17. November 1875 bis 9. März 1950
Wie viele seiner älteren Kollegen begann August Kreyenkamp seine Laufbahn zunächst als Maler. In einem kleinen westfälischen Dorf in der Nähe von Münster geboren, absolvierte er zunächst eine Lehre bei einem Dekorationsmaler. 1895 nahm er das Malereistudium an der Kunstakademie in Düsseldorf auf. Vier Jahre später siedelte der junge Maler nach Köln über und ließ sich am Wormser Platz nieder.
Die Heirat mit der vermögenden Niederländerin Margaretha Francisca Schoet ermöglichte ihm ein offensichtlich gesichertes, bürgerlich-behäbiges Leben in der Stadt.
Aus welchem Anlass und unter welchen Voraussetzungen er 1907 schließlich den Beruf wechselte und Fotograf wurde, ist unbekannt.
Vielleicht gab der enge Kontakt zu der Künstlergruppe "Stil" den Anstoß. Einige Mitglieder dieser Gruppe ließen ihre Werke bevorzugt von Kreyenkamp reproduzieren und vermittelten ihm wahrscheinlich auch die Kontakte zu den Lehrern der Kölner Werkschulen, deren Werke er in der Folgezeit regelmäßig reproduzierte.
Während des Ersten Weltkriegs erhielt er die lukrative Aufgabe, den "Kölschen Boor", eine Monumentalstatue vor dem Gürzenich, mit deren Hilfe Geld für patriotische und wohltätige Zwecke gesammelt wurde, und die damit verbundenen gesellschaftlichen Ereignisse zu dokumentieren. Dass bei dieser Aktion bemerkenswert gestaltete Bilder entstanden, ist Kreyenkamps in jener Zeit sehr ausgeprägten Sinn für Anekdotisches zu verdanken.
Architekturfotografie
In den 1920er Jahren wandte sich Kreyenkamp zunehmend der Architekturfotografie zu. Zum Standardrepertoire gehörten die Ansichten des historischen Köln, zunehmend gerieten aber auch die neuen Bauten in das Visier des Fotografen. Mit den neuen Sujets veränderte sich auch der Bildstil; die Aufnahmen wurden sachlicher und spielten mit Perspektiven und Lichteffekten. Da Kreyenkamp seine Aufnahmen auch der Denkmalpflege zur Verfügung stellte, verzichtete er auf avantgardistische Experimente und konzentrierte sich auf den dokumentarischen Zweck der Bilder. Mehrmals unternahm Kreyenkamp Reisen nach Italien und präsentierte seine fotografische Ausbeute in Museumsausstellungen. In der wissenschaftlichen Welt gewann er großes Ansehen durch Mikroskop-Aufnahmen von Pflanzen, Insekten und Kristallen.
Viele Arbeiten von Kreyenkamp haben Eingang in namhafte Fotosammlungen gefunden. Der größte Teil seiner Negative - rund 4.000 Aufnahmen - befindet sich im Rheinischen Bildarchiv. Die gut erhaltenen Glasplatten im Format 13 mal 18 Zentimeter und kleiner sind über das Amt des Stadtkonservators und durch eigene Ankäufe in das Archiv gelangt. Vor dem Hintergrund, dass Negative ein Rohmaterial sind, die eigenhändig angefertigten Abzüge jedoch die endgültigen gestalterischen Absichten des Fotografen zum Ausdruck bringen und daher auch in einem Negativarchiv vorhanden sein sollten, wurde vor einigen Jahren auch ein 55 Vintages umfassendes Konvolut mit Motiven der Italienreisen erworben.
Annähernd 50 Jahre Berufspraxis
August Kreyenkamp war Mitglied der 1930 gegründeten "Fachgruppe Kölner Fotografen", in der sich viele ortsansässige, namhafte Fachkollegen regelmäßig trafen. Er wurde von seinen Kollegen sehr geschätzt. Seine Kenntnisse gab er durch Artikel in Fachzeitschriften und Zeitungen weiter. Als er starb, konnte er auf annähernd 50 Jahre Berufspraxis zurückschauen. Bei einer solchen Zeitspanne wäre es ungewöhnlich, wenn sich sein Stil und die Bildmotive nie verändert hätten. Zwischen reportagehaften Momentaufnahmen, malerischen Ansichten belebter Plätze und verträumter Altstadtwinkel und sachlich-nüchternen Dokumentations- und Wissenschaftsfotografien wechselnd, zeigt der Nachlass das Bild eines vielseitigen, wendigen und fähigen Fotografen.
Text von Roswitha Neu-Kock
Erschienen in: Purpus, Elke: Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln. Die Geschichte der Bibliothek und des Fotoarchivs. Mit Beiträgen von Roswitha Neu-Kock. Essen: Klartext-Verlag 2007. ISBN 978-3-89861-787-1