Auf dieser Seite erhalten Sie ausführliche Informationen über die Infektion mit dem Menschlichen Immunschwäche-Virus, kurz HIV (Human Immunodeficiency Virus), und über die erworbene Immunschwäche-Krankheit, kurz Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome).
Was passiert bei einer HIV-Infektion?
Das Immunsystem schützt mit verschiedenen Abwehrzellen den Körper vor Krankheiten. Wenn man sich mit HIV ansteckt, dringen die Viren in die Abwehrzellen ein, vermehren sich dort und zerstören sie schließlich. Meist kann der Körper die Viren einige Jahre lang kontrollieren: die Menschen sind zwar mit HIV infiziert, fühlen sich aber gesund.
Ohne medizinische Behandlung wird das Abwehrsystem jedoch immer schwächer. Als Zeichen der zunehmenden Abwehrschwäche können die Lymphknoten dauerhaft anschwellen oder die betroffene Person leidet immer wieder unter schweren Infektionskrankheiten.
Schließlich kann das Immunsystem selbst solche Infektionen nicht mehr abwehren, die für gesunde Menschen harmlos sind. Diese sogenannten opportunistischen Infektionen oder auch einige spezielle Krebserkrankungen sind ein Zeichen dafür, dass der betroffene Mensch an Aids erkrankt ist.
Wieviel Zeit zwischen der HIV-Infektion und dem Ausbruch von Aids vergeht, kann sehr unterschiedlich sein. Moderne Medikamente schaffen es, die HI-Viren über viele Jahre, oft sogar lebenslang in Schach zu halten. Doch völlig aus dem Körper entfernen lässt sich das Virus nicht: HIV und Aids sind noch immer unheilbar.
Wie ist eine Ansteckung mit HIV möglich?
Die HI-Viren finden sich vor allem im Blut und in Wundflüssigkeit, in Samen- und Scheidenflüssigkeit und in geringeren Mengen auch in der Muttermilch.
Bei ungeschütztem Sex können die Viren über winzige Verletzungen, besonders der empfindlichen Darmschleimhaut, der Schleimhaut am Muttermund, der Scheidenhaut und der männlichen Vorhaut in den Körper eindringen. An diesen Körperstellen befinden sich außerdem sehr viele Abwehrzellen, die HI-Viren besonders leicht aufnehmen.
Das höchste Risiko besteht bei ungeschütztem Anal- und Vaginalverkehr. Ungeschützter Oralverkehr ist nur dann riskant, wenn der Samenerguss im Mund stattfindet und virushaltige Flüssigkeit durch Verletzungen oder Entzündungen der Mundschleimhaut oder des Rachens eindringen kann.
Beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzbestecken kann man sich anstecken, wenn diese mit virushaltigem Blut verunreinigt sind, oder durch Piercing und Tätowierungen, wenn die Hygieneregeln nicht beachtet werden.
Blut und Blutkonserven oder Blutprodukte werden in Deutschland so sorgfältig kontrolliert, dass eine Ansteckung auf diesem Wege praktisch ausgeschlossen ist.
Das Risiko, das HI-Virus während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen von der Mutter auf das Kind zu übertragen, liegt heute in Deutschland bei unter einem Prozent. Denn die Ansteckung des Neugeborenen lässt sich sehr wirksam verhindern, wenn die Frau während der Schwangerschaft Medikamente einnimmt und in einer spezialisierten Einrichtung betreut wird.
Sie können sich NICHT anstecken, wenn Sie einen HIV-positiven Menschen umarmen, küssen oder Toilette, Geschirr und Besteck gemeinsam benutzen. Es besteht auch kein Risiko, wenn Sie Speisen essen, die von HIV-positiven Menschen zubereitet wurden.
HIV ist auch NICHT bei Insektenstichen übertragbar.
Wie kann ich mich und andere vor einer Ansteckung mit HIV schützen?
Vor einer Ansteckung mit HIV beim Sex können Sie sich sehr wirksam schützen.
- Benutzen Sie beim Vaginal- und Analverkehr immer Kondome, unabhängig davon, ob es zu einem Samenerguss kommt. Am besten nehmen Sie zusätzlich ein wasserlösliches Gleitmittel. Kondome gibt es in verschiedenen Größen und Formen. Kaufen Sie nur Kondome mit Prüfsiegel und achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum.
