Die Dieter-Wellershoff-Stipendien vom Literaturhaus Köln wurden 2018 erstmals ausgeschrieben und mit Mitteln unserer Autor*innenförderung ausgestattet. Die altersunabhängigen Stipendien werden jedes Jahr an zwei professionelle Autor*innen aus Köln vergeben. Sie gehören zu den Maßnahmen, mit denen wir die positive Entwicklung der Kölner Literaturszene stärken möchten.

Projektbeschreibung

Der bedeutende Autor Dieter Wellershoff wurde am 3. November 1925 in Neuss geboren und ist am 15. Juni 2018 in seiner Wahlheimat Köln gestorben. Er schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, Lyrik, Essays, Drehbücher und autobiografische Bücher. Dieter Wellershoff hat die Literatur der Bundesrepublik maßgeblich beeinflusst, dies nicht nur als Schriftsteller, sondern auch über viele Jahre als Lektor des Verlags Kiepenheuer und Witsch.

Er prägte den Begriff "Kölner Schule des Neuen Realismus" und inspirierte eine ganze Generation von Schriftsteller*innen. Zu seinem ehrenden Gedenken benennen wir zusammen mit dem Literaturhaus Köln die Literaturstipendien nach ihm.

Die Dieter-Wellershoff-Stipendien sind als altersunabhängige Arbeitsstipendien für die künstlerische Ausbildung und Fortbildung bestimmt. In der Zeit der Förderung soll die Möglichkeit bestehen, Entwürfe zu realisieren, begonnene Arbeiten fortzusetzen und Texte zu vollenden. Bei der Textform kann es sich um Erzählungen, Romane oder Lyrik handeln.

Modalitäten

Die Stipendien sind Teil der Maßnahmen, mit denen wir mit Unterstützung des Kölner Literaturhauses die positive Entwicklung der Kölner Literaturszene bestärken möchten.

Es werden zwei Arbeitsstipendien für einen Zeitraum von acht Monaten vergeben. Die Stipendien sind mit jeweils 12.000 Euro dotiert und werden in acht monatlichen Teilbeträgen von 1.500 Euro ausgezahlt. Über die Vergabe der Stipendien entscheidet eine unabhängige dreiköpfige Fachjury.

Bewerben können sich Autor*innen mit Hauptwohnsitz in Köln mit einer bereits begonnenen deutschsprachigen literarischen Arbeit, die mit Hilfe der Stipendien fertiggestellt werden kann. Bei der Textform kann es sich um Erzählungen, Romane oder Lyrik handeln. Voraussetzung für die Bewerbung ist mindestens eine eigenständige literarische Publikation, jedoch nicht im Eigenverlag oder Selbstkostenverlag. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien können nicht öfter als zwei Mal an eine Person vergeben werden. Pro Jahr wird nur eine Projekteinreichung akzeptiert. Nach Erhalt eines Stipendiums ist eine erneute Bewerbung erst nach drei Jahren möglich. Außerdem müssen zwischen dem Erhalt des Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendiums und eines Dieter-Wellershoff-Stipendiums drei Jahre liegen. Die Zuerkennung der Stipendien erfolgt nach freiem Ermessen und ist unter Ausschluss jedes Rechtsweges unanfechtbar.

Die Stipendiat*innen verpflichten sich, in der Publikation darauf hinzuweisen, dass diese Arbeit durch die Gewährung eines Literaturstipendiums des Literaturhauses Köln in Kooperation mit uns gefördert wurde. Dies erfolgt durch den Abdruck des folgenden Hinweises in der Publikation an gut sichtbarer Stelle: "Diese Publikation wurde ermöglicht durch die Dieter-Wellershoff-Stipendien." Außerdem werden die Logos des Literaturhauses Köln und der Stadt Köln abgedruckt.

Es muss eine Work-in-Progress-Präsentation innerhalb von 12 Monaten oder Präsentation der Publikation innerhalb von 24 Monaten nach Abschluss des Arbeitsstipendiums erfolgen.

Kontakt, aktuelle Ausschreibung und weitere Informationen

Die Stipendiatinnen 2024

Laura Cwiertnia, geboren 1987, und Tina Ilse Maria Gintrowski, geboren 1978, sind die Dieter-Wellershoff-Stipendiatinnen des Jahres 2024. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autor*innenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet.

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die Exposés und Textproben aus 16 Einsendungen. Wir haben dieses Jahr erstmals ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.

