Schwierigkeiten in der Schule oder Lernschwierigkeiten in einem spezifischen Fach können sich negativ auf das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen auswirken.
Ein Kind mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche erlebt beispielsweise immer wieder Misserfolge. Es merkt, dass es Aufgaben nicht so schnell und gut wie die Mitschüler*innen bearbeiten kann und dass es trotz großer Mühe kaum Fortschritte macht und schlechte Noten bekommt. Mit jeder dieser Erfahrungen, aber auch mit jedem Gespräch oder Streit über das Thema, rücken die Schwächen und Defizite bei allen Beteiligten mehr in den Fokus. Viele Kinder und Jugendliche trauen sich immer weniger zu, fühlen sich dumm und erleben ein Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Hierdurch sinken schnell auch Lernmotivation, Interesse und Lebensfreude. Oft verlieren dabei der*die Schüler*in und auch Sie als Lehrkraft die individuellen Stärken und Interessen aus dem Blick. So kann auch das Selbstwertgefühl von Schüler*innen sinken.
Doch nicht nur Kinder mit Lernschwierigkeiten können ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln. Finden Kinder beispielsweise keine Freunde oder werden gar gezielt von Mitschüler*innen ausgeschlossen oder gemobbt, können sie das Gefühl entwickeln, als Mensch wertlos und nicht liebenswert zu sein. Dies kann sich wiederum negativ auf den Schulerfolg auswirken.
Um Schulerfolg und Wohlbefinden Ihrer Schüler*innen zu sichern, sollte diese Negativspirale möglichst frühzeitig verhindert oder durchbrochen werden. Daher wird im Folgenden kurz beschrieben, was man unter den Begriffen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl versteht und welche Möglichkeiten für Sie als Lehrkraft bestehen, diese zu erhalten oder zu stärken. Vieles werden Sie sicherlich schon tun. Wir hoffen, dass dennoch das eine oder andere Neue für Sie dabei ist!
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl: Was ist das und wie lässt es sich fördern?
Die Konzepte des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls sind sich ähnlich und hängen miteinander zusammen. Dennoch bestehen Unterschiede, weshalb die Begriffe im Folgenden definiert und voneinander abgegrenzt werden sollen.
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen bezieht sich auf das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten. Das kann beispielsweise Lesen, Schreiben, Rechnen oder Tanzen, Zeichnen, Fußball spielen sein. Ein hohes Selbstvertrauen zeigt sich in Äußerungen wie "Ich kann meine Erwartungen und die anderer erfüllen", "Ich vertraue auf das, was ich kann", "Ich kann gut...“ oder „Andere brauchen mich, weil ich gut…kann".
Das Selbstvertrauen eines Menschen verändert sich über die Zeit und kann sich in verschiedenen Bereichen unterscheiden. Es wird beeinflusst durch Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens, auch im schulischen Bereich, machen. Besonders großen Einfluss haben Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen. Erleben Schüler*innen wiederholt Misserfolge in einem Bereich oder fühlen sich überfordert, sinkt das Vertrauen in ihre Fähigkeiten und sie trauen sich immer weniger zu. Stehen sie vor einer Aufgabe aus diesem Bereich (z.B. Rechnen), versuchen sie diese zu vermeiden, da sie die Wahrscheinlichkeit hoch einschätzen, nicht kompetent genug zu sein und wieder einen Misserfolg erleben zu müssen. Auch fühlen sich Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten oft hilflos, da sie trotz vielen Übens immer wieder schlechte Noten bekommen. Damit sie sich wieder etwas zutrauen, die Freude am Lernen und ein Gefühl von Kontrolle und Kompetenz zurückgewinnen, ist es wichtig, das Selbstvertrauen Ihrer Schüler*innen zu stärken.
