Lage und Geschichte

Im linksrheinischen Norden von Köln sind von Merkenich bis Worringen nahezu die gesamten Rheinauen als Naturschutzgebiete (NSG) festgesetzt - ausgenommen ist der Bereich der Rheinfähre in Langel sowie der nördliche Abschnitt ab Worringer Hafen bis zur Stadtgrenze. Das Gebiet umfasst einschließlich des Kölner Rheinbettes insgesamt circa 460 Hektar. Das NSG Rheinaue Worringen-Langel (N4) umfasst dabei 204 Hektar. Der Bereich ist seit 1991 durch unseren Landschaftsplan als Naturschutzgebiet geschützt.    

Auf der Höhe von Worringen wurde zudem auf der Grundlage der europäischen Fauna-Flora-Habitat Richtlinie das FFH-Gebiet "Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef" ausgewiesen.  

Sowohl die europarechtlichen als auch die landesweiten Schutzziele sind in naturschutzfachlichen Konzepten und Plänen abgestimmt und festgesetzt:

  • Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR  / Biotopverbund am Rhein)         
  • Umsetzungsfahrplan (UFP) Hauptlauf Rhein
  • FFH-Gebiet "Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef"

Weiterhin sind im Regionalplan Köln Sand- und Kiesbänke, Röhrichte mit Kopfbaumreihen, typische Rheinwiesen, Reste von Weich- und Hartholzaue mit Hochstaudenfluren sowie für Worringen-Langel typische Strukturen und Lebensstätten für Flora und Fauna der Weich- und Hartholzauenbereiche, Rheinwiesen und Ufersäume festgeschrieben.

Gebietsbeschreibung

Die Rheinaue zwischen Merkenich bis Worringen bildet einen der letzten großen zusammenhängenden naturnahen Rheinuferbereiche im Stadtgebiet von Köln. Die landseitige Grenze bildet der Hochwasserschutzdamm. Die Aue umfasst als typische Elemente ausgedehnte Grünlandflächen, die durch Weich- und Hartholzauenwälder sowie Tümpel und Altwässer angereichert werden.

Das Naturschutzgebiet N4 erstreckt sich circa 3,8 Kilometer entlang des Rheins und besteht aus bewaldeten Bereichen, Extensivgrünland sowie aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. Im Norden des Gebiets ist ein Altarm des Rheins als tiefe Rinne noch deutlich ausgeprägt. Er wurde 2010 vertieft und renaturiert und an eine Kette kleiner Stillgewässer mit Schilf- und Röhrichten angeschlossen. Von besonderem Wert sind die in Teilbereichen noch weitgehend naturnah ausgebildeten Rheinufer-Saumbereiche, die zum Teil an wertvolle Wiesen und Weiden anschließen.

Tier- und Pflanzenwelt der linksrheinischen Rheinauen

Wesentliche Ziele der Schutzgebietsausweisung sind die Erhaltung und die Wiederherstellung von Lebensstätten der auetypischen Tier- und Pflanzenwelt insbesondere der Weich- und Hartholzauenbereiche, der Rheinwiesen, der Tümpel und Altwässer. Durch den Rhein als Vogelzuglinie stellen die Gebiete wichtige "Trittsteine" dar und sind vor allem für Wat- und Wasservögel von besonderem Wert. So nutzen Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Bachstelze oder Sumpfrohrsänger diese Bereiche als Brut-, Rast- und Überwinterungslebensräume. Aufgrund ihrer Großflächigkeit und Strukturvielfalt sind sie auch für den Biotopverbund, als Rückzugsraum und als Ausbreitungsweg von großer Bedeutung für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten.  

Mit den Auwaldresten weist das Rheinvorland zudem Biotoptypen auf, die landesweit gefährdet sind.  

In den linksrheinischen Naturschutzgebieten der Rheinauen wurde in den letzten Jahren ein Monitoring vorgenommen. Dabei konnten circa 130 Vogelarten sowie viele Libellen-, Schmetterlings-, Heuschrecken-, Fledermaus- und Amphibienarten erfasst werden. 

Leitarten

Als Leitarten wurden für das Gebiet 18 Vogelarten gewählt. Davon werden im Folgenden der Schwarzmilan und der Pirol exemplarisch vorgestellt.  

Schwarzmilan (Milvus migrans)

Der Schwarzmilan gilt weltweit als der häufigste Greifvogel, ist jedoch in diesen Breiten eher selten zu sehen. Er weist eine Flügelspannweite von bis zu 1,5 Meter auf und bevorzugt gewässer- und strukturreiche Lebensräume – er wird deshalb auch "Wassermilan" genannt. Somit zählen Weich- und Hartholzauen zu seinen bevorzugten Nistplätzen. Sein Speiseplan ist sehr abwechslungsreich und reicht von Insekten, Schnecken und Würmern über lebende Säugetiere und Fische bis zu Aas oder Abfall. Auch pflanzliche Kost wird nicht verachtet.  

Pirol (Oriolus oriolus)

Der Pirol liebt lichte Auwälder, Ufergehölze, Pappelbestände, Bruchwälder und feuchte Feldgehölze. Bevorzugte Nistbäume sind Pappeln (Populus spec.) gefolgt von Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und Stieleichen (Quercus robur). Sein Nahrungsspektrum reicht von Insekten (Raupen und Schmetterlinge) bis hin zu Früchten wie Beeren oder Kirschen.

