Das Wohngebiet "Rezagstraße"

Das Wohngebiet "Rezagstraße" liegt in Köln-Porz am Ostufer des Rheins. Namensgeberin des Wohngebietes war die in 1932 gegründete Rheinische Ziehglas AG (Rezag) auf dem Germania-Gelände. Von 1899 bis 1929 existierte im heutigen Wohngebiet eine Fabrik zur Herstellung von Ruß. Das Thema Umweltschutz war zum Zeitpunkt der Industrialisierung von untergeordneter Bedeutung. Als Folge des Betriebs dieser ehemaligen Rußfabrik kam es zu Kontaminationen von Boden und Grundwasser, die auch heute noch vorhanden sind. 1934 war die gesamte Rußfabrik durch Rückbaumaßnahmen vollständig abgebaut. Die heute vorhandene Wohnbebauung reicht zurück bis in die 1960er Jahre. Bereits vor 1960 sollen Werkswohnungen der Rezag errichtet worden sein. Ende der 1970er Jahre erfolgte der Verkauf der Wohnungen an Privatpersonen. Heute gehören die Immobilien etwa 250 Privateigentümer*innen.

Lageplanausschnitt Wohngebiet Rezagstraße
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Betrieb der Rußfabrik - Umweltfolgen

Ziel der Fabrik war die Produktion von Ruß. Ruß war und ist wichtig für die Herstellung von zum Beispiel Druckerschwärze, Lackfarben, Schuhcreme und Autoreifen. Der Betrieb der Fabrik hatte Folgen für die regionale Umgebung, die sich bis heute auswirken. Als Ausgangsstoffe für die Produktion dienten die in der chemischen Industrie hergestellten Produkte Naphthalin, Teeröl und Steinkohlenteer. Diese Stoffe wurden in der Fabrik verbrannt, um den Ruß als Produkt zu gewinnen. Als Nebenprodukt fiel dabei Pech an. Ruß besteht fast ausschließlich aus Kohlenstoff. Nach dem industriellen Verbrennen lagerte sich der Ruß an Wänden und Böden von hintereinanderliegenden Luftabzugskammern ab. Nach jedem Brenn- und Abkühlungsvorgang fegten Arbeiter*innen den Ruß zusammen, um ihn zur Auslieferung für die Kundschaft zu konfektionieren.

Durch den Betrieb der Rußfabrik wurde die Umwelt über zwei Wege kontaminiert.

  1. Es gab damals noch keine Abluftfilteranlagen. Das bedeutet, dass ein Teil der Rußmengen ungehindert über Schornsteine in die Atmosphäre entwich. So konnte sich unter Einfluss der jeweiligen Windrichtung über Jahre tonnenweise Ruß in der Umgebung niederschlagen. Heute sind diese Rußablagerungen in Folge der Flächenbeanspruchungen (Bautätigkeiten et cetera) oberflächennah praktisch nicht mehr vorhanden.
  2. Für die Versorgung der Brennöfen mit Teeröl bestand ein unterirdisches Leitungssystem aus dem vermutlich Teerölanteile ins Erdreich einsickerten. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass beim Umgang mit dem erhaltenen Nebenprodukt Pech ebenfalls Schadstoffe in den Untergrund gelangten. Bei Bohrungen während der Untersuchung des Untergrunds wurden Reste der genannten Kontaminierungen erkannt. Im Laufe der Jahrzehnte sickerten Teeröl- und Pechbestandteile dem Gefälle folgend weiter bis ins Grundwasser und sind dort heute noch nachweisbar.

Die Schadstoffe

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Stein- und Braunkohle wichtige Rohstoffe der chemischen Industrie. Später hat die Kohle ihre Bedeutung zugunsten des Erdöls eingebüßt. Bei der Verkokung (Verbrennung unter Luftabschluss) der Kohlen wurde eine Vielzahl von Produkten, wie zum Beispiel Naphthalin, Teeröl und Steinkohlenteer, gewonnen und als Ausgangsstoffe für die Rußfabrik eingesetzt.