Der Jury gehörten an:

  • Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner)
  • Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln)
  • Christian Werthschulte (Stadtrevue)

Laura Cwiertnia legte im Februar 2022 ihren Debütroman "Auf der Straße heißen wir anders" vor. Darüber hinaus arbeitet sie seit vielen Jahren als Journalistin. Seit 2015 ist sie Redakteurin bei der ZEIT und schreibt vor allem über Klima und Protest, Armut und Ungleichheit, Spanien und Lateinamerika. Die Entscheidung für ihr Romanprojekt begründet die Jury folgendermaßen:

Laura Cwiertnias Roman handelt von einer Grenzerfahrung im wörtlichen Sinne. Bei einem Trip durch Südosteuropa in den 1980er-Jahren machen die beiden Hauptfiguren die Erfahrung, dass ihre Herkunft beim Grenzübertritt auf einmal eine Rolle spielt. Diesen Moment nutzt die Autorin, um in der Rückschau von den sozialen Grenzen innerhalb der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu erzählen: zwischen Arbeitervierteln und den Mittelschichts-Siedlungen, zwischen Migrant*innen und denjenigen, die sich als "Deutsche" definieren – und welche Rolle eine Hecke dabei spielt. Laura Cwiertnia verwebt in ihrem Text verschiedene Zeitebenen und stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob Grenzen so absolut sind, wie wir sie oft wahrnehmen.

© Privat

Tina Ilse Maria Gintrowski publiziert regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien. Im Januar 2024 erschien ihre dritte eigenständige Publikation "DESPERANGSTO LOVE AND ICH. Stories, Poemas und andere Zustände". Seit 2020 studiert sie mit dem Schwerpunkt Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2018 erhielt sie schon einmal das Dieter-Wellershoff-Stipendium. In diesem Jahr überzeugte ihr im Entstehen begriffener Erzählungsband die Jury, die ihre Wahl so begründet:

Die Stories von Tina Ilse Maria Gintrowski untersuchen die Brüche und Risse im vermeintlich Normalen. Sie lassen das zum Vorschein kommen, was sich unter der dünnen Decke der Zivilisation verbirgt, wenn man diese anlupft. Ihr erzählerischer Blick fokussiert die Kipppunkte zwischen Normalität und Illusion. Literarisch dicht treibt sie Figuren und Handlungsstränge voran – immer auf der Suche nach Selbsterkenntnis im vermeintlich Sinnlosen. Ihre Texte handeln von Figuren, die in ihrer Welt den Fokus verloren zu haben scheinen und sich in ihrer Rolle neu definieren müssen.

Die Stipendiat*innen 2023

Traudl Bünger, Jahrgang 1975, und Thomas Empl, geboren 1991, sind die Dieter-Wellershoff-Stipendiat*innen des Jahres 2023. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autor*innenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet. 

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die eingereichten Exposés und Textproben aus 18 Einsendungen.

Der Jury gehören an:

  • Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner),
  • Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln) und
  • Christian Werthschulte (Stadtrevue).

Traudl Bünger ist Kulturvermittlerin. So ist sie beispielsweise  Programmleiterin der Literatur- und Kulturfestivals lit.Cologne, phil.Cologne und lit.Ruhr und arbeitet darüber hinaus als freie Autorin. Sie publizierte unter anderem den Roman "Lieblingskinder" (2012) sowie das Sachbuch "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Die Weltgeschichte der Lüge" (2007) gemeinsam mit Roger Willemsen.

Die Entscheidung für ihr Romanprojekt "Das Schweigen meines Vaters" begründet die Jury folgendermaßen:

Traudl Bünger nähert sich in der Form einer historischen Autofiktion der Biografie ihres Vaters an, der für seine Beteiligung an zwei Bombenattentaten in Italien verurteilt wurde. Zu Lebzeiten hat ihr Vater sich nie zu diesem Anschlag bekannt, nichts über seine Motive oder Beweggründe verlauten lassen. In ihrem Roman rekonstruiert Traudl Bünger die Taten ihres Vaters mithilfe von Archivmaterial und reflektiert in ihrer Prosa die Unsicherheiten, Schmerzen und Sehnsüchte, die mit der Erkenntnis über die Vergangenheit ihres Vaters einhergehen.

