Lage und Geschichte

Das Naturschutzgebiet "Langeler Auwald rechtsrheinisch." liegt im rechtsrheinischen Süden des Stadtbezirks Porz, südlich von Langel an der Grenze zu Niederkassel. Auf Niederkasseler Seite (Rhein-Sieg-Kreis) grenzt das NSG "Lülsdorfer Weiden" an. Beide Gebiete sind Teil der Flussauenlandschaft im Wesselinger Rheinbogen sowie Teil des Biotopverbundes entlang des Rheins (Biotopverbundkonzept der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR)) und Teil des landesweiten Biotopverbundes (VB-K-5107-110).

Die dortige Flussaue ist schon früh, und zwar mit einstweiliger Sicherstellung von 1965, als der Naturschutz noch nicht die Bedeutung hatte wie heute, unter Schutz gestellt worden. Mit Inkrafttreten des Landschaftsplans der Stadt Köln in 1991 wurde der Bereich des Alt-Waldes sowie an dieser Stelle der gesamte Flussuferabschnitt von Hauptfahrrinne bis zum Deich unter Naturschutz gestellt (das jetzige NSG "Langeler Auwald rechtsrheinisch"). Mit Aufnahme von bestimmten Biotopen als gesetzlich geschützte Biotope in das Bundes- und Landesnaturschutzgesetz – hierbei handelt es sich um Biotope, die sehr selten geworden sind und deshalb per Gesetz unter Schutz gestellt worden sind – fielen in diesem Naturschutzgebiet großflächig Biotope (§ 30er/62er Biotope), wie die Weichholzaue unter diesen Schutz. In Umsetzung der europäischen Flora-Fauna-Habitat-(FFH-) Richtlinie wurde in 2007 der Bereich zwischen Ufer und der Hauptfahrrinne als Teil des FFH-Gebietes "Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef" der EU als Gebiet von europäischer Bedeutung gemeldet.  

Wie man anhand historischer Karten erkennen kann, existiert die Nutzung als Auwald im Naturschutzgebiet "Langeler Auwald rechtsrheinisch." schon seit 1828. Nur eine Gehölzfläche wurde in dem langen Zeitraum zwischen 1828 und heute als Grünland umgewandelt Ansonsten hat sich an der Auwald-Nutzung bis heute nichts geändert. 

Gebietsbeschreibung

Das rund 23 Hektar große Naturschutzgebiet umfasst einen Teilabschnitt der noch unverbauten Flussaue zwischen Langel und Niederkassel. Aufgrund des hier sehr flach ansteigenden Geländes (Gleithang) in Verbindung mit einer natürlichen Substratdiversität ist hier ein äußerst wertvolles Mosaik natürlicher Ufergesellschaften entstanden, das von den einjährigen Pioniergesellschaften (Flussmelden-Gesellschaften) über ein Mosaik aus Flutrasengesellschaften, Schlankseggenried und Rohrglanzgrasröhricht sowie weiter landeinwärts in die Weichholzaue mit Korbweiden-/Mandelweidengebüsch und Silberweidenauenwälder und Alt-Pappelwälder, die bereits in der Zone der Hartholzaue liegen, übergeht.  

Das Gebiet ist als Überflutungsfläche ausgewiesen. Insbesondere die Weichholzaue steht regelmäßig unter Wasser. Weiter landeinwärts nimmt die Häufigkeit der Überflutungen ab. Die Hartholzaue wird daher seltener überflutet.

Zu dem Naturschutzgebiet zählt außerdem ein Teil des Altdeiches, der die Rheinaue zum Umland abgrenzt. Dieser wurde deshalb mit in das Naturschutzgebiet aufgenommen wegen seiner artenreichen Wiesenvegetation (Glatthaferwiese). Diese artenreichen Wiesenflächen werden in der freien Landschaft immer seltener und sind mittlerweile stark gefährdet. Auf europäischer Ebene werden sie dem FFH-Lebensraumtyp 6510 Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen zugeordnet. Dieser Lebensraumtyp befindet sich in NRW in einem schlechten Erhaltungszustand.

Das Naturschutzgebiet ist durch einen Weg erschlossen der mittig durch das Naturschutzgebiet verläuft. Zur Ruhigstellung des Naturschutzgebietes soll dieser Weg gemäß vorliegendem Pflege- und Entwicklungskonzept "Naturschutzgebiet Langeler Auwald rechtsrheinisch und angrenzende Flächen", das im Auftrag des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen in 2015 erstellt wurde, zukünftig entsiegelt und nur noch als Unterhaltungsweg, aber nicht mehr für Fußgänger freigegeben werden. Der Teerweg auf dem Deich, der stark durch Fußgänger und Radfahrer frequentiert (Rhein-Rad-Weg NRW) wird, soll weiterhin als Erholungsweg dienen.  

Der gesamten Flussauenlandschaft zwischen Langel und Niederkassel - also nicht nur dem darin eingelagerten Naturschutzgebiet - kommt eine herausragende landesweite Bedeutung für den Naturschutz zu. Der Pflege- und Entwicklungsplan schlägt deshalb eine Erweiterung des Naturschutzgebietes nach Norden und Einbeziehung des nördlichen Teils des Rheinvorlandes in das NSG vor. Dieses soll in den nächsten Jahren im Rahmen einer Landschaftsplanänderung umgesetzt werden.

Die Tier- und Pflanzenwelt

Das Naturschutzgebiet und auch die angrenzenden Flächen innerhalb der Flussaue sind stark durch die regelmäßige Überflutung geprägt. Die Tier- und Pflanzenwelt ist an diese Überflutungsdynamik angepasst, so dass hier Pflanzen- und Tierarten vorkommen, die typisch für Auenbereiche sind.