Diese Ausgangsstoffe bestehen im Wesentlichen aus sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und NSO-Heterozyklen (NSO-Het). Die PAK sind chemisch gesehen Ringsysteme aus Kohlenstoff und Wasserstoff.

Die NSO-Het sind ebenfalls Ringsysteme aus Kohlenstoff und Wasserstoff, haben aber zusätzlich Anteile von Stickstoff (N), Schwefel (S) und Sauerstoff (O). Sowohl die PAK als auch die NSO-Het bestehen ihrerseits aus einer ganzen Anzahl verschiedener Einzelstoffe. Die Einzelstoffe beider Stoffgruppen wirken abhängig von ihren jeweiligen Konzentrationen sowohl human- als auch ökotoxikologisch.

Als Grundlagen für die Bewertung und Einleitung von Maßnahmen zur Gefahrenabwehr für Mensch und Umwelt gelten das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) im Zusammenhang mit der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) und das Wasserhaushaltsgesetzes (WHG).

Bisherige Maßnahmen

Anfang der 1990er Jahre haben im Gebiet "Rezagstraße" und der Umgebung erste Untergrunduntersuchungen stattgefunden. Dabei wurde bedingt durch den ehemaligen Betrieb der Rußfabrik ein hohes Schadstoffpotenzial in Boden und Grundwasser festgestellt. Wir veranlassten auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse Ende der 1990er Jahre weitere und intensivere Untersuchungen des Untergrunds.

Ziele waren, Aussagen über das Ausmaß der Kontaminierung zu erhalten und zu prüfen, ob eine Gefährdung für Anwohner*innen und Nutzer*innen zu befürchten war. Die Untersuchungen belegten, dass eine Kontamination des nahen und tieferen Untergrundes bestand, die bis ins Grundwasser reicht.

Maßnahmen zur vorsorglichen Gefahrenabwehr waren erforderlich. Der Außenbereich einer Kindertagesstätte wurde geschlossen und durch Bodenaustausch und Umbau in 2005 saniert. Ein vorhandener Kinderspielplatz wurde ebenfalls saniert. Für die Nutzung der Grünflächen erarbeiteten und veröffentlichten wir vorsorgliche Handlungs- und Nutzungsempfehlungen.

Bei Einhaltung der Empfehlungen war und ist eine Nutzung der Grünflächen weiterhin gefahrlos möglich. In Bezug auf den Boden sind die Untergrunduntersuchungen abgeschlossen.

Wie es weiter geht

Von der vorliegenden Grundwasserkontaminierung geht nach derzeitigem Kenntnisstand keine unmittelbare Gefährdung aus. Grundwasserentnahmen zu Trinkwasserzwecken finden im Umfeld nicht statt. Deswegen ist eine Gefährdung durch eine Trinkwassernutzung auszuschließen.

Im nächsten Schritt werden alle vorhandenen Grundwassermessstellen 2016 beprobt und das Grundwasser wird auf die benannten Parameter PAK und NSO-Het untersucht.

In der Folge wird das Grundwasser in regelmäßigen Abständen untersucht. Auch, um zu beobachten, in welche Richtungen sich die Schadstoffe mit dem Grundwasserstrom bewegen.

Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen

Analysenergebnisse der Grundwasser-Beprobung vom 22. Mai 2018
PDF, 241 kb
Analysenergebnisse der Grundwasser-Beprobung vom 6. Oktober 2017
PDF, 243 kb
Analysenergebnisse der Grundwasser-Beprobung vom 20. April 2017
PDF, 222 kb
Analysenergebnisse der Grundwasser-Beprobung vom 12. September 2016
PDF, 224 kb

Kontakt

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an:

Stadt Köln
Umwelt- und Verbraucherschutzamt
Untere Bodenschutzbehörde und Grundwasserschutz

Telefon: 0221 / 221-36549

E-Mail an die Untere Bodenschutzbehörde und Grundwasserschutz