Der Krieg in der Ukraine ist auch für viele Schüler*innen belastend. Insbesondere dort, wo Schüler*innen mit russischen oder ukrainischen Wurzeln Teil der Schulgemeinde sind, eröffnen sich teilweise neue Konflikte, denen es entgegen zu wirken gilt. Schulen können viel dazu beitragen, dass Schüler*innen sich auch in Kriegszeiten als Individuen begegnen, deren Herkunft oder Staatsangehörigkeit nur ein Merkmal von vielen ist. Und die darüber hinaus sogar einiges gemeinsam haben: zum Beispiel Schüler*innen der gleichen Klasse zu sein, gemeinsame Werte wie Fairness und Toleranz, oder sich Sorgen wegen des Krieges zu machen.

Wir möchten Ihnen einige Anregungen geben, die Sie nutzen können, um den Krieg in der Ukraine mit Ihren Schüler*innen zu besprechen. Bitte beachten Sie, dass diese komplexe Situation keine pauschalen Lösungen zulässt. Mit unseren Anregungen möchten wir Ihnen Ansatzpunkte und Ideen geben.

Was können Sie als Lehrkraft tun, um mit Ihrer Klasse ins Gespräch über den Krieg zu kommen und ein friedliches Miteinander ohne Diskriminierung zu fördern?

Besprechung von Sorgen und Bewältigungsstrategien

  • Machen Sie den Schüler*innen Gesprächsangebote und greifen Sie aktuelle Fragen und Sorgen auf. Dabei dürfen Sie als pädagogische Fachkraft eigene Betroffenheit zeigen – damit wird den Kindern und Jugendlichen signalisiert, dass Gefühle und Gedanken nicht unterdrückt werden müssen und dass deren Ausdruck ein erster Schritt zur Bewältigung sein kann.
  • Vermitteln Sie wesentliche Sachverhalte ruhig und sachlich, ohne zu bagatellisieren, zu spekulieren oder zu dramatisieren. Hilfreich ist es, wenn Sie die Aufmerksamkeit auf die positiven Aspekte lenken: Viele Menschen werden in den Nachbarländern in Sicherheit gebracht und die Unterstützung ist groß.
  • Geben Sie den Gefühlen und Gedanken der Schüler*innen Raum. Dabei stärkt es die Selbstwirksamkeit aller Beteiligten, gemeinsam nach Bewältigungsstrategien zu suchen:

    • Was beschäftigt euch jetzt am meisten?
    • Welche Gedanken habt ihr? Welche Gefühle?
    • Mit welchen Personen könnt ihr am besten darüber sprechen?
    • Was hat euch in vergangenen belastenden Situationen geholfen?

      (Beispiele sammeln und aufschreiben: Kerze anzünden, Ort der Solidarität schaffen, persönliches Engagement, Malen, Basteln, Schreiben, Sport, Gemeinschaftserleben, etc.)
  • Zwingen Sie niemandem Gespräche auf!
    Bei Gesprächen im Klassenverband kann für manche Schüler*innen wichtig sein, nicht an dem Gespräch teilzunehmen, etwa wenn die persönliche Betroffenheit zu groß ist oder sich jemand nicht beteiligen möchte.

Besondere Sensibilität bei Fluchterfahrungen

  • Schüler*innen mit Fluchterfahrung nicht alleine lassen
  • Sicherheit und Nähe vermitteln
  • zum Beispiel keine Nachrichten vor dem zu Bett gehen gucken/lesen, Nachrichten bestenfalls nicht alleine schauen/lesen lassen und den Hinweis geben, den Nachrichtenkonsum zu begrenzen

 

Rituale

In Zeiten großer Belastungen oder Veränderungen können Rituale und Gewohnheiten entlasten und die größtmögliche "Normalität" schaffen. Das können Rituale sein, die schon existieren, oder die Klasse überlegt sich ein neues Ritual.

Diese Fragestellungen können hierbei helfen:

  • Welche Rituale gibt es in unserer Klasse, die wir wieder aufleben lassen wollen?
  • Womit können wir den Tag/die Woche beginnen und beenden?
  • Welche Rituale gibt es in euren Familien?

Sensibilisierung für Gemeinsamkeiten

Klassen sind heterogen und bestehen aus Schüler*innen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen – auch solchen mit ukrainischer oder russischer Herkunft. Sehr wichtig ist es, niemanden aufgrund der Herkunft auszugrenzen, zu verurteilen oder zu diskriminieren. Schnell entsteht ein "Wir und die Anderen"-Denken und willkürliche Unterschiede zwischen Gruppen können zu Stereotypen und Vorurteilen führen. Dies gilt es zu vermeiden. Bei Hinweisen auf Ausgrenzung ist ein frühzeitiges Eingreifen und Unterbinden unerlässlich.

Dem "Wir und die Anderen"-Denken kann in der Klasse etwas entgegengestellt werden. Beziehen Sie die Schüler*innen aktiv in Fragen ein, wie etwa:

  • Was macht uns als Klasse aus? Welche Gemeinsamkeiten verbinden uns?
  • Was tut uns als Klasse gut?
  • Wie können wir unsere Klassengemeinschaft weiter stärken?

Auf der Seite der Schulpsychologie in NRW finden Sie weitere hilfreiche Informationen:

Schulpsychologie NRW