Zum fünften Mal wurde der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) verliehen. Viele engagierte Kölner Gruppen, wie Selbsthilfegruppen, Vereine und Berufskollegs, sowie Einrichtungen der Behindertenverbände hatten Bewerbungen für den KIB eingereicht.
Die Jury bestand aus Vertreterinnen und Vertretern von Verwaltung, Rat, der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik sowie der erfolgreichen deutschen Paralympics-Sportlerin Dr. Britta Siegers als Person des öffentlichen Lebens. Die Jury wählte aus 27 Projekten die Preisträgerinnen und Preisträger aus. Sie vergab einen ersten, einen zweiten und einen dritten Preis.
Es wurden insgesamt Preisgelder in Höhe von 5.000 Euro verteilt. Dabei gab es für den ersten Platz 2.500 Euro, für den zweiten 1.500 Euro und für den dritten Platz 1.000 Euro.
Vier weitere Projekte wurden belobigt. Die feierliche Verleihung der Preise fand am 20. November im Rathaus statt.
1. Preis: Sommerblut Kulturfestival e.V.
Projekt "Anderland - Eine Reise ohne Ruder ins Land der Demenz"
Das Sommerblut Kulturfestival setzte in diesem Jahr den programmatischen Schwerpunkt auf das Thema Demenz. Damit brachte es die persönlichen Schicksale und die Begleitumstände der Betroffenen zur Sprache.
Neben verschiedenen Theater- und Tanzaufführungen und einem umfangreichen Rahmenprogramm zum Thema, inszenierte der Förderverein des Festivals zusammen mit der Regisseurin Barbara Wachendorff ein Theaterprojekt mit dem Titel "Anderland - Eine Reise ohne Ruder ins Land der Demenz".
Fünf Menschen mit Demenz sind die Protagonistinnen und Protagonisten auf der Bühne, denn sie sind die Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt. Sie werden von vier professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern sowie einem Musiker begleitet. Im Zentrum des Theaterabends stand die Lebenswelt der Betroffenen, ihre biografische Wirklichkeit, ihr Erleben der Gegenwart und Vergangenheit.
Einerseits sollen fremde und überraschende Seiten der Demenz sichtbar und das Verständnis für dementiell erkrankte Menschen und ihrer Familien gestärkt werden. Andererseits thematisiert das Projekt die mit der Versorgung dementiell erkrankter Menschen verbundenen Fragen sozialer Solidarität.
Der demografische Wandel ist für die westliche Welt eine große Herausforderung: Während ein Teil der älteren Menschen zunehmend gesund und aktiv altert, steigt die Anzahl der hochaltrigen Menschen und der von Demenz Betroffenen kontinuierlich an. Mit dieser Entwicklung sind viele Fragen und Ängste verbunden.
2. Preis: Rollstuhl-Club Köln e.V. und Behinderten-Sportverband NW e.V.
Projekt "Bernd-Best-Turnier"
Zum 15. Mal wird Mitte März 2013 das Bernd-Best-Turnier, das weltgrößte Rollstuhlrugby-Turnier in Köln stattfinden. Dort treffen sich 800 Rugby-Begeisterte aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt in drei Sporthallen im Kölner Osten.
Aktive und ehemalige Rugbyspielerinnen und Rugbyspieler, sowie Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Menschen allen Alters, mit und ohne Behinderungen stellen gemeinsam und ausschließlich ehrenamtlich das Turnier auf die Beine. Für viele Beteiligte ist es die erste Erfahrung, mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten und sie gleichzeitig als selbstbewusste Sportlerinnen und Sportler zu erleben.
Besonders die vielen Nachwuchsteams und Hobbysportlerinnen und Hobbysportler finden auf dem Bernd-Best-Turnier eine angemessene sportliche Herausforderung. Dies gewährleisten die vier verschiedenen Leistungsklassen (Champions-, Professional-, Advanced- und Basic-League). Frauen und Männer spielen gemeinsam.
Die Gewinnung neuer Spielerinnen und Spieler für diesen Sport ist eines der wichtigsten Anliegen der Organisatoren. Auch die Teilnahme von Spielerinnen ist ein Ziel, das im deutschen Rollstuhlrugby konsequent verfolgt wird. Unter den knapp 350 Spielerinnen und Spielern waren beim vergangenen Turnier 31 Frauen. Während die Frauenquote der ausländischen Teams bei ungefähr 5 Prozent liegt, sind die Spielerinnen in den deutschen Teams mit 16 Prozent vertreten.
In den vielen Jahren seines Bestehens ist das Bernd-Best-Turnier in besonderem Maße gewachsen.
3. Preis: DJK Sportverband, LVR Anna-Freud-Schule und Ernst-Simons-Realschule
Projekt "Inklusion durch Sport, gemeinsame Fortbildung von Regel-, Förderschülern und Verband"
Die Grundidee des DJK Sportverbandes ist es, die bereits bewährte Qualifizierung zur Lizenzstufe "Sporthelfer/in" auch für junge Menschen mit Handicap zu öffnen.
Das gelingt seit einigen Jahren sehr gut und läuft erfolgreich an Förderschulen verschiedener Formen und in gemeinnützigen Werkstätten. Eine gemeinsame Qualifizierung von Schülerinnen und Schülern einer Förder- und einer Regelschule mit dem DJK als olympischem Sportverband hat sowohl im Herbst 2011 als auch - aufgrund der Nachfrage - im Frühjahr 2012 stattgefunden.
Die erfolgreiche Durchführung belegt, dass lizenzierte Fortbildungen im Sport inklusiv möglich sind. Sie bringen positive sowie nachhaltige Effekte für den Schulalltag und das Leben darüber hinaus. Eingebunden in die Entwicklung dieses Angebotes sind Lehrkräfte, angehende Sportwissenschaftlerinnen, Sportwissenschaftler und die Schülerinnen und Schüler der beiden beteiligten Schulen.
Die inklusive Ausbildung bietet den Schülerinnen und Schülern auch die Möglichkeit zur Weiterentwicklung in anderen Kompetenzbereichen. So kann man nur gemeinsam Sport treiben, wenn man miteinander spricht. Sich darüber verständigt, was für wen möglich ist. Die Schülerinnen und Schüler müssen kreativ werden und erkennen - auf beiden Seiten -, dass doch wesentlich mehr möglich ist als bisher gedacht. Das gibt Sicherheit bei allen Sportlerinnen und Sportlern. Denn sie erkennen zunehmend, dass es nie "DIE Anderen", "DIE BEHINDERTEN"; "DIE NORMALEN" gibt, sondern das es immer individuelle Menschen sind, auf die man im Leben trifft.
Belobigungen
Folgende Projekte wurden belobigt:
- Museumsführungen mit Videoguides in Gebärdensprache im Rautenstrauch-Joest-Museum
Bewerber: Dr. Gertrud-Best-Stiftung und der Verband zur Förderung der Gehörlosen Köln und Umgebung e. V.
- Mobilitätstraining für Menschen mit Handicap aller Altersgruppen
Bewerber: die Mobilitätsgruppe der KVB und der Gemeinnützigen Werkstätten Köln GmbH (GWK)
- Veedelsentdecker
Bewerber: Veedels-Entdeckerinnen und -Entdecker sowie Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen (KoKoBe Köln)
- TELLERRAND (Bewerber: KölnproViel e.V. und TELLERRAND gGmbH)