- Es gibt auch das sogenannte "Frauenkondom", das in die Scheide eingeführt wird. Dies ist eine gute Alternative, wenn Sie Schwierigkeiten haben, "klassische" Kondome zu benutzen.
- Beim Oralsex sollte kein Samenerguss im Mund stattfinden.
- Wenn Sie eine Entzündung an den Geschlechtsorganen haben oder sich mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung angesteckt haben könnten, sollten Sie sich immer ärztlich untersuchen und behandeln lassen. Denn durch Entzündungen, Wunden und offene Stellen kann das HI-Virus viel leichter in Ihren Körper eindringen.
- Wenn Sie selbst HIV-positiv sind, ist das Ansteckungsrisiko für Ihre*n Partner*in umso niedriger, je weniger Viren in Ihrem Blut vorhanden sind. Bei einer wirksamen Therapie und dauerhafter Therapietreue kann die Viruslast so weit gesenkt werden, dass sie nicht mehr nachweisbar ist ("unterhalb der Nachweisgrenze"). HIV kann dann auch bei Sex ohne Kondom nicht mehr übertragen werden. Die Viruslast sollte in Ihrer Arztpraxis regelmäßig kontrolliert werden.
- Gegenstände der persönlichen Hygiene wie Rasierklingen, Nagelscheren und Zahnbürsten sollten Sie nicht mit anderen Personen teilen.
- Wenn Sie sich Drogen spritzen, sollten Sie ausschließlich neue Nadeln und Spritzen benutzen. Benutzte Spritzen können Sie in allen Beratungsstellen des Kölner Drogenhilfesystems umtauschen. Dort erhalten Sie auch spezielle Informationen für Menschen, die Drogen gebrauchen.
- Menschen mit einem besonders hohen Risiko für eine HIV-Infektion können sich und Sexualpartner*innen durch die Einnahme der sogenannte Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, schützen.
Im Notfall - die Postexpositionsprophylaxe
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es Notfälle geben, in denen Sie einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, zum Beispiel, wenn Sie
- sich bei medizinischen oder pflegerischen Tätigkeiten verletzen und virushaltiges Blut auf die Wunde gelangt,
- von einer Person, deren HIV-Status Ihnen nicht bekannt ist, zu ungeschütztem Sex gezwungen wurden,
- Sex mit einer HIV-positiven Person hatten und dabei keinen Schutz benutzt haben oder das Kondom gerissen oder abgerutscht ist.
In einem solchen Notfall sollten Sie sich umgehend an eine auf HIV spezialisierte Arztpraxis oder an die Notfallambulanz einer Universitätsklinik oder eines anderen großen Krankenhauses wenden. Dort wird eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe, kurz: PEP, begonnen. Dafür müssen Sie vier Wochen lang HIV-wirksame Medikamente einnehmen. Deswegen wird zuvor noch einmal genau abgewogen, wie hoch das Ansteckungsrisiko war und welche Nebenwirkungen die Medikamente verursachen könnten.
Die PEP wirkt umso sicherer, je rascher nach einem Ansteckungsrisiko sie beginnt, am besten innerhalb von wenigen Stunden. Auch eine ungewöhnliche Uhrzeit oder die Angst vor peinlichen Fragen sollten Sie also nicht davon abhalten, sich an eine fachlich kompetente Anlaufstelle zu wenden.
Vorbeugend - die Präexpositionsprophylaxe
HIV-negative Menschen mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko können durch die Einnahme bestimmter HIV-Medikamente das Risiko einer HIV-Infektion im hohen Maße reduzieren. Dies wird als Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, bezeichnet. Die PrEP schützt jedoch nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Damit die PrEP funktionieren kann, muss eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Körper vorhanden sein. Deswegen ist die korrekte Einnahme der Medikamente besonders wichtig. Außerdem sind vor Beginn und während der PrEP Begleituntersuchungen (zum Beispel auf STI) wichtig. Diese sollten bei einer auf HIV spezialisierten Arztpraxis erfolgen.
Normalerweise wird die PrEP täglich eingenommen. Das ist sinnvoll, wenn es häufiger zu risikoreichem Sex kommt, zum Beispiel ein oder mehr Kontakte pro Woche. Bei diesem Einnahmeschema werden die Medikamente und begleitende Untersuchungen für Menschen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Es gibt auch die sogenannte anlassbezogene PrEP. Diese ist sinnvoll, wenn man nur selten ungeschützten Sex hat und die Kontakte planen kann. Hier werden die Medikamente nach einem anderen Schema eingenommen.
