Vom Ackerland zum Industriestandort

Der Stadtteil Ehrenfeld hat sich in den letzten 200 Jahren mehrmals fundamental gewandelt: Von nahezu unbebautem Ackerland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Industrie- und Arbeiterstadt im Kölner Westen hin zum Wohnviertel mit künstlerischem und multikulturellem Flair. Die Skyline wird geprägt vom Heliosturm und dem Herkules-Wohnturm, der sich 31-geschossig im Osten auf altem Ehrenfelder Boden in den Himmel reckt.

Das Gebiet der "Kappesboore" wird 1879 eigenständige Stadt

© Stadtkonservator/in, Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege

1845 wurde der Anstoß zur Gründung von Ehrenfeld gegeben. Ausgehend von sozialen Grundgedanken wurden preiswerte Wohnungen für Arbeiterinnen und Arbeiter geschaffen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Ehrenfeld zur Bürgermeisterei Müngersdorf im Landkreis Köln. 1867 wurde Ehrenfeld selbständige Gemeinde, 1879 folgte das Stadtrecht.

1863 war das "Marktkapellchen" entstanden. Zehn Jahre später feierte man den ersten Gottesdienst in Sankt Joseph. Öffentliche Einrichtungen wie Post und Bahnstation hielten mit der Entwicklung Schritt.

Im 19. Jahrhundert wuchs an der Westperipherie Kölns eine neue moderne Stadt über die historischen Hofgiebel hinaus. Dem Vordringen Kölns vor die Tore der Stadt, der Bau- und Industrie-Expansion ins "Ziegelfeld", verdankt Ehrenfeld seine Entstehung.

Spuren von einer Besiedlung des Geländes sind aber bedeutend älter: Bereits in der Antike siedelten hier Menschen, wie der archäologische Fund einer römischen Landvilla bei Sankt Mechtern beweist. 1840 lebten hier 32 Personen in drei Häusergruppen. Ehrenfeld war urkölsches Land der "Kappesboore" (Kohlbauern). Deren Höfe befanden sich im Besitz Kölner Klöster.

Wachstum bis 1945

Durch Fleiß und Bürgersinn konnte 1880 ein Rathaus an der Venloer Straße erbaut werden, das als architektonisch bedeutendes Profanwerk der Neugotik in Kölns Vororten galt.

Acht Jahre später wurde Ehrenfeld nach Köln eingemeindet. Auch die kommenden Jahrzehnte wuchs der junge Stadtteil weiter. 

Die Basis hierfür schufen zahlreiche Betriebe aus den Bereichen Metallverarbeitung (Waggonfabrik Herbrand, Automobilbau Horch), Chemie (Herbol Farben) und Elektrotechnik (Helios) sowie Kosmetik (Ferdinand Mülhens, der Produzent von 4711, Echt Kölnisch Wasser).

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

© Stadtkonservator/in, Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege

Der Zweite Weltkrieg setzte dem jäh ein Ende. Die leidvolle Kriegsepoche wurde mit dem Einrücken der amerikanischen Soldaten auf der Venloer Straße am 6. März 1945 beendet. So wie die Innenstadt Kölns waren auch große Teile des industriell geprägten Ehrenfelds ein Trümmerhaufen. Ehrenfeld musste 55 alliierte Luftangriffe überstehen.

Doch die Bürgerschaft legte Hand an: Ein lebenskräftiges Viertel entstand von Neuem. Die Baulücken wurden durch Wohnhäuser geschlossen. Meist kleinere und mittlere Unternehmen aus dem Werkzeugbau, dem Maschinenbau und der Lebensmittelindustrie siedelten sich in dem dicht bewohnten Ehrenfeld neu an. 1957 wurde Deutschlands erster Supermarkt in den ehemaligen Helios-Produktionshallen eröffnet. Auch Gastarbeiter aus der Türkei und anderen südeuropäischen Ländern kamen ab den späten 1960er Jahren und gründeten eigene Geschäfte und Teestuben.

Seit den 1970er Jahren schlossen jedoch viele Unternehmen ihre Pforten, was für Ehrenfeld einen Strukturwandel bedeutete. In den 1990er Jahre entdeckten Künstlerinnen und Künstler die brach liegenden Industriebauten und richteten ihre Ateliers und Werkstätten ein. Eine lebendige Kultur-Szene entstand.

Akzente im Stadtteil

Altes Gaswerk, Barthonia Forum, Hochbunker Ehrenfeld, Heliosturm, Neptunbad, Sankt Joseph und Zentralmoschee