Lage und Geschichte

Im linksrheinischen Bezirk Rodenkirchen, nahe der Stadtgrenze zu Wesseling und Brühl, liegt das Naturschutzgebiet (NSG) Kiesgruben Meschenich (N 6). Das NSG liegt somit im Bereich des sogenannten Vorgebirges, grenzt im Norden an aktive Kiesgruben und ist ansonsten überwiegend von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben.

Das Vorgebirge ist für seine sehr fruchtbaren Böden bekannt. Der Anbau von Obst und Gemüse prägte die Ortschaften zwischen Köln, Bonn und der Ville schon sehr früh. Die Orte waren oft mit einem Gürtel aus Streuobstwiesen umgeben und durch Obstalleen (oft Birnbäume) miteinander verbunden. Seit den 1960er Jahren werden die Streuobstwiesen sehr stark durch Siedlungsfläche verdrängt. Die landwirtschaftliche Nutzung des Vorgebirges ist aber nach wie vor ein wichtiger, überregional bekannter Faktor.

Der Abbau von Kiesen und Sanden begann in den 1970ern und dauert in einzelnen Bereichen noch an. Das Gebiet des heutigen N 6 wurde nach Beendigung der Auskiesung 1991 mit Aufstellung des Landschaftsplans der Stadt Köln unter Schutz gestellt. Der rund 26 Hektar große Bereich des NSG wird durch die Stadt Köln und die NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln e.V. betreut. Zum Erhalt der wertvollen vegetationsarmen Kieslebensräume werden diese regelmäßig gemäht und entbuscht.

Gebietsbeschreibung

Das Naturschutzgebiet Kiesgruben Meschenich stellt ein Mosaik aus vielen verschiedenen Lebensräumen dar. Dabei kann es grob in einen östlichen und einen westlichen Teil gegliedert werden. Den großen östlichen Teil dominiert die mit Grundwasser gefüllte ehemalige Kiesgrube. Das Ufer des Baggersees ist größtenteils mit einem Schilfröhricht umsäumt. Am Westufer befindet sich eine vegetationsarme Kiesfläche. Um den See herum befindet sich ein Mosaik aus dichtem Gebüsch, Vorwald und Laubmischwald. An den Grenzen des NSG wurden Schutzbepflanzungen vorgenommen, die das Betreten des NSG verhindern sollen.

Der westliche Teil macht lediglich rund ein Viertel des NSG aus. Neben Gebüschen und Vorwald befinden sich hier Teiche und Tümpel, Schilfröhricht und Auengehölze. Durch die Trockenheit der letzten Jahre und die anhaltende Sukzession verändern sich diese Lebensräume stetig. An den westlichen Teil grenzt direkt eine Streuobstwiese, die nicht Teil des NSG ist, an.

Tier- und Pflanzenwelt der ehemaligen Kiesgruben als Sekundärlebensraum

Wesentliche Ziele der Schutzgebietsausweisung sind der Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen bedrohter Pflanzen- und Tierarten. Zu diesen Lebensräumen zählen u.a. die vegetationsarmen Kies- und Sandflächen, die Streuobstwiesen, der Schilfröhricht sowie die Tümpel und Teiche. Die Wasserflächen der Kiesgruben bieten Lebensraum für Wasservögel und Vögel des Schilfröhrichts. Aber auch für Zugvögel stellen die Seen wichtige Rastplätze dar. In den Kiesgruben Meschenich finden sich im Winter viele verschiedene Enten- und Gänsearten ein.

Trotz seiner Größe von nur 26 Hektar weist das NSG eine Vielzahl wertvoller Lebensräume auf. Dies ist das Ergebnis unterschiedlichster Bodenbedingungen, die von der ehemaligen Nutzung zeugen. Durch regelmäßiges Monitoring konnten im Gebiet unter anderem über 50 Vogelarten, 6 Fledermausarten und viele Insektenarten festgestellt werden.

Leitarten

© Rosemarie Kappler

Eine Leitart ist eine Tier- oder Pflanzenart, die besonders charakteristisch für einen bestimmten Biotoptyp oder eine bestimmte Lebensgemeinschaft ist. Leitarten reagieren durch spezielle Ansprüche besonders empfindlich auf Landschaftsveränderungen und sind an bestimmte Lebensraumeigenschaften eng gebunden.

