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Holger Nikelis bei der Preisverleihung

Zum zweiten Mal gaben viele engagierte Gruppen, wie Selbsthilfegruppen, Elterninitiativen, Kölner Schulen, Sport - und andere Vereine sowie Einrichtungen der Behindertenverbände Bewerbungen für den Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik ab. Insgesamt wurden 30 Projekte vorgestellt.

Die Jury - bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von Verwaltung, Rat, der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik sowie dem Kölner Spitzensportler Holger Nikelis als Person des öffentlichen Lebens - hat aus diesen Projekten die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Insgesamt wurde Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro vergeben. Dabei gibt es für den ersten Platz 2.500 Euro, für den zweiten Platz 1.500 Euro und für den dritten Platz 1.000 Euro. Darüber hinaus erhalten sechs weitere Projekte eine Belobigung.

Die Entscheidung wurde am 18. Oktober 2009 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Jurymitglieder Marlis Bredehorst als Fachdezernentin, das Ratsmitglied Walter Kluth, der Vertreter der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik Bodo Neumann und die Behindertenbeauftragte Marita Reinecke.

Die feierliche Verleihung des Preises durch Herrn Oberbürgermeister Fitz Schramma fand am 6. Oktober im Rathaus statt.

Bei der Auswahl der Projekte war der Jury wichtig, dass die Kriterien des KIB eingehalten wurden:

  • Menschen mit Behinderung sind als Experten in eigener Sache am Projekt beteiligt.
  • Das Projekt fördert und verbessert die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Köln.
  • Der Erfolg der Arbeit ist bereits in der Praxis sichtbar.
  • Die Auswirkungen des Projekts sind über einen längeren Zeitraum spürbar.

Alle Siegerprojekte haben darüber hinaus dadurch überzeugt, dass sie die Öffentlichkeit gezielt mit dem Thema Behinderung konfrontieren und zum Nachdenken, aber auch Nachahmen auffordern.

1. Preis: Filmschule "Pegasus Film & TV" des Bürgerzentrums Chorweiler mit dem Projekt: "Living in a world of Diversity“

Im Zentrum von Chorweiler betreibt das Bürgerzentrum Chorweiler seit 27 Jahren eine große offene Kinder- und Jugendeinrichtung. Ein wichtiger Teil ist schon seit vielen Jahren eine intensive medienpädagogische Jugendarbeit, aus der sich 2006 die Filmschule "Pegasus Film & TV" entwickelte.

Acht Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren, Gründungsmitglieder der Filmgruppe "Pegasus Film & TV" im Bürgerzentrum Chorweiler haben sich zusammengefunden, weil sie eins verbindet: das große Interesse an Film und Fernsehen. Da die Gruppe selber aus "Vielfalt"- also Menschen mit und ohne Behinderung - besteht, möchte sie über das Thema Behinderung so viel wie möglich miterleben, erfahren, teilhaben und darüber berichten. Sie möchten herausfinden, wie die Gesellschaft über das Thema Behinderung denkt und damit umgeht. Ihr Motto:

Egal ob schwarz oder weiß, türkisch oder deutsch, Mars oder Erde, behindert oder nicht behindert.

Die Ergebnisse werden filmisch festgehalten, um sie der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Gruppe möchte, dass viele Menschen über das Thema Behinderung nachdenken und Barrieren im Kopf abbauen. Der erste Film wurde gerade fertig gestellt.

Die Jury ist von dem Projekt begeistert, weil Jugendliche sich intensiv und offensiv mit dem Thema Behinderung beschäftigen, auch ihr eigenes Verhalten hinterfragen und über ihre Filme versuchen, anderen Jugendlichen und Erwachsenen Denkanstösse zu geben.

Informationen zur Filmschule "Pegasus Film & TV"

2. Preis: doMS e.V. mit dem Projekt: Ledo-Mehrgenerationenhaus

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Die Kölner Selbsthilfegruppe doMS e.V. hat zusammen mit dem Verein Lebensbogen und in Kooperation mit der GAG-Wohnungsbaugesellschaft Köln das erste Wohnprojekt von MS-Betroffenen für MS-Betroffene initiiert und auf den Weg gebracht. Laut doMS e.V. ist das Haus

barrierefrei vom Keller bis in die Köpfe, für Jung und Alt, mit und ohne Handicap.

Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Sie ist unheilbar und führt zu unterschiedlichen zum Teil schweren Körperbehinderungen. Die Versorgung mit bezahlbarem barrierefreiem Wohnraum für Menschen mit Handicap in Köln ist mangelhaft.

Im Mehrgenerationenhaus wird jetzt schon das gelebt, zu dem sich Köln in seiner Behindertenpolitik verpflichtet hat: Wohnen und leben in selbstbestimmter Teilhabe und Menschenwürde für Menschen mit Handicap. Hier wird Inklusion in verlässlicher Nachbarschaft gelebt. Mehr als 90 Bewohnerinnen und Bewohner, davon ein Drittel mit Handicap, wohnen unter einem Dach. Rollstuhl und Rollator gehören hier genauso zur Normalität wie der Kinderwagen.

doMS will sich dafür einsetzen, dass dies kein Einzelprojekt bleibt.

Informationen zu Ledo Mehrgenerationenhaus

3. Preis: Sozial-Betriebe-Köln (SBK) gGmbH mit dem Projekt: 1. integrativer Fan-Club des 1. FC Köln „iFC Grenzenlos“

Am 14. Oktober 2008 fand im städtischen Behindertenzentrum Dr. Dormagen Guffanti die festliche Gründung des ersten integrativen Fanclubs des 1. FC Köln statt. Er erhielt den Namen iFC Grenzenlos. Der meistersehnte Gast der Gründungsfeier war FC-Trainer Christoph Daum.

Der iFC Grenzenlos ist ein besonderer Fanclub. Er bietet den Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, gemeinsam den 1.FC Köln auf dem Weg der sportlichen Herausforderungen zu begleiten. Da die Ausgrenzung von behinderten Menschen noch immer die Norm ist, strebt der Fan-Club eine gesellschaftliche Situation an, in der es selbstverständlich und alltäglich ist, mit Menschen in all ihren Verschiedenheiten und Behinderungen zu leben und sie in ihrem "Anders sein" zu akzeptieren. Mit dem Fanclub zusammen kann man Heimspiele im Stadion erleben, in der Gemeinschaft Live-Übertragungen verfolgen, Feste feiern, zum Training fahren, sich sportlich, fachlich und persönlich austauschen, Freundschaften knüpfen und viel mehr. Der Club hat eine eigene, barrierefreie Internet-Homepage.

Informationen zum ifc-grenzenlos

Belobigungen

Folgende Projekte werden belobigt:

  • Projekt Integratives Rollstuhlfahrerboxen des Maylifeboxclub
Informationen zu Maylife-Boxclub
  • Projekt LEA-Leseclub (Lesen Einmal Anders) des Lea-Leseclub Köln
    • Projekt Niri News des Nephrokids e.V.
Informationen zu Nephrokids
  • Projekt "Unterstützung durch Beratung - Eine Schule für Alle" von Mittendrin e. V.
Informationen zu Eine-Schule-für-alle
  • Projekt "Unterstützte Kommunikation - Co-Trainer" von ISAAC, Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e. V. mit den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) GmbH 
Informationen zu isaac-online
Informationen zur GWK
  • Projekt "Veranstaltung VersteckDichNicht" von VersteckDichNicht e. V.
Informationen zu VersteckDichNicht