Der regelmäßige Besuch des Schulgartens mit einer Klasse setzt ein gutes Konzept voraus, so dass der Aufenthalt für alle gewinnbringend organisiert ist. Wenn Sie als Lehrkraft allein sind, geht dies natürlich mit einem höheren Vorbereitungsaufwand für den Unterricht einher. Möglicherweise lässt sich eine Begleitperson gewinnen, die die Hälfte der Klasse mit betreut. Dies können beispielsweise eine Referendarin, ein Referendar, Praktikantinnen und Praktikanten, Patinnen und Paten aus einem Kleingartenverein, eine Mutter, ein Vater oder auch Großeltern sein.

Wird mit der Schulgarten-Arbeit begonnen, ist es vorteilhaft, auch die Eltern über die neue Unterrichtsform zu informieren. Nicht selten kommen Schülerinnen und Schüler mit ungeeigneten Schuhen und anderen Kleidungsstücken zur Gartenarbeit. Auch die Zumutungen von unterschiedlichen Witterungsbedingungen sollten im Vorfeld geregelt sein. Was zu kalt, zu nass oder zu heiß zum Arbeiten ist, wird von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern sehr unterschiedlich gesehen.

Wichtig für einen guten Verlauf des Unterrichts sind die Gruppeneinteilung der Klasse und eine ganz klare Struktur mit Aufgaben und Zeitvorgaben. Die Zeiteinteilung und der Ablauf des Unterrichts hängen von verschiedenen Faktoren wie der Dauer des Unterrichts, der Lage des Schulgartens im oder außerhalb des Schulgeländes sowie dem Alter der jeweiligen Schülerinnen und Schüler ab.

 

Planung und Einführung

Die Einstimmung auf den Schulgarten ist den erfahrenen Expertinnen und Experten sehr wichtig, denn sie gewährleistet nicht nur, dass strukturiert gearbeitet werden kann, sondern erhöht auch den Erlebniswert für die Kinder. Bereits im Klassenraum werden die anstehenden Aufgaben und Arbeiten im Schulgarten erklärt und die Gruppen entsprechend eingeteilt. 

Dabei wird gecheckt:

  • Haben alle die richtige Kleidung an?
  • Ist das Material bereit, wie Geräte, Protokolle, Schreibzeug, Samen?

Geschieht dies erst im Garten, kann es passieren, dass die Kinder ungeduldig werden, denn dort wollen sie gleich beginnen.

Der Weg in den Garten selbst kann zur Einstimmung auf das Arbeiten in der Natur dienen, besprochen werden Jahreszeiten, Wetter oder Pflanzen am Wegesrand. Dabei achten alle auf Sicherheit, beispielsweise beim Gerätetransport oder im Verkehr beim Weg zum Garten.

Gemeinsamer Start

Im Schulgarten angelangt, sollte unabhängig davon, ob eine Doppelstunde oder nur eine Unterrichtsstunde zur Verfügung steht, die Schulgartenstunde immer gemeinsam begonnen werden. Ein gelungener Anfang ist der beste Garant für einen reibungslosen Ablauf. Stellen Sie als Lehrkraft beispielsweise fest, dass sich zwei Kinder in der Pause vorher gestritten haben, planen Sie die Teams um. Ablenkungen und Spannungen werden zuerst aufgelöst, dann kann die Arbeit losgehen.

In der Einführung wird das anstehende Programm der Schulstunde nochmals vorgestellt und die Gruppen mit den jeweiligen Aufgaben bestätigt. Hierzu kann beispielsweise das grüne Klassenzimmer genutzt werden. Das bietet den Vorteil, dass die Kinder im Kreis sitzen können, und die Ablenkung durch den Garten für sie nicht so groß ist.

Bewährt haben sich auch feste Begrüßungsrituale sowie Beobachtungsminuten mit allen Kindern, in denen zusammengetragen wird, was sich seit der letzten Stunde im Schulgarten verändert hat. Durch diese hinführende Konzentration wird eine eigenständige und selbstverantwortliche Gruppenarbeits-Phase bei den Schülerinnen und Schülern erzielt. Dies ermöglicht es der Lehrkraft, sich entspannt den einzelnen Gruppen zuzuwenden.

Im Laufe der Zeit trägt ein regelmäßiger Schulgartenbesuch auch dazu bei, dass sich die Kinder selbst qualifizieren. Viele Dinge müssen dann nicht mehr erklärt werden, sie laufen selbstständig ab.

Zeit- und Gruppeneinteilung

Je nach Klassengröße werden die Kinder in mehrere Arbeitsgruppen aufgeteilt. Kinder in den ersten beiden Grundschulklassen können häufig maximal eine halbe Stunde konzentriert arbeiten. Somit bietet sich nach 20 bis 30 Minuten beispielsweise eine Frühstückspause an. Im Anschluