Die Preisträger*innen des diesjährigen Holger Czukay Preises stehen fest!

Wir freuen uns den Holger Czukay Preis für Popmusik 2025 dieses Jahr an Ozan Ata Canani zu verleihen. Den Ehrenpreis für besondere Leistungen wird der Reggaekünstler Gentleman erhalten. Den im Jahr 2023 neu eingerichteten Zukunftspreis erhält 2025 die Gruppe The Red Flags.

Der Holger Czukay Preis für Popmusik ist in seiner Dotierung und inhaltlichen Wertschätzung für die Sparte der Popkultur deutschlandweit einmalig.

Mit dem Preis ehren wir Künstler*innen, die mit ihrem Wirken Spuren in Köln hinterlassen haben oder aktuelle Entwicklungen beeinflussen und mitprägen. Der Preis ist in seiner Namensgebung sowohl Bekenntnis zur bedeutenden Pop-Tradition Kölns als auch Wertschätzung und Stärkung dieser Sparte mit Blick auf die Zukunft.

Die Verleihung

Am 27. Oktober 2025 überreichte Bürgermeisterin Brigitta von Bülow in Vertretung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung den Holger Czukay Preis für Popmusik. Die Veranstaltung für geladene Gäste fand im Kulturbunker Köln-Mülheim statt.

Der Hauptpreis geht an Ozan Ata Canani

2025 geht der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis an den Musiker Ozan Ata Canani. In der Begründung der Jury heißt es:

© Nadine Heller-Menzel
Ata Canani

Ata Canani wurde 1963 in der Türkei geboren, sein Vater kam 1971 als Gastarbeiter nach Deutschland. Ata folgte seinem Vater 1975 nach Bremerhaven, anschließend zog er nach Köln. Als Wunderkind auf der Bağlama (der anatolischen Langhalslaute) erfand Ata Canani Ende der 1970er Jahre im Alleingang den sogenannten "türkischen Rock'n'Roll", der auf Deutsch gesungen wurde und die Diskriminierung und die harten Lebensbedingungen der ersten "Gastarbeiter"-Generation aus allen Anwerberländern in sozialkritischen Liedern reflektierte. Sein bekanntestes Stück "Deutsche Freunde" schrieb er mit 15 Jahren, es zählt zu den ersten Liedern, die jemals von einem Sohn eines Gastarbeiters auf Deutsch gesungen wurden. Ende 1986 wird er Teil der türkischen Band "Die Kanaken 2", die zuvor von Cem Karaca gegründet wurde. Nach Jahrzehnten der Unsichtbarkeit wird Ata 2013 wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, als "Deutsche Freunde" für die Kompilation "Songs of Gastarbeiter" des Münchner Labels Trikont ausgewählt wird. Nach einer Karriere von fast 45 Jahren erscheint 2021 dann Ata's Debütalbum "Warte mein Land, warte" beim renommierten Indie-Label Fun in the Church. Cananis Songs sind eine Mischung aus Krautrock, Pop und traditioneller anatolischer Musik. Als Repräsentant von mehreren migrantischen Generationen, hat Ata eine herausragende Bedeutung für die Kölner Popmusikhistorie, als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen, aber vor allem als großer Menschenfreund. Im Juni 2025 erscheint Ata Cananis zweites Album "Die Demokratie", es markiert den perfekten Zeitpunkt, um diesen so visionären wie bescheidenen, aber vor allem viel zu lange von der Mehrheitsgesellschaft übersehenen Musiker, für seine Verdienste, die weit über die Kölner Popmusikszene hinausragen, auszuzeichnen.