© Florian Schmitz
Thomas Empl

Thomas Empl publiziert regelmäßig in Anthologien und Literaturzeitschriften. 2021 erschien sein Erzählungsband "Ausbruch". Außerdem organisiert er die Veranstaltungsreihe "Der Literarische Salon" von Navid Kermani und Guy Helminger. Zudem ist er Mitbegründer der Anthologie "Kurze". Sein im Entstehen begriffener zweiter Erzählungsband überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründet:

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist das Thema von Thomas Empls Erzählungsband "Der Gebrauch nackter Flammen". Mit einem breiten Ensemble an Figuren schildert er, mit welchen Absurditäten, Verzweiflungstaten und selbstausbeuterischen Arbeitsverhältnissen Menschen konfrontiert sind, wenn ihnen die Mittel zur offenen Revolte genommen sind. Thomas Empl illustriert diese Dilemmata durch genaue Beobachtungen und mit raffinierten Plot-Twists, die dem Ende der Welt eine Menge Humor abtrotzen können.

Weitere Informationen zu den Stipendiat*innen und zum Bewerbungsverfahren können hier abgerufen werden:

Dieter-Wellershoff-Stipendien

Die Stipendiaten 2022

Gunther Geltinger (Jahrgang 1974) und Leonard Prandini (Jahrgang 1993) erhalten die Dieter-Wellershoff-Stipendien für das Jahr 2022.

Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden in diesem Jahr bereits zum fünften Mal vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet.

Für dieses und die nächsten zwei Jahre setzt sich die Jury wie folgt zusammen:

  • Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner),
  • Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln) und
  • Christian Werthschulte (Stadtrevue).

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die eingereichten Exposés und Textproben aus 16 Einsendungen.

Gunther Geltinger

© Juergen Bauer

Gunther Geltinger arbeitet seit 2006 als freier Autor und hat bereits zahlreiche literarische Beiträge sowie drei Romane publiziert. Zuletzt erschien "Benzin" (2019).

Sein Romanprojekt "Fieber" hat die Jury aus folgenden Gründen überzeugt:

"Fieber" spürt dem Bestreben und der gleichzeitigen Unmöglichkeit nach, Ereignisse "wahr" zu erzählen: Wer besitzt die Deutungshoheit über die gemeinsame Vergangenheit und wie bildet sich private und kollektive Erinnerung heraus? Gunther Geltinger entwirft zur Beantwortung dieser Frage ein atmosphärisch dichtes Textgeflecht, das mit Hilfe der Schilderung einer lieblos gewordenen Beziehung soziale Prozesse erhellt. Intergenerationelle Traumata unterstreicht er mit eindringlicher, komplexer Sprache.

Leonard Prandini

© Luciano Prandini

Leonard Prandini legte 2017 seinen Debütroman "Alles Verlorene noch einmal in den Händen halten" vor. 2020 wurde sein Drehbuch zum Film "Der Fakir" (Regie: Simon Baucks) durch die Film- und Medienstiftung NRW gefördert.

Sein Romanentwurf "Drive-by Lindlar" überzeugte die Jury:

Mit atemloser, zugleich heiterer wie verstörender Prosa, die die Lesenden in eine Fantasiewelt mit Fragmenten einer westdeutschen Vergangenheit zwischen Autobahn, Kleinstadt und Rainer Werner Fassbinder entführt. Was als Spurensuche beginnt, entpuppt sich als fantastische Irrfahrt eines von Merkwürdigkeiten nur so strotzenden Plots. Grotesk-imaginäres Erzählen und lebendige Bilder lassen eine fiebrig-surreale Atmosphäre entstehen, die Tempo und Intensität schafft und dazu mit absurdem Humor brilliert.

Die Stipendiatinnen 2021

Aus 23 Einsendungen wählte die Jury, bestehend aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen, die Autorinnen Gundula Schiffer und Angela Steidele als diesjährige Stipendiatinnen aus.  Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die eingereichten Exposés und Textproben. Die Jury betont, dass die Einreichungen in diesem Jahr

eine ungewöhnlich große Fülle starker Texte und ein breit gefächertes Feld interessanter thematischer und stilistischer Zugriffe umfasst.

Gundula Schiffer

© Falko Alexander

Gundula Schiffer publiziert seit 2011 regelmäßig Lyrik und Essays in Anthologien und Literaturzeitschriften. Sie ist außerdem als literarische Übersetzerin aus dem Hebräischen, Französischen und Englischen tätig. 2017 erschien ihr erster Lyrikband "Jerusalem-Köln. Süden über meinem Buch", 2019 die Biografie "Tirza Atar – Wenn alles berührt". Ihr im Entstehen begriffener zweiter Lyrikband "Hioba Hymore" überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründet:

Gundula Schiffer balanciert aufs Schönste die Gegensätze von wuchtiger Abstraktion und der Konzentration aufs Konkrete aus, von Pathos und Verspieltheit, von Sakralem und Profanem, von den Mammuts im Bedeutungsdschungel und den schrill lackierten Fingernägeln lyrischer Grandezza. Schiffer macht das Übersetzen in ihren Gedichten im wörtlichen und übertragenen Sinn produktiv: Hebräisch und Deutsch, mystischer Gesang und Bonmot, Religion und Privatheit ergänzen und bereichern einander. So entsteht eine beeindruckend breit angelegte Palette von Tonlagen, Klangregistern und Bildschichtungen.

