Der erste Kölner Lebenslagenbericht bietet erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme über die Lebenslagen der Kölner Bürger*innen. Diese datengestützte Analyse untersucht die Rahmenbedingungen, die das Leben eines Menschen beeinflussen oder prägen, beispielsweise Gesundheit, Bildung, Erwerbstätigkeit und soziale Einbindung. Diese Bereiche werden im Lebenslagenbericht jeweils in vier Lebensphasen von der Kindheit bis ins Seniorenalter betrachtet. Wesentliches Ziel des Berichts ist es, auf der Grundlage dieser Analyse unsere Arbeit als Stadtverwaltung noch weiter zu verbessern. Der Bericht richtet sich also zum einen an die städtischen Fachverwaltungen. Er richtet sich aber auch an die Stadtgesellschaft und viele andere Akteur*innen – von den Wohlfahrtsverbänden bis hin zur Wirtschaft.
Was ist das Besondere am Lebenslagenbericht?
Eine solch umfassende Analyse hat es zum Thema Lebenslagen in Köln noch nie gegeben. Besonders ist die Systematik, der der Bericht folgt: Er untersucht die Lebenslagen der Menschen in verschiedenen Lebensphasen: Kindheit und Jugend (0-18 Jahre), junges Erwachsenenalter (18-35 Jahre), mittleres Erwachsenenalter (35 bis 65 Jahre) und Seniorenalter (über 65 Jahre).
Der Lebenslagenbericht arbeitet Hinweise auf prekäre Lebenslagen heraus, die dann entstehen können, wenn Schwierigkeiten in mehreren Lebenslagenbereichen auftreten: Wenn beispielsweise gesundheitliche Einschränkungen und Bildungsdefizite vorhanden sind, kann im späteren Verlauf des Lebens der Zugang zu einer beruflichen Ausbildung und zu einer Erwerbstätigkeit beeinträchtigt sein. Damit reduziert sich die Wahrscheinlichkeit einer guten Einkommens- und Wohnsituation sowie einer guten Versorgung im Alter.
Außerdem geht es um Leben und Wohnen in den Kölner Stadtteilen. Dargestellt werden zum einen Ergebnisse zu Wohnen und Wohnumgebung, zu Umweltbelastungen und der sich daraus ergebenden Umweltgerechtigkeit sowie zu Mobilität und Verkehrsinfrastruktur. Zum anderen werden Stadtteile mit erhöhten Problem- und Bedarfslagen identifiziert.
Was wird im Lebenslagenbericht untersucht?
Der Lebenslagenbericht untersucht die Rahmenbedingungen, die das Leben eines Menschen beeinflussen oder prägen: Gesundheit, Schul- und Berufsausbildung, Erwerbstätigkeit, materieller Lebensstandard, Wohnen, Umwelt, soziale, kulturelle und politische Einbindung. Diese Bereiche werden jeweils in vier Lebensphasen betrachtet: Kindheit und Jugend, junges sowie mittleres Erwachsenenalter und Seniorenalter. Der Bericht geht der Frage nach, welche Belastungen sich für Männer und Frauen ergeben, für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie für Menschen mit und ohne Behinderungen. Besondere Aufmerksamkeit richtet der Bericht auf die Bevölkerungsgruppen, die von Armut und weiteren Belastungen besonders bedroht oder betroffen sind beziehungsweise deren Teilhabechancen überdurchschnittlich stark eingeschränkt sind.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Lebenslagenberichts?
- Die Lebenslage der Kölner Bevölkerung unterscheidet sich insgesamt nicht wesentlich von den Lebenslagen der Bevölkerung anderer Großstädte.
- Für die zukünftige Entwicklung zeigt sich: Die Kölner Stadtgesellschaft verändert sich – Köln wird jünger, älter und bunter. Die Vielfalt der Bevölkerung birgt viele Chancen und gleichzeitig auch Herausforderungen im Hinblick auf die gesellschaftliche Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen.
- Teilhabechancen und Teilhaberisiken sind im Stadtgebiet ungleich verteilt. Das zeigt eine Clusteranalyse der Stadtteile nach teilhaberelevanten Indikatoren: Während 25 Kölner Stadtteile sehr gut aufgestellt sind, sieben gut und 38 durchschnittlich, werden in 16 Stadtteilen stark erhöhte Problemlagen im Sinne von Mehrfachbelastungen aufgezeigt. Diese Stadtteile benötigen besondere Aufmerksamkeit im Hinblick auf Teilhaberisiken in allen Lebenslagenbereichen, um der Verfestigung einer Abbildung räumlicher Ungleichheit entgegenzuwirken.
- Wenn verschiedene Risiken gleichzeitig auftreten, können diese sich auch in späteren Lebensphasen auswirken. Besonders wichtig ist es daher, Teilhaberisiken in den frühen Lebensjahren zu begegnen. Hier wird der Grundstein für spätere Teilhabechancen gelegt. Dies erfordert ein integriertes, ergebnis- und wirkungsorientiertes Vorgehen.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir planen, in einem integrierten Prozess die wesentlichen Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung der Stadt Köln herauszuarbeiten und Ziele, Strategien und Handlungsempfehlungen zu deren Bewältigung zu entwickeln. Die Erkenntnisse über Zusammenhänge und Wechselwirkungen der einzelnen Lebenslagenbereiche im Hinblick auf das Entstehen von Armutsrisiken und prekären Lebenslagen sollten dabei besonders berücksichtigt werden.
Wer hat an der Entstehung mitgewirkt?
Der Bericht wurde im Auftrag des Rates der Stadt Köln vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) unter Federführung der Stabsstelle Sozialplanung und Sozialberichterstattung erstellt. Vertreter*innen der Fachverwaltungen, der Wohlfahrtsverbände und der politischen Fraktionen haben das Konzept für diesen integrierten Bericht mitgestaltet. Eine dezernatsübergreifende Lenkungsgruppe hat den Prozess der Berichterstellung durch das ISG mit Anregungen und Diskussionen begleitet.
Spielt das Thema Corona im Lebenslagenbericht eine Rolle?
Nein. Der Lebenslagenbericht wurde auf Basis der aktuellsten Daten verfasst, die während der Erstellung zur Verfügung standen. Diese stammen maßgeblich aus dem Jahr 2018. Das Thema Corona und dessen Auswirkungen sind in diesem Bericht nicht abgebildet.