Bau eines Oberflächenabdichtungssystems im Rahmen der Deponiestilllegung

Bis Ende der 1970er Jahre wurde die an der Butzweilerstraße liegende ehemalige Kiesgrube "Butzweilerstraße Nord" mit Hausmüll, Bauschutt und Gewerbeabfällen verfüllt.

Als ehemalige Betreiberin sind wir nach § 40 Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet, die Deponie zu rekultivieren. In Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln erfolgte die Planung einer Oberflächenabdichtung der Altdeponie mit dem Ziel, die deponiespezifischen Emissionen in das Grundwasser und die Atmosphäre zu reduzieren.

Die Plangenehmigung für den Bau des Oberflächenabdichtungs-systems liegt seit November 2017 vor. Die Ausführung der Baumaßnahme erfolgte von 2018 bis Ende 2020.

Im Rahmen der Baumaßnahmen musste die gesamte Fläche gerodet und profiliert werden. Aufgrund der enormen Flächengröße von rund 14 Hektar wurde der Bau in drei Bauabschnitte unterteilt. Durch diese Vorgehensweise konnten Lebensräume geschaffen werden, die für die Umsiedlung bedrohter Arten (zum Beispiel der Kreuzkröte) am Standort benötigt wurden.

Um die Maßnahmen für den Landschafts- und Artenschutz zu regeln, wurde ein Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP) aufgestellt. Die landschaftspflegerischen Maßnahmen sehen vor, dass relevante Arten am Standort erhalten und zerstörte Biotope wiederhergestellt beziehungsweise durch die Begrünung der neuen Deponiefläche kompensiert werden. Ein gezieltes Bepflanzungskonzept und die Wiederherstellung von Biotopen dienten der Rekultivierung der Fläche.

Die drei Bauabschnitte zur Herstellung des Oberflächenabdichtungssystems sind seit Oktober 2020 fertiggestellt. Der geplante Zeit- und Kostenrahmen konnte größtenteils eingehalten werden. 

Die Altdeponie Butzweilerstraße Nord

Das Gelände der Altdeponie "Butzweilerstraße Nord" (AL 40603) liegt in Ossendorf. Es wird im Westen durch die Butzweilerstraße, im Nordosten durch die Bundesautobahn 57 und südlich durch einen asphaltierten Anliegerweg begrenzt.

Die Deponiefläche liegt in der Wasserschutzzone IIIB des etwa fünf Kilometer entfernten Wasserwerks Weiler. Als ehemalige Betreiberin und Eigentümerin der Fläche waren wir gemäß § 40 Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet die Deponie ordnungsgemäß stillzulegen.

Im Jahr 2010 wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, die Planung der Deponiestilllegung durch eine Oberflächenabdichtung durchzuführen. In Abstimmung mit der Bezirksregierung erfolgte die Planung einer Oberflächenabdichtung der Altdeponie mit dem Ziel, die deponiespezifischen Emissionen in das Grundwasser und die Atmosphäre zu reduzieren, erforderliche Baumaterialien zu minimieren und die Belange des Arten- und Landschaftsschutzes zu berücksichtigen.

Den Bericht zur Genehmigungsplanung mit den Anlagen können Sie sich herunterladen.

Genehmigungsplanung
PDF, 3328 kb
Ordnerinhalt 1
PDF, 27 kb
Anlagen I
ZIP, 19472 kb
Ordnerinhalt 2
PDF, 27 kb
Anlagen II
ZIP, 20396 kb

Die Stilllegungsmaßnahme mit dem primären Ziel das Grundwasser zu schützen, blieb von den Verboten des Landschaftsplans unberührt. Die für die Deponiestilllegung erforderliche abfallrechtliche Plangenehmigung wurde durch die Bezirksregierung erteilt.

Plangenehmigung der Bezirksregierung Köln
PDF, 510 kb

Randbedingungen und Lösungsansatz

© Stadt Köln
Deponiefläche heute

Um die oben genannte Ziele zu erreichen, musste die Oberfläche der Altdeponie gerodet und profiliert, ein Oberflächenabdichtungssystem aufgebracht und anschließend eine Rekultivierung der Fläche vorgenommen werden. Dabei wurden die Grundsätze der "Minimierung der Auftragsmassen" und "Minimierung der Eingriffe in den Abfallkörper" eingehalten.

