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Die Kölner Friedhöfe haben neben ihrer Funktion als Orte der Trauer auch weitere wichtige und schützenswerte Aufgaben. Mit einer Gesamtfläche von 480 Hektar stellen sie einen beachtlichen Erholungswert für die Bevölkerung dar. Gerade im innerstädtischen Bereich übernehmen sie zugleich oftmals die wichtigen Funktionen von Grün- und Parkanlagen. Friedhöfe sind ein bedeutender Bestandteil der Stadt- und Raumplanung, da sie für die Umwelt einen ökologischen und klimatischen Beitrag leisten. Sie sind Stadtoasen und wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna.

Die Anlage von Lavendelbeeten, artenreiche Wiesen und die Umsiedlung von Kleintieren auf die Friedhöfe sind nur einige der Maßnahmen, die langfristig die Biodiversität auf den Friedhöfen unterstützen werden und den Erholungswert für die Menschen steigern. Die Blütenpracht ist nicht nur schön anzusehen, sie dient auch vielen Insekten als wichtige Nahrungsquelle.

Als grüne Oasen inmitten der Stadt stellen die Kölner Friedhöfe unter anderem auch echte Vogelparadiese mit mehr als 40 verschiedenen Arten dar. Um die Friedhöfe im Sinne der Artenvielfalt weiterzuentwickeln, setzen wir seit einigen Jahren, in Zusammenarbeit mit dem NABU Stadtverband Köln, an verschiedenen Stellen gezielt ökologische Maßnahmen um. Für eine ganze Reihe von seltenen Tierarten, wie zum Beispiel Gartenschläfer oder Habicht, konnte so ein Stück neuer Lebensraum geschaffen werden. Aber auch Fledermäuse, verschiedene Wildbienenarten und andere Insekten sind hier zu finden. 

NABU Köln - Wilde und lebendige Friedhöfe

Fotowettbewerb 2022: Lebendiger Friedhof - Raum für Artenvielfalt

Die Natur auf den Kölner Friedhöfen ist von unschätzbarem Wert. Unter anderem kann sie auch bei der Trauerbewältigung helfen, denn das Summen der Bienen und Zwitschern der Vögel wirkt auf viele Menschen beruhigend und kann durch die Lebendigkeit neue Hoffnung wecken. Wer einmal mit offenen Augen über die Kölner Friedhöfe spaziert wird erstaunt sein, was es hier alles zu entdecken gibt.

Viele interessierte Kölner*innen sind dem Aufruf, heimische Tiere auf den Kölner Friedhöfen mit der Kamera zu entdecken, gefolgt. Eingereicht wurden über 300 Fotos von Tieren, deren Lebensraum sich auf einem der 55 Kölner Friedhöfe befindet.

Fotowettbewerb 2022: Lebendiger Friedhof - Raum für Artenvielfalt

Ein Platz zum Verweilen: Das Lavendelbeet auf dem Melaten-Friedhof

© Stadt Köln

Im Juni 2020 wurde an einem erhaltenswerten Grabdenkmal in zentraler Lage ein Lavendelbeet angelegt. Die Blütenpracht ist nicht nur schön anzusehen, sie dient auch vielen Insekten als wichtige Nahrungsquelle.

Das Beet wurde auf einer Rasenfläche zwischen bestehenden Gräbern angelegt. Die sonnige Lage bot sich an, um die Lücke zwischen den Grabstätten mit einem Beet blühender Stauden zu schließen und dort zusätzliche Sitzgelegenheiten zu schaffen.

Nachdem die Grasnarbe abgetragen wurde, erfolgten die Aufbereitung des Bodens und die Verlegung der Kantensteine. Mit zusätzlich eingebrachten Findlingen wurden Gestaltungsakzente gesetzt, ehe das Beet dann bepflanzt wurde.

Der Wildobsthain auf dem Friedhof Kalk

Bei dem Wildobsthain handelt es sich um ein großflächiges Projekt, das sich in den kommenden Jahren nachhaltig entwickeln wird. Im Vordergrund steht der Artenreichtum auf der mit Obstbäumen angelegten Wiese als besonderer Naturraum auf dem Friedhof.

