Turmgasse, 50859 Köln

Der alte Widdersdorfer Friedhof ist im klassischen Sinne ein Kirchhof, weil er sich auf der Südseite der Kirche Sankt Jakobus (18. Jahrhundert) öffnet. Die zur Zeit erkennbaren circa 140 Grabstätten verteilen sich auf drei Flurstücke. Um 1880 steht der Friedhof im Gemeindeeigentum. Im Jahre 1913 wurde der Friedhof nach Süden vergrößert.

Der von der Turmstraße sich nach Westen erstreckende Weg führt auf die Gräber von gefallenen Widdersdorfern hin, die alle zu Kriegsende am 4. März 1945 starben.

Die ältesten Grabkreuze des Friedhofs

Die ältesten Grabkreuze des Friedhofs finden sich auf der Ostseite entlang der Friedhofsmauer. Insgesamt sind dies drei barocke “Winkelstützenkreuze”: Merten-Schmitz (1674), Peter Rosellen (1685) und Anna Adams (1693). Der Erhaltungszustand ist schlecht und eine Lesbarkeit der einzelnen Angaben schwerlich möglich.

Die aus den 1920er Jahren stammende, im roten Sandstein gehaltene Kreuzigungsgruppe mit Christus, Maria und Johannes wurde im Krieg stark beschädigt. Das Denkmal sollte sowohl für den verstorbenen Pfarrer Doktor Wildt (1838 bis 1915) als auch als Kirchhofskreuz und spätes Denkmal eines Gemeinschaftsgrabes der Widdersdorfer Pastoren dienen. Es fehlt an Inschriften.

Die älteste erhaltene Grabstätte, die namentlich benannt ist, ist die Grabstätte von H. J. Pingen (1808 bis 1874) und seiner Ehefrau (1803 bis 1891) in Flur 2. Auf einem breiten Sockel zieht sich eine Girlande, die aus Eichenblättern gebildet ist als Ruhmesverkündigung einher. Hierauf setzt ein rechteckiges Formteil, das an den Seiten mit Putti auf Voluten geziert ist. Die Konsolen der Putti zeigen auch Eichenlaub.

Unter einem gesprengten Rundbogen öffnet sich sodann die Darstellung der trauernden Muttergottesfigur, auf deren Baldachin sich die Darstellung des vollplastischen Christus erblicken lässt. An den Ecken Viertelkugel mit Mohnkapseln, die den Tod als den Bruder des Schlafs ausweisen. Die Grabstätte ist signiert mit dem Namen Nollen, Cöln. Heinrich Pingen war Besitzer des Burg- und Turmhofes.

Neogotische Grabstätte der Familie Decker

Dahinter befindet sich die neogotische Grabstätte der Familie des Herrenhausbesitzers (Matthias) Decker, geboren zu Freimersdorf, der “plötzlich am 25. Juni 1871 gestorben” ist. Seine Witwe Katharina Decker verstarb 1891. Rechts und links sind auf Konsolen, die maskenähnliche Gesichter zeigen, die Namenspatrone der verstorbenen Eheleute, nämlich Katharina mit Rad und Matthias mit geschulterter Hellebarde wiedergegeben. Die erneuerte Muttergottesfigur ist unter feinem Baldachin mit Stadtarchitektur aufgestellt (signiert mit E. Renard Cöln; er schuf den Heinzelmännchenbrunnen). Das wohl als Abschluss dienende Kreuz ist verloren gegangen (Flur 1).

Gegenüber die Grabstätte des Gutsbesitzers Paul Schmitz (verstorben 1906); heute Grabstätte Decker (Max Decker, verstorben 1995, signiert mit Steinnus Melaten). Ein schlichter Granitsockel auf Naturstein trägt einen Kreuzaufsatz (Flur 2).

In Flur 1 liegt auch die Grabstätte des ehemaligen Pfarrers und Dechanten von Widdersdorf, Hubertus Weisshaupt (verstorben 1823). Das Grab baut mit einem mehrfach gestuften Sockel auf und zeigt in der Namensplatte über dem Namen des Verstorbenen den eucharistischen Kelch. Der Kreuzaufsatz fehlt.

Grabstätte Hünseler baut auf einem Natursteinsockel

Die Grabstätte Hünseler baut auf einem Natursteinsockel mit reliefierten Giebel. Hier sitzt ein Granitblock auf, der der Verstorbenen der Familie Hünseler (Christian, verstorben 1895 in Widdersdorf) gedenkt. Die Hünselers erwarben 1862 den Tilmeshof. Das aufsteigende Kreuz zeigt in einem gezogenen Quadrat die Namenszeichen “IHS”.

Von feinem Erscheinungsbild auch die Grabstätte Johann Hubert Koch (1834 bis 1901) und seiner Frau Gertrud (1842 bis 1924) in Flur 1. Auf einem quadratischen Sockel, der einen pyramidalen Abschluss aufweist, sitzt diagonal zum Quadrum ein Kreuz auf.

Gegenüber die Grabstätte des Apothekers Max Forsbach, der in Lindenthal eine Apotheke besaß (verstorben 1923, Weg von Flur 1 zu 3). Wie ein Triptychon baut das Grab auf, wobei das Mittelteil ein Bronzemedaillon betont, das Christus in büstenförmiger Weise als Ecce Homo Bildnis zeigt und ihn den trauernden Hinterbliebenen dadurch als – trotz Schmerz und Tod – wiedererweckten Auferstandenen vor Augen führt.

Fein modellierter Bronzekorpus des toten Christus

Die Grabstätte der ehemaligen Gutshofbesitzerfamilie Meller (nach 1937, signiert mit A. Hertel, Köln), stellt eine Tryptichon ähnliche Anlage dar, in dessen Mitte ein Kreuz aus Granit hervortritt, dem ein fein modellierter Bronzekorpus des toten Christus eingepasst ist.

Mit der Grabstätte Wilhelm Müller (dreiteilig mit Bronzekruzifix) wird auch an den ehemaligen preussischen Landtagsabgeordneten Christian Decker (verstorben 1914) erinnert. In Flur 3, nahe der Kirche, ist die Grabstätte Schäffeler mit einem wiederverwendeten Grabkreuz aus dem späten 19. Jahrhundert zu finden. In der Mitte der Kreuzarme ist ein Christuskopf in Marmor bewahrt.

Von gutem Bestand erweist sich die Grabstätte des Bernhard Klosterhalfen (1849 bis 1898). Erwähnt wird auch Anton Sester (1850 bis 1886), ehemaliger Besitzer einer landwirtschaftlichen Kornbrennerei. Seine Eltern waren Wirtsleute in Widdersdorf. Aus dieser Familie gingen die Begründer der Herrmann Sester Kölschbrauerei hervor, die 1929 die Kirchenuhr der Jakobuskirche gestiftet haben.