  • Minimierung der Auftragsmassen, um die Belastung der Anwohner*innen durch Lärm- und Luftemissionen bei Anlieferung und Einbau auf ein möglichst geringes Niveau zu senken.
  • Minimierung der Eingriffe in den Abfallkörper, um Geruchsemissionen möglichst gar nicht entstehen zu lassen.

Für die Ausgestaltung der Fläche wurde in Anlehnung an das vorhandene Geländeprofil ein nach innen gerichtetes Gefälle hergestellt. Eine auf diese Weise im Norden entstandene Mulde wird heute als Regenwasserrückhalteteich genutzt. Hierhin verlaufen von Süd-Ost nach Nord-West zwei Ablaufmulden.

Auf das Oberflächenprofil wurde ein Abdichtungssystem aufgebracht. Dieses dient vorrangig dazu, dass Niederschlagswasser nicht in den Deponiekörper eindringt und somit keine Schadstoffe ins Grundwasser gelangen. Zusätzlich wird der Eintrag von Deponiegas (zum Beispiel klimaschädliches Methan) in die Luft verhindert.

Das Abdichtungssystem an der Butzweilerstraße besteht, von unten nach oben, aus vier Komponenten:

  • gasgängige Ausgleichsschicht
  • Abdichtung
  • Entwässerungssystem
  • Rekultivierungsschicht mit Bewuchs

Als zweite und grundlegende Abdichtungskomponente wurde flächig eine Kunststoffdichtungsbahn (KDB) eingebaut. Für die Entwässerung der Fläche wurden Kunststoff-Dränagematten verbaut. Durch diese Entwässerungsschicht als dritte Komponente, kann das anfallende Niederschlagswasser abgeleitet werden. Die vierte Komponente bildet die sogenannte Rekultivierungsschicht. Diese Bodenschicht dient als Pflanzstandort für die Begrünung und Rekultivierung der ehemaligen Deponiefläche.

Für die Abdichtung des Rückhalteteichs wurde zusätzlich unterhalb der Kunststoffdichtungsbahn eine mineralische Dichtung (Trisoplast) verbaut. Dieses System bestehend aus zwei redundanten Dichtungen bildet eine zuverlässig dichte und beständige Lösung für den dauerhaft mit Wasser beaufschlagten Bereich.

 

Je nach vorgesehener Funktion auf der Fläche wurde der Aufbau des Oberflächenabdichtungssystems angepasst. Die Bestandteile der verschiedenen Aufbauten sowie deren Qualitätsmerkmale sind den nachfolgenden Abbildungen zu entnehmen.

Abbildung 1

Aufbauten und Charakteristika des Oberflächenabdichtungssystems "Ruderalflächen" und des Oberflächenabdichtungsystems "Ablaufmulden"

Abbildung 2

Aufbauten und Charakteristika des Oberflächenabdichtungssystems "Gehölzflächen" und des Oberflächenabdichtungssystems "Rückhalteteich"

In den geografisch höher gelegenen Entgasungsflächen (Böschungen/Randwall) erfolgt die Gasableitung und -behandlung über ein System aus dafür abgestimmten Ober- und Unterböden. Dieses ist gekennzeichnet durch eine Gasverteilungsschicht im Unterboden und eine ausreichende Rekultivierungsschichtfläche und -mächtigkeit zur Methanoxidation.

Das Niederschlagswasser wird über die Kunststoffdränmatte und das natürliche Gefälle in den Rückhalteteich oder die Ablaufmulden abgeleitet. Von hier fließt es über den Rückhalteteich in das Versickerungsbecken im Norden oder direkt in das Versickerungsbecken im Südosten. Die Standorte der Versickerungsbecken liegen außerhalb der Deponie.

Das Bepflanzungskonzept sah eine Mischung von heimischen Gehölzarten und offenen Grünflächen vor, so wurde den Auflagen für den Arten- und Landschaftsschutz Rechnung getragen. Der Teich wertet das Landschaftsbild zusätzlich auf und schließt die naturnahe Wiederherstellung der Deponieoberfläche ab.