Bei der PrEP ist die richtige und zuverlässige Einnahme der Medikamente besonders wichtig. Werden sie falsch eingenommen kann es bei einer Ansteckung mit HIV zu Resistenzen kommen. Das kann eine spätere HIV-Therapie erschweren. Daher ist es wichtig, die Einnahme in einer auf HIV spezialisierten Praxis zu besprechen. Eine Liste mit qualifizierten Praxen finden Sie auf der Internetseite der DAGNÄ e.V. unter dem Stichwort "Für Patienten: PrEP-Begleitung in HIV-Schwerpunktpraxen"
Der Fachdienst berät Sie gerne, ob die PrEP in Ihrer Lebenssituation eine passende Schutzmaßnahme darstellt.
Wie lässt sich feststellen, ob ich mich mit HIV angesteckt habe?
Eine HIV-Infektion lässt sich nur mit einem Bluttest zuverlässig feststellen. Im Allgemeinen ist dies ein Test, der Antikörper gegen das HI-Virus nachweist.
Dieser Test kann aber nicht feststellen, wann man sich angesteckt hat und ob bereits eine Aids-Erkrankung besteht. Er ist also kein "Aids-Test".
Mit bestimmten Laborverfahren lassen sich das Virus selbst oder seine Bestandteile nachweisen und feststellen, wie hoch die Virusmenge im Blut ist. Dies ist wichtig, um zu entscheiden, wann ein HIV-positiver Mensch mit einer Behandlung beginnen soll und wie gut die Medikamente wirken. Dieser Labortest eignet sich aber nicht dazu, eine HIV-Infektion auszuschließen.
Wie kann HIV und Aids behandelt werden?
Die HIV-Infektion ist zwar noch nicht heilbar, lässt sich aber mittlerweile gut behandeln. Dafür gibt es eine Vielzahl sehr wirksamer Medikamente.
Ein HIV-positiver Mensch sollte behandelt werden, solange das Immunsystem noch gut funktioniert und sich noch keine Abwehrschwäche zeigt. Der richtige Zeitpunkt für den Start der Behandlung lässt sich mit einer Laboruntersuchung feststellen, bei der die Menge der Abwehrzellen und die Menge der Viren im Blut bestimmt werden.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Medikamente, mit denen das Virus daran gehindert wird, sich zu vermehren. Wenn die Medikamente zuverlässig wirken, ist die Virusmenge oft nicht nur im Blut, sondern auch in der Samen- und Scheidenflüssigkeit so gering, dass darin sogar kein Virus mehr nachgewiesen werden kann. Ein Mensch kann dann, trotz der HIV-Infektion, ein weitgehend unbeeinträchtigtes Leben führen und die Infektion auch bei Sex ohne Kondom nicht mehr weitergeben.
Dies heißt aber leider nicht, dass die Infektion verschwunden ist: in geringen Mengen ist das Virus weiter im Körper vorhanden und der HIV-Test fällt weiterhin positiv aus.
Die Medikamente müssen lebenslang sehr zuverlässig eingenommen werden, damit keine neuen HI-Viren produziert werden. Einige der Medikamente können leider auch gefährliche oder zumindest sehr unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen.
Wenn bereits Zeichen einer Abwehrschwäche oder eine Aidserkrankung aufgetreten sind, lassen sich diese zwar in den meisten Fällen auch noch gut behandeln. Dennoch sollten Sie nach einem Risiko nicht erst viele Jahre warten, ehe Sie einen HIV-Test durchführen lassen.
Wo kann eine HIV-Infektion behandelt werden?
Menschen mit einer HIV-Infektion werden am besten in Arztpraxen oder Krankenhausambulanzen betreut, die sich auf die Behandlung von Menschen mit einer HIV-Infektion spezialisiert haben und in denen besondere Fachkenntnisse dazu vorhanden sind.
Adressen solcher Praxen finden Sie auf den Internetseiten der DAGNÄ. Eine HIV-Schwerpunktpraxis kann auch die hausärztliche Versorgung übernehmen.
Weitere Informationen
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