Als Leitarten wurden für das NSG neben sieben Vogelarten (Rohrammer, Teichrohrsänger, Flussregenpfeifer, Baumpieper, Gelbspötter, Fitis), zwei Amphibienarten (Kreuzkröte, Wechselkröte) und einer Reptilienart (Zauneidechse) noch drei Insektenarten (Blauflügelige Ödlandschrecke, Großer Johanniskraut-Spanner, Plattbauch-Libelle) festgelegt.  

Im Folgenden werden Teichrohrsänger und Kreuzkröte exemplarisch vorgestellt:

Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)

Kleiner, unscheinbarer, hellbrauner Vogel, der in Schilfbeständen brütet. Die Nester werden ungefähr einen halben Meter über der Wasseroberfläche gebaut. Oft liegen auch mehrere Nester nebeneinander. So wird meistens nur das eigene Nest als Revier verteidigt. Der Teichrohrsänger frisst Insekten, Spinnen und Weichtiere, die er in Schilfröhrichten findet. Der Gesang des Teichrohrsängers ist nicht so laut, die rhythmisch vorgetragenen Motive klingen knarrend und erinnern etwas an das Knirschen der Schilfhalme. Der Teichrohrsänger ist einer der häufigsten Wirtsvögel des Kuckucks, der aus diesem Grund häufig in der Umgebung von Schilfröhrichten beobachtet wird. In der Niederrheinischen Bucht ist der Teichrohrsänger auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Der Bestand im NSG ist leicht rückläufig, da durch die Trockenheit der letzten Jahre auch die Schilfrohrbestände betroffen sind.

Kreuzkröte (Epidalea calamita)

Die Kreuzkröte ist eine typische Art, die vegetationsarme Kleingewässer als erstes besiedelt. Ihren Namen hat sie von ihrer typischen Linienzeichnung auf dem Rücken. Zur Paarungszeit im April und Mai erzeugen die Männchen laute Rufe, die nachts teilweise über mehrere Kilometer zu hören sind. Die Weibchen legen ihre Eier in langen Schnüren in flache Gewässer. Aus den Eiern schlüpfen Kaulquappen, die sich in vier bis sechs Wochen soweit entwickeln, dass sie das Wasser verlassen können. Durch eine fortschreitende Nutzungsintensivierung der Landschaft verschwinden immer mehr Lebensräume der Kreuzkröte, sodass sie in der Niederrheinischen Bucht auf der Vorwarnstufe der Roten Liste steht. Ihr Bestand ist auch aufgrund der sehr trockenen Sommer in den letzten Jahren stark rückläufig.

Maßnahmen

Das Naturschutzgebiet wird durch die Stadt Köln und die NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln e.V. betreut. Zum Erhalt der wertvollen vegetationsarmen Kieslebensräume, des Schilfröhrichts, der Tümpel und Teiche werden diese Bereiche regelmäßig entbuscht.

Besucherinformation

Entlang des Rundwegs und an der Besucherplattform befinden sich Informationstafeln über das Naturschutzgebiet.

Wegekonzept

Das gesamte Naturschutzgebiet ist eingezäunt und kann nicht betreten werden. Ein Rundweg mit einer Aussichtsplattform bietet jedoch die Möglichkeit das Gebiet einzusehen und die verschiedenen Vogelarten zu beobachten.

Das müssen Erholungssuchende beachten

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.

Das Betreten des Naturschutzgebiets ist verboten.

Unterstützen Sie bitte die Erhaltung der Natur in Köln, indem Sie:           

  • auf den zugelassenen Wegen bleiben,           
  • Hunde auf den zugelassenen Wegen an der Leine führen,             
  • nicht innerhalb des Naturschutzgebietes reiten,         
  • Lärm vermeiden,           
  • und keinen Müll hinterlassen.           

Des Weiteren sind auch Grillen, Zelten, Lagern und das Betreiben von Modellflugzeugen, -booten oder - autos verboten.