Hintergrund und Ziele der durchgeführten Bürgerbeteiligung:
2019 wurde von Mai bis Juli eine systematische Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt mit dem Ziel, die Wünsche und Bedürfnisse der Kölner*innen für die zukünftige Gestaltung der 55 städtischen Friedhöfe zu ermitteln. Hierbei hat sich herauskristallisiert, dass die Kölner*innen ihre Friedhöfe als Orte der Ruhe und Trauer schätzen und diesen Zustand bewahrt wissen möchten. Darüber hinaus werden die Friedhöfe als "grüne Lungen" der Stadt verstanden, die bestens dazu geeignet sind, Projekte rund um den Natur- und Artenschutz weiter auszubauen.
Diese Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung dienten als Basis für das Zukunftskonzeptes "Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025", das vom Arbeitskreis Friedhof im Anschluss erarbeitet wurde. In den kommenden fünf Jahren werden verschiedene Maßnahmen auf Basis dieses Konzeptes umgesetzt, um den einzigartigen Mehrwert der städtischen Friedhöfe für alle Kölner*innen zu erhalten.
Gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung wird der Arbeitskreis die Kommunikation mit den Menschen in Köln fortführen und einmal im Jahr zu einem Friedhofstag einladen, in dessen Rahmen der aktuelle Stand der Umsetzungen präsentiert und diskutiert wird. Auch 2021 sollte im Rahmen eines solchen Veranstaltungstages über die realisierten Projekte ausführlich berichtet werden. Aufgrund des Veranstaltungsverbotes in der Corona-Pandemie konnte dieser Friedhofstag nicht stattfinden. Stattdessen präsentierte das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen die Ergebnisse in Form einer Pressemappe sowie einer begleitenden Freiluft-Ausstellung, die in Zukunft auf verschiedenen Kölner Friedhöfen zu sehen sein wird.
Nachfolgend erhalten Sie nähere Informationen zu bereits umgesetzten Projekten, die aus der Bürgerbeteiligung hervorgegangen sind.
Ein besonderer Ort zum Verweilen: Das Hangbeet auf dem Friedhof Mülheim
Der Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein Ort der Besinnung, der Ruhe und der inneren Einkehr. Daher werden auf den Kölner Friedhöfen nicht genutzte Flächen auch für Projekte genutzt, die den Charakter der Friedhöfe als naturnahe Orte der Ruhe hervorheben. Hierzu zählt auch das im Jahr 2021 angelegte Hangbeet auf dem Friedhof Mülheim.
Es wurde zunächst eine Böschung angelegt, die im Halbschatten liegt. Die Bäume in der Umgebung schaffen eine ruhige Atmosphäre.
Neben neu gepflanzten Bäumen wie dem Ahorn ergänzen verschiedene Sträucher und Bodendecker das sehr stimmige Erscheinungsbild. Zu den Bodendeckern zählen der Storchschnabel, die Heuchera oder auch die Funkien.
Zusätzlich zum optischen Mehrwert dient die Bepflanzung auch als wichtiger Lebensraum für die zahlreichen und verschiedenen Insektenarten auf dem Friedhof. Die bodendeckende Bepflanzung ist beispielsweise als Bienenweide ausgelegt und lädt Besucher*innen auch zum Beobachten ein.
Erhalt und Instandsetzung denkmalgeschützter Grabanlagen
Für das kulturhistorische Erbe und die Stadtgeschichte sind die Friedhöfe wichtige Zeitzeugen, welche die gesellschaftliche Entwicklung einer Stadt widerspiegeln. Etwa 5.000 historische Gräber auf 40 Kölner Friedhöfen stehen unter Denkmalschutz. Bei über 1.000 erhaltenswerten Gräbern verschiedener Größe sind die Nutzungsrechte beendet. In diesen Fällen übernimmt die Friedhofsverwaltung die gegebenenfalls notwendige Instandsetzung der Grabanlage. Im Jahr 2021 wurden mehrere Grabanlagen fachgerecht restauriert.
Grabpatenschaft: Interessierte können für eine denkmalgeschützte Grabanlage ohne Nutzungsrecht die Patenschaft übernehmen. Die Pat*innen verpflichten sich, die ausgewählte Anlage zu restaurieren, instand zu halten und auch gärtnerisch anzulegen. Im Gegenzug besteht das Recht, die Grabstätte im Beisetzungsfall nur für die in Anspruch genommene Grabstelle kostengünstig erwerben zu können.
Ein Blickfang auf dem Friedhof Kalk: Farbakzente vor der Trauerhalle
Noch im Frühjahr 2021 war der Zugang zur Trauerhalle auf dem Friedhof Kalk von zwei schmucklosen Rasenflächen umgeben. Um den Aufenthaltsbereich vor der Trauerhalle und auf dem Vorplatz des Friedhofs insgesamt aufzuwerten, haben wir entschieden, ein farbintensives Saison-Beet anzulegen.
Zunächst wurden fünf Solitär Engelstrompeten eingepflanzt, die sich schon nach wenigen Wochen zu stattlichen Exemplaren entwickelt haben.
Die weitere Pflanzenauswahl erfolgte nach den folgenden Kriterien: Gute Trockenheitsverträglichkeit, pflegeleicht, aber dennoch durchgehend blühend. Hierzu zählen die Dipladenia, der Zauberschnee, die Prachtkerze, das Wandelröschen, die Katzenminze, Iresine, die Rotlaubige Perlhirse, Mehlsalbei und das Eisenkraut.
Ein Beitrag zur Biodiversität: Die artenreichen Wiese auf dem Friedhof Rath
Friedhöfe bieten aufgrund der örtlichen Voraussetzungen ein hohes Potential, Biodiversität zu fördern. Bereits in den vergangenen Jahren wurden auf den verschiedenen Friedhöfen im Kölner Stadtgebiet Maßnahmen umgesetzt, deren Ziel es war, verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in einer geschützten Umgebung einen neuen und geeigneten Lebensraum zu bieten. So auch auf dem Friedhof Rath. Im Herbst 2020 wurde begonnen, eine Rasenfläche auf einer zuvor nicht genutzten Fläche des Friedhofs anzulegen.
Auf dieser Fläche wurde mit verschiedenen Elementen gearbeitet. So wurde einerseits eine Mulde integriert, andererseits ein Hügel mit einem Holzkern angelegt, um den jeweils unterschiedlichen Ansprüchen eines natürlichen Lebensraumes in der Tier- und Pflanzenwelt gerecht zu werden. Auf diesem Weg konnte auf relativ kleinem Raum eine hohe Biodiversität und ein ökologischer Mehrwert erreicht werden. Eingefasst wird die im Jahr 2021 fertiggestellte Wiese durch eine Gräserumrandung und einen begrünten Dekorationsstreifen.
Artenreiche Wiesen und Weiden sind durch die landwirtschaftliche Nutzung entstanden und können nur durch regelmäßige, wenig intensive Nutzung erhalten werden. Der Reichtum dieser Wiesen zeigt sich durch ihre Pflanzen- und Tierarten und darüber hinaus ihre einzigartige Schönheit. Wenn Wiesen und Weiden schonend genutzt werden, beherbergen sie eine enorme Artenvielfalt. Mehr als ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten haben dort ihr Hauptvorkommen.
Heimat der Fledermäuse und Nachtfalter auf dem Westfriedhof
Der Kölner Friedhof verdankt sein lebendiges Nachtleben den zahlreichen Fledermäusen. Der Naturschutzbund in Köln, ein wichtiger Kooperationspartner der Friedhofsverwaltung, hat den Bestand im Rahmen einer Fledermauskartierung nachgewiesen. Um den Fledermäusen auf dem Westfriedhof einen geeigneten Rückzugsort einzurichten und auch weitere Tiere zu animieren, sich auf dem Friedhof niederzulassen, haben wir zahlreiche Nistkästen für die Fledermäuse montieren lassen. Die Kästen befinden sich vorwiegend an geeigneten Bäumen. Im Zuge der Dach- und Fassadensanierung der Trauerhalle wurden ebenfalls Fledermauskästen direkt unter dem Dach angebaut.
Zusammen mit den ebenfalls angebrachten Fledermausgroßhöhlen dienen die Nistkästen den Fledermäusen als Rückzugsort beziehungsweise als Möglichkeit, zu überwintern.
Das in unmittelbarer Nähe zur Trauerhalle angelegte Nachtfalterbeet bietet vielen verschiedenen Tier- und Insektenarten einen geeigneten Lebensraum. Besonders sticht hier der namensgebende Nachtfalter hervor, der die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse darstellt.
Ein Rückzugsort auf dem Nordfriedhof
Ein besonderer Ort der Ruhe und inneren Einkehr ist auch die Waldlichtung auf dem Friedhof Nord.
Mit Baumscheiben wurde ein Schutzwall zur räumlichen Trennung errichtet. Die Sitzbänke in diesem geschützten Raum laden zum Verweilen ein. Zudem wurden verschiedene Elemente in der Umgebung eingebracht, die der Tierwelt als Nahrung beziehungsweise als Nisthilfe dienen.
Besonders auffällig ist der sogenannte Lebensbaum, der durch zahlreiche Baumhöhlen ideale Voraussetzungen für verschiedene Vögel, Insekten und Säugetiere schafft. Ein montierter Salzstein dient als Mineralstoffquelle für Insekten. Im Laufe der Zeit kann beobachtet werden, wie Vögel die vorhandenen Nisthilfen nutzen, wie Schmetterlinge die Fläche verstärkt aufsuchen und die Bepflanzung sich allmählich dem Standort anpasst.
Das Insektenhotel: Neuer Lebensraum auf den Friedhöfen
Seit 1998 haben wir in Deutschland 76 Prozent der sogenannten Insektenbiomasse verloren. Man spricht vom Insektensterben. Von den circa 560 Wildbienenarten werden zum Beispiel 41 Prozent als bestandsgefährdet eingestuft. Um dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken, werden bereits seit mehreren Jahren, in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund in Köln, der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner und engagierten Privatpersonen, immer wieder neue und zusätzliche Insektenhotels auf den verschiedenen Kölner Friedhöfen aufgestellt. Auch im Jahr 2021 wurden neue Insektenhotels auf den Friedhöfen errichtet – beispielsweise auf dem Kölner Westfriedhof.
Die Insektenhotels dienen den Insekten als Rückzugsort und als geschützter Raum zur Entwicklung ihrer Population.
Neben den Hotels wurden weitere Lebensräume wie beispielsweise Wildblumenwiesen in unmittelbarer Nähe angelegt. Zudem bestehen Kooperationen mit Imkern, die ihre Bienenvölker auf den Friedhöfen angesiedelt haben.
Pflege und Nachpflanzungen auf den Friedhöfen: Bäume für die grüne Lunge in der Stadt Köln
In den letzten drei Jahren sind zahlreiche Bäume auf den städtischen Friedhöfen der Hitze und der historischen Trockenheit in den Sommermonaten zum Opfer gefallen und die Folgen des Klimawandels verschlechtern die Standortbedingungen von Bäumen in den Städten noch weiter. Aufgrund dieser Entwicklung wurden in den letzten Jahren zahlreiche Nach- beziehungsweise Ersatzpflanzungen vorgenommen. Im Jahr 2021 wurden nahezu 1.000 Bäume auf den Friedhöfen nachgepflanzt.
Um in Zukunft geeignete Bäume für die Nachpflanzungen zu ermitteln, sind dieses Frühjahr versuchsweise neue Nadel-Baumarten gepflanzt worden. Hierzu zählen die Mazedonische Kiefer, die Schlangenhautkiefer, die Hakenkiefer, die Küstentanne sowie die Leyland-Zypresse und die Weihrauchzeder.
Die Naturwiese auf dem Friedhof Melaten
Die auf dem Friedhof Melaten angelegte Naturwiese bietet einen Lebensraum für viele Tiere - vom Schmetterling bis hin zum Igel. Die Pflege und Unterhaltung dieser Fläche ist bewusst reduziert. Die Wiese wird einmal im Jahr gemäht, der umliegende Rasenstreifen als Einfassung der Naturwiese hingegen wird in regelmäßigen Abständen mehrmals im Jahr gemäht.
