1831 bis 1903

Seit 1869 war Anselm Schmitz nachweislich in Köln tätig. Woher er kam, wann er zum Fotografen ausgebildet wurde und wo er vorher gearbeitet hat, ist unbekannt. Auf der Düsseldorfer Gewerbe- und Kunstausstellung 1880 stellte er 27 Arbeiten aus, die große Anerkennung fanden und mit einer bronzenen Ausstellungsmedaille "für photographische Reproductionen und Aufnahmen von Landschaften und Architecturen" ausgezeichnet wurden. Ein Jahr später erhielt er den Titel "Königlicher Hofphotograph".

Dokumentation des sich wandelnden Stadtbildes

Ganz offensichtlich hat Schmitz in Düsseldorf die ganze Breite seines Schaffens gezeigt, die durch zahlreiche erhaltene Einzelfotografien, durch Stereokarten und Alben in öffentlichen und privaten Sammlungen belegt werden kann. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit war zweifellos die Architekturfotografie. Er war der erste, der in Köln nicht nur die touristischen Anziehungspunkte fotografierte, sondern sich auch dem wandelnden Stadtbild mit Abrissen, Neubauten, Denkmälern und Anlagen widmete.

Darüber vernachlässigte er aber nicht die klassischen Rheinansichten, stellten diese doch eine wichtige und sichere Einnahmequelle dar. Solche Motive wurden in repräsentativer Aufmachung, in verschiedenen Formaten und sorgfältig auf Karton aufgezogen einzeln verkauft und nach Belieben zu Alben zusammengestellt. Sein guter Ruf verschaffte Anselm Schmitz schließlich auch einen umfangreichen, über Jahre bestehenden Auftrag der beiden forschenden Sammler Alexander Schnütgen und Franz Bock. Mit der umfassenden Dokumentation dieser Sammlungen legte er das Fundament zur fotografischen Kunstreproduktion in Köln.

Komplizierte Recherche

Vielen bekannten Abzügen lassen sich unsere Negative gegenüberstellen. So können beispielsweise fast drei Viertel der Abzüge eines Albums von 1891/1892, das uns 2004 gestiftet worden ist, mit Negativplatten aus dem eigenen Bestand verbunden werden. Als diese wertvollen Platten in das Bildarchiv kamen, vermutlich in den 1920er Jahren im Zusammenhang mit der Gründung des Rheinischen Bildarchivs, dachte noch niemand daran, den Namen des Urhebers in den Inventarbüchern zu verzeichnen. Im Vordergrund des Interesses stand allein das abgebildete Motiv. Man ist daher heute auf eine langwierige und mitunter mühsame Sichtung von Fotobeständen in Museen und Sammlungen oder auf Zufälle aus dem Forschungsalltag angewiesen, wenn man das Werk dieser Fotografin oder dieses Fotografen in seinem ganzen Umfang erfassen will. Diese Arbeit steht noch in den Anfängen.

Trotzdem lassen sich aus dem bekannten Bildmaterial einige Erkenntnisse über die Bildauffassung des Fotografen gewinnen. Dem Zeitstil und den Erwartungen der Käufer entsprechend strebte er nach möglichst detailfreudiger, aber absolut sachlicher Information. Weil die Technik noch unkomfortabel und das Material teuer war, bevorzugte er hoch liegende Standpunkte und Weitwinkelobjektive, um die Gebäude mit einer einzigen Aufnahme so komplett wie möglich zu erfassen. Dabei verzichtete er weitgehend auf den belebenden Effekt von Staffagefiguren, so dass zwar die oft komplexen Ensembles umfassend wiedergegeben sind, der Gesamteindruck aber nüchtern bleibt. Andererseits bestechen die Aufnahmen durch ihre Präzision, die Detailvergrößerungen von außerordentlicher Qualität erlaubt und ihren hohen dokumentarischen Wert begründet.

Text von Roswitha Neu-Kock
Veröffentlich in: Purpus, Elke: Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln. Die Geschichte der Bibliothek und des Fotoarchivs. Mit Beiträgen von Roswitha Neu-Kock. Essen: Klartext-Verlag 2007. ISBN 978-3-89861-787-1

Anselm Schmitz auf Kulturelles Erbe Köln Literatur zu Anselm Schmitz im OPAC der Kunst- und Museumsbibliothek