Die Baumaßnahme des Oberflächenabdichtungssystems

© die melchior + wittpohl Beratende Ingenieure PartmbB
Einbau Oberflächenabdichtung

Bedingt durch die große Fläche erfolgte der Bau des Abdichtungssystems in drei Bauabschnitten mit einem Ausführungszeitraum von insgesamt vier Jahren.

Hierdurch wurde gewährleistet, dass Lebensräume für die Umsiedelung von geschützten Tierarten, wie etwa der Kreuzkröte, geschaffen werden konnten, bevor die vorhandenen Lebensräume dieser Arten in den folgenden Bauabschnitten überbaut wurden.

Um die Nist-, Brut und Zufluchtsstätten der vorhandenen Tierwelt nicht zu gefährden fanden die Rodungsarbeiten ausschließlich in den Wintermonaten Oktober bis Februar statt. Jeweils in den nachfolgenden Frühjahren schloss sich auf diesen Teilflächen der Bau des Oberflächenabdichtungssystems an.

Die vorgesehenen Versickerungsanlagen (Versickerung Nord und Versickerung Süd) wurden zeitlich vor den jeweiligen zu entwässernden Bauabschnitten hergestellt, um eine kontrollierte Entwässerung der fertiggestellten Flächen zu gewährleisten.

Bauabschnitt 1 mit rund 4,3 Hektar umfasst die nördlichen Bereiche der Altdeponie. Der Rückhalteteich, die Versickerung Nord und die angrenzenden Gehölzflächen waren Bestandteil dieses Bauabschnitts. Die Zufahrt erfolgte von Norden im Bereich des Spazierweges von der Butzweilerstraße nahe der Kreuzung Butzweilerstraße/Alte Escher Straße. Hier wurden auch Ersatzlebensräume für die in den weiteren Bauabschnitten umzusiedelnden Arten angelegt.

Der darauffolgende Bauabschnitt 2 mit etwa 4 Hektar umschloss die südwestlichen, im Bereich des Abfallcenters Ossendorf gelegenen sowie die südöstlichen, an der Versickerung Süd gelegene Bereiche der Altdeponie. Die Zufahrt erfolgte von Süden im Bereich des Spazierweges.     

Den Bauabschnitt 3 mit etwa 5,7 Hektar bildeten die restlichen, östlich entlang des bestehenden Lärmschutzwalls zur Autobahn gelegenen Flächen der Altdeponie. Vor den eigentlichen Arbeiten in diesem Bauabschnitt wurden die dort ansässigen Kreuzkröten in die im Bauabschnitt 1 angelegten Lebensräume umgesiedelt. Die Zufahrt erfolgt wie in Bauabschnitt 2 von Süden im Bereich des Spazierweges. 

Heutige Flächennutzung

© Stadt Köln
Endzustand

Seit dem Frühjahr 2021 ist die Fläche wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine Betretung der Fläche darf nur auf den angelegten Wegen erfolgen; eine Nutzung als öffentliche Freizeitfläche ist nicht möglich. Die Altdeponie ist Teil des geschützten Landschaftsbestandteils "Ossendorfer Brache“.

Durch die Ausgleichsmaßnahmen sind vielfältige Biotope für schützenwerte Arten entstanden und durch die gewählte Oberflächengestaltung wurde zudem eine attraktive und bürger*innenfreundliche Anbindung an den Bürgerpark Nord geschaffen.

Das Gelände wurde dem ursprünglichen Relief nachempfunden und mit heimischen Pflanzenarten begrünt. Der Teich wertet das Landschaftsbild zusätzlich auf und schließt die naturnahe Wiederherstellung der Deponieoberfläche ab. Zudem dient die Fläche heute als wichtige Frischluftschneise.

Für die Radfahrer*innen und Fußgänger*innen wurde ein Hinweisschild aufgestellt. Dieses informiert über die Historie der Deponie, die Bauarbeiten zur Oberflächenabdichtung und erklärt die Aspekte des Naturschutzes.

Kontakt

Für weitere Fragen und Informationen können Sie sich gerne an uns wenden:

Umwelt- und Verbraucherschutzamt
Untere Bodenschutzbehörde und Grundwasserschutz

Telefon: 0221 / 221-23707 und 221-23571

E-Mail an das Umwelt- und Verbraucherschutzamt