Naturnahes Schulgelände – ein Gewinn für alle
Die meisten Kinder und Jugendlichen verbringen einen Großteil der Zeit an der Schule. Daher ist es wichtig, diesen Raum als Wohlfühlort zu gestalten. Die Natur ist einen wesentlicher Faktor zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, aber im Umfeld einer Großstadt fehlen Naturerfahrungsmöglichkeiten meist. Daher ist es von besonderer Bedeutung, im Schulumfeld naturnahe Bereiche zu schaffen und in den Bildungs- und Erlebnisalltag der Kinder zu integrieren.
Durch die naturnahe Gestaltung des Außengeländes können wesentliche Erfolge erzielt werden. Neben der Funktion als Abenteuerspielplatz und lebendiger Lernraum für die Schüler*innen trägt ein solches Schulgelände auch zur biologischen Vielfalt und Anpassung an den Klimawandel bei.
Was ist ein naturnahes Schulgelände?
Ein naturnahes Schulgelände ist ein möglichst strukturreich gestalteter Ort, an dem Kinder die Natur im Schulalltag direkt erleben können. Mit Hilfe einer möglichst geringen Versiegelung, kindgerechten Bodenmodulationen und einer Gestaltung mit verschiedenen Elementen. Zum Beispiel Wildblumenwiesen, heimischen Sträucher, Bäume aber auch kleine Wasserstellen und wilde Ecken, so wird das Schulgelände zu einem vielgestaltigen Erlebnis- und Lernbereich für die Schulgemeinschaft.
Warum ist ein naturnahes Schulgelände wichtig?
Ein naturnahes Schulgelände wirkt sich vielfach positiv aus. Neben den Möglichkeiten Naturerfahrungen zu sammeln trägt es auch zu einer positiven Gesamtentwicklung von Kindern und Jugendlichen bei.
Durch abwechslungsreiche Kletter- und Spielmöglichkeiten aber auch Ruhezonen, Bereichen zum Staunen und Forschen sowie zum selber ausprobieren wird die Kreativität angeregt, die motorische und kognitive Entwicklung sowie die Wertschätzung für Natur gefördert. Das gemeinsame Erleben stärkt den Zusammenhalt und das soziale Miteinander der Schulgemeinschaft.
Darüber hinaus lassen sich Lerninhalte über das direkte Erleben und Erforschen praxisnah und anschaulich vermitteln. Die naturnahe Lernumgebung fördert gemeinsame Aktivitäten und wirkt sich positiv auf den Selbstwert, die Integration und die Sprachentwicklung der einzelnen Schüler*innen aus.
Aber auch für die Artenvielfalt und die Anpassung an den Klimawandel erfüllt ein naturnahes Schulgelände wichtige Funktionen. So schafft es Lebensraum für zahlreiche heimische Tier- und Pflanzenarten und trägt über Abkühlungseffekte zu einem angenehmeren Klima vor Ort bei. Dies ermöglich insbesondere in den heißen Sommermonaten ein entspannteres Lernen.
Ein naturnahes Schulgelände ist daher ein großer Gewinn für die Kinder, die Schulgemeinschaft und die Umwelt.
Naturnahes Schulgelände - wie kann es gelingen?
Um ein Schulgelände fit für die Zukunft zu machen, muss man umdenken. Im Grundsatz sollte so wenig Fläche wie möglich versiegelt werden, wobei diese aber möglichst vielseitig zu modulieren ist. Bei der Bepflanzung sind heimische, ökologisch möglichst hochwertige Arten zu bevorzugen.
Mit einer an die Verhältnisse vor Ort angepassten Kombination aus den folgenden Modulen lässt sich erfahrungsgemäß eine gute Wirkung erzielen.
