Weißer Hauptstraße, 50999 Köln

Pläne für die Errichtung eines kommunalen Friedhofs in Weiß sind schon aus 1916 bekannt. Im Zusammenhang mit der pfarrlichen Verselbstständigung (1920), wie dies auch bei anderen "südlichen Rheindörfern" der Fall war, wurde dann auch ein eigener kommunaler Begräbnisplatz angelegt und 1921 eröffnet.

Der geometrische Heckenfriedhof umfasste ursprünglich nur die Flure 1 bis 4. In den 1960er Jahren wurden die Flure 5, nahe der alten Trauerhalle Paulstraße sowie jüngst die südlichen Areale hinzugewonnen.

Kreuzstele im neogotischen Formempfinden

Die ältesten Bestattungen befinden sich rechts und links von der Mittelallee, die auf das Hochkreuz führen. Dies gilt etwa für die im neogotischen Formempfinden errichtete marmorne Kreuzstele der Grabstätte Brodesser (nach 1922, Flur 3).

Dazu kommen die spezifischen Bildauffassungen der 1920er Jahre bei der Grabstätte Peter Esser. Zumeist handelt es sich um Granitsteine aus schwedischem schwarzen Granit, die relativ niedrig geführt sind. Etwas höher angelegt sind die Wandgrabstätten der Familien Kraus und Keil.

Die Grabstätte Karl Sebastian Keil (verstorben 1925) zeigt ein freistehendes Granitkreuz, das einen Bronzecorpus aufweist. Bei der Wandgrabstätte Wilhelm Krauss (verstorben 1923) sind dem Granitsockel mit Steinkreuz fein gravierte Blumenmotive eingraviert und machen den ausklingenden Jugendstil spürbar.

Von auffälliger künstlerischer Sprache darf die neuzeitliche Grabstätte Heinz Cornet (verstorben 1995) genannt werden (kurz vor dem Hochkreuz). Im Sockelbereich findet sich in Form einer Öllampe das Symbol des ewigen Lichtes. Nach oben hin wird unter einem halbkreisförmigen Abschluss eine Treppe gezeigt, die durch ein enges Tor führt. Damit wird auf das auffordernde Wort Jesu hingewiesen, Matthäus 7, 13: "Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen". Matthäus 7, 14: "Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!"

Das Hochkreuz gemahnt an die Gefallenen

Das an die Gefallenen mahnende, in Kunststein errichtete Hochkreuz bestimmt stark den Wegelauf. Das ganze wirkt wie ein Opferaltar. Rechts und links sind die Namen der Opfer vermerkt. Dies wird in inhaltliche Beziehung zum Lamm Gottes gesetzt, das an der Mittelstele nach unten den Abschluss bildet. Über ihm erscheinen die eucharistischen Symbole von Ähren und Trauben, überhöht von Dornen und Königskrone.

Die Darstellung des Opfertodes Christi überhöht nach oben hin das Totengedächtnismal und stellt Bezüge her: "Im Krieg haben sich Menschen ähnlich aufgeopfert wie Christus für die Menschen". Auf dem Schaft heißt es dann auch: "Gedenket der Opfer des Weltkrieges". Die Gefallenen des 2. Weltkrieges werden im Totengedenken mit den rückwärtig angebrachten Erinnerungstafeln mit einbezogen.

Gleich am Hochkreuz rechts liegt Professor Doktor Heinz Voigtländer (1918 bis 2002) in der Grabstätte Radermacher begraben. Er war langjähriger Archivar der Kölner Karnevalsgesellschaft "Kölner Narren-Zunft von 1880" und stand im Range eines "Ambs- und Zunftmeister". Mit großer Kenntnis und Begeisterung erforschte er die Gründung von Maria Heinrich alias "Antun Meis" aus dem Jahre 1880.

In direkter Nähe liegt Sophia Nenner (verstorben 1937) bestattet. Das aus Diabas gearbeitete Wandgrab bildet eine baldachinähnliche Hülle für eine höchst bemerkenswerte Geislinger Arbeit. Der Auferstandene schaut mit weit geöffneten Armen auf die Gräber und vermittelt glaubwürdig den Hinterbliebenen die Auferstehungshoffnung (signiert mit Würtembergische Metallwarenfabrik Geislingen, circa 1938).

Medaillonähnlicher Stein für Johannes Wilps

Hinter dem Hochkreuz (Flur 2) liegt ein sehr feiner medaillonähnlicher Stein für Johannes Wilps (1920 bis 1982), auf dem Christus mit den Emmausjüngern wiedergegeben ist. Sie bitten ihn (Luk. 24, 29), gleichsam einem Menschen, der todesbedroht ins Dunkle gleitet: “Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben”. Sodann gibt er sich ihnen als der Auferstandene im Brotbrechen zu erkennen.

Kurios ist die Grabstätte für Hans Günter Berchem (verstorben 1992) am Eingang Paulsstraße (Flur 1, nahe alte Trauerhalle), wo eine Dampflokomotive im oberen Abschlussbereich wiedergegeben ist. Sicherlich hatte der Verstorbene eine Beziehung zu diesem “Bewegungsmittel”.

Zum Ausgang hin (Flur 3) befinden sich die Gräber der Kriegsopfer des 2. Weltkrieges aus Weiß. Typisch für die Nachkriegszeit ist die Grabstätte Clemens Wenning (verstorben 1948, Weg zwischen Flur 2 und 4). Ein kräftiger, auf Konsolen aufruhender blockartiger weißer Marmorstein zeigt einen blumengeschmückten Kranz, der in Girlanden ausläuft. Zärtlichkeit und Härte begegnen sich.

Dem gegenüber befindet sich die Grabstätte Franz Tost (circa 1935). Ähnlich auch die Grabstätte Frida Schmitt (verstorben 1933, Flur 4). Schließlich soll auf die Grabstätte Müllsroh aufmerksam gemacht werden, wo ein wiederverwendeter Christustondo einer Liegeplatte appliziert ist. Jüngst wurde eine neue Trauerhalle mit 50 Sitzplätzen errichtet.