Tierwelt  

An typischen Vogelarten sind für den Auenwaldbereich insbesondere der Pirol (Brutvogel), Schwarzmilan (Brutvogel), Gelbspötter, Kleinspecht zu nennen und für die Kiesbänke und lückigen Schotterfluren direkt am Rhein insbesondere der Flussregenpfeifer (Brutvogel), eine Rote-Liste 2-Art in NRW.

© Dr.H-M Kochanek

Kleinspecht (Dendrocopos minor) Der Kleinspecht gehört zur Familie der Spechte. Vor allem durch seine Größe ist der Kleinspecht gut von seinen nahen Verwandten, dem Bunt- und dem Mittelspecht, zu unterscheiden. Wie der Name schon sagt, ist der Kleinspecht mit einer Größe von 15 Zentimetern und einer Flügelspannweite von circa 26 Zentimetern der kleinste Specht in Europa. Der Kleinspecht stellt relativ hohe Ansprüche an seinen Lebensraum. Weichholzarten wie Pappeln, Weiden und Erlen sowie ein hoher Anteil an stehendem Totholz sowie Bäumen in ihrer Zerfallsphase. Auch hohe, isoliert stehende Laubbäume sind wichtige Requisiten eines guten Kleinspechthabitats. Solche Habitatstrukturen finden sich insbesondere in Auwaldgebieten.  

An Fledermausarten kommen Zwergfledermaus, Kleiner/Großer Abendsegler, Braunes/Graues Langohr vor. Aufgrund des hohen Insektenreichtums und vieler vorhandener Höhlenbäume stellt das Gebiet einen hochwertigen Lebensraum für die nachgewiesenen Fledermäuse dar.

Pflanzenwelt  

Auffallend ist der Frühjahrs-Blühaspekt im gesamten Rheinvorland zwischen Porz-Langel und Niederkassel. Im Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht bewaldet sind, verwandelt sich der Waldboden in einen bunten Blütenteppich. Bärlauch, gelbes Windröschen, der Frühlingshahnenfuß, Lerchensporn, Scharbockskraut, Milchstern et cetera konkurrieren dann um das einfallende Licht. Mit zunehmender Belaubung ziehen diese Pflanzen ein. Nun übernehmen flächendeckend nährstoffliebende Hochstaudenfluren mit Indischem Springkraut (ein Neophyt), Brennessel et cetera die Herrschaft in der Krautschicht des Auenwaldes. Eine typische Art der Stromauen ist die gelbe Wiesenraute, die dort an mehreren Stellen vorkommt sowie der Wiesenstorchschnabel als Charakterart der feuchten Ausprägung  der Tiefland-Glatthaferwiese und deren Brachen.

Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)  

Der Wiesen-Storchschnabel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Höhen von 20 bis 80 Zentimeter erreicht. Seine Blütezeit reicht von Juni bis August. Er hat sein Hauptvorkommen auf nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Frischwiesen und -weiden, sein Nebenvorkommen in nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren.

© Barbara Hußmann, Stadt Köln

Gelbes Windröschen (Ranunculus ranunculoides)    

Das Gelbe Windröschen zählt zu den Hahnenfußgewächsen und ist ein typischer Frühjahrsgeophyt. Die mehrjährige, krautige Pflanze bildet einen 10 bis 30 Zentimeter hohen, aufrechten Blütenstängel. Zur Blütezeit zwischen März/April und Mai fehlen noch die grundständigen Blätter. Allerdings finden sich am Stängel in einem Quirl (Wirtel) drei kurz- oder ungestielte, jeweils dreiteilig eingeschnittene, gezähnte Hochblätter. Das gelbe Windröschen ist viel seltener anzutreffen als das bekannte weißblühende Buschwindröschen. Es besiedelt insbesondere sickerfrische bis feuchte, nährstoff-, basen- und kalkreiche, tiefgründige, lehmige Mullböden in Buchen-Mischwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern, Auen- und Schluchtwäldern, regional auch in Erlen-Eschenwäldern sowie selten in Wiesen.

Maßnahmen

Viele Vegetationsformationen innerhalb der Flussaue, wie Schlammlingsgesellschaften, Schotterfluren, Flutrasen, Weichholzauenwald sind entscheidend durch die natürliche Überschwemmungsdynamik des Rheins beeinflusst. Eine regelmäßige Pflege erübrigt sich hier.  

Bei den anderen Flächen – viele von diesen wurden früher land- bzw. forstwirtschaftlich genutzt – sind gemäß Pflege- und Entwicklungsplan aus 2015 und andere folgende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen vorgesehen.

  • Langfristiger Umbau der Pappelbestände im Bereich der Hartholzzone in Auenwald.
  • Entwicklung eines Waldsaumes zwischen Wiese und Auenwald
  • Extensivierung der Wiesennutzung  

Darüber hinaus ist folgendes vorgesehen:

Um Störungen durch den mittig durch das NSG verlaufenden Weg auszuschließen, soll dieser entsiegelt und nur noch als Unterhaltungsweg genutzt werden und nicht mehr als Spazierweg für Besucher. Für die Besucher sollen in anderen Bereichen bestimmte Wege attraktiver gestaltet und die Besucher über diese Wege gelenkt werden.  

Ferner soll das NSG um den nördlich angrenzenden Bereich der Flussaue erweitert werden.

Das müssen Erholungssuchende beachten:

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.  

Unterstützen Sie bitte die Erhaltung der Natur in Köln, indem Sie:

  • nicht abseits der zugelassenen Wege gehen,
  • Hunde nicht frei rumlaufen lassen,
  • Lärm vermeiden,
  • keinen Müll hinterlassen,
  • nicht das Ufer betreten, auch nicht zum Anlanden und baden.