Fahrender Wasserbus in Rotterdam. Im Hintergrund sieht man die Stadtkulisse von Rotterdam.© Rebelgroup.com/Irene Pohl

Gemeinsam mit unseren Nachbarstädten Leverkusen und Wesseling haben wir im März 2020 die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein Wasserbussystem auf dem Rhein in Auftrag gegeben. Wir möchten wissen, wie ein regionales, in den ÖPNV integriertes Wasserbussystem aussehen könnte. Die Grundlage hierfür ist ein Beschluss des Rates vom 10. Mai 2016.

Inzwischen haben die beauftragten externen Büros die Machbarkeitsuntersuchung abgeschlossen. Das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen hat die Erstellung der Machbarkeitsuntersuchung über das Programm "progres.nrw" mit einer Kostenübernahme in Höhe von 50 Prozent gefördert.

Welche Ziele hat die Machbarkeitsstudie?

Folgende Aufgabenstellungen lagen der Erstellung der Machbarkeitsstudie zu Grunde:

  • Ermittlung der verkehrlichen Potenziale eines Wasserbussystems
  • Ableitung vielversprechender Linienverbindungen auf Basis der Potenziale
  • Zusammenfügung zu einem integrierten Netz mit den vorhandenen Mobilitätsangeboten des ÖPNV
  • Verknüpfung mit dem Radverkehrsnetz, da auf den Wasserbussen eine Fahrradmitnahme möglich sein soll
  • Sorgfältige Schiffstypenanalyse unter besonderer Berücksichtigung klimaneutraler Antriebstechnologien
  • Verortung sowie erste baulich-technische Prinzipien für barrierefreie Anlegestellen
  • Klärung des relevanten Rechtsrahmens
  • Volkswirtschaftliche Nutzen-Kosten-Bewertung

Im März 2021 haben wir zu den ersten Ergebnissen dieser Aufgbenstellungen einen Zwischenbericht veröffentlicht. Ende April 2021 haben wir diese Ergebnisse in einer regionalen Akteurskonferenz der Politik, der Wirtschaft und verschiedenen Verbänden präsentiert.

Zu welchen Ergebnissen kommt der Zwischenbericht?

Die Ergebnisse des Zwischenberichtes zeigen durchaus verkehrliche Potenziale für ein Wasserbussystem. Die Potenziale liegen insbesondere in den stark verdichteten Bereichen. Zudem kann ein Wasserbussystem ein interessanter Mobilitätsbaustein für aktuelle und zukünftige Stadtentwicklungsprojekte in Rheinnähe sein.

Die beauftragten externen Büros haben verschiedene Linien- und Bedienkonzepte entwickelt. Diese wurden anschließend gegenübergestellt und bewertet. Die am besten bewertete Variante legt ihren Fokus auf die Verbindung der größten potenziellen Nachfrageströme möglichst ohne Zwischenhalt bei gleichzeitiger Reisezeitoptimierung.

In einer ersten Stufe schlagen die externen Büros für den Pilotbetrieb eine Linie vor, die die Stadtteile Niehl, Mülheim und die linksrheinische Innenstadt miteinander verbindet. Die Fahrzeit von Niehl nach Mülheim beträgt voraussichtlich neun Minuten. Die Verbindung Mülheim - linksrheinische Innenstadt könnte sogar in rund vier Minuten zurückgelegt werden. Als Haltezeit an den einzelnen Haltestellen setzen die Büros drei bis fünf Minuten an.

Eine weitere Linie soll die Bezirkszentren von Rodenkirchen und Porz miteinander verbinden. Zwischen diesen Stadtteilen sind die Verkehrsverflechtungen derzeit insbesondere im ÖPNV äußerst gering. Ein Wasserbus könnte dies deutlich ändern. So beträgt die Reisezeit zwischen Rodenkirchen und Porz mit öffentlichen Verkehrsmitteln heute etwa 50 bis 60 Minuten. Ein Wasserbus würde die Reisezeit auf neun Minuten verkürzen.