Maßnahmen

Die Umsetzung von Maßnahmen aus dem ersten Pflege- und Entwicklungsplan (2000) erfolgte überwiegend auf städtischen Flächen sowie Flächen der Konzerngesellschaften der Stadtwerke Köln GmbH durch landschaftsrechtliche Kompensationsmaßnahmen und im Rahmen von Planfeststellungsverfahren für Leitungstrassen oder anderen Infrastrukturprojekte. So wurden in diesem Rahmen Projekte umgesetzt wie zum Beispiel die Anlage einer Flutrinne bei Worringen, die Pflanzung von Kleingehölzen und Obstwiesen sowie die Aufforstung von Auwald.

 

Die aktuelle Version von 2014 des Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) trifft zusammengefasst folgende zusätzliche Aussagen:   

  • Auengehölze und eine dynamische Uferentwicklungen sollen gefördert werden,         
  • dem starken Rückgang von magerem Extensivgrünland soll entgegengewirkt werden (dies dient auch dem Erhalt von gefährdeten Wiesenvogelarten),      
  • der starke Besucherdruck stellt nachweislich ein großes Problem vor allem für bodenbrütende Vogelarten dar. Vor diesem Hintergrund wurde die Wegeführung verändert und ein spezielles Beweidungskonzeptes erarbeitet.  

Besucherinformation

An Parkplätzen und an stärker frequentierten Zugangspunkten sollen Informationstafeln zum Gebiet und zum Wegekonzept aufgestellt werden.  

Wegekonzept

Das Rheinvorland zwischen Worringen und Merkenich dient traditionell in erheblichem Maße der Naherholung. Bereits im PEPL 2000 wurde versucht, sowohl dem Naturschutz als auch den Freizeitaktivitäten gerecht zu werden und eine nachhaltige Balancierung beider Ansprüche zu erreichen. Ufernahe und uferferne Wegeführungen sollen sich abwechseln. Sensible Bereiche werden hiervon ausgenommen und sollen nicht erschlossen werden. Schutzwürdige und stark gestörte Bereiche sind konsequent aus der Erschließung zu nehmen. Hierzu gehört auch die Umwandlung der zu schützenden großen Wiesenschläge in eingezäunte Weidekoppeln. Das Reiten im Naturschutzgebiet N4 ist nicht gestattet, somit existieren auch keine Reitwegeverbindungen.  

Erhaltung und Entwicklung von Auenwald

Naturnahe Wälder der Hart- und Weichholzaue bilden einen der Hauptzielbiotope für die Entwicklung des Naturschutzgebietes. Ihr Bestand ist im Vergleich zur Zielsetzung noch sehr gering, so dass der Weichholzauenwald vor allem durch Flächenerweiterung und der Hartholzauenwald vorrangig durch Umbau naturfremder Forste zu fördern ist.

 

Beweidungskonzept

Im Naturschutzgebiet Worringen-Langel werden circa 31 Hektar Fläche am Rheinufer zur Landschaftspflege beweidet. Mit dem Beweidungskonzept, eine Ausgleichsmaßnahme vom Landesbetrieb Straßen NRW für die Leverkusener Brücke, soll das Naturschutzgebiet, das zahlreiche geschützte Biotope mit streng geschützten Arten der Flora und Fauna aufweist, nachhaltig gesichert werden. Zu schützen ist neben dem FFH-Lebensraumtyp Glatthaferwiese, die vorkommenden Leitart Wiesenpieper.

 

© Anja Esser Landesbetrieb Straßen NRW

Darüber hinaus verweilen Zugvögel als Rast- und Nahrungsgäste am Rheinufer. Die Wahl der Ausgleichsfläche begründet sich im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL), welcher die Fläche als "Extensive Saisonbeweidung mit Großvieh" aufführt.

Der PEPL stellt neben den Monitoringberichten der NABU Naturschutzstation Köln-Leverkusen heraus, dass die Flächen auf Grund des hohen Besucherdrucks und den damit verbundenen Konflikten zwischen Natur und Mensch, einen starken Artenrückgang aufweist.

Mit dem Beweidungskonzept soll diesem Rückgang entgegengewirkt werden. Seit 2019 wird die Fläche mit einer alten Haustierrasse, dem Glanrind, beweidet.

Das müssen Erholungssuchende beachten

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.  

Unterstützen Sie bitte die Erhaltung der Natur in Köln indem Sie:           

  • auf den zugelassenen Wegen bleiben,           
  • Hunde auf den zugelassenen Wegen an der Leine führen,            
  • nicht innerhalb des Naturschutzgebietes reiten,      
  • Lärm vermeiden,          
  • keinen Müll hinterlassen.          

Des Weiteren sind auch Grillen, Zelten, Lagern und das Betreiben von Modellflugzeugen, -booten oder -autos verboten.  

Darüber hinaus ist im Naturschutzgebiet Rheinaue Worringen-Langel verboten:             

  • zu Angeln         
  • das Füttern von Wasservögeln. 

Aufgrund der landschaftlichen Attraktivität des Gebietes und der guten Erreichbarkeit insbesondere wegen der stellenweise angrenzenden Ortslagen wird die Rheinaue in hohem Maße zur Naherholung genutzt. Durch Vermeidung illegaler Tätigkeiten sollen Lebensgemeinschaften umfassend vor Störungen bewahrt werden, denn besonders seltene Arten können aufgrund ihrer sehr spezifischen Lebensraumansprüche in der Regel nicht in die umgebende Landschaft ausweichen. Genießen Sie deshalb die stille Erholung und erfreuen Sie sich an der Vielfalt des Naturschutzgebietes.