Lage und Geschichte

Das Naturschutzgebiet "Am Grünen Kuhweg" (N 11) liegt im rechtsrheinischen Teil Kölns, im Stadtteil Dünnwald. Räumlich begrenzt wird das Gebiet im Westen durch die jeweils parallel verlaufende Autobahn 3 und im Osten die Bahnstrecke Köln-Opladen, welche im Wesentlichen auch die Schutzgebietsgrenzen darstellen.  

Unter dem Namen "Kiesgrube Diergardt" wurde das Gelände von Ende der 1950er Jahre bis circa 1980 ausgekiest. Mit Erteilung der Genehmigung verpflichtete sich der Betreiber zur Verfüllung der Kiesgrube nach Beendigung der Nutzung. Nach eingehender Prüfung wurde hiervon abgesehen. Unter anderem bestanden Bedenken, dass eine Verunreinigung des Grundwassers aufgrund der gut durchlässigen Niederterrasse des Rheins trotz umsichtiger Maßnahmen nicht zu verhindern sei. Ursprüngliche Überlegungen (zur Freizeitnutzung der Grube nach Verfüllung) sind daher nicht weiter verfolgt worden und es wurde stattdessen im Jahr 1983 ein Pachtvertrag mit dem Deutschen Bund für Vogelschutz (heute Naturschutzbund Deutschland, NABU) abgeschlossen.  

Im Anschluss an die Stilllegung ließ sich eine positive Entwicklung der Kiesgrube zu einem komplexen Feuchtgebiet für eine Vielzahl seltener Arten erkennen, die durch die Pflege des Naturschutzverbandes noch forciert werden konnte. Nachdem das Gebiet mehrfach über Ordnungsbehördliche Verordnungen gesichert wurde, setzte es der Landschaftsplan mit seinem Erscheinen im Jahr 1991 endgültig als Naturschutzgebiet fest.

Gebietsbeschreibung

Geprägt ist das circa 27 Hektar große Naturschutzgebiet durch eine ehemalige Kiesgrube, den nördlich hiervon verlaufenden Abschnitt des Mutzbaches sowie einem südlich gelegenen, ehemaligen Lagerplatz. Den flächenmäßig größten Teil des Naturschutzgebietes nimmt die von langen Steilböschungen geprägte Kiesgrube mit ihrer großen Wasserfläche ein. Das Gewässer weist in einigen Bereichen kiesig-steinige, vegetationsfreie Uferbereiche auf. In südlicher Richtung wurde der Grubengrund eben abgeschoben, sodass sich flache Kiesflächen gebildet haben. Auf den Böschungen hat sich seit der Stilllegung ein bodenständiger Wald mit teils seltenen, heimischen Laubholzarten etabliert.

© Philipp Weißkamp, Stadt Köln

Der am nördlichen Rand verlaufende Mutzbach, welcher im Rheinisch-Bergischen Kreis entspringt und in die Dhünn mündet, ist durch wasserbauliche und landwirtschaftliche Maßnahmen in der Vergangenheit stark beeinträchtigt gewesen. Die Einbeziehung in das Naturschutzgebiet erfolgte zunächst zur Vermeidung weiterer Beeinträchtigungen. Durch eine Bachumlegung zur Sicherung der Nordböschung der Kiesgrube, wurde er renaturiert und eine weitgehend natürlich Entwicklung des Bachlaufes sowie der Ufervegetation somit ermöglicht.

© Philipp Weißkamp, Stadt Köln

Südlich des Grünen Kuhweges, der das Naturschutzgebiet von West nach Ost durchschneidet, liegt ein ehemaliger Lagerplatz. Dieser hat sich, trotz großflächiger Asphaltierungen, durch Setzungen im Untergrund und der Regenerationsfähigkeit der Natur  zu einem wertvollen Lebensraum für Amphibien und Libellen entwickelt. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch flächenhafte Aufschüttungen mit Lockermaterial wie Kies und Sand (kiesige Wasserstellen). Des Weiteren sind die ausgedehnten Heckenbestände in dieser Fläche für zahlreiche Vogelarten als Nähr- und Nistgehölz von bedeutendem Wert

Hervorzuheben ist insbesondere auch die sich südlich an den Lagerplatz anschließende, am Rande des Naturschutzgebietes gelegene Offenlandfläche. Diese befindet sich auf einem Dünenzug, welcher sich südwestlich der Bahnlinie beginnend bis zum Dünnwalder Kommunalweg erstreckt.