Zwischenbericht im Ratsinformationssystem

Was sind die wesentlichen Ergebnisse aus der Machbarkeitsuntersuchung?

Im Anschluss an den Zwischenbericht setzten sich die beauftragten Büros intensiv mit technischen Fragen wie beispielsweise möglichen Schiffstypen, der Verortung und baulich-technischen Gestaltung der Anlegestellen sowie der Ermittlung des im Zusammenhang mit der Einführung eines Wasserbussystems relevanten Rechtsrahmens auseinander. 

All diese Arbeitsschritte mündeten in einer eingehenden volkswirtschaftlichen Bewertung eines Wasserbussystems, die sich methodisch an dem Standardverfahren für Planungen im Bereich des ÖPNV orientierte. Hier sind sowohl die mit einem solchen System einhergehenden Nutzen als auch die Kosten mit eingeflossen.

Die beauftragten Büros kommen zu dem Ergebnis, dass ein Wasserbussystem für die Region Leverkusen, Köln und Wesseling gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung besitzt. Die Erkenntnisse lassen sich auf die folgenden Punkte herunterbrechen:

  • Ein Wasserbussystem ist grundsätzlich umsetzbar. Auch wenn es auf dem Weg zur Umsetzung noch zahlreiche Hürden zu nehmen gilt, konnten keine unüberwindlichen Hindernisse identifiziert werden, die eine Einführung kategorisch ausschließen.
  • Ein Wasserbussystem hat positive verkehrliche Auswirkungen. Dies gilt insbesondere für die Rheinabschnitte, die bereits heute oder auch perspektivisch durch die Umsetzung großer Stadtentwicklungsprojekte eine hohe Besiedlungsdichte aufweisen und zugleich attraktive Anknüpfungspunkte an das bestehende ÖPNV-Netz bieten. Je länger hingegen die mit dem Wasserbus zurückzulegenden Distanzen und je dünner die Besiedelung, desto unattraktiver und somit auch unrentabler ist der Wasserbus.
  • Ein Wasserbussystem ergänzt das bestehende Mobilitätsangebot um ein neues Verkehrsmittel. Zugleich bietet es als Teil des ÖPNV dem gesamten Umweltverbund brückenunabhängige Querungsmöglichkeiten über den Rhein, von dem aus für die Verkehrsnetze eine erhebliche Barrierewirkung ausgeht.
  • Ein Wasserbussystem schafft neue Möglichkeiten für den Radverkehr. Durch die Mitnahmemöglichkeit des eigenen Fahrrads ergeben sich neue und attraktive Wegeketten. Unter Einbeziehung der Wasserbusse lassen sich Distanzen mit dem Fahrrad zurücklegen, die heute von vielen Menschen unter Umständen als zu lang empfunden werden.
  • Perspektivisch ist ein klimaneutraler Betrieb des Wasserbussystems möglich. Der Schiffbau befindet sich aufgrund der Herausforderungen des Klimawandels derzeit ebenfalls in einer Transformationsphase. Erste Schiffe mit alternativen Antriebssträngen sind bereits marktreif. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird das Angebot entsprechender Schiffstypen noch deutlich zunehmen.
  • Ein Wasserbussystem ist ein positiver Imagefaktor für die Stadt und die Region und steigert deren Wahrnehmung. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Effekte sollten nicht unterschätzt werden, auch wenn es schwer ist, sie vorauszurechnen.
  • Ein Wasserbussystem kann sich volkswirtschaftlich rechnen. Der volkswirtschaftliche Nutzen wurde nach der Methodik einer vereinfachten Standardisierten Bewertung ermittelt. Ist das Wasserbussystem zunächst auf die nachfragestärksten Relationen beschränkt, ist die Annahme eines insgesamt positiv ausfallenden gesamtwirtschaftlichen Effekts durchaus realistisch.