Die Naturwiese leistet einen erheblichen Beitrag zur biologischen Vielfalt, der mit relativ einfacher Pflege realisiert wird. Neben der biologischen Funktion wertet die Naturwiese aufgrund ihrer Farben und Wuchshöhen das optische Bild im gezeigten Bereich des Friedhofes Melaten auf. Viele Insekten leiden unter der Abnahme eines ausreichenden Nahrungsangebotes.
Daher nutzen teilweise hochspezialisierte Insektenarten das vielfältige Angebot der Naturwiese zur Nektarsuche. Darunter sind viele stark gefährdete Schmetterlings- und Hautflügler-Arten. Somit sind bunt blühende Wiesen nicht nur eine Bereicherung des Landschaftsbildes, sondern liefern auch einen sehr wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz.
Natur erleben: Der Naturlehrpfad auf dem Friedhof Leidenhausen
Auf dem Friedhof Leidenhausen wird auf einer Fläche vor dem Friedhof ein Naturlehrpfad entstehen. Die Planungen wurden 2021 abgeschlossen, die Realisierung erfolgt in 2022. Der Lehrpfad wird die Tier- und Pflanzenwelt für die Friedhofsbesuchende in besonderer Form erlebbar machen.
Die Streuobstwiese auf dem Westfriedhof: Eine tierfreundliche Kulturlandschaft
Für das Projekt einer Streuobstwiese bot sich eine im Randbereich des Westfriedhofs liegende, bisher ungenutzte Rasenfläche an. Es wurden Apfelbäume, Pflaumen, Quitten, Mispeln und Nüsse gepflanzt und die Fläche durch Gräser und zahlreichen regionaltypische Kräutern angereichert. Die Pflanzungen wurden im Frühjahr 2021 abgeschlossen.
Auf der Streuobstwiese sind bereits vermehrt Insekten anzutreffen, da der Blütenreichtum auf der Fläche zugenommen hat. Die spezifischen Vorzüge einer Streuobstwiese entwickeln sich erst mit der Zeit. Auch die Pflanzengemeinschaft unter den Bäumen passt sich noch den Standortgegebenheiten an.
Mit zunehmender Größe der Obstbäume wird der vermehrt auftretende Schatten zu einer weiteren Anpassung beziehungsweise Entwicklung führen.
Die Vogelwelt wird ihre optimale Ausprägung erst dann erreichen, wenn einige der Bäume bereits ihren Zenit überschritten haben werden. Mit auftretenden Höhlungen und Besiedlungen, mit beispielsweise holzabbauenden Käfern und auch weiteren Insekten, wird Artenreichtum im Lebenszyklus eines Baumes weiter zunehmen.
Orte zum Verweilen: Mehr Sitzbänke für die Friedhöfe
Mit Friedhofsbänken wird nicht nur ein Angebot geschaffen, sich zu setzen und auszuruhen. Sie laden auch dazu ein, die ruhige Atmosphäre für eine innere Einkehr zu nutzen und vielleicht auch den Blick auf die Natur zu richten. Es sind Augenblicke der Besinnung, Erinnerung und des Gedenkens an die Verstorbenen.
Bänke bieten als Orte der Begegnung zudem die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Friedhofsbesuchenden. Wenn sich Menschen mit ähnlichen Schicksalen begegnen und ins Gespräch kommen, tauschen sie ihre Lebenserfahrungen aus und finden Trost.
Auch in 2021 wurden neue Friedhofsbänke von der Friedhofsverwaltung angeschafft und entsprechend den Wünschen der Friedhofsbesucher*innen auf verschiedene Standorte der Kölner Friedhöfe verteilt. Der Wunsch nach zusätzlichen Friedhofsbänken wurde in der 2019 durchgeführten Öffentlichkeitsbeteiligung "Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025" mehrfach geäußert. Die aufgestellten Bänke werden mit einer entsprechenden Plakette versehen.
Bankspende für die Kölner Friedhöfe
Zusätzlich zu den vorhandenen Friedhofsbänken besteht die Möglichkeit, eine Bank über die Kölner Grünstiftung zu spenden:
Kölner Grün Stiftung
Holzmarkt 1
50676 Köln
Telefon: 0221 / 40084-321
Fax: 0221 / 790761-444