Eine Stipendiatin und ein Stipendiat für das "Atelier Galata" ausgewählt

Die Künstlerstipendien für die zweite Jahreshälfte 2013 sind an die Kölner Autorin Mona Yahia und den Autor Stan Lafleur vergeben worden. Beide teilten sich das Stipendium: Yahia ging für vier Monate nach Istanbul, Lafleur für einen Monat.

Die Stipendiatin und der Stipendiat 2013

Mona Yahia

Mona Yahia ist in Bagdad 1954 geboren und aufgewachsen, wegen Verfolgung floh ihre Familie aus dem Irak 1970 und wanderte nach Israel 1971 aus.

Mona Yahia studierte Psychologie und französische Literatur in Tel Aviv, anschließend freie Kunst in Kassel. Seit 1997 lebt sie als freie Autorin und interkulturelle Trainerin in Köln.

Mona Yahia veröffentlichte 2002 den Roman "Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom" (Verlag Eichborn), der im Jahr zuvor in London den Jewish Quarterly-Wingate Literary Prize erhalten hatte.

Nach der Veröffentlichung von Erzählungen und Essays in englischen und deutschen Zeitschriften sowie Anthologien arbeitet sie zur Zeit an einer Familientetralogie mit dem Arbeitstitel "Immigranten". Darin wird eine Geschichte der jüdischen Diaspora im Nahen Osten erzählt, die in Mosul und Tel Aviv, auf der Sinai-Halbinsel sowie in Istanbul spielt.

Die Jury war von der Qualität des Roman-Projekts "Immigranten" überzeugt. Der große Nutzen des Istanbul-Stipendiums für die gemäße künstlerische Ausgestaltung des Projekts wie auch für dessen autobiografische Klärung leuchteten der Jury unmittelbar ein. Dazu sagt sie in ihrer Begründung:

Mona Yahia schreibt derzeit den in vier Teilen konzipierten Roman "Immigranten" (Arbeitstitel). "Immigranten" erzählt anhand der Geschichte einer jüdischen Familie die Geschichte der jüdischen Diaspora im Nahen Osten im 20. Jahrhundert: Der Leser wird verschiedene Mitglieder einer Familie zwischen 1918 und 1992 begleiten. Ihr Leben an verschiedenen Orten des Nahen Ostens (Mossul, Istanbul, Tel Aviv, Wüste Sinai) vermittelt prägende Erfahrungen tiefer Entwurzelung.

Orte spielen in der Auseinandersetzung Mona Yahias mit Fragen nach Zugehörigkeit und Entwurzelung des Menschen eine wesentliche Rolle. Und Istanbul kommt im Roman-Projekt "Immigranten" eine besondere Bedeutung zu: Die Stadt ist Handlungsort des vierten Teils der Tetralogie, aber auch ein wichtiger Ort für den ersten Teil, in dem es um den jüdischen Arzt und osmanischen Beamten Hayim geht. Er plant nach Istanbul, in die Stadt seiner Studienzeit, zurückzukehren. Den Nachkommen Hayims widmen sich die weiteren Episoden des Romans: der Ort Istanbul bleibt wichtiger Bezugsort der Geschichte - hier hat Vorfahr Hayim, was ein Foto belegt, geheiratet.

Ein längerer Aufenthalt in Istanbul wird Mona Yahia nun ermöglichen, wichtige Motive und einen der zentralen Orte ihres Roman-Projekts zu recherchieren. Tatsächlich werden Archivbestände, die die Zeit vor 1923 betreffen und somit die Zeit des Aufenthalts ihrer Vorfahren, erst 2013 wieder zugänglich. Da Mona Yahias Arbeitsweise wesentlich auf Recherche basiert, kann sie sich durch das Istanbul-Stipendium nun neue Quellen erschließen. Und die unmittelbare Anwesenheit an einem der wichtigen Handlungsorte des Romans wird dem Projekt einen wesentlichen Impuls geben können.

Stan Lafleur

© Stan Lafleur

Der Autor Stan Lafleur war bereits Stipendiat der Kunststiftung NRW im Atelier Galata. Für sein dort entstandenes Romanprojekt braucht er noch Zeit für weitere Recherchen vor Ort. Diesen Rechercheaufenthalt ermöglicht ihm die Jury durch ein Stipendium im Dezember 2013.

Stan Lafleur wurde 1968 in Karlsruhe geboren. Er lebt in Köln als freier Autor, Regisseur und Spoken Word-Performer. Bisher sind von ihm 14 Einzeltitel (Prosa und Lyrik), mehrere Hörspiele (unter anderem für WDR und ORF) und Bühnenstücke erschienen.

Hinzu kommen unzählige Beiträge in nationalen und internationalen Anthologien, Zeitungen, Zeitschriften, auf Tonträgern, in Radio, TV und Internet. Vor allem für seine Lyrik wurde er vielfach im In- und Ausland ausgezeichnet. Seine Gedichte beschäftigen sich häufig mit dem fortschreitenden Heimatbegriff und wurden bisher in zwölf Sprachen von Arabisch bis Spanisch übertragen. Zu seinen Auszeichnungen zählen das Rolf Dieter Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln 2001, der Literaturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Lyrik 2002 und der DEW21/dO!PEN-Award 2007.

Kontakt und weitere Informationen

Wenn Sie Kontakt zu Mona Yahia oder Stan Lafleur aufnehmen wollen beziehungsweise ebenfalls an einem Stipendium in Istanbul interessiert sind, wenden Sie sich bitte an Ihre Ansprechpartnerin für Bildende Kunst beim Kulturamt.

Kulturamt

Alle Informationen zu den Stipendien haben wir für Sie zusammengestellt:

Künstlerstipendien für das "Atelier Galata" in Istanbul