Selbstvertrauen stärken
1. Schaffen Sie Erfolgserlebnisse.
Passen Sie die Aufgaben in Schwierigkeit und Umfang so an, dass Erfolgserlebnisse möglich sind. Erarbeiten Sie als Lehrkraft individuell angepasste Wochen oder Tagespläne. Holen Sie den*die Schüler*in da ab, wo diese stehen und sichern Sie die Grundlagen. Nutzen Sie die Möglichkeiten der individuellen schulischen Förderung. Geben Sie Eltern wirksame und passende (auch spielerische) Übungen zum Üben für zuhause.
Nutzen Sie zudem schulische Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs, z.B. bei Lese-Rechtschreibstörungen (siehe LRS Erlass), um Misserfolgserfahrungen zu reduzieren. Besprechen Sie mit den Eltern gegebenenfalls auch Möglichkeiten wie eine verlängerte Schuleingangsphase, eine Klassenwiederholung oder einen Schulformwechsel, um Erfolge im Lernen zu ermöglichen und damit langfristig den Schulerfolg zu sichern.
2. Ermöglichen Sie individuelle Fortschritte und machen Sie diese sichtbar.
Loben Sie den*die Schüler*in auch für noch so kleine, individuelle Fortschritte. Zusätzlich zum mündlichen Lob können Sie die Fortschritte auch bildlich veranschaulichen (zum Beispiel Schritte vorwärts einzeichnen, abhaken). Das zeigt dem*der Schüler*in, dass das Üben und die Anstrengungen sich lohnen, Sie als Lehrkraft stolz darauf sind und sich mit ihm*ihr freuen. Es steigert die Motivation des*der Schüler*in, dran zu bleiben.
3. Vermitteln Sie ein Gefühl von Kontrolle und Einfluss auf sich und die Umwelt.
Zudem gewinnt der*die Schüler*in durch diese Erfolgserlebnisse und Fortschritte das Gefühl zurück, Einfluss auf sich und die Umwelt nehmen zu können. Loben Sie daher immer die Anstrengungen des*der Schüler*in, um zu verdeutlichen, dass er*sie durch eigenes Tun etwas verändern kann! Das ist übrigens auch möglich, wenn noch sehr viele Fehler gemacht werden: „Toll, wie du dich angestrengt hast!“.
4. Geben Sie der Schwäche Raum, aber einen begrenzten.
Bitten Sie die Eltern bzw. den*die Schüler*in, täglich nur für einen beschränkten Zeitraum zu üben, der nicht zu lange ist. Das können z.B. zehn Minuten Lesen oder Vokabeln üben täglich sein. So bekommt die Schwäche ihren Platz am Tag, ist aber nicht zu raumgreifend. Regen Sie an, dass weiterhin Zeit bleibt für Hobbies und Dinge, der*die Schüler*in gerne macht und die ihr/ihm positive Erfahrungen ermöglichen.
5. Vermitteln Sie Möglichkeiten mit Misserfolgen und Rückschlägen angemessen umzugehen.
Unvermeidbar werden auch Rückschläge und Misserfolge auftreten. Vermitteln Sie Ihren Schüler*innen, dass diese zum Leben dazugehören. Begleiten Sie Ihre Schüler*innen dabei, angemessen mit ihnen umzugehen. So können sie die Erfahrung machen, auch Rückschläge (mit Unterstützung) meistern zu können. Zeigen Sie Verständnis dafür, dass ein*e Schüler*in enttäuscht ist. Fragen Sie, was er*sie jetzt braucht (zum Beispiel darüber reden, Kontakt zu Eltern oder Freunden). Vermitteln Sie Zuversicht und ermutigen Sie den*die Schüler*in, trotz Rückschlägen mutig und ausdauernd am Ball zu bleiben. Erinnern Sie ihn*sie daran, welche kleinen Fortschritte er*sie bereits erzielt hat. Die oben beschriebene Visualisierung der Fortschritte kann helfen, sich diese wieder vor Augen zu führen. Unterstützen Sie den*die Schüler*in dabei, herauszufinden, welcher hilfreiche Gedanke ihm*ihr in der Vergangenheit geholfen hat, in schwierigen Situationen nicht aufzugeben und dann doch kleine Erfolge zu erzielen. Vielleicht gibt es einen Anker (zum Beispiel einen kleinen Gegenstand, ein Bild), der den*die Schüler*in daran erinnern kann.
Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl geht weiter als das Selbstvertrauen und bezieht sich darauf, wie eine Person sich mit all ihren Eigenschaften bewertet. Zu diesen Eigenschaften gehören nicht nur Fähigkeiten und Kompetenzen, sondern auch persönliche Merkmale. Dies können Persönlichkeitsmerkmale sein (zum Beispiel ich bin introvertiert/extrovertiert, einfühlsam) oder auch körperliche Merkmale (zum Beispiel Geschlecht, Hautfarbe oder Aussehen) sowie bestimmte Vorlieben und Interessen.
Es geht also darum, wie wertvoll ich mich als Individuum mit meinen Eigenschaften sehe und akzeptiere, so wie ich bin. Ein gesundes Selbstwertgefühl zeigt sich in Haltungen wie "Ich bin ein wertvoller Mensch mit wertvollen Eigenschaften", "An mir ist alles so, wie es sein soll“, „Ich bin genauso wertvoll wie andere", "Ich bin es wert, respektiert und geliebt zu werden". Ein schwaches Selbstwertgefühl hingegen zeigt sich in Äußerungen wie "Max ist immer viel besser als ich", "Ich wäre so gern wie Lena", "Ich bin zu schüchtern" oder "Ich bin eine Versagerin/ein Versager".
Auch das Selbstwertgefühl verändert sich im Laufe des Lebens durch Erfahrungen, vor allem durch solche, von anderen angenommen oder abgelehnt zu werden, und lässt sich entsprechend stärken.
Selbstwertgefühl stärken
1. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche mit Ihren Schüler*innen.
Etablieren Sie regelmäßige Klassengespräche und stellen Sie sicher, dass die Gesprächsregeln eingehalten werden und alle Schüler*innen das Gefühl haben, sich ohne Angst einbringen zu können. Suchen Sie aber auch möglichst ungestörte Einzelgespräche. Bauen Sie Beziehungen zu Ihren Schüler*innen auf. Zeigen Sie echtes Interesse an diesen als Mensch, an ihren Gedanken und Gefühlen. Fragen Sie nach: "Wie geht es dir?", "Was beschäftigt dich?" oder nehmen Sie Bezug zu aktuellen Aktivitäten "Wie laufen die Proben der Theater AG?". Und hören Sie wirklich zu. Signalisieren Sie, dass sich Ihre Schüler*innen Ihnen auch in schwierigen Situationen anvertrauen und um Hilfe bitten können. Sie zeigen Ihren Schüler*innen damit, dass sie wichtig sind.
2. Lassen Sie Ihre Schülerinnen/Schüler spüren: Ich darf Fehler machen und Misserfolge haben. Ich werde dennoch gemocht und bin wertvoll.
Vermitteln Sie Ihren Schüler*innen, dass Fehler und Schwächen zum Menschsein dazu gehören. Stehen auch Sie als Lehrkraft zu Ihren eigenen Schwächen und Wissenslücken oder berichten Sie von Ihren schulischen Misserfolgen und Ihrem Umgang damit. Ihre Schüler*innen merken dann, dass kein Mensch perfekt ist und sie unabhängig von Erfolgen oder Misserfolgen wertvoll sind. Ein*e Schüler*in denkt vielleicht noch "Ich bin schlecht im Lesen", aber nicht "Ich bin ein schlechter und wertloser Mensch, ein Versager". Es existiert also dennoch ein gesundes Selbstwertgefühl.
3. Fördern Sie ein positives Klassenklima und die Klassengemeinschaft.
Schaffen Sie ein Klassenklima, in dem alle Schüler*innen "sie selbst" sein dürfen und als genau so angenommen und wertgeschätzt werden. Vermeiden Sie Vergleiche der Schüler*innen untereinander. Ermöglichen Sie Ihren Schüler*innen, auch Ihre außerschulischen Stärken und Interessen einzubringen. Geben Sie allen Schüler*innen das Gefühl, ein wertvoller Teil der Klasse zu sein.
In einem solchen Umfeld haben Schüler*innen die Möglichkeit, positive Kontakte und Freundschaften zu Ihren Mitschüler*innen aufzubauen und die Erfahrung zu machen, von ihnen so angenommen zu werden, wie sie sind. Nutzen Sie Möglichkeiten zur Prävention von Mobbing und Gewalt und werden Sie bei Anzeichen dafür aktiv.
4. Legen Sie den Fokus auf Begabungen und Stärken Ihrer Schüler*innen.
Helfen Sie Ihren Schüler*innen, ihre Stärken und Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten: Was kann er*sie besonders gut? Was macht er*sie gerne? Was interessiert ihn*sie besonders? Welche positiven Charaktereigenschaften zeichnen ihn*sie aus? Vielleicht kann ein*e Schüler*in nicht gut rechnen, ist aber talentierter in Sport? Oder ein*e Schüler*in hat Schwierigkeiten beim Lesen, ist aber sehr einfühlsam, kann gut zuhören oder ist künstlerisch begabt? Schüler*innen tun sich manchmal schwer damit, positive Eigenschaften und Stärken bei sich und anderen zu benennen. Es kann daher bei den folgenden Übungen helfen, wenn Sie eine Liste mit Beispielen für positive Eigenschaften als Anregung auslegen, aufhängen oder für alle kopieren.
5. Verankern Sie die Stärken Ihrer Schüler*innen im Alltag.
Sprechen Sie regelmäßig mit Ihren Schüler*innen über deren Stärken. Zeigen Sie, dass Sie diese wahrnehmen. Geben Sie Ihren Schüler*innen die Möglichkeit, Stärken (auch solche, die nicht explizit Teil des Lehrplans sind) im schulischen Alltag einzubringen und Erfolgserlebnisse zu haben.
Regen Sie Freizeitaktivitäten im Bereich der Stärken an (zum Beispiel Chor, Fußball). Gerade lernschwache Schüler*innen sollten nicht alle Hobbies streichen, um mehr Zeit zum Lernen zu haben. Diese sind wertvolle Quellen, Anerkennung und Erfolg zu erleben sowie Kraft und Ausgleich für das Lernen zu finden.
6. Loben Sie Ihre Schüler*innen.
Über Anerkennung und Lob können Sie das Selbstwertgefühl Ihrer Schüler*innen schnell und einfach stärken. Wichtig ist, dass Ihre Schüler*innen spüren, dass Ihr Lob ernst gemeint ist! Loben Sie regelmäßig und direkt in der Situation. Das Lob sollte sich auf das
Verhalten des*der Schüler*in beziehen, beispielsweise darauf, dass er*sie sich angestrengt und Mühe gegeben hat. Loben Sie Ihre Schüler*innen auch bei Misserfolgen, zum Beispiel dafür, dass sie so mutig waren, es zu versuchen. Und vergleichen Sie die Schüler*innen nicht untereinander. Bemessen Sie das Lob an den individuellen Anstrengungen und Leistungen in der Vergangenheit. Wenn Kritik nötig ist, beziehen Sie diese auf das Verhalten der Schüler*innen, nicht auf deren Persönlichkeit und formulieren Sie sie als Wunsch (zum Beispiel "Ich fände es schön, wenn du dich etwas beeilen könntest." statt "Du bist echt ein Trödler!"). Beherzigen Sie die „5:1-Regel: einer Kritik sollten fünf Lobe gegenüberstehen!
7. Ermöglichen Sie Ihren Schüler*innen körperliche Stärke zu empfinden und das Körpergefühl zu stärken. Das stärkt auch empfundene emotionale Stärke.
Bewegung fördert eine gesunde körperliche und psychische Entwicklung. Fördern Sie daher Bewegung in der Schule, auch außerhalb des Sportunterrichtes. Bauen Sie kleine Bewegungsspiele in den Unterricht ein. Ermöglichen Sie aktive Pausengestaltung durch Tischtennisplatten, Tore oder Körbe auf dem Schulhof und die Möglichkeit, Spielgeräte auszuleihen. Regen Sie Ihre Schüler*innen dazu an, eine Sportart auszuüben, die ihnen Freude bereitet. Das Gefühl, körperlich stark zu sein oder als Teil einer Mannschaft wichtig zu sein und Anerkennung zu bekommen, stärkt das Selbstwertgefühl. Auch bestimmte Körperhaltungen führen zu einem Gefühl von Stärke. Da unser Gehirn nicht zwischen "so tun als ob" und Realität unterscheiden kann, können wir über die Körperhaltung unser Befinden (in Grenzen) beeinflussen. Lassen Sie Ihre Schüler*innen doch mal vor einer Klassenarbeit aufrecht mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, sich groß machen und die Arme in Siegerpose in die Luft recken! Oder bauen Sie andere Körperübungen in den Unterricht ein (Ideen finden Sie zum Beispiel in den Büchern von Croos Müller).
8. Ermöglichen Sie Ihren Schüler*innen eigene Erfahrungen. Trauen Sie ihnen etwas zu.
Lassen Sie Ihre Schüler*innen altersentsprechend Verantwortung für bestimmte Aufgaben übernehmen. Das kann der Tafel oder Klassenbuchdienst sein, aber auch das zunehmend selbstständige Lernen. Zeigen Sie Ihren Schüler*innen, dass sie es ihnen zutrauen. Motivieren Sie Ihre Schüler*innen, Neues auszuprobieren. Geben Sie ihnen die Sicherheit, dass Sie da sind, wenn sie Sie brauchen. Bieten Sie aber Unterstützung erst an, wenn Sie merken, dass jemand alleine gar nicht weiterkommt oder verzweifelt.
9. Unterstützen Sie Ihre Unterstützen Sie Ihre Schüler*innen darin, eigene Werte zu entdecken und diese zu leben.
Unterstützen Sie Ihre Schüler*innen dabei, herauszufinden, was ihnen wichtig ist und darin, eigene Werthaltungen und Überzeugungen zu entwickeln. Es gibt in allen Klassenstufen und in vielen Unterrichtsfächern die Möglichkeit, das Thema Werte und Werterziehung zu integrieren. Ermuntern Sie Ihre Schüler*innen, sich für Dinge, die ihnen wichtig sind, einzusetzen (zum Beispiel in der Umweltgruppe der Schule). Nehmen Sie das soziale, politische oder ökologische Engagement Ihrer Schüler*innen ernst.
Übungen um Stärken zu identifizieren und hervorzuheben
Sonnen-Übung
Lassen Sie alle Schüler*innen eine Sonne mit dem eigenem Namen in der Mitte auf ein Plakat malen. Hängen Sie die Plakate in der Klasse auf und lassen Sie die Mitschüler*innen an die Strahlen schreiben, was er*sie besonders gut kann, wofür sie ihn*sie bewundern oder was sie an ihm*ihr besonders mögen. Sie können als Hausaufgabe aufgeben, noch weitere Personen positive Eigenschaften ergänzen zu lassen. Regen Sie an, die Sonne zu Hause aufzuhängen, sie in einer (Stärken-)Kiste aufzubewahren oder als Foto im Smartphone zu speichern, um sich immer wieder an die eigenen Stärken erinnern zu können.
Diamanten-Übung
Alternativ können Sie die Übung auch mit der Zeichnung eines Diamanten durchführen. Hier könnten Sie zusätzlich allen Schüler*innen einen kleinen Edelstein austeilen, der in der Hosentasche an die eigenen Stärken erinnert.
Warme Dusche
Ein*e Schüler*in sitzt in der Mitte eines Kreises und die Mitschüler*innen sagen reihum etwas Positives über ihn*sie. Oder alle Schüler*innen erhalten die "warme Dusche" schriftlich, zum Beispiel als Briefe.
Schüler*in der Woche
Jede Woche steht eine Schüler*in im Fokus. Sie und die Klasse sammeln eine Woche lang, was ihnen an ihm*ihr Positives auffällt und schreiben es auf Zettel. Gern können auch Ihre Kolleg*innen, die in der Klasse unterrichten, mitmachen. Am Ende der Woche erhält der*die Schüler*in der Woche alle Zettel. Wenn im Raum nur Ihre Klasse Unterricht hat und der*die Schüler*in einverstanden ist, können Sie die Zettel auch auf einem Plakat sammeln.
Stärken auf dem Rücken
Alle Schüler*innen bekommen ein Blatt oder einen Pappteller auf den Rücken geklebt. Die Mitschüler*innen ergänzen darauf Satzanfänge wie "du kannst besonders gut...", "an dir mag ich besonders...", "ich finde toll, dass du...".
Artikel über mich
Regen Sie Ihre Schüler*innen an, einen Artikel über sich zu schreiben und wie Journalisten, verschiedene Personen zu ihren Stärken zu befragen (z.B. Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde, Nachbarn).
Dein Held-Übung
Ihre Schüler*innen sind Regisseure und haben die Aufgabe, einen Film über ihr eigenes Leben zu drehen, in dem ein Held die Hauptrolle spielt. Lassen Sie Ihre Schüler*innen einen Filmtitel wählen und sich Gedanken beispielsweise zu folgenden Fragen machen: Wie sieht der Held aus? Was hat er an? Wie klingt seine Stimme? Wie bewegt er sich? Wie ist seine Mimik/Gestik? Welche Eigenschaften hat der Held? Wie meistert dein Held eine schwierige Situation? Lassen Sie Ihre Schüler*innen ein "Drehbuch" zu einer kurzen Filmszene schreiben. Im Nachgang zur Übung: Wie kannst du dich an deine Heldenkräfte erinnern und sie "üben"?
"Drei Dinge, die ich an Dir mag"-Übung
Lassen Sie Ihre Schüler*innen drei Dinge aufschreiben oder im Kunstunterricht malen/gestalten, die sie an sich mögen. Das Ergebnis können die Schüler*innen an einen Ort platzieren, an dem sie es jeden Tag sehen (zum Beispiel über dem Schreibtisch, im Mäppchen, als Foto im Smartphone).
"Drei Dinge, die heute gut gelaufen sind"-Übung
Etablieren Sie ein Ritual in der Klasse. Alle Schüler*innen könnten am Ende der Stunde oder des Schultages drei Dinge aufschreiben, die heute gut gelaufen sind. Regen Sie an, zu überlegen, warum es gut lief, was der*die Schüler*in selbst dazu beigetragen hat und was er*sie tun könnte, damit das noch öfter passiert. Wenn Zeit dazu ist, können Sie auch eine Blitzlichtrunde zu den drei Dingen in der Klasse machen.
Moment of excellence-Übung
Machen Sie eine Phantasiereise mit Ihren Schüler*innen. Lassen Sie sie die Augen schließen und sich an eine Situation erinnern, in der sie sich besonders gut, stark, erfolgreich oder geliebt gefühlt haben. Sprechen Sie alle Sinne an: Was siehst, hört, riechst, schmeckst du? Was fühlst du und wo im Körper fühlst du es am meisten (zum Beispiel im Bauch, in der Brust)? Lassen Sie Ihre Schüler*innen dieses positive Gefühl ankern, indem sie diese Stelle des Körpers mit der Hand berühren. So können die Schüler*innen künftig das positive Gefühl durch die Berührung auch in realen Situationen wieder aktivieren. Alternativ können Sie die Schüler*innen auch im Anschluss ein Bild von sich in der Situation malen oder einen Gegenstand finden lassen, durch den sie auch in schwierigen Momenten dieses positive Gefühl wieder hervorrufen können.
