Das Projekt "frauen.stärken.frauen." wurde mit dem Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik ausgezeichnet.

Preisverleihung im VHS-Forum am 11. Dezember 2019

Der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) wurde in diesem Jahr bereits zum neunten Mal verliehen. Die feierliche Preisverleihung fand im Forum der Volkshochschule im Rautenstrauch-Joest-Museum statt. Die rund 300 Gäste wurden durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßt. 

Die 29 Bewerbungen kamen aus den Bereichen:

  • Schule und Ausbildung
  • Sport
  • Freizeit
  • Kunst und Kultur

Der erste Preis, der mit 2.000 Euro dotiert war, ging an die Ausbildungsgruppe Selbstbehauptungstrainerinnen mit und ohne Lernschwierigkeiten für das Projekt "frauen.stärken.frauen.". Die Lobrede hielt Hella Wenders, Filmemacherin und diesjährige Schirmherrin des KIB.

Den zweiten Preis und 1.250 Euro erhielten der DJK Sportverband Köln e. V. und die Gemeinnützigen Werkstätten Köln GmbH für das Gemeinschaftsprojekt "Inklusive Trainerteams – Starke Vorbilder, ob mit oder ohne Behinderung". Michael Paetzold, Vorsitzender des Ausschusses Soziales und Senioren, überreichte die Auszeichnung. 

Den mit 750 Euro dotierten dritten Preis an mittendrin e. V. für die Kampagne "Die Kinder der Utopie" überreichte Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Der in diesem Jahr zusätzlich ausgelobte Sonderpreis "Inklusion an Kölner Schulen" ging an Kinder der Heliosschule für das Projekt "SINN-voll gemeinsam gestalten". Sarah Butt, Schülerin der Gesamtschule Holweide, und Stephanie Stangier, sachkundige Einwohnerin im Ausschuss für Schule und Weiterbildung, überreichten gemeinsam den mit 1.000 Euro dotierten Preis.  

Darüber hinaus wurden die Projekte "i-Chor", "Inclusion Infusion" und "Gelebte Inklusion bei der Teilnahme an den Kölner Schul- un Veedelszöch" belobigt. 

Im Interview mit Tina Sander und Christine von Kirschbaum vom mittendrin e. V. zum Thema Inklusion und der Kampagne "Die Kinder der Utopie" sprach Hella Wenders auch über Ihren Dokumentarfilm "Berg Fidel – Eine Schule für alle". Der Film zeigt, wie inklusives Lernen erfolgreich praktiziert werden kann. 

Musikalische Höhepunkte des Abends waren der Kinderchor "SingPauseKöln" und der "i-chor".  

Preisträger*innen 2019

1. Preis: frauen.stärken.frauen.

© Marcus Laufenberg

Seit September 2018 trifft sich eine Gruppe von Frauen mit und ohne Lernschwierigkeiten in regelmäßigen Abständen, um sich zu Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungs-Trainerinnen ausbilden zu lassen. Zum Teil reisen die Frauen dazu sogar aus anderen Bundesländern an.

Grundprinzip der Ausbildung ist ein inklusives Trainerinnen-Tandem. Jede Frau mit Lernschwierigkeiten wird zusammen mit einer Tandem-Partnerin ohne Lernschwierigkeiten ausgebildet. Die Tandem-Partnerinnen kommen aus Frauen- oder Mädchenberatungsstellen oder anderen beruflichen Kontexten. Nach der Ausbildung bieten die Trainerinnen-Tandems Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungs-Kurse für Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderungen an. Dies geschieht in Kooperation mit Förderschulen, Werkstätten, Wohneinrichtungen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder frei ausgeschrieben.

Die zukünftigen Trainerinnen sind damit wichtige Vorbilder für Mädchen und Frauen mit Lernschwierigkeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen.

Das Projekt bietet Werkstätten, Wohneinrichtungen, Beratungsstellen und anderen Einrichtungen in Köln und Umgebung eine auf Dauer angelegte Möglichkeit, nachhaltig und partizipativ Gewaltschutz zu praktizieren.

Videofilm zum Projekt "frauen.stärken.frauen."

2. Preis: Inklusive Trainerteams - Starke Vorbilder, ob mit oder ohne Behinderung

© Marcus Laufenberg

Schon seit mehreren Jahren bildet der DJK Sportverband unter anderem mit den Gemeinnützigen Werkstätten Köln inklusive Sportassistentinnen und Sportassistenten aus. Diese niederschwellige Ausbildung befähigt die Personen, in Freizeit und Sportangeboten gestaltend zu agieren.

Die Grundlage der Qualifizierung wird nun genutzt, um die ausgebildeten Personen aktiv in neue Gesellschaftsfelder zu begleiten.

Interessierte Personen mit entsprechender Qualifizierung werden zu Trainerteams zusammengestellt und durch einen Referenten der DJK begleitet. Mit diesem werden Trainings- und Einsatzpläne entworfen und Kontakt zu Breitensportvereinen und Events aufgenommen. Daraufhin besuchen die inklusiven Trainerteams die Sportveranstaltungen und übernehmen ganze Trainingseinheiten oder Teilaufgaben im Event.

In diesen Aktionen erfahren die inklusiven Sportassistentinnen und Sportassistenten Wertschätzung und Wirksamkeit. Bisher unerfahrene Vereine, Besucherinnen und Besucher der Events werden mit der vielleicht unerwarteten Kompetenz der Personen mit Behinderung konfrontiert.

So erwirbt die eine Gruppe das nötige Selbstvertrauen und die andere Gruppe das nötige Zutrauen, um ein Ankommen in der Mitte der Gesellschaft zu gewährleisten.

Informationen zum Projekt "Inklusive Trainerteams"

3. Preis: Die Kinder der Utopie

© Marcus Laufenberg

Angesichts der drohenden Spaltung braucht die Gesellschaft dringend die Auseinandersetzung mit Vielfalt und Solidarität. Mit der Kampagne "Die Kinder der Utopie" wurde deshalb am 15. Mai 2019 bundesweit eine Graswurzelbewegung ausgelöst und organisiert.

Rund 1.000 Freiwillige übernahmen in mehr als 160 Kinos im ganzen Land die Organisation von Gesprächsrunden im Anschluss an den Dokumentarfilm "Die Kinder der Utopie". So sprachen an diesem Abend rund 20.000 Menschen über Inklusion in den Schulen als Chance für echten Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt. Unter den Freiwilligen und Podiumsgästen waren Vereine, Initiativen, Schülerinnen und Schüler, Jugendorganisationen, Studentinnen und Studenten, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und viele Menschen mit Behinderungen.

In Köln fanden die Filmvorführungen unter der Leitung des mittendrin e. V. im Odeon, im UFA Filmpalast und im Cinenova statt.

Durch den partizipativen Ansatz ist es gelungen, das Thema Inklusion in der Schule jenseits der festgefahrenen Frontverläufe sehr positiv und lösungsorientiert zu diskutieren. Der Aktionsabend hat nachhaltig zur Stärkung der lokalen Netzwerke beigetragen.

Aktuell können Vereine, Organisationen oder Privatpersonen immer noch eigene Veranstaltungen mit Filmvorführung und Gespräch organisieren, so dass der Prozess andauert und weitere Kreise zieht.

Informationen zur Kampagne "Die Kinder der Utopie"

Sonderpreis "Inklusion an Kölner Schulen"

© Marcus Laufenberg

Die Auszeichnung erfolgte für zwei Projekte:

"Mit den Händen sprechen"

2017 gab es zwei gebärdende Kinder an der Heliosschule, die sich als eine Schule für alle versteht. Aus diesem Grund nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule an einer Fortbildung teil, um sich mit den Kindern über Gebärden verständigen zu können.

Schnell wurde den Kindern und Erwachsenen mit und ohne Behinderung klar, dass alle ein gewisses Spektrum an Gebärden brauchen, um miteinander reden, spielen, arbeiten und barrierefrei kommunizieren zu können. Inzwischen gibt es in allen Gruppen Kinder, die sich mit Gebärden verständigen. Aus diesem Grund üben alle Kinder und Erwachsene in einer Lerngruppe wöchentlich mit einer Lehrerin oder einem Lehrer die "Lautbegleitenden Gebärden (LBG)". Der Gebärden-Unterricht ist seit einem Jahr mit einer Stunde wöchentlich fest im Stundenplan verankert.

Somit wird alles, was in der Gruppe stattfindet, mit LBG begleitet und mit den entsprechenden Gebärden verknüpft. Dazu gehören Rituale wie zum Beispiel Morgenkreis, Abschlusskreis und Kinderrat, aber auch die Themen des Sachunterrichts.

"Der Barfußweg"

Die Erstellung eines Barfußweges spricht sowohl die Sinne der Kinder als auch die Sinne der Erwachsenen an. Dadurch können sie Entspannung erleben. Der Barfußweg soll an der Schule angelegt werden, um die Gesundheit und die Bewegungskompetenz der Kinder zu fördern. Außerdem wird durch die Erstellung des Weges den Kindern die Natur wieder näher gebracht, was in der Stadt einen wichtigen Bestandteil darstellt.

Die Heliosschule arbeitet inklusiv und offen. Jedes Kind kann bei der Herstellung planen und mitwirken. So arbeiten alle aus unterschiedlichen Jahrgängen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten aus den verschiedenen Gruppen gemeinsam an diesem Projekt.

Belobigungen

Folgende Projekte wurden belobigt:

  • Rheinische Musikschule für den "i-chor"
  • Mittendrin e. V. für "Inclusion Infusion
  • Alexianer Werkstätten GmbH für "Gelebte Inklusion bei der Teilnahme an den Kölner Schul- und Veedelszöch"
Informationen zum i-chor
Informationen zu Inclusion Infusion
Informationen zu den Alexianer Werkstätten