "Ripples" (Wellen) basiert auf einem lettischen Volkslied und wurde von den Seen in der Region Latgale in Lettland inspiriert. Ganz anders im Temperament ist "Zero Gravity" von 2020 für Ensemble und Elektronik. Das Gefühl von Überlastung und einem Zusammenbruch des Systems entlädt sich in massiver, kraftvoller Sprache. Zurück bleiben Taubheit und Apathie, die auch durch unterschiedliche Einflüsse - getarnt in Elementen Klassischer Musik, des Hip Hop oder Pop - nicht überwunden werden können.
Tom Belkind verfügt über einen großen Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten und versteht es, dieses breite Spektrum ausdrucksstark einzusetzen. Er interessiert sich für den Klang in Bezug auf Energie, Intensität und Dichte und versteht es, Klang so zu formen und zu gestalten, dass er eine physische und fast haptische Eigenschaft bekommt. Seine Partituren sind verblüffend klar gestaltet. Gerade den klanglichen Eigenschöpfungen verhilft erst die handwerklich gekonnte, eindeutige Notation zur Wirkung. Gleichzeitig ist eine innere künstlerische Notwendigkeit spürbar, drängender Expressivität Raum zu verschaffen.
Mit Tom Belkind wählte die Jury einen Künstler, dessen fortschreitende Entwicklung zu kohärenten, musikalisch konzisen, höchst eigenständigen Werken führt.
Der Sachverständigen-Jury gehörten an:
- Professorin Carola Bauckholt, Komponistin und ehemalige Preisträgerin
- Dariya Maminova, Vorjahresstipendiatin
- Professorin Barbara Maurer, Musikerin, Dozentin
- Professor Manos Tsangaris, Komponist, Musiker, Dozent, ehemaliger Preisträger
Wer war Bernd Alois Zimmermann?
Bernd Alois Zimmermann, deutscher Komponist, wurde 1918 in Erftstadt geboren und starb 1970 in Frechen. Sein bekanntestes Werk ist die Oper "Die Soldaten". Er war einer der herausragenden deutschen Komponisten der musikalischen Avantgarde.
Die wichtigsten Eckdaten seiner Biografie sowie eine alphabetische Übersicht der bisherigen Preisträger*innen können Sie hier aufrufen: