Sankt Martinstraße, 51143 Köln

Der alte Ortsfriedhof von Oberzündorf ist erreichbar über die Sankt Martinstraße. Er führt mit seinem Hauptweg direkt auf die Trauerhalle der 1960er Jahre zu. Diese fasst etwa 40 Personen. In idyllischer Weise öffnet sich der Friedhof auf die alte Kirche Sankt Martinus (Turm 12. Jahrhundert, Saalkirche um 1780) hin, die die typische Kirchhofslandschaft prägt; er wird bis in unsere Zeit genutzt.

In Flur 2 kann sogleich die Grabstätte von Therese Degener (wiederverwendete Sandsteinstele der Jahrhundertwende) bemerkt werden. Die Kreuzstele baut auf einem rechteckigen Sockel auf und trägt über dem Namen von Frau Degener (verstorben 1997) ein Herz, einen Anker und ein Kreuz, was auf Glaube Hoffnung und Liebe hinweist (1. Kor. 13, 13). Sieben Bögen, in gotischen Maßwerkformen angelegt, rahmen das bildgewordene Pauluswort und verdichten es über die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Ein Dreiblatt über dem spitzen gotischen Bogen macht den Glauben an die Dreifaltigkeit sichtbar. Das Kreuz des Aufsatzes stellt einen Ausdruck dessen dar.

Steinstele der Grabstätte Gisela

Gleich rückwärtig hierzu (Flur 2) liegt die Grabstätte Gisela (1943 bis 1999). Die Steinstele weist eine optische Zweiteilung auf, in deren Mitte eine sich verengende Treppe fassbar wird, die in ein enges Tor einmündet. Das Evangelium vom engen Weg wird bewusst: "Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!" (Mat. 7, 13 bis 14).

An die barmherzigen Schwestern "Cellitinnnen nach der Regel des Heiligen Augustinus" aus dem Mutterhause Severinsstraße 71 bis 73 erinnert die hohe Grabstelle in Flur 1. Aus Granit erwachsend, zeigt sie in mehrfach gestufter und im Sockelbereich geschwungener Form den gekreuzigten Christus an einem lateinischen Kreuz, dessen Enden dreispitzig zulaufen. Der Corpus ist in galvanoplastischer Form modelliert (1915).

An der alten Kirche finden sich eine Reihe von Grabkreuzen aus der Barockzeit, so etwa das Grabkreuz Penz (1669, Ständerkreuz, Trachyth, Südseite der Kirche). Auf einem dieser Kreuze wird der Name "Oberzündorf" und die Jahreszahl 1635 genannt.

Direkt am Chorhaupt hat sich die Grabstätte von Elisabeth Pohl (1850 bis 1900) erhalten. Die Kreuzstele ist aus Granit und ruht auf einem Sockel aus belgischem Granit. 

Weiterhin am Chorhaupt (nördliche Seite), erinnert eine Grabstätte an einen ehemaligen Pfarrer (unlesbar) mit einer Sandsteinstele klassizistischer Prägung (um circa 1840 signiert G.L.). Auf dem Postament wird der priesterliche Kelch sichtbar, der mit einer Stola hinterfangen ist. Die nach unten gewandten Fackeln, als spezifisches Motiv des Klassizismus, machen deutlich, das der Genius verloschen ist. Die im Frontispiz erkennbaren Blattornamente mit Mohnkapseln machen die spezifische Bildsprache des Klassizismus deutlich (der Tod ist der Bruder des Schlafes, dieser wird durch Mohn symbolisiert). Die Verwendung dieses Motivs bei der Grabstätte eines Priesters ist eher ungewöhnlich.

Zahlreiche erhaltene Grabkreuze aus der Barockzeit

Auch an der Nordseite der Martinskirche sind zahlreiche Grabkreuze der Barockzeit erhalten, etwa ein Winkelstützenkreuz aus Sandstein mit der Inschrift: "Anno 1703... starb der ehrsame Johann Brull, gewesener Kirchmeister". Weiterhin ein rudimentäres Grabmal (Totenschädel mit Gebein). Daneben ist ein unbeschriftetes Sandsteinkreuz bewahrt, das eine stark plastisch gearbeitete Randleiste aufweist.

Auf einem Gebein liegt ein Totenschädel, über dem der Gekreuzigte erscheint. Über Christus schwebt die Taube des Heiligen Geistes (circa 18. Jahrhundert, Flur 9). Tiefe meditative Ruhe strahlt die Grabstätte Dölber mit ihrem fein gearbeiteten griechischen Kreuz aus, dessen Kreuzarme nach oben hin leicht schrägen (ohne Daten, Flur 5).

Bei der Grabstätte Andre Jansen (1912 bis 1997) befinden sich im Sockel des Steines Zitate der alten barocken Grabkreuze von der Nordseite der Kirche (Gebein mit Totenschädel siehe oben). Die linke obere, seitliche Ecke wird vom Kirchturm der nahegelegenen Kirche Sankt Martinus gebildet, die an ihr einschiffiges Langhaus greift. Die Blickrichtung der Bestattung geht auf die Kirche hin, so dass die Einheit zwischen Kirche und dem Verstorbenen gesinnbildet ist.

Dicht hierbei ist die Grabstätte Selbach (Erstbestattung 1990). Ein halbierter, in Wiederverwendung stehender neobarocker Stein, schwingt nach innen wie außen mit einer Volute. Die Grabstätte Kohm (Erstbestattung 1975) gibt einen querrechteckig gelagerten Stein wieder, in dessen Mitte eine Öffnung mit einem griechischen Kreuz einbeschrieben ist. Zu drei Seiten schließt es mit Blattenden.

In Flur 10 (Nähe Sankt Martinstraße) wird die Grabstätte Wolfgang Erdle markant benannt (Erstbestattung 2001). Hier ist ein naturgewachsener Stein mit vielen geradezu höhlenartig zu nennenden Öffnungen gesetzt. Ein facettenreiches Leben liegt zurück; gedacht werden kann auch an das Christuswort der Beerdigungsliturgie: "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?" (Joh. 14, 2).

In gleicher Flur liegt auch die Grabstätte Gerhard Falk (verstorben 2000). Die Granitstele zeigt einen Dreiviertelkreis, in dessen oberem rechten Viertel ein labyrinthartiges Granitrelief eingegeben ist. Bei dem Relief in der Granitstele handelt es sich um ein im Buddhismus verwendetes Zeichen für das "Lebenslabyrinth". Es stellt das Leben als Kreis dar, mit dem Anfang und dem Ende (Dreiviertelkreis) und in diesem Kreis zwischen Anfang und Ende durchwandern wir unser persönliches Lebenslabyrinth (obere rechte Viertel).