Lage und Historie

Der Worringer Bruch befindet sich südlich des Kölner Ortsteiles Worringen und grenzt östlich an den Ortsteil Roggendorf an. Er stellt mit 37,5 Metern über NN den geographisch tiefsten Punkt Kölns dar. Entstanden ist der Worringer Bruch aus einem Mäanderbogen des etwa 2,5 bis 3 Kilometer entfernten Rheins. Der Altarm wurde vor etwa 8.000 Jahren vom Hauptstrom abgeschnitten und ist inzwischen beinahe vollständig verlandet. Der Worringer Bruch wurde 1991 durch den Landschaftsplan als Naturschutzgebiet N 3 mit einer Gesamtgröße von etwa 164 Hektar unter Schutz gestellt. Am südöstlichen Rand befindet sich eine circa 18,6 Hektar große Naturwaldzelle (Nr. 42, Worringer Bruch), die bereits 1980 als solche ausgewiesen wurde. Über die nationale Naturschutzgebietsausweisung hinaus erhielt der Worringer Bruch 1999 den europäischen Schutzstatus als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet DE-4907-301.

Gebietsbeschreibung

Der Worringer Bruch gestaltet sich in Form einer hufeisenförmigen Altrheinschleife, die bis heute von stark schwankenden, vom Wasserstand des Rheins abhängigen Grundwasserständen geprägt ist. Durch die vorhandenen Lebensraumtypen "natürliche eutrophe Seen und Altarme mit Primärröhrichtbeständen", "Stieleichen-Hainbuchenwald", "Erlen-Eschen- und Weichholzauenwald" sowie "Hartholzauenwälder" gewinnt der Worringer Bruch überregionale Bedeutung.

Das Mosaik an auentypischer Vegetation ist repräsentativ für den Naturraum der Köln-Bonner Rheinebene in der südlichen Rheinaue und wird durch das Vorkommen seltener Pflanzen und Tierarten hervorgehoben. Hinzu kommen im Randbereich typische Elemente der Kulturlandschaft, wie Obstwiesen und Weiden. Die im Gebiet vorhandene Naturwaldzelle wird von Erlen-Eschenwald mit Weiden und Pappeln geprägt. Trotz des geringen Durchschnittsalters sind die Waldbestände relativ totholz- und strukturreich. Aufgrund der Großflächigkeit und Strukturvielfalt besitzen die Auen- und Bruchwaldbereiche eine große Bedeutung für den Biotopverbund. Sie dienen als Rückzugsraum und Ausbreitungsweg für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten entlang der Rheinschiene.

Tier- und Pflanzenwelt

Tierwelt

Besonders hervorzuheben ist das überregional bedeutende Vorkommen des Kammmolchs. Die Kammmolch-Population im Worringer Bruch umfasst vermutlich eines der größten europäischen Vorkommen.

Namensgebend ist der gezackte Rückenkamm, womit er wie ein kleiner Drache aussieht. Der Kammmolch ist die seltenste Molchart, da er größere und tiefere, pflanzenreiche, nicht beangelte Gewässer bevorzugt, die in vielen Regionen fehlen oder selten geworden sind. Als Laichgewässer dienen alle Typen wenig beschatteter stehender und träge fließender Gewässer und als Landlebensraum offene Landschaften.

Neben dem Kammmolch kommen weitere, nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, beziehungsweise der Vogelschutzrichtlinie unter strengen Schutz gestellte Tierarten wie der Wespenbussard und die Rohrweihe im Worringer Bruch vor. Die darüber hinaus im Worringer Bruch vorkommenden Vögel Nachtigall und Pirol werden gemäß Artikel 4 Absatz 2 der Vogelschutzrichtlinie als besonders geschützte Vogelarten kategorisiert.

Der Pirol ist ein gefährdeter Brutvogel, der in lichten, sonnigen, oft feuchten Laub-, Auen- sowie Pappelwäldern und alten Hochstammobstplantagen vorkommt.

Die Nachtigall bevorzugt Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz, Gehölze und Hecken.

Die Rohrweihe ist ein deutschlandweit und in NRW gefährdeter Brutvogel, der seine Nester ausschließlich in Röhrichten anlegt und im Worringer Bruch unregelmäßig als Brutvogel vertreten ist.

Darüber hinaus leben im Worringer Bruch verschiedene Fledermausarten, Zwergtaucher, Teichrohrsänger, Kormorane, Rotmilane, Klein- und Schwarzspechte, Turmfalken, Wanderfalken, Habichte, Sperber, Steinkauz, Waldkauz, Schleiereule, Eisvogel, Flussregenpfeifer, Ringelnatter, Zauneidechse, Kreuzkröte, Erdkröte, Gras- und Grünfrosch sowie circa 1.200 erfasste Käferarten .

Pflanzenwelt

Der Worringer Bruch ist nicht nur Lebensraum sowie Nahrungs- und Bruthabitat für die oben genannten Tierarten, er ist auch ein bedeutender Standort für seltene Pflanzenarten und Lebensraumtypen (LT).  

Unter anderem ist er einer der letzten Wuchsorte in NRW für autochthone Schwarzpappeln, das heißt Schwarzpappelbestände, die an diesem Standort entstanden sind und sich im Worringer Bruch ohne menschlichen Einfluss erhalten haben.

© Sibilla Esser-Meiners

Insbesondere zeichnet sich der Worringer Bruch durch die häufig gefährdeten feuchtigkeitsbedürftigen beziehungsweise feuchtigkeitsliebenden Lebensraumtypen aus.

Vorzufinden sind natürliche nährstoffreiche Seen und Altarme (LT 3150) mit Schwimm- und Wasserpflanzen, fließgewässerbegleitenden Erlen-Eschen-Weichholz-Auwälder (LT 91E0), auf feuchten bis frischen Standorten vorkommende, in der Regel, grundwasserabhängige Stieleichen-Hainbuchenwälder (LT 9160) sowie Hartholz-Auenwälder (LT 91F0). Alle diese Lebensraumtypen sind von einer mehr oder weniger ausgeprägten Überflutungsdynamik abhängig.

Maßnahmen

Um den vielfältig strukturierten Lebensraum und die hierauf spezialisierte, artenreiche Tier- und Pflanzenwelt im Gebiet zu erhalten, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Durch die Untere Forstbehörde wurde ein Sofortmaßnahmenkonzept erstellt, welches vor allem eine naturnahe Waldbewirtschaftung, die Vermehrung der Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder, die Erhaltung und Förderung des Alt- und Totholzanteiles, insbesondere von Höhlen- und Uraltbäumen sowie auf Teilflächen auch die vollständige Nutzungsaufgabe zur Entwicklung weiterer naturnaher Bereiche über die Naturwaldzelle hinaus vorsieht. Die Erhaltung/Wiederherstellung der natürlichen, lebensraumtypischen Grundwasser- und Überflutungsverhältnisse sowie die Schaffung ausreichend großer Pufferzonen zur Vermeidung beziehungsweise Minderung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen gelten als weitere wichtige Maßnahmen zur Förderung der Auen- und Bruchwaldbereiche und Sicherung des Lebensraumes für die im Gebiet ansässigen Arten.

Darüber hinaus sind im Landschaftsplan weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel Entsiegelung der befestigten Wegeverbindungen und Umwandlung derselben in "grüne Wege", Absperrung der in das Naturschutzgebiet führenden Wege, die Entwicklung von Waldsaumgesellschaften auf den das Naturschutzgebiet umgrenzenden Feldwegen und die Erhaltung und Förderung von Freiflächen und Waldrändern entsprechend ihrer natürlichen Entwicklung vorgesehen. Speziell zum Schutz und zur Förderung der Kammmolchpopulation ist die Anlage von Laichgewässern in Planung.

Das ist von Erholungssuchenden zu beachten:

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden. Den Erhalt des Gebietes können auch Sie unterstützen, indem Sie  

  • ausschließlich die für Begehungen vorgesehenen Wege nutzen. Dieses sind im Worringer Bruch der Senf- und Erdweg sowie der Verbindungsweg vom Bruchweg zum Weg "Am Blutberg"
  • Hunde an der Leine führen
  • Lärm vermeiden
  • keinen Müll hinterlassen
  • nicht durch den Worringer Bruch reiten
  • nicht zelten und kein Feuer machen
  • die Wasserflächen nicht zum Angeln Schwimmen oder Betreiben anderer Wassersportarten nutzen und
  • keine Fütterung der Wasservögel vornehmen

Durch Vermeidung illegaler Tätigkeiten sollen Lebensgemeinschaften umfassend vor Störungen bewahrt werden, denn besonders seltene Arten können aufgrund ihrer sehr spezifischen Lebensraumansprüche in der Regel nicht in die umgebende Landschaft ausweichen. Genießen Sie deshalb die stille Erholung und erfreuen Sie sich an der Vielfalt des Naturschutzgebietes.