Welche Empfehlungen gibt die Machbarkeitsuntersuchung?

Die beauftragten externen Büros kommen zu dem Ergebnis, dass es grundsätzlich lohnenswert erscheint, die Einführung eines Wasserbussystems auf dem Rhein weiterzuverfolgen. Jedoch machen sie ebenso deutlich, dass hierfür noch zahlreiche Fragen zu klären und Hürden genommen werden müssen. Für die nächsten Schritte geben sie daher folgende konkrete Empfehlungen ab:

  • Aufbau auf bestehendem Knowhow: Es sollte so viel wie möglich auf bestehendes Knowhow vor Ort zurückgegriffen werden. Zunächst sollte mit marktreifen, erprobten Lösungen gearbeitet werden anstatt neue, noch nicht erprobte Technologien einzuführen.
  • Pilotprojekt in Kerngebiet: Zunächst sollte ein Pilotbetrieb in einem Kerngebiet aufgesetzt und das System stufenweise eingeführt werden. Hierbei ist angeraten, zunächst in einem kleinen Gebiet mit geringen Investitionskosten in Schiffe und Haltepunkte zu starten. Lerneffekte zu Betrieb und Nutzung können beim weiteren Ausbau berücksichtigt werden.
  • Schiffe leihen, leasen oder gebraucht kaufen: Für eine Pilotphase sollte die Option geprüft werden, Schiffe zunächst zu leihen, zu leasen oder gebraucht zu kaufen. So können zu Beginn hohe Investitionskosten vermieden werden.
  • Enge Zusammenarbeit mit bestehenden Schiffsbetrieben: Unabhängig von den drei ersten Empfehlungen ist es für die Einführung des Wasserbussystems in der Region Köln unbedingt notwendig, gemeinsam mit den ortsansässigen Schiffsbetrieben Lösungen im Sinne aller Beteiligten zu erarbeiten.
  • Vertiefende wirtschaftliche Überprüfung: Für eine detaillierte wirtschaftliche Betrachtung des Wasserbussystems ist es sinnvoll, einen Businessplan aufzustellen, in dem die unterschiedlichen Aspekte des Betriebs beleuchtet werden. Dies sind unter anderem Themen wie Schiffstyp/Schiffsantrieb, Anlegekonzept, Tarifkonzept/Preisstruktur und Bau der Infrastruktur.

Wo kann ich mir die Machbarkeitsuntersuchung genauer ansehen?

Wenn Sie sich über die einzelnen Arbeitsschritte und die gewonnenen Erkenntnisse informieren möchten, stehen Ihnen der Endbericht und eine übersichtliche Kurzfassung zum Herunterladen zur Verfügung. 

Kurzfassung Machbarkeitsuntersuchung eines Wasserbussystems auf dem Rhein
PDF, 2026 kb
Endbericht Machbarkeitsuntersuchung eines Wasserbussystems auf dem Rhein
PDF, 36896 kb

Wie geht es weiter?

Der Verkehrsausschuss  hat die Ergebnisse in seiner Sitzung am 15. Februar 2022 begrüßt. Wir sind nun damit beauftragt, die ergänzenden Untersuchungen und Vorarbeiten für den Aufbau eines Wasserbussystems zu veranlassen. Derzeit sind wir dabei, ein mit den relevanten Akteuren abgestimmtes Arbeitsprogramm zu erstellen und dem Verkehrsausschuss zur Beschlussfassung vorzulegen.

Abschluss der Machbarkeitsuntersuchung für ein regionales Wasserbussystem auf dem Rhein

Animationsfilm "Neue Wege über den Rhein"

In einem Animationsfilm stellen wir Ihnen anschaulich das Projekt "Wasserbus" vor. Nehmen Sie teil an unserer Reise über den Rhein.

Haben Sie Fragen?

Wenn Sie uns zum Wasserbussystem Fragen stellen oder Anregungen geben möchten, nutzen Sie bitte unser Kontaktformular.

Kontaktformular Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung