Annika Duin: Diese Schandtaten sind keine Lausbubenstreiche

Vortrag über die "Kölner Schmierereien" und die antisemitische Welle um die Jahreswende 1959/60

In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1959 beschmierten zwei Mitglieder der rechtsextremen Deutschen Reichspartei (DRP) die kurz zuvor wiedereröffnete Synagoge in der Kölner Roonstraße mit Hakenkreuzen und der Parole "Deutsche fordern: Juden raus". Binnen weniger Wochen folgten Hunderte ähnlicher Taten in der Bundesrepublik – bis heute werden diese verharmlosend unter dem Begriff "antisemitische Schmierwelle" zusammengefasst.

Während die Bundesregierung die Vorfälle herunterspielte, reagierten jüdische Gemeinden, Medien und große Teile der Öffentlichkeit mit Empörung, Mitgefühl und Sorge: Rund 600 Solidaritätsbekundungen erreichten die Kölner Synagogen-Gemeinde und den Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Vortrag beleuchtet diese Reaktionen als Spiegel der frühen westdeutschen Auseinandersetzung mit Judenfeindschaft, Neonazismus und Rechtsextremismus und fragt zugleich nach der Bedeutung der "Schmierwelle" für die moralische Neuorientierung der "Bonner Republik".

Annika Duin ist Doktorandin im Arbeitsbereich Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität zu Köln. Sie hat in Gießen, Köln und Paris Geschichte studiert. Für ihre Masterarbeit "Solidarität in Briefen. Reaktionen auf die 'antisemitische Schmierwelle' von 1959/60" hat sie 2025 den Fakultätspreis der Universität zu Köln erhalten.

Eine Veranstaltung der Germania Judaica – Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums e.V. in Kooperation mit dem Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität zu Köln und der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.