Angela Steidele

© Angela Steidele

Angela Steidele hat bereits acht Bücher und zahlreiche Beiträge publiziert, zuletzt erschienen "Poetik der Biographie" (2019) und "Zeitreisen. Vier Frauen, zwei Jahrhunderte, ein Weg" (2018). Die Entscheidung für ihr Romanprojekt "Aufklärung" begründet die Jury folgendermaße:

Von den 30 Jahren, die Johann Sebastian Bach und Johann Christoph Gottsched im Leipzig des 18. Jahrhunderts nebeneinander gelebt haben, ist nur wenig historisch überliefert. Und die Ehefrauen der beiden – die Sängerin Anna Magdalena Bach und die Schriftstellerin und Übersetzerin Luise Gottsched – sind weitestgehend in Vergessenheit geraten. Angela Steidele füllt mit ihrem Roman "Aufklärung" diese Leerstellen der Geschichte. Dorothea Bach, die älteste Tochter des Komponisten und Ich-Erzählerin des Romans, beginnt aus Empörung über die Biografie, die Johann Christoph Gottsched von seiner verstorbenen Frau veröffentlicht, ein anderes Bild ihrer Freundin Luise zu Papier zu bringen. Dieses Bild fasst Steidele ein in ein üppiges Tableau geschickt platzierter historischer Fakten und poetischer Fantasie, das sie mit fulminantem szenischem Gespür und dem Witz einer völlig heutigen, aber mit den Eigenheiten des 18. Jahrhunderts spielenden Sprache in Bewegung bringt.

Die Stipendiaten 2020

Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen, wählte in einem zweistufigen Verfahren aus 16 Einsendungen die Kölner Autoren Adrian Kasnitz (Jahrgang 1974) und Tilman Strasser (Jahrgang 1984) aus.  

Adrian Kasnitz

© Dirk Skiba

Adrian Kasnitz hat bereits zwei Romane sowie zahlreiche Lyrik- und Essaybände vorgelegt und ist außerdem Übersetzer, Mitherausgeber der "parasitenpresse" und Gastgeber des Literaturklub Köln.

Sein Romanprojekt "Der Schatten" überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründete:

Als der Vater im Sterben liegt, wird der Erzähler mit einer Zeit und Welt konfrontiert, die er gründlich hinter sich gelassen zu haben wähnte: das mühevolle Aufwachsen auf einem abgelegenen Hof in Masuren, die ersten Schritte in ein anderes, eigenes Leben am Rand einer mittelgroßen Stadt in Nordrhein-Westfalen, die zunehmend konfliktbehaftete Beziehung zu seiner Familie.

Adrian Kasnitz' Text erzählt von der Bedeutung der Herkunft, von Abschied und Aufbruch, Fremdsein und Identität – voll spannungsvoller Ruhe, sinnlicher Intensität und zarter Archaik.   

Tilman Strasser

© Marco Piecuch

Tilman Strassers Debütroman "Hasenmeister" erschien 2015, außerdem publiziert er regelmäßig in Anthologien und Literaturzeitschriften und ist als Journalist, Drehbuchautor und Literaturvermittler tätig. Er bewarb sich mit seinem Romanprojekt "Gespinst", in dem der Erzähler den Tod seiner Tochter, die wenige Wochen nach der Geburt gestorben ist, nicht akzeptiert.  

Die Begründung der Jury lautet:

In seiner Verzweiflung und seinem Wahn, ein Trugbild seiner Tochter am Leben zu halten, verstrickt er sich in alternative Welterklärungen und esoterische Verschwörungstheorien – und versucht, die Existenz freier Energie zu beweisen, was gründlich schiefgeht.

Tilman Strassers Text überzeugt durch seine Verbindung von komischen und tragischen Elementen, von persönlichen und globalen Katastrophen – und durch den formal anspruchsvollen Zugriff auf eine komplexe Themenkonstellation.  

Die Stipendiat*innen 2019

Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen, wählte in einem zweistufigen Verfahren aus 22 Einsendungen die Kölner Autorin Ulrike Anna Bleier (Jahrgang 1968) und Bastian Schneider (Jahrgang 1981)  aus.

