Die beiden Atelier Galata-Stipendien der Stadt Köln werden 2020 an eine Bildende Künstlerin und einen Bildenden Künstler vergeben, da Bewerbungen von Autorinnen und Autoren für 2020 nicht vorlagen.

Die Stipendiatin und der Stipendiat 2020

Deren Ercenk

© Şirin Şimşek

Die zuständige Jury wählte die Künstlerin Deren Ercenk und den Künstler Viktor Brim für das Stipendienprogramm 2020 aus.

Zum Werdegang und der Juryentscheidung für Deren Ercenk schreibt Roya Noorinezhad, die Vorjahresstipendiatin und Mitglied der Jury:

Frau Deren Ercenk hat 2012 bis 2018 an der Kunsthochschule für Medien Köln studiert. 2014 war sie DAAD-Stipendiatin an der Universidad Nacional de Bogotá. Der Episodenfilm "Berzah" ist ihr Diplomfilm an der Kunsthochschule für Medien.
Zurzeit arbeitet sie an ihrem Debütfilm. Sehnsucht und Befremdheit, Faszination und Irritation über das "Türkisch Sein" sind Inhalte, die immer wieder in ihren Arbeiten auftauchen. Pendelnd zwischen der Bildenden Kunst und dem narrativen Autorenfilm, sucht sie nach Möglichkeiten, die Themen, die sie beschäftigen, durch Assoziationen, Erinnerungen und Eindrücke zu Erzählungen zu verarbeiten.

In der Rauminstallation "Have a seat. Let’s talk" hat sie sich ausgehend von den Ereignissen am Gezi Park 2013 situativ und abstrahierend mit Macht und Ohnmacht sowie mit den Mechanismen von politischen Versammlungen auseinandergesetzt. In "Berzah", ihrer aktuellen Arbeit, setzt sie sich ebenfalls mit dem Begriff Ohnmacht auseinander. Das Projekt "Reklam", das sie im Zuge des Stipendiums in Istanbul umsetzen möchte, beschreibt sie mit eigenen Worten so: "Diese Projektidee ist nicht in der Realität angesiedelt, sondern in der bloßen Behauptung des Fernsehens. Die Wahrheit in der "Täuschung", der Unglaube an die Täuschung und die erhoffte und akzeptierte Täuschung sind Rezeptionsmuster, die der türkischen Fernsehlandschaft eine große Diversität und Schattierung erlaubt und die Türen für mediale Subkulturen öffnet und für Propaganda."

In ihrer geplanten Arbeit möchte sie verschiedene Formen des Transmedia Storytelling ausarbeiten. Dafür wird sie sich auf die Suche nach einer erweiterten Form des Transmedia Storytelling machen und versuchen, verschiedene Ästhetiken davon zu ergründen. Auf der Grundlage ihrer vorherigen Arbeiten mit starken sozialen und gesellschaftlichen Bezügen, ihrer profunden Kenntnis der türkischen Gesellschaft, ihrem "Insider-Blick", sowie ihrer Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen des Transmedia Storytellings, mit Fernsehsendungen als Propagandamedium und Massenmedium des Alltags und deren medientheoretischer Analyse ist die Wahl der Jury auf Frau Ercenk gefallen.

 

Viktor Brim

© Susanne Schüle

Zur Entscheidung der Jury schreibt Professor Mischa Kuball von der Kunsthochschule für Medien Köln und Mitglied der Jury:

Viktor Brim, 1987 in Taschkent, Usbekistan geboren, zeigt eine ruhige, kritische Hand, wenn es darum geht, mit dem Medium Film Spuren interkultureller Entwicklungen nachzuspüren. Fast in cinemascopischer Weise, mit entschleunigten Kameraeinstellungen hält er seine Protagonisten, wie zum Beispiel die Minen seltener Erden und die industrielle Entnahme von Bodenschätzen in Jakutien, Sibirien oder auch im Ruhrgebiet, auf Distanz. Dabei verschwimmen die Größenordnungen und die anthropologischen Relationen.

Im Zuge seines Atelier Galata-Stipendiums wird er sich den seit 2002 errichteten architektonischen Glaspalästen der Regierungspartei AKP annähern und mit filmischen Mitteln in dystopische Orte versetzen, und sie somit künstlerisch kritischer Betrachtung zugänglich machen. Im Jahr 2019 hat Viktor Brim sein Diplom an der Kunsthochschule für Medien mit Auszeichnung erhalten.

 

Aufgrund der weltweiten Pandemielage ist geplant, dass die beiden Stipendiaten Ihren Aufenthalt in Istanbul im Jahr 2021 realisieren werden.

 

Die Jury

Der Auswahljury gehörten an:

  • Dr. Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf
  • Mischa Kuball, Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln
  • Roya Noorinezhad, Stipendiatin des Jahres 2019
  • Nadine Müseler als zuständige Referentin des Kulturamtes

Das von der Stadt geförderte Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata", eine monatliche Unterstützung von 1.000 Euro sowie die Reisekosten. Außerdem steht eine fachkundige Ansprechperson vor Ort zur Verfügung. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen und internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein.  

Wir bedanken uns bei den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung und bei allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Teilnahme.

Kontakt

Alle Informationen zu den Stipendien haben wir für Sie zusammengestellt: 

Künstlerstipendien für das "Atelier Galata" in Istanbul