Krafttiere
Tiere können in bestimmten Lebensphasen besonders Kraft geben. Planen Sie eine Unterrichtseinheit zum Thema Krafttiere. Sprechen Sie mit den Schüler*innen darüber, wie Krafttiere helfen können. Unterstützen Sie sie dabei, ihr Krafttier zu finden (z. B. Tierbilder, Zoobesuch). Sprechen Sie darüber, welche Eigenschaften das Tier besonders machen. Die Schüler*innen werden sich dadurch ihrer eigenen (verborgenen) Kraft bewusst. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Die Schüler*innen können ihr Krafttier beispielsweise im Anschluss malen.
Positivtagebuch
Im Schulalltag geraten oft Defizite und Schwächen der Schüler*innen in den Fokus. Richten Sie regelmäßig bewusst Ihren Blick auf die individuellen Stärken Ihrer Schüler*innen. Schreiben Sie auf, was Ihnen positiv aufgefallen ist oder Freude bereitet hat. Das verändert Ihre Perspektive auf die Schüler*innen und wirkt sich positiv auf Ihre Beziehung zu diesen aus!
Einsatzmöglichkeiten für Beratungslehrkräfte
- Sonnen und Diamanten Übung: Diese können in der Beratung eingesetzt werden. Sie können anregen, dass Familienmitglieder oder Freunde noch Dinge ergänzen.
- Schatzkiste: Regen Sie an, in der Familie jeden Abend für jedes Familienmitglied einen Edelstein in eine Schatzkiste zu legen. Das kann die Person selbst oder ein Familienmitglied tun. Es soll dazu gesagt werden, wofür der Stein steht ("Das kann ich/XY gut", "Das mag ich an mir/XY", "Das macht mich/dich wertvoll.").
- Artikel über mich und Dein Held-Übung: Diese können in der Beratung eingesetzt und reflektiert werden.
- "Drei Dinge, die ich an mir mag"-Übung: Lassen Sie die Schüler*innen drei Dinge nennen, die er*sie an sich mag. Wie kann man diese festhalten, sodass er*sie sie jeden Tag sieht.
- "Drei Dinge, die heute gut gelaufen sind"-Übung: Regen Sie bei jüngeren Schüler*innen ein Gespräch jeden Abend zwischen Eltern und Kind an. Die Eltern können nachfragen, warum es gut lief, was das Kind selbst dazu beigetragen hat und was es tun könnte, damit das noch öfter passiert. Bei älteren Schüler*innen können Sie anregen, die Dinge in ein Tagebuch zu schreiben. Oder Sie fragen in der Beratung jedes Mal, was heute/letzte Woche gut lief.
- Moment of Excellence-Übung: In der Einzelfallberatung lässt sich diese Übung noch individueller einsetzen. Lassen Sie sich die Situation und das Erleben auf allen Sinnesebenen gerne laut beschreiben. Verankern Sie das Gefühl gezielt in einem Körperteil.
- Reflexionsfragen können im Rahmen der Beratung Jugendlicher eingesetzt werden. Regen Sie die Schüler*innen an, die Fragen zu beantworten und von vertrauten Personen (zum Beispiel Eltern, Freunden) beantworten zu lassen. Die Rückmeldungen und eigenen Ideen können in der Beratung reflektiert werden. Dies kann auch im Rahmen der beruflichen Orientierung helfen.
- Einsatz von Geschichten, Metaphern, Bildern: Diese können Kindern und Jugendlichen bestimmte Erkenntnisse besser vermitteln als es auf rein „rationalem“ Weg möglich wäre. Zum Thema Selbstwert eignet sich für Jugendliche beispielsweise "Der wahre Wert des Rings" von J. Bucay oder der "20 Euro-Schein".
- Arbeit mit Krafttieren: Auch in der Einzelberatung können Sie Schüler*innen dabei unterstützen, ihr Krafttier zu finden und sich ihrer besonderen Eigenschaften bewusst zu werden. Sie können anregen, das Krafttier zu malen, ein Foto im Zimmer aufzuhängen oder ein kleines Spielzeugtier zu besorgen, das der*die Schüler*in immer dabei haben kann und das ihm*ihr Kraft und Sicherheit gibt.