LiK im Fokus: Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"

Szenische Lesung anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Erstveröffentlichung

Vor dem Arbeitszimmer von Heinrich Böll wird der Schauspieler Axel Gottschick Passagen aus der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" vortragen. Eingeleitet wird die Lesung von Dr. Gabriel Ewenz, Leiterin des Heinrich-Böll-Archivs und Markus Schäfer, Heinrich Böll Stiftung Berlin.

Parallel dazu zeigt das Heinrich-Böll-Archiv ab Mai 2024 eine kleine Ausstellung, die Einblick in den Entstehungsprozess der Erzählung ermöglicht und auf Volker Schlöndorffs Film-Adaption des Stoffes, die mittlerweile Teil des kollektiven Gedächtnisses ist, verweist.

Von Februar bis April 1974 schrieb Heinrich Böll in seinem Haus in Langenbroich "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Die junge Katharina Blum lernt auf einer Party Ludwig Götten kennen und verliebt sich ihn. Dass der Mann von der Polizei gesucht wird, weiß sie nicht. Nach einer gemeinsamen Nacht in Blums Wohnung, findet am nächsten Morgen eine Hausdurchsuchung dort statt. Blum wird verhaftet, verhört und von der Boulevardpresse gedemütigt. Die Erzählung ist zunächst angelegt wie ein Tatsachenbericht, die nüchtern die Handlung aufzeigt und demonstriert, wie Sprache manipuliert werden kann – und wie sie selbst manipuliert.

Am 29. Juli 1974 erschien diese Erzählung als Fortsetzung im Zeitschriftenmagazin Spiegel. Es war der erste belletristische Text, der vom Spiegel veröffentlicht wurde und nicht nur deshalb Teil bundesdeutscher Geschichte ist. Sie ist es auch, weil sie eng mit den zeitgeschichtlichen Geschehnissen der 1970er Jahre verwoben ist. Die Erzählung spielt in den 1970er Jahren, also in der vor-digitalen Welt. Dennoch hat die Geschichte um Missbrauch von Sprache und die Verleumdung von einzelnen Individuen in dem medialen Universum immer noch eine unbehagliche Gegenwärtigkeit.