Lage und Geschichte

Das Naturschutzgebiet "Thielenbruch und Thurner Wald" befindet sich am nordöstlichen Rand des Kölner Stadtgebiets im Stadtteil Dellbrück, umfasst dort 59 Hektar und erstreckt sich im Osten auf einen Teil des Stadtgebiets von Bergisch-Gladbach-Hand, dort über drei Hektar. Das Gebiet liegt im Naturraum der Bergischen Heideterrasse und berührt am westlichen Rand die Paffrather Kalkmulde zwischen Mutzbach und Strunde. Unter Schutz gestellt wurde der Bereich des Flachmoors mit mit einer Fläche von 19,48 Hektar erstmalig 1969.

Das Naturschutzgebiet wurde gegen Ende der 1990er Jahre zusammen mit dem Naturschutzgebiet "Thielenbruch" auf Bergisch-Gladbacher Stadtgebiet wegen seiner einzigartigen und herausragenden Bedeutung für die Erhaltung der natürlichen Lebensräume von wildlebenden Tieren und Pflanzen von der Bundesrepublik Deutschland als Gebiet von gemeinschaftlicher europaweiter Bedeutung gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) nach Brüssel gemeldet.

Gebietsbeschreibung

Dieses Naturschutzgebiet im nördlichen Rheinland stellt wegen seiner biologischen Beschaffenheit einen einzigartigen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten mit außerordentlich hoher Artenvielfalt dar. Dabei sind unterschiedlichste Wasserinsekten, Amphibien, Höhlenbrüter, Mollusken, Libellen oder auch Schmetterlinge zu nennen. Die geologische Situation, kleinflächiger Wechsel zwischen sauren und kalkhaltigen Böden, zwischen trockenen und feuchten Bereichen, bietet ideale Voraussetzungen für die dortige Flora und Fauna.

Informationen zu dem Naturschutzgebiet vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz

Tier- und Pflanzenwelt

© Stadt Köln, Julia von Schweinitz

Im Nordwesten befindet sich ein Nieder- oder Übergangsmoor. Dieser für Köln besonders seltene Lebensraum entwickelte sich aus einem brachgefallenen Weiher mit seinen typischen Verlandungsprozessen. Hier wachsen Torfmoose, die erhebliche Wassermengen speichern können und dadurch eine wichtige Rolle in der Erhaltung des Moores spielen. Das Moor bietet unter anderem Lebensraum für seltene und gefährdete Libellenarten.

Im Osten des Naturschutzgebietes liegt der wertvollste Bereich, das Kalk-Niedermoor "Katharinenkammer". Dort befinden sich mehrere Kalkquellen, Quelltümpel und Rinnsale, die das vornehmlich in einer Senke liegende Moor mit seiner typischen Vegetation speisen. Bei der "Katharinenkammer" handelt es sich um das einzige Kalk-Niedermoor im Landschaftsraum der Bergischen Heideterrasse. Es zeichnet sich durch im Landschaftsraum äußerst seltene und besonders gut erhaltene Lebensraumtypen mit einer großen Anzahl stark gefährdeter Tier- und Pflanzenarten aus. 

© Norbert Menke
© Haus der Natur Cismar

Gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sind folgende Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse:

  • Pfeifengraswiesen auf lehmigen oder torfigen Böden (Code 6410),
  • Übergangs- und Schwingrasenmoore (Code 7140),
  • kalk- und basenreiche Niedermoore (Code 7230) sowie
  • Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder (Code 91E0).

In den Geländesenken haben sich Erlenbruchwälder mit ausgedehnten Seggenbeständen entwickelt. An trockenen Stellen befinden sich Kalk-Pfeifengras-Wiesen. Die ehemals künstlich angelegten Teiche an der Paffrather Straße haben sich durch entsprechende Pflege- und Sicherungsmaßnahmen ökologisch verbessert und sind heute wertvolle Lebensräume für Amphibien und Wasservögel.

Maßnahmen

Für den besonders wertvollen Bereich der "Katharinenkammer" wurde 2019 ein Maßnahmenkonzept erstellt.

MAKO ist in Nordrhein-Westfalen die Bezeichnung für einen komprimierten Maßnahmenplan, der für FFH-Gebiete (und Naturschutzgebiete) erstellt wird und wurde eigens entwickelt, um die naturschutzfachlichen Standards der FFH-Richtlinie und die Anforderungen im Rahmen von Berichtspflichten zu erfüllen.

Darüber hinaus wurden Ende 2020 in der "Katharinenkammer" Reparaturmaßnahmen an drei Dammabschnitten notwendig, die einen Maschineneinsatz erforderten. Der Damm dient einer Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und damit dem Wassereinstau im Kalkflachmoor. In diesem Zuge werden auch in Teilbereichen Hochstauden und Seggen entnommen, da das Gebiet zunehmend verlandet. Eine sensible Entnahme dieser ansonsten hochwertigen Pflanzen wirkt sich förderlich auf die Entwicklung der Arten "Helmazurjungfer" und der "Bauchigen Windelschnecke" aus, da wieder in ausreichendem Maß offene langsam fließende Wasserstellen geschaffen werden.

Im Frühjahr 2020 wurde das EU-geförderte Projekt IP-LIFE, Atlantische Sandlandschaften umgesetzt. Auf einer Fläche von rund 1,5 Hektar wurden großflächig Abschnitte von Versorgungstrassen freigestellt und der bereits 2018 freigestellte Dünenbereich erweitert, um für die streng geschützte Zauneidechse weitere Offenlandstrukturen zu schaffen.

Definition eines Maßnahmekonzeptes für Flora-Fauna-Habitate

Bitte beachten Sie bei Ihrem Besuch!

Im Fall des Naturschutzgebietes "Thielenbruch und Thurner Wald" existieren zwei unvereinbare Interessenlagen. Zum einen das Interesse der Bürger*innen ihre Freizeit in diesem wunderschönen Landschaftsraum verbringen zu wollen, zum anderen das Allgemeininteresse an der dauerhaften Erhaltung dieses überaus schutzwürdigen und schutzbedürftigen Lebensraums für Flora und Fauna.

Der Rat der Stadt Köln hat bereits im Jahre 1990 mehrheitlich dem Interesse des Naturschutzes den Vorrang eingeräumt. Seit dem Eintritt der Rechtskraft des Landschaftsplans am 13. Mai 1991 gibt es daher vieles zu beachten.

Unterstützen Sie bitte die Erhaltung der Natur in Köln indem Sie:

  • auf den zugelassenen Wegen bleiben,
  • Hunde an der Leine führen,
  • Lärm vermeiden,
  • keinen Müll hinterlassen.

Darüber hinaus gilt für das Naturschutzgebiet "Thielenbruch" insbesondere:

Betreten Sie das gesamte Naturschutzgebiet mit Ausnahme des Katharinenkammerweges und des Steinweges nicht. Das Betretungsverbot ist notwendig, da in weiten Teilen des Gebietes trittempfindliche Arten vorkommen, die besonders schutzbedürftig sind.

Des Weiteren ist es nicht erlaubt, Veranstaltungen aller Art durchzuführen.