Ehrenpreisträger 2025 ist Gentleman

Der bekannte Reggae-Musiker Gentleman erhält den mit 5.000 Euro dotierten Ehrenpreis für sein bisheriges Lebenswerk. Die Jury begründet dies so:

© Christina Gotz
Gentleman

Gentleman (Tilmann Otto, geboren 1974) ist einer der international renommiertesten Artists aus Deutschland und wahrscheinlich der bekannteste aktive Musiker aus Köln – weit über den Reggae hinaus. Der Kölner wird bis ins Mutterland des Musikgenres, Jamaika, gehört und ist weltweit als authentischer Reggaekünstler erfolgreich. Mit seiner Musik setzt sich Gentleman für Vielfalt, Respekt und gegen Rassismus ein. Als Pionier der deutschen Reggae- und Dancehallszene hat er mit Soundsystems wie Pow Pow und Silly Walks in den 1990er Jahren den Sound aus der Karibik nach Köln gebracht. Acht Alben hat Gentleman seit 1999 veröffentlicht, Songs wie "Dem Gone" oder "Superior" gehören heute zum Kanon der deutschen Popmusik. Gentleman hat mit vielen Stars zusammengearbeitet, darunter Popgrößen wie Sean Paul, Barrington Levy oder Udo Lindenberg und Bob Marleys Sohn Ky-Many Marley, mit dem er 2016 das gemeinsame Album "Conversations" aufgenommen hat. Auch zum Hip-Hop hat Gentleman enge Verbindungen und hat immer wieder mit Stars der Szene wie Freundeskreis, Beginner oder Sido kollaboriert. Nicht zuletzt durch die internationale Strahlkraft von Gentleman ist Köln zu einem Hotspot der globalen Reggae Community geworden; Europas größtes Reggae Festival Summerjam, das Riddim Magazin und eine vielfältige Szene aus Artists und Soundsystem-Crews sind hier beheimatet. Gentleman fördert regelmäßig lokale Nachwuchstalente wie Treesha und fühlt sich eng verbunden mit den Menschen, der Kultur und dem Leben in seiner Heimatstadt. Mit dem Holger Czukay Ehrenpreis soll der außergewöhnliche künstlerische Werdegang von Gentleman gewürdigt werden, der neben Weltruhm eben auch für die lokale Reggae-Szene steht, die den Ruf von Köln als lebendigem und relevantem Popstandort in die Welt trägt.

The Red Flags erhalten den Zukunftspreis

Der mit 2.500 Euro dotierte Zukunftspreis wird der weiblichen Punk-Rock-Gruppe The Red Flags verliehen.

© Lisa Ordemann
Die Band The Red Flags

Irgendwo zwischen GrungePunk und Alternative Rock – The Red Flags sind laut, chaotisch und haben dabei keine Angst, aus Strukturen auszubrechen. Ob über Feminismus, Identität, soziale Ungleichheiten oder zwischenmenschliche Beziehungen, die Kölner all-female Band nutzt ihre Musik, um wichtige Themen aus ihrem Leben zu verarbeiten und sich dabei Gehör zu verschaffen. Die vier jungen Frauen machen genau das, was sie möchten, ecken gerne auch mal an und bringen so eine ganz besondere Authentizität auf die Bühne. Gegründet 2022, haben es The Red Flags mittlerweile vom Schulhof auf die großen Festivals wie Rock am Ring geschafft und Konzerte als Support für Turbostaat und Tocotronic absolviert. Das Debüt Album "Self-Centred And Delusional" ist in Zusammenarbeit mit dem renommierten Produzenten Moses Schneider entstanden. Eine der aktuell wichtigsten Aufgaben der Popmusikförderung in Deutschland ist es, Künstler*innen zu unterstützen, denen bestimmte Hürden im Weg stehen. Dazu zählt der Support von Mädchen und jungen Frauen beim Einstieg in den immer noch männlich dominierten Musikmarkt.

Die Jury

Der Holger Czukay Preis für Popmusik besteht seit 2019. Die Preisträger*innen werden aus Vorschlägen einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Stefan Charles, Dezernent für Kunst und Kultur, ermittelt. Neben von den stimmberechtigten Fraktionen im Kulturausschuss benannten Vertreter*innen gehören der Jury an:

  • Tobias Thomas, als Mitglied des aktuellen Beirats für Popkultur
  • Aydo Abay, Musiker und Autor
  • Senta Best, Autorin und Journalistin
  • Uh-Young Kim, Radio-Redakteur und DJ
  • Elke Kuhlen, Leitung c/o pop Festival
  • Stefanie Schrank, Musikerin und Bildende Künstlerin
  • Jury-Gast für 2025 ist die Kulturmanagerin und DJ Meryem Erkus