Lage und Charakter des Gebiets
Der Königsforst ist ein rund 2519 Hektar großes, geschütztes Waldgebiet im Osten Kölns. Dabei ist er nach der benachbarten Wahner Heide der zweitgrößte Teilbereich des Naturraums Bergischen Heideterrasse. Mit seinen nahezu geschlossenen, ausgedehnten Waldbereichen, stellt er das größte zusammenhängende Waldgebiet der rheinischen Mittelterrasse und damit ein wichtiges Element im europäischen Waldverbundsystem dar. Der Königsforst liegt sowohl auf Kölner Stadtgebiet (988,63 Hektar), als auch im benachbarten Rheinisch-Bergischen Kreis (1572,81 Hektar).
Mit seinem umfangreichen Wegenetz ist er zudem eines der bedeutendsten Naherholungsgebiete im Kölner Raum. Der naturnahe Charakter des Waldes mit teils natürlichen Bachläufen lädt ganzjährig Besuchende zu Tagesausflügen ein.
Ein Wildgehege in Brück gibt Kindern und Erwachsenen die Gelegenheit, heimische Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Als weiterer Höhepunkt gilt der Monte Troodelöh, die höchste Erhebung Kölns, der schon zahlreiche Wandernde dazu bewogen hat, sich im Gipfelbuch zu verewigen. Zwischen den geschlossenen Waldbereichen tauchen immer wieder vereinzelte Offenlandbereiche auf, die den Königsforst zu einem abwechslungsreichen und naturschutzfachlich wertvollen Natur- und Erlebnisraum machen.
Geschichte
Die Spuren früher Besiedlung können im Königsforst bis zum 6. bis 7. Jahrhundert vor Christi zurückverfolgt werden. Es sind zahlreiche Hügelgräber aus dieser Zeit bekannt. Von besonderer kulturhistorischer Bedeutung sind die Hügelgrabfelder östlich von Rath-Heumar.
Seit dem Mittelalter war der Königsforst ein Bannwald (ein als Ganzes erhaltenes Waldstück), der zunächst im Besitz der Frankenkönige war. Zu dieser Zeit galt dort das besondere königliche Jagdrecht. Um die erste Jahrtausendwende nach Christi vermachte Otto der Große den Königsforst an seinen Bruder, den Erzbischof von Köln.
Ab dem 12. Jahrhundert kam das Gebiet dann nach und nach unter die Kontrolle der Grafen von Berg. Seit dieser Zeit wurde der Königsforst von den Herzögen von Berg zur Jagd genutzt. Während der Säkularisation (Beschlagnahmung von kirchlichem Eigentum) ging der Wald dann komplett in den Besitz des Großherzogtums Berg über.
Als Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Rheinland besetzte, wurden große Bereiche des Königsforsts gerodet. Besonders das Holz alter Eichen war ein begehrter Werkstoff, welcher in großen Mengen nach Frankreich transportiert wurde. Als kurz darauf das Gebiet des Königsforsts durch die Festsetzungen des Wiener Kongresses 1815 an das Königreich Preußen ging, wurden die Rodungen gestoppt und großflächig mit Kiefern aufgeforstet.
An zahlreichen Stellen im Königsforst wurde im 18. und 19. Jahrhundert zudem Bergbau betrieben. Vor allem Blei, Buntmetall, Eisenerz, Kupfer, Zink und Zinn wurden hier abgebaut. Zu den bekanntesten Förderorten zählten auf Kölner Stadtgebiet die Gruben Löwenherz, Copernicus und Quirin.
Während des zweiten Weltkriegs war der Wald der Bevölkerung größtenteils nicht zugänglich, da er als Truppenübungsgelände genutzt wurde. Die verbliebenen Wehranlagen werden seitdem sukzessive von der Natur zurück erobert. Durch die fortschreitende natürliche Sukzession sind die Anlagen heute kaum noch zu erkennen.
Gebietsbeschreibung, Schutzstatus und Lebensraumtypen
Das Waldareal wurde 1991 im Rahmen der Aufstellung des Landschaftsplans als Naturschutzgebiet N20 "Königsforst" ausgewiesen. Aufgrund der wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen und landeskundlichen Bedeutung des Königsforstes, aber auch der Naherholungsfunktion, bedarf das großflächige zusammenhängende Waldareal besonderem Schutz.
Dabei steht vor allem die Erhaltung und Weiterentwicklung der Waldlebensgemeinschaften und Biotope mit den für die natürlichen Laubwaldgesellschaften typischen Artenspektren im Vordergrund. Der Gebietsstatus als Naturschutzgebiet zielt insbesondere auf die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Waldgebiets in seiner Funktion als Wasserspeicher für den Grundwasserhaushalt ab.
Das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat die wertvollen Waldlebensräume des Königsforsts entsprechend der Natura 2000-Richtlinie als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, kurz FFH-Gebiet, ausgewiesen.
Zu den besonders erwähnenswerten Lebensraumtypen zählen die Erlen, - Eschen- und Weichholz- Auenwälder (FFH-Code 91E0*, prioritärer Lebensraum), der Hainsimsen-Buchenwald (FFH-Code 9110), alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Stieleichen Quercus robur (FFH-Code 9190), der Stieleichen- Hainbuchenwald (FFH-Code 9160) und der Waldmeister-Buchenwald (FFH-Code 9130).
Im Königsforst findet man neben den dichten Mischwaldstrukturen auch vereinzelte offene Bereiche. Dabei handelt es sich meist um Lichtungen, die zum Teil bei starken Sturmereignissen während der letzten zwei Jahrzehnten entstanden sind. Vor allem Flächen mit einem hohen oder reinen Nadelholzbestand sind oftmals starken Böen zum Opfer gefallen. Besonders Fichtenbestände, die häufig in Monokulturen gepflanzt wurden, sind durch Trockenschäden sowie Schädlingsbefall geschwächt und haben Extremwetterereignissen wenig entgegenzusetzen.
Die Folge sind mehr oder weniger große Kalamitätsflächen. Doch auch diese zunächst kahl wirkenden Offenlandflächen sind besonders wertvoll für die Natur. Sie ermöglichen die natürliche Sukzession und die Rückkehr heimischer Pflanzen, die im dichten Nadelbaumbestand nicht auftreten konnten und bieten denjenigen Tierarten einen Lebensraum, die auf Offenlandbereiche spezialisiert sind.
Zudem entstehen neue Waldrandbereiche im Übergangsraum zwischen Offenland und den Waldflächen. Der Strukturreichtum des Waldrandlebensraums hat dabei ebenfalls eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt. Südlich an den Königsforst grenzt das Naturschutzgebiet "Wahner Heide". Der Übergang zur offenen Heidelandschaft verläuft dabei fließend.
Tierwelt
Im Königsforst soll vor allem die Besiedlung durch den Hirschkäfers (Lucanus cervus) gefördert werden, denn der Königsforst stellt prinzipiell einen geeigneten Lebensraum für den Hirschkäfer dar.
Die naturnahe Mischwälder weisen mit fortlaufender Zeit einen wachsenden Anteil absterbender oder morscher, dicker Eichenbäume, welche bereits von Pilzen zersetzt werden.
Dort erfolgen dann die Eiablage sowie die weitere Entwicklung der Larven. Da die Art besonders empfindlich auf forstwirtschaftliche Maßnahmen wie kurze Umtriebszeiten und das Entfernen von altem Eichenholz reagiert, sind diese Voraussetzungen unabdingbar, da die Larven einen vergleichsweise lange Entwicklungszeit haben. So beträgt die Lebenserwartung der erwachsenen Käfer nur drei bis acht Wochen, die Entwicklung der Larven hingegen fünf bis acht Jahre.
Die bestehenden Gewässerstrukturen zum Beispiel Bäche, Sümpfe und Riede, Röhrichte, Nass- und Feuchtgrünland stellen besonders wichtige Biotope für weitere geschützte Arten dar. Bäche beispielsweise besitzen eine hohe Bedeutung als Lebensraum für seltene Kleinfischarten wie die Groppe (Cottus gobio), das besonders geschützte Bachneunauge (Lampetra planeri) sowie den seltenen heimischen europäische Edelkrebs (Astacus astacus), der noch in den permanent wasserführenden Oberläufen der Fließgewässer des Königsforstes zu finden ist.
Als weitere bedeutende, an saubere Gewässer gebundene Art, kommt die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) vor. Das Vogelschutzgebiet Königsforst (Natura 2000-Gebiet Nr. DE-5008-401) umfasst nahezu die gesamte Fläche des Waldes. Der Schutzstatus soll vor allem dem Erhalt und der Weiterentwicklung des wertvollen Waldlebensraums für den Mittelspecht (Dendrocopus medius), den Eisvogel (Alcedo atthis), den Grauspecht (Picus canus), den Schwarzspecht (Dryocopus martius), den Baumfalken (Falco subbuteo), den Rotmilan (Milvus milvus) sowie den Wespenbussards (Pernis°apivorus) dienen.
Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen
Die nachhaltige Waldbewirtschaftung steht im Königsforst im Vordergrund. Dabei ist die Auswahl von standortgerechten, einheimischen Baumarten besonders wichtig, ebenso wie eine natürliche Durchmischung verschiedener Arten, damit Monokulturbestände vermieden werden. Die Entwicklung von Laubholz- und Mischwaldbeständen sollen dabei besonders gefördert werden. Damit geht auch die Umwandlung von reinen Nadelholzbeständen insbesondere in Quellbereichen, Siefen und Bachtälern einher. Die Naturverjüngung des Waldes soll zudem gewährleistet und Kahlschläge vermieden werden.
Auch sollen umfangreichere Fällungsmaßnahmen vermieden werden, um den Waldcharakter zu erhalten. Die Strukturvielfalt im etablierten Waldbestand wird durch Totholz generiert.
Zahlreiche einheimische Vogel-, Säugetier- und Insektenarten haben sich auf diese Strukturen spezialisiert und nutzen diese beispielsweise als Nahrungshabitat, Tages- oder Winterquartier. Daher sollen nach Möglichkeit auch abgestorbene Bäume und Äste im Gebiet verbleiben.
Nicht nur geschlossene Waldflächen bilden einen wichtigen Lebensraum für viele gefährdete Tierarten. Auch Offenland- und strukturreiche Waldrandbereiche stellen ebenfalls wertvolle Biotopstrukturen für heimische Arten im Königsforst dar. Daher werden auch diese Bereiche besonders gefördert.
Zudem soll die Verbindung zur südlich gelegenen Wahner Heide, die durch besonders wertvolle und großflächige Offenlandbereiche geprägt ist, nach Möglichkeit wiederhergestellt werden.
Fließende und stehende Gewässer sind potentiell besonders gefährdet durch Abwassereinleitung, Gewässerausbau, Stauanlagen, Ableitung von Wasser, Fischbesatz und sonstiges Aussetzen von Tieren (beispielsweise von Neozoen), aber auch durch standortfremde Aufforstungen im Uferbereich, übermäßige Freizeitaktivitäten sowie intensive Gewässerunterhaltung. Besonders die Bachläufe aber auch Waldteiche sowie Quellsumpfbereiche sollen daher besonders vor Beeinträchtigungen geschützt werden.
Zudem sollen wertvolle Strukturen wie naturnahe Sandbäche mit gewundenen und verzweigten Läufen erhalten und weiterentwickelt werden.
Naherholung und Aktivitäten
Der Königsforst lädt Erholungssuchende ein, den Waldlebensraum auf zahlreichen Wander-, Rad und Reitwegen hautnah zu erleben. Im Kölner Bereich des Waldes befindet sich der Wildpark Brück, welcher bereits 1967 eröffnet wurde und jung wie alt die Möglichkeit bietet, Rotwild und Wildschweine in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.
Des Weiteren richtete der Landesbetrieb Wald und Holz 2007 in Kooperation mit dem Geologischen Landesdienst NRW einen Bodenlehrpfad ein. Der Monte Troodelöh erhebt sich mit einer Höhe von rund 118 Meter über Normal Null lediglich dezent über das umgebende Gelände, ist aber trotzdem einen Besuch wert. Er ist der höchste Punkt auf dem Kölner Stadtgebiet. Das dort hinterlegte Gipfelbuch zeugt von bereits vergangenen abenteuerlichen Touren zum Gipfel des "Bergs".
Unter folgendem Link finden sie zahlreiche Vorschläge für Touren und Tagesausflüge im und um den Königsforst.
Regeln im Schutzgebiet
Die wertvollen Waldflächen stehen unter besonderem Schutz. Durch das Einhalten insbesondere der folgenden Regeln tragen Sie aktiv zur Erhaltung des Lebensraums für Pflanzen und Tiere bei und leisten einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt.
- Hunde sind im Königsforst grundsätzlich an der Leine zu führen. Dadurch vermeiden Sie die unnötige Beunruhigung von Wildtieren.
- Um Pflanzenbestände zu schonen und Wildtiere nicht zu beunruhigen dürfen die Waldbereiche nicht betreten werden. Daher ist das Wandern und Radfahren nur auf den gekennzeichneten Wegen erlaubt.
Den Erhalt des Gebietes können auch Sie darüber hinaus gewährleisten, indem Sie
- Lärm vermeiden,
- keinen Müll hinterlassen,
- Menschenansammlungen vermeiden,
- sensibel im Gebiet sind und es ausschließlich zur
ruhigen Erholung nutzen, - im Gebiet nicht Grillen, Zelten und Lagern.
Dadurch vermeiden Sie die Störungen der Tierwelt und die Nährstoffanreicherungen durch Speisereste und Futter. Eine vollständige Liste der im Gebiet geltenden Ver- und Gebot finden Sie im Landschaftsplan.