Bereits im siebzehnten Jahr vergeben wir die Stipendien für das Atelier Galata in Istanbul an Autor*innen und Künstler*innen. Im zweiten Halbjahr 2025 werden Bijan Benjamin und Helin Sezen Korkmaz für jeweils drei Monate nach Istanbul reisen, um im dortigen Atelier Galata zu leben und zu arbeiten.
Bijan Benjamin
Bijan Benjamin wurde 1983 in Köln geboren und hat iranisch-deutsche Wurzeln. Er studierte in seiner Heimatstadt von 2006 bis 2012 an der Kunsthochschule für Medien. Als Gründer des Filmproduktionskollektivs Grenadine Film war er Stipendiat des Mediengründerzentrums NRW (MGZ) und ist als Drehbuchautor, Filmregisseur und Theatermacher hervorgetreten. Benjamin produziert Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme sowie Theaterstücke, die vielfach international gezeigt und prämiert wurden. Als Dozent gibt er Erfahrungen aus seiner künstlerischen Arbeit an verschiedenen Lehr- und Bildungseinrichtungen weiter. Benjamin beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit gesellschaftlichen Fragen, marginalisierten Perspektiven, kultureller Identität, absurdem Humor und der Poesie im Alltäglichen.
Die Kölner Schriftstellerin Roswitha Haring, Stipendiatin der Jahre 2023 und 2024 und diesjähriges Jurymitglied, erläutert die Juryentscheidung für Bijan Benjamin wie folgt:
Sein Bewerbungstext "Broken Screens, Broken Wings, Broken Dreams" überzeugte die Jury sprachlich und dramaturgisch. In dem Theaterstück, das in der Mitte des Jahrtausends in Istanbul angesiedelt ist, fungiert die türkische Stadt als Kreuzungspunkt gesellschaftlicher und individueller Zeitströme. Sechs Figuren finden keinen Halt, jede führt ein Leben zwischen Echtheit und Synthese, Authentizität und Selbstvermarktung. Dabei findet Bijan Benjamin eine überzeugende Sprache, die den Figuren Geschlossenheit und der Geschichte Glaubhaftigkeit verleiht.
Helin Sezen Korkmaz
Helin Sezen Korkmaz (she/they) wurde 1998 in Kayseri in der Türkei geboren. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Architektur, Sound & Music und Dokumentarfilm. Dabei interessieren sie fluide Strukturen, Narrative und Überlagerungen kulturhistorischer und urbaner Räume. Aufgewachsen in Istanbul absolvierte sie nach einem Bachelorstudium Architektur am Karlsruher Institut für Technologie ihr postgraduales Diplomstudium für mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Palazzo Ricci Montepulciano (2023), im Weltkunstzimmer Düsseldorf (2023), im Skulpturenmuseum in Marl (2023), in der Temporary Gallery in Köln (2023), in den Monheimer Kulturwerken (2024), im Kunstmuseum Solingen (2025) und beim Acht Brücken Musik Festival (2025) gezeigt. Sie war zudem als Tutorin an der Organisation der Ausstellung "Proberaum Pina" im Kunstmuseum Solingen beteiligt. Über die Juryentscheidung und die ausgewählte Künstlerin Helin Sezen Korkmaz schreibt Dr. Haberer, Professorin für "Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff" an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM):
Die Jury hat Korkmaz dreiteiliges Projekt "Some Memories are Sedimented", das ein Videospiel, ein Videoessay und eine Publikation beinhaltet, ganz besonders überzeugt: Die Künstlerin befasst sich über ihr Interesse an fluiden, materiellen und immateriellen Zwischenräumen (Derridas Konzept der chora) mit dem unterirdischen Netz historischer Wasserwege und geologisch gewachsener subterraner Architekturen Istanbuls, wie die Yarımburgaz-Höhle, die sie fotogrammetrisch und akustisch aufnimmt und erforscht. Für dieses transdisziplinäre Projekt arbeitet sie mit Istanbuler Fachpersonen aus der Geologie, Architektur, Design, Musikologie, Archäologie und Fotografie zusammen.
Den Auswahljurys gehörten an:
- Professorin Dr. Lilian Haberer, Kunsthochschule für Medien Köln
- Bettina Fischer, Literaturhaus Köln
- Professor Mischa Kuball, Kunsthochschule für Medien Köln
- Dr. Gregor Jansen, ehemaliger Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Düsseldorf
- Nadine Müseler, zuständige Referentin im Kulturamt
- Die Stipendiat*innen der Jahre 2023 und 2024 Roswitha Haring und Manuel Boden