Pressemitteilung des Integrationsrates Köln

Bundes- und NRW-Landesregierung müssen handeln! 

Fast stündlich erreichen uns seit der Machtübernahme der Taliban immer schockierendere Meldungen über die Lage in Kabul und anderen Orten Afghanistans.  

Die Bundesregierung hat mit ihrem plötzlichen und unvorbereiteten Abzug, gemeinsam mit den NATO-Partner*innen, tausende Menschen lebensbedrohlichen Umständen ausgesetzt und im Stich gelassen, die unsere Hilfsorganisationen, unsere Bundeswehr und den Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen in Afghanistan in den letzten 20 Jahren unterstützt haben. Es besteht die akute Gefahr, dass sie und ihre Familien jetzt dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen. In diesem kurzen Zeitfenster, das uns zur Evakuierung der Menschen noch bleibt und das sich jeden Moment schließen kann, muss es deshalb jetzt heißen: So viele retten wie möglich!

NRW und Köln müssen helfen!

Wir begrüßen, dass die Landesregierung zugesichert hat, dass insgesamt 1.800 Menschen, darunter 800 Ortskräfte inklusive ihrer Familien und 1.000 Frauen in NRW, aufgenommen werden sollen. Als größtes Bundesland mit über 18 Millionen Einwohner*innen reicht das aber nicht aus.

Deswegen fordern wir als Kölner Integrationsrat: 

  • dass auch die jetzt gefährdeten Familien der besagten 1.000 Frauen evakuiert,       
  • dass nicht nur Ortskräfte, sondern auch weitere gefährdete Afghan*innen, wie beispielsweise Aktivist*innen, ethnische und religiöse Minderheiten und Journalist*innen evakuiert,
  • und dass alle in Deutschland respektive in Köln lebenden Afghan*innen einen sicheren Aufenthaltsstatus bekommen und alle Abschiebungen nach Afghanistan ausgesetzt,

werden.

Deutschland muss zu seiner humanitären Verantwortung stehen!

Viele Kölner Afghan*innen bangen um ihre Familien in Afghanistan. Diese sind besonders gefährdet, wenn ihre Angehörigen hier in Deutschland politisch aktiv sind. Auch diese Menschen müssen evakuiert werden. 

All diese Gruppen brauchen unbürokratische und sichere Einreisewege und Bleibeperspektiven! Es ist nicht davon auszugehen, dass die Taliban Menschen verschonen oder begnadigen werden, die für westliche Staaten gearbeitet haben oder sich für demokratische Strukturen und Menschenrechte einsetzen. Wir müssen im Gegenteil befürchten, dass auch sie und ihre Familien sich in unmittelbarer Gefahr befinden.

Der Integrationsrat Köln begrüßt und unterstützt den im Rat am 23. August 2021 beschlossenen Dringlichkeitsantrag nach schnellstmöglicher Aufnahme von Menschen aus Afghanistan.

Für den Integrationsrat Köln:

Tayfun Keltek, Anna Klimaszewska-Golan, Ahmet Edis, Dr. John Akude, Antonietta Abbruscato

(der Vorsitzende und die stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsrates)

Dringlichkeitsantrag nach schnellstmöglicher Aufnahme von Menschen aus Afghanistan