Auf einer ursprünglichen Freifläche des Friedhofs wurden 15 verschiedene Obstbäume gepflanzt. In das Gestaltungskonzept wurden Rasenwege, eine Totholzhecke, Vogelnährgehölze sowie ein Begegnungsraum am Rand der Fläche integriert. Der Naturschutzbund übernimmt zudem die Gestaltung und Unterhaltung einer Teilfläche.

 

© Stadt Köln

Pflanzliste Obstbäume:

Holzapfel, Wildbirne, Elsbeere, Speierling, Mährische Eberesche, Steinweichsel, Mispel, Weißdorn, Felsenbirne, Kornelkirsche, Traubenkirsche, Bitterorange, Baumhasel, Schwarze Maulbeere, Weidenblättrige Birne.

Lebensraum Friedhof - Umsiedlung des Gartenschläfers auf den Westfriedhof

Der Gartenschläfer ist ein kleines, scheues Säugetier, das ausschließlich in Europa vorkommt und in Deutschland einen seiner Verbreitungsschwerpunkte hat. Als Lebensraum dienen ihm Heckenstrukturen sowie Wälder mit hohem Totholzanteil. Im Siedlungsbereich kommt der Gartenschläfer häufig auf Friedhöfen, Streuobstwiesen sowie in Kleingärten oder naturnahen Gärten vor. Die Bestände der nachtaktiven und zurückgezogen lebenden Tiere sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen.

Die Umsiedelung des Gartenschläfers auf den Westfriedhof zählt zu einem der vielen Projekte, die von uns in Kooperation mit den Naturschutzverbänden erfolgreich umgesetzt werden. 

Die 55 Kölner Friedhöfe stellen für viele Tiere besonders geschützte Rückzugsorte und Lebensräume mitten in der Großstadt dar.

Die artenreiche Wiese auf dem Friedhof Rath – ein Beitrag zur Biodiversität

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Friedhöfe bieten aufgrund der örtlichen Voraussetzungen ein hohes Potential, Biodiversität zu fördern. Bereits in den vergangenen Jahren wurden auf den verschiedenen Friedhöfen im Kölner Stadtgebiet Maßnahmen umgesetzt, deren Ziel es war, verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in einer geschützten Umgebung einen neuen und geeigneten Lebensraum zu bieten. So auch auf dem Friedhof Rath - im Herbst 2020 wurde begonnen, eine Rasenfläche auf einer zuvor nicht genutzten Fläche des Friedhofs anzulegen.

Auf der Fläche wurde mit verschiedenen Elementen gearbeitet. So wurde einerseits eine Mulde integriert, andererseits ein Hügel mit einem Holzkern angelegt, um den jeweils unterschiedlichen Ansprüchen eines natürlichen Lebensraumes in der Tier- und Pflanzenwelt gerecht zu werden. Auf diesem Weg konnte auf relativ kleinem Raum eine hohe Biodiversität und ein ökologischer Mehrwert erreicht werden. Eingefasst wird die im Jahr 2021 fertiggestellte Wiese durch eine Gräserumrandung und einem begrüntem Dekorationsstreifen.

Der Westfriedhof – Heimat der Fledermäuse und Nachtfalter

Der Kölner Friedhof verdankt sein lebendiges Nachtleben den zahlreichen Fledermäusen. Der Naturschutzbund in Köln, ein wichtiger Kooperationspartner der Friedhofsverwaltung, hat den Bestand im Rahmen einer Fledermauskartierung nachgewiesen. Um den Fledermäusen auf dem Westfriedhof einen geeigneten Rückzugsort einzurichten und auch weitere Tiere zu animieren, sich auf dem Friedhof niederzulassen, wurden zahlreiche Nistkästen für die Fledermäuse montiert. Die Kästen wurden vorwiegend an geeigneten Bäumen angebracht.

Im Zuge der Dach- und Fassadensanierung der Trauerhalle wurden ebenfalls Fledermauskästen untermittelbar unter dem Dach angebaut.

Zusammen mit den ebenfalls angebrachten Fledermausgroßhöhlen dienen die Nistkästen den Fledermäusen als Rückzugsort beziehungsweise als Möglichkeit, zu überwintern.