Hauptmodule
Hauptmodule für das naturnahe Schulgelände | |
|---|---|
| Schulgarten | Anlage einer Fläche für den praxisorientierten, fächerübgreifenden Unterricht und die Ernährungsbildung. Größe etwa 400 Quadratmeter |
| Erlebnisbereich | Ein modulierter und begrünter Bereich, der als Lebensraum für verschiedene Arten sowie als vielseitiger Spielbereich zur Förderung der motrischen Entwicklung von Kinder dient. |
| Heimische Gehölze | Für die Randbereiche eignen sich heimische Gehölze. Sie bieten Nahrung und Schutz für Tiere und können zugleich von Schüler*innen als Versteck- und Rückzugsmöglichkeit genutzt werden. |
| Wildnisbereiche | Sie dienen als Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten und als Beobachtungs- und Erlebnisbereich für Schüler*innen. |
| Blühwiesen und Staudenbeete | Diese Bereiche fördern Insekten, wie beispielsweise Wildbienen und Schmetterlinge. Geeignet für den praxisorientierten Unterricht mit Naturerfahrungen. |
| Feuchtbiotope | Anlage von temporären wasserführende Gräben und Kleingewässern. Fördert die Ansiedlung von wasserbewohnenden Arten. Diese Bereiche bieten Abkühlungseffekte und können von den Schüler*innen als Beobachtungsraum genutzt werden. |
| Natursteinmauern | Sie bieten Verstecke für verschiedene Tierarten. Mauern können als Beobachtungsraum und zugleich als Sitzplatz verwendet werden. |
| Heimische, schattenspende Bäume | Sie bieten Nistmöglichkeiten, Schatten und das Erleben der Jahreszeiten. (Keine Pyramidenform) |
| Dach- und Fassadenbegrünung | Beide Maßnahmen an Gebäuden fördern die Biodiversität und erzielen Abkühlungseffekte. |
Zusatzmodule
Zusatzmodule für das naturnahe Schulgelände | |
| Zaunbegrünung | Der Bewuchs fördert die Biodiversität und bietet Abkühlungseffekte. |
|---|---|
| Totholz, Steinhaufen | Lebensraum für heimische Arten. Möglichkeit zur Beobachtung für Schüler*innen. |
| Sitzgelegenheit aus Naturmaterialien | Begrünte Ecke mit Holz, Steinen zum Sitzen. Ein Rückzugsraum auf dem Schulgelände für Kinder und Jugendliche. |
| Grünes Klassenzimmer | Beschattung durch Vegetation. Es kann Unterricht im Freien praktiziert werden, das Grün bietet im Sommer den Sonnenschutz. |
| Sammlung von Regenwasser | Gießwasser für den Schulgarten, schont den Ressourcenverbrauch von Trinkwasser. |
| Baumstämme | Als Kletter-, Sitz- und Balancierbereich. Förderung der motorischen Entwicklung von Kindern und zugleich vielseitiger Spielbereich. |
| Sand- und Matschbereich | Zur motorischen Entwicklungsförderung von Kindern. |
| Lehrpfade | Ermöglicht das Begreifen ökologischer Zusammenhänge. |
Partizipation und Beteiligung
Um die Akzeptanz an der Schule zu fördern ist es wichtig, die geplante Gestaltung des Außengeländes möglichst in einem partizipativen Prozess mit allen Beteiligten zu entwickeln und umzusetzen. Neben der Schulleitung und der Lehrer- und Schülerschaft sollten dabei insbesondere auch Hausmeister*innen und Eltern beteiligt werden.
Die Umsetzung erfolgt beispielsweise unter der Leitung eines geeigneten Landschaftsplanungsbüros.
Nicht vergessen – die Beteiligung der Verwaltung
Da es immer eine Reihe von Auflagen zu beachten gibt, ist es wichtig, die zuständigen Ämter unserer Stadtverwaltung rechtzeitig in den Planungsprozess einzubinden. Neben dem Schulentwicklungsamt sind hier die Gebäudewirtschaft, das Amt für Landschaftspflege und Grün sowie die Unfallkasse maßgeblich.
Das Leuchtturmprojekt Riphahnstraße – eine Grundschule in Köln-Seeberg zeigt wie es geht
Köln Seeberg gehört zu den sozial besonders benachteiligten Stadtvierteln in Köln. Geprägt von niedrigen Einkommen und hohem Migrationshintergrund fehlt es an Grünräumen in direkter Reichweite und der erforderlichen Mobilität, um Naturflächen im weiteren Umfeld zu erreichen. Um den Kindern eine spannendes Lern- und Spielumfeld zu schaffen, wurde das Schulgelände in Teilen naturnah gestaltet. Neben einem Schulgarten und einem Naturerlebnisbereich gibt es ein grünes Klassenzimmer, naturnahe Wiesenbereiche, Gehölzbereiche zum Verstecken und Spielen, Nisthilfen für Insekten, Vögel und Gartenschläfer, eine externe Obstwiese, sowie einen Naschbereich aus Beerensträuchern und einige Hochbeete.
Zur Stärkung des Konzeptes wurde das Draußenlernen zusätzlich in das Schulcurriculum integriert und das gesamte Lehrkräfteteam über regelmäßige interne Fortbildungen motiviert, die Grünstrukturen fächerübergreifend zu nutzen. Unterstützt wird das Projekt durch einen externen Gärtnermeister und eine Umweltpädagogin.
YouTube Film zum Schulprojekt
Das inzwischen über mehrere Jahre laufende Projekt an der Gemeinschaftsgrundschule Riphahnstraße zeigt tolle Erfolge. Neben dem Abbau von Ängsten gegenüber der Natur und dem Verständnis von ökologischen Zusammenhängen konnte auch das Sozialverhalten der Schüler*innen wesentlich gestärkt und Fortschritte in der Ernährungsbildung erzielt werden.
Ein Filmteam hat das Projekt begleitet und den Film "Zukunftfähiges Lernen in und mit der Natur - die Grundschule Riphahnstraße zeigt wie es geht" erstellt.
Hier geht es zur Kurzversion des Films:
Auf der Website der Gemeinschaftsgrundschule Riphanstraße ist der Film in der Langversion eingestellt.
Kontakt
Umwelt- und Verbraucherschutzamt
Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln
Für weitere Informationen oder bei Fragen senden Sie uns gerne eine E-Mail.