Der diesjährige Preisträger ist Danila Lipatov. Seine Werke werden im Glasmoog der Kunsthochschule für Medien, Köln, ausgestellt. Die Eröffnung ist am 4. Dezember 2024, 20 Uhr.
Danila Lipatov wurde 1989 in Moskau geboren. Er studierte zunächst Translationswissenschaft an der Moskauer Staatlichen Linguistischen Universität. Nach Recherche-Aufenthalten in Wien und Berlin zog er im Jahr 2016 nach Köln. An der Kunsthochschule für Medien Köln studierte er Mediale Künste mit den Schwerpunkten visuelle Kunst und Performance. Das Studium schloss er im Jahr 2023 mit Auszeichnung ab.
Danila Lipatov arbeitet mit autofiktionalen Methoden und filmisch-performativen Rekonstruktionen von Archiv- und Interviewfragmenten. In Kollaboration mit befreundeten Künstler*innen werden queere Räume gestaltet, die persönliche Geschichten, Fakten und Fiktionen miteinander verweben und etablierte Ordnungen hinterfragen.
Begründung der Fachjury
Danila Lipatov überzeugte die Jury durch eine sehr breite, heterogene und komplexe künstlerische Praxis. Sein Fokus liegt auf experimenteller Videokunst, Installation sowie textbasierten und performativen Werken. Dabei geht Lipatov immer wieder von seiner eigenen Biografie aus, um auf übergeordnete Themen und kollektive Erfahrungen zu verweisen, wie beispielsweise mit dem Werk Elbows in Shatters, in dem er der Migrationsroute seiner Verwandten von Tadschikistan über Russland nach Deutschland folgt. Überzeugt hat die formal-ästhetische und auch thematische Vielfalt des Werks von Danila Lipatov, das sowohl film- und literaturtheoretische Fragen stellt, gesellschaftliche Themen wie Queerness oder Genderfluidität umfasst und historische sowie geopolitische Narrative auffächert. Bei all der Vielfalt eint alle Arbeiten das Thema des Kollektiven, das in Danila Lipatovs künstlerischer Identität und auch seinem Selbstverständnis tief verankert scheint. Momente dieses Kollektiven spielen immer wieder eine integrale Rolle. Sie finden sich nicht nur in Formen der Zusammenarbeit wie im Rahmen des eingereichten Arbeitsvorhabens und den Fragen danach, wie kollektives Arbeiten funktionieren kann. Sie finden sich auch in den häufig in der ersten Person Plural erzählten Geschichten der Experimentalfilme oder der Integration unterschiedlichster Stimmen in Arbeiten wie dem Collective Archival Landscape. Nicht nur in der gegenwärtigen kulturellen und künstlerischen Praxis spielt das Kollektive als Konzept der Zusammenarbeit und des Denkens eine immer elementarere Rolle. Die Idee des Kollektivs bildet vor allem auch so etwas wie die Metaebene aller momentanen notwendigen gesellschaftlichen Veränderungsprozesse.
Der Sachverständigen-Jury gehörten an:
- Professor Phil Collins, Künstler und Dozent an der Kunsthochschule für Medien Köln
- Heide Häusler, Internationale Photoszene Köln
- Yoora Park, Künstlerin und Vorjahresstipendiatin
- Kerstin Renerig, Kuratorische Assistenz des Direktors, Museum Ludwig