Ulrike Anna Bleier

© Bernadette Jansen

Ulrike Anna Bleier publiziert seit 2000 regelmäßig in Anthologien und Literaturzeitschriften, 2016 erschien ihr Debütroman "Schwimmerbecken", auf den im vergangenen Jahr der zweite Roman "Bushaltestelle" folgte.

Ihr Romanprojekt "Spukhafte Fernwirkung" überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründete:  

Spukhafte Fernwirkung: Albert Einsteins Ausdruck für Phänomene, die autonom zu sein scheinen und doch miteinander verwoben sind, macht Ulrike Anna Bleier zum Konstruktionsprinzip ihres gleichnamigen Romanentwurfs. Scharf beobachtete, lakonisch gezeichnete short cuts fügen sich zu einem gesellschaftlichen Großpanorama, zu einem faszinierenden Kaleidoskop höchst unterschiedlicher Lebenswelten.

Bastian Schneider

© Silviu Guiman

Bastian Schneider hat bereits fünf eigenständige Publikationen vorgelegt, zuletzt erschienen 2018 der Prosaband "Die Schrift, die Mitte, der Trost – Stadtstücke" sowie die Graphic Novel "Eine Naht aus Licht und Schwarz".

Die Entscheidung für sein Romanprojekt "Das Loch in der Innentasche meines Mantels" begründete die Jury folgendermaßen:

Was für ein Pech, was für ein Glück, Bastian Schneider zu heißen. Man ist dann unversehens eine Figur in einem Text des katalanischen Autors Enrique Vila-Matas oder ein Pseudonym des Mitglieds der Reichsschrifttumskammer Hans Karl Breslauer (1888-1965).

Der reale Autor Bastian Schneider nimmt das zum Anlass für ein hinreißend skurriles Vexierspiel. Im "Loch in der Innentasche meines Mantels" verwirbeln sich die brennenden Fragen nach Identität, Wahrheit und Fiktion und den Möglichkeiten des Erzählens.

Die Stipendiat*innen 2018

Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen, wählte in einem zweistufigen Verfahren aus 33 Einsendungen und entschied sich für Joachim Geil (Jahrgang 1970) und Tina Ilse Maria Gintrowski (Jahrgang 1978).

Tina Ilse Maria Gintrowski

Tina Ilse Maria Gintrowski fiel der literaturinteressierten Öffentlichkeit zunächst beim "Open Mike" 2007 auf. An eigenständigen Publikationen hat sie "Jupiter. Neue Weltansichten und Milchstraßeneis" und "Peng. Lyrikstories und andere Gedichte" vorgelegt, darüber hinaus hat sie in Anthologien und Zeitschriften publiziert.

© Privat

Laut Jury lädt sie nun mit

"Planet Pony" zu einer Pilgerreise durch die Nervenkrise der Hauptfigur ein. Der Text überzeugt durch seine verblüffende Ambivalenz. Befinden wir uns noch auf einer abgebrüht coolen Ranch oder schon im Zwangssystem einer psychiatrischen Heilanstalt? Gintrowski erzeugt dabei einen faszinierenden Sound: Im scheinbar saloppen Ton werden existenzielle Irritationen verhandelt.

Joachim Geil

Joachim Geil, der bislang vor allem mit den drei Romanen "Heimaturlaub" (2010), "Tischlers Auftritt" (2012) und "Ruhe auf der Flucht" (2016) auf sich aufmerksam gemacht hat, bewarb sich mit einem Romanentwurf mit dem Titel "Angespannt" über Goethes Reise von Jena nach Karlsbad.

© Anita Schiffer-Fuchs

Die Jury begründete ihre Wahl folgendermaßen:

Joachim Geil schreibe eine Road Novel aus dem Jahr 1819, die direkt in die Gegenwart führt. Joachim Geils "Angespannt" besticht als Tiefenbohrung ins Unwesen des "Teutschen". Unter dem Firnis der Zivilisation und des schönen Scheins machen sich Chauvinismus, Antisemitismus und politische Repression breit. Geil erzählt rasant, bildkräftig und mit schrägem Witz: ein düsteres literarisches Vergnügen.

Die Förderung von Kölner Künstlerinnen und Künstlern ist eines der wichtigen Themen der Kulturentwicklungsplanung,

unterstreicht Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und führt aus:

Die Stipendien sollen dazu beitragen, dass Schreibende ohne Umsatzzwang künstlerisch arbeiten können. Diese künstlerische Schaffensphase braucht nicht nur der Nachwuchs, sondern ebenso bereits etablierte Autorinnen und Autoren. Ich gratuliere Joachim Geil und Tina Ilse Maria Gintrowski, dass die Wahl der Jury auf sie gefallen ist.