Das Insektenhotel - neuer Lebensraum auf den Friedhöfen

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Seit 1998 haben wir in Deutschland 76 Prozent der sogenannten Insektenbiomasse verloren. Man spricht vom Insektensterben. Von den etwa 560 Wildbienenarten werden zum Beispiel 41 Prozent als bestandsgefährdet eingestuft. Um dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken, werden bereits seit mehreren Jahren, in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund in Köln, der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner und engagierten Privatpersonen, immer wieder neue und zusätzliche Insektenhotels auf den verschiedenen Kölner Friedhöfen aufgestellt. Auch im Jahr 2021 wurden neue Insektenhotels auf den Friedhöfen errichtet – beispielsweise auf dem Kölner Westfriedhof.

Die Insektenhotels dienen den Insekten als Rückzugsort und als geschützter Raum zur Entwicklung ihrer Population. Neben den Hotels wurden weitere Lebensräume wie beispielsweise Wildblumenwiesen in unmittelbarer Nähe angelegt. Zudem bestehen Kooperationen mit Imker*innen, die ihre Bienenvölker auf den Friedhöfen angesiedelt haben.

Die Naturwiese auf dem Friedhof Melaten

Die auf dem Friedhof Melaten angelegte Naturwiese bietet einen Lebensraum für viele Tiere - vom Schmetterling bis hin zum Igel. Die Pflege und Unterhaltung dieser Fläche ist bewusst reduziert. Die Wiese wird einmal im Jahr gemäht, der umliegende Rasenstreifen als Einfassung der Naturwiese hingegen wird in regelmäßigen Abständen mehrmals im Jahr gemäht.

Die Naturwiese leistet einen erheblichen Beitrag zur biologischen Vielfalt, der mit relativ einfacher Pflege realisiert wird. Neben der biologischen Funktion wertet die Naturwiese aufgrund Ihrer Farben und Wuchshöhen das optische Bild im gezeigten Bereich des Friedhofes Melaten auf. Viele Insekten leiden unter der Abnahme eines ausreichenden Nahrungsangebotes.

Daher nutzen teilweise hochspezialisierte Insektenarten das vielfältige Angebot der Naturwiese zur Nektarsuche. Darunter sind viele stark gefährdete Schmetterlings- und Hautflügler-Arten. Somit sind bunt blühende Wiesen nicht nur eine Bereicherung des Landschaftsbildes, sondern liefern auch einen sehr wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz.

Natur erleben – der Naturlehrpfad auf dem Friedhof Leidenhausen

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Auf dem Friedhof Leidenhausen wird auf einer Fläche vor dem Friedhof ein Naturlehrpfad entstehen. Die Planungen sind 2021 abgeschlossen worden, die Realisierung befindet sich noch im Prozess.

Der Lehrpfad wird die Tier- und Pflanzenwelt für die Friedhofsbesuchende in besonderer Form erlebbar machen.

Die Streuobstwiese auf dem Westfriedhof – eine tierfreundliche Kulturlandschaft

Für das Projekt einer Streuobstwiese bot sich eine im Randbereich des Westfriedhofs liegende, bisher ungenutzte Rasenfläche an. Es wurden Apfelbäume, Pflaumen, Quitten, Mispeln und Nüsse gepflanzt und die Fläche durch Gräser und zahlreichen regionaltypische Kräutern angereichert. Die Pflanzungen wurden dieses Frühjahr abgeschlossen.

Auf der Streuobstwiese sind bereits vermehrt Insekten anzutreffen, da der Blütenreichtum auf der Fläche zugenommen hat. Die spezifischen Vorzüge einer Streuobstwiese entwickeln sich erst mit der Zeit. Auch die Pflanzengemeinschaft unter den Bäumen passt sich noch den Standortgegebenheiten an. Mit zunehmender Größe der Obstbäume wird der vermehrt auftretende Schatten zu einer weitere Anpassung beziehungsweise Entwicklung führen. Die Vogelwelt wird ihre optimale Ausprägung erst dann erreichen, wenn einige der Bäume bereits ihren Zenit überschritten haben werden. Mit auftretenden Höhlungen und Besiedlungen mit beispielsweise holzabbauenden Käfern und auch weiteren Insekten wird Artenreichtum im Lebenszyklus eines Baumes weiter zunehmen.