Er ist Bestandteil der sogenannten "Embergdüne", die durch nacheiszeitliche Verwehungen der Rheinsande entstanden ist. Wegen der besonderen Verhältnisse hat sich auf diesem Extremstandort (trocken, nährstoffarm, warm) eine in Köln einmalige Fauna und Flora der Sandmagerrasen ausgebildet. Von den in diesem Bereich gezielt durchgeführten Pflegemaßnahmen profitieren neben Zauneidechsen auch bedrohte Heuschreckenarten, die sich hier angesiedelt haben. Der Dünenzug spielt zudem aufgrund seiner Ausdehnung im Rahmen der Biotopvernetzung eine wichtige Rolle.

Pflanzen- und Tierwelt

Die Kiesgrube bietet mit ihrer großen Wasserfläche einen wichtigen Rastplatz für Vögel, die sich auf ihrem Durchzug befinden. Darüber hinaus stellt sie auch ein Nahrungs- und Brutbiotop für zahlreiche Wasservögel dar. Zu den hier vorkommenden Brutvögeln zählen beispielsweise neben Haubentauchern und Zwergtauchern auch gelegentlich Eisvögel. Als Nahrungsgast sind letztere fast ganzjährig anzutreffen. 

Eisvogel (Alcedo atthis)  

Mit seinem blau-orangenem Gefieder gehört der Eisvogel sicherlich mit zu den schillerndsten einheimischen Vogelarten. Zu seinem Lebensraum gehören neben natürlichen, langsam fließenden und fischreichen Flüssen und Bächen durchaus auch (ehemalige) Baggerseen, wie die Kiesgrube "Am Grünen Kuhweg". Häufig sitzt der Eisvogel in Ufergehölzen, wo er Ausschau nach seiner Beute hält und von wo aus er blitzschnell ins Wasser stößt, um diese mit seinem Schnabel zu ergreifen. Zur Fortpflanzung benötigt er geeignete Steilhänge, in denen er Brutröhren graben kann.

Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)  

Bei dem Zwergtaucher handelt es sich um den kleinsten heimischen Lappentaucher, der sich häufig im Bereich der Ufervegetation mit seinen Versteckmöglichkeiten aufhält und bei Gefahr schnell abtaucht.

Aufgrund seiner geringen Größe kann der scheue Zwergtaucher leicht mit Entenküken verwechselt werden. Wie viele Lappentaucher baut er sein Nest auch als Schwimmnest, welches sich zumeist versteckt im Flachwasserbereich in der Verlandungszone befindet. Seltener werden frei schwimmende Nester im tieferen Wasser angelegt. Seine Hauptnahrung besteht aus Insekten und deren Larven sowie kleineren Fischen. Zudem stehen Weich- und Krebstiere auf seinem Speisezettel.

Neben der flächenmäßig hervorstechenden Wasserfläche innerhalb des Naturschutzgebietes und deren beispielhaft beschriebenen Bewohnern Eisvogel und Zwergtaucher, ist insbesondere der südlich des Grünen Kuhweges gelegene Sandmagerrasen mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten zu nennen. Auf dem in Richtung Süden leicht abfallendem Hangbereich wachsen neben bestandsbildenden Gräsern (Rotes Straußgras) weitere typische Pflanzen der Sandlebensräume, wozu unter anderem der Hasenklee, der Einjährige Knäuel, der Kleine Vogelfuß und der Arznei-Thymian gehören. Auffällig zwischen Juli und Oktober sind insbesondere auch die himmelblau blühenden Bestände des Berg-Sandglöckchens. Zu den charakteristischen Tierarten gehören die Kreuzkröte, die Zauneidechse sowie die Blauflügelige Ödlandschrecke.  

© Dr. Volker Unteradstetter NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln

Berg-Sandglöckchen (Jasione montana)  

Obwohl im Pflanzennamen das Wort "Berg" vorkommt, wächst das blau blühende Glockenblumengewächs vor allem im nordrhein-westfälischen Flachland. Entscheidend ist weniger die Höhenlage, sondern vielmehr die Beschaffenheit des Bodens. Dieser ist nährstoffarm, sonnig und sandig. Dank der bis zu einem Meter tief reichenden Wurzeln ist die Pflanze hervorragend an trockene Standorte angepasst.  

Das Berg-Sandglöckchen steht in Nordrhein-Westfalen als "gefährdete Art" auf der Roten Liste. Geeignete Standorte sind inzwischen sehr rar geworden. Die Pflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet "Am Grünen Kuhweg" zielen daher schwerpunktmäßig auf eine Förderung

© Hanns Benn Pixabay

Zauneidechse (Lacerta agilis) – Reptil des Jahres 2020 und 2021  

Zauneidechsen können 18 bis 20 Zentimeter groß werden und besiedeln strukturreiche Flächen im Offenland, Saum- und Übergangsbereiche an Wald- und Feldrändern. Sie sind als Kulturfolger auch entlang von Straßen, Bahnstrecken, Steinbrüchen und Zäunen –daher ihr deutscher Name– anzutreffen. Zum Aufwärmen suchen die Tiere gut besonnte Bereiche auf.     

Charakteristisch für die tagaktiven Reptilien ist neben der smaragdgrünen Färbung der Männchen zur Paarungszeit, eine braune Rückenfärbung mit dunklen Flecken und drei oft nur angedeuteten weißen Linien. Etwa die Hälfte des Jahres sind Zauneidechsen aktiv. Die Winterquartiere werden von den Männchen im April/ Mai verlassen, die Weibchen erscheinen zumeist etwas später. Ihre Aktivität beenden sie oft im August (Jungtiere im September).  

In den meisten Bundesländern wird die Zauneidechse auf den Roten Listen als gefährdet oder sogar stark gefährdet eingestuft. Nicht nur die Art selbst ist streng geschützt. Da die Zauneidechse im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet wird, ist es zudem verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören.

Maßnahmen

Um die störungsempfindlichen Tierarten vor Beeinträchtigungen zu schützen, gilt im gesamten Naturschutzgebiet ein Betretungsverbot. Der das Schutzgebiet kreuzende Grüne Kuhweg wurde für den motorisierten Verkehr gesperrt und teilweise entsiegelt, vor allem um den Wechsel zwischen den Teilgebieten für Amphibien gefahrloser zu gestalten und Störungen zu verringern.

 

Um Erholungssuchenden dennoch einen Einblick in das Naturschutzgebiet zu gewähren, wurde nördlich des Grünen Kuhweges ein Aussichtspunkt mit Blick auf die Wasserfläche der ehemaligen Kiesgrube errichtet.                         

Die ehemalige Kiesgrube bleibt heute weitgehend sich selbst überlassen. In den Bereichen des Naturschutzgebietes, in denen wegen der zu fördernden Arten Strukturen ohne Aufwuchs von Gehölzen gewünscht sind, werden regelmäßig Pflegemaßnahmen notwendig. Dies sind im Naturschutzgebiet "Grüner Kuhweg" der ehemalige Lagerplatz und die südlich anschließende Sandmagerrasenfläche. Das sogenannte "Offenhalten" der Flächen erfolgt dabei durch Rodung oder Beschneiden aufkommender Gehölze sowie durch regelmäßige Mahd. Die erforderlichen Pflegemaßnahmen werden hierbei durch den NABU Köln, in Zusammenarbeit mit der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln und der Unteren Naturschutzbehörde, durchgeführt.

Das müssen Erholungssuchende beachten:

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.  

Den Erhalt des Gebietes sowie den Schutz der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenwelt  können Sie unterstützen, indem Sie unter anderem die gebietsspezifischen Verbote gemäß Landschaftsplan beachten.

Zu den Verboten gehören beispielsweise:  

  • Das Betreten der nördlich und südlich des Grünen Kuhweges gelegenen Teilflächen des Naturschutzgebietes  
  • Das Betreiben von Wassersport jeglicher Art sowie das Baden im Gewässer  

In dem Sie sich an diese Bestimmungen halten, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Gebietes!