© Philipp Weißkamp, Stadt Köln
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Lage und Geschichte

Im rechtsrheinischen Teil von Köln, zwischen den Stadtteilen Dellbrück und Dünnwald, liegt das Naturschutzgebiet "Oberer Mutzbach" (N 16). Das Naturschutzgebiet grenzt unmittelbar an das Stadtgebiet von Bergisch-Gladbach an und endet etwa in Höhe des Dünnwalder Waldbades.  

Benannt ist das Naturschutzgebiet nach dem Mutzbach, welcher in Odenthal-Voiswinkel entspringt und nachdem er die Bergisch-Gladbacher Ortsteile Paffrath und Hand sowie den Dünnwalder Wald in Köln durchquert hat, nach einer Fließstrecke von circa 14 Kilometern, in Leverkusen-Manfort in die Dhünn mündet. Zu seinen Nebenbächen gehören unter anderem der Katterbach und der Weidenbach. 

Der Mutzbach wurde früher zur Mühlennutzung ausgebaut. Durch die teilweise Verlegung seines ursprünglichen Verlaufes wurde das Gefälle erhöht und somit eine Optimierung der Mühlennutzung ermöglicht. Anhand des Vergleichs historischer Karten sowie durch Nachweise in Chroniken (unter anderem die Gründung der Diepeschrather Mühle um das Jahr 1653) ist davon auszugehen, dass der Ausbau bereits deutlich vor 1800 erfolgt ist.   

Aufgrund seiner besonderen Schutzwürdigkeit ist der Obere Mutzbach im Jahr 1989 als Schutzgebiet ausgewiesen und mit Erscheinen des Kölner Landschaftsplans 1991 endgültig als Naturschutzgebiet festgesetzt worden. 

Gebietsbeschreibung

Das Naturschutzgebiet umfasst eine Flächengröße von etwa sechs Hektar und beinhaltet eine für Nordrhein-Westfalen seltene, geologische Besonderheit. Bedingt durch die bachaufwärts gelegene "Paffrather Kalkmulde" führt der Mutzbach schwach alkalisches Wasser durch seine im sauren Lockergestein der rechtsrheinischen Mittelterrasse liegende Bachaue. Dieses äußert sich teilweise auch in der Zusammensetzung der umgebenden Vegetation, in der auch kalkliebende Pflanzenarten vertreten sind.  

Entscheidend geprägt ist das Naturschutzgebiet durch den namensgebenden Mutzbach, der ein circa 2,5 bis 4 Meter breites, sandiges Bachbett sowie steile, teilweise 50 bis 60 Zentimeter hohe Uferwälle aufweist. Es handelt sich um einen sehr naturnahen, mäandrierenden Gewässerabschnitt mit umgebenden, strukturreichen Auenwaldbeständen. Diese werden regelmäßig überflutet und sind von besonderer Bedeutung als Kernlebensraum für daran angepasste Tier- und Pflanzenarten.

Die Erhaltung und Entwicklung des naturnahen Fließgewässers mitsamt seiner angrenzenden Auwaldstrukturen stellt ein bedeutsames Ziel des Gebietes dar. Das Naturschutzgebiet ist hierüber hinaus als verbindendes Element zwischen dem Dünnwalder Wald mit seinem Baumbestand und dem Thielenbruch (Thurner Wald) und somit für die Biotopvernetzung von regionaler Bedeutung.

Pflanzen- und Tierwelt

© Philipp Weißkamp
Bachbett
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Gelbes Windröschen
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Schwarzspecht

Der Mutzbach weist im Naturschutzgebiet Ansätze einer leitbildkonformen Ausprägung hinsichtlich seiner verschiedenen Ufer- und Sohlstrukturierungen auf. In einigen Bereichen der von Sand dominierten Sohlstruktur sind leichte Prall- und Gleithänge ausgeprägt. Vereinzelt sind im Flussbett Totholzansammlungen vorhanden.

Gesäumt wird der Gewässerlauf durch ihn umgebende Waldstrukturen, in denen neben gebietsfremden Laub- und Nadelbaumarten auch für den Standort charakteristische Gehölze wie zum Beispiel Schwarzerle, Feldulme vorkommen. Innerhalb der feuchten Auenwaldbereiche bildet das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) zusammen mit anderen Geophyten, wie Buschwindröschen, Scharbockskraut und Moschuskraut, einen blütenreichen Frühjahrsaspekt.

Faunistisch bedeutsam ist das Gebiet für eine Vielzahl von (vorwiegend an Waldgebiete gebundene) Vogelarten. Bemerkenswert ist hier unter anderem das Vorkommen verschiedener gefährdeter Spechtarten wie Schwarz-, Mittel-, Klein-, Grünspecht. Des Weiteren finden sich im Bereich des "Oberen Mutzbaches" verschiedene Amphibien, wie zum Beispiel die Erdkröte, welche Waldgebiete als Landhabitat bevorzugt. Aber auch Grasfrosch und Feuersalamander sind hier anzutreffen.

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)  

Entlang des Fließgewässers sind zudem einige Libellenarten vorzufinden, denen der Mutzbach ein geeignetes Biotop bietet. Mit seinen verhältnismäßig langsam fließendem Wasser und seinem sandigen Untergrund stellt der Mutzbach einen wertvollen Lebensraum für die Gebänderte Prachtlibelle dar. Unverkennbar ist das Männchen der Gebänderten Prachtlibelle (das Weibchen hingegen ist recht unscheinbar), welches sich gut während der Flugzeit von Ende Mai bis August/September beobachten lässt. 

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Neben dem leuchtend blaugrün schimmerndem Körper sind die grünlich getönten Flügel mit ihrer breiten, schwarzblau schillernden Binde besonders auffällig. Mit ihrer Flügelspannweite von sechs bis sieben und einer Körperlänge von fünf Zentimetern gehört sie zudem zu den größten Vertretern der Kleinlibellen (Unterordnung) im europäischen Raum. 

Maßnahmen

Aufgrund der für ein Stadtgebiet außergewöhnlich günstigen Voraussetzungen wie zum Beispiel unverbaute Flächen besteht ein hohes Entwicklungspotenzial für den Oberen Mutzbach. Der Bach selbst ist im Naturschutzgebiet durchgängig unverbaut, so dass dieser mit seinen angrenzenden Waldparzellen Raum und Möglichkeiten für eine naturnahe Entwicklung bietet.  

Für das Naturschutzgebiet "Oberer Mutzbach" wird als Schutzziel die Entwicklung eines naturnahen Fließgewässers mit kalkhaltigem Wasser und einer naturnahen Entwicklung seiner Auenwaldbestände angestrebt. Hierzu wurde ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt, der die Vorgaben des Landschaftsplans erfüllt und hierüber hinausgehend Maßnahmen für eine naturorientierte Entwicklung darstellt. Im Wesentlichen bleibt das Naturschutzgebiet jedoch sich selbst überlassen, um unter anderem durch unterlassene Pflegemaßnahmen eine Erhöhung des Totholzanteiles zu erzielen. Totholz, auch in stehender Form, ist von großer Bedeutung für Insekten, Kleinsäuger sowie Vögel und kann hierüber hinausgehend zu einer Strukturvielfalt innerhalb des Gewässers (vielfältiges, kleinflächig wechselndes Mosaik) führen.   

Die Erholungsnutzung nimmt eine bedeutende Rolle in dem Schutzgebiet ein und beeinflusst den Bereich sehr stark. Besonders an Wochenenden wird das gesamte Areal intensiv von Erholungssuchenden besucht, woraus sich zum Teil starke Störungen des Gebietes ergeben. Beansprucht werden neben den zahlreichen Wegen auch Trampel- und Reitpfade, die mitunter nah am Bachlauf vorhanden sind.   

Zwischen den Wegen und dem Bachlauf liegt zumeist nur eine schmale Pufferzone. Besonders die Nutzung als Trinkmöglichkeit für Hunde und Pferde stört die Ruhe des Naturschutzgebietes und bewirkt Trittschäden am Ufer des Mutzbaches.  

Um dies zu unterbinden oder zumindest einzuschränken, kann die Beseitigung einiger Trampelpfade, zum Beispiel durch die Bepflanzung oder das Ablegen von Astmaterial, ein wirksames Instrument darstellen.

Das müssen Erholungssuchende beachten:

Der Obere Mutzbach ist aufgrund seiner geologischen Besonderheit, der in Teilbereichen vorhandenen, naturnahen Waldbestände sowie seiner ansatzweisen Strukturierung und Dynamik als besonders schutzwürdig einzustufen. Hier vorkommende Tier- und Pflanzenarten gilt es bestmöglich zu fördern und vor negativen Einflüssen zu schützen.  

Indem Sie die Bestimmungen zur Gewährleistung des Schutzzweckes einhalten beziehungsweise die allgemeinen und gebietsspezifischen Verbote gemäß Landschaftsplan beachtet werden, können Sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses bedeutsamen Schutzgebietes beitragen.  

Zu den Verboten gehören beispielsweise:

  • Das Betreten und Bereiten von Flächen und Wegen, mit Ausnahme von Wegen, die besonders gekennzeichnet sind.
  • Das Erzeugen von Lärm und Musik sowie das Betreiben von Tongeräten.
  • Hunde unangeleint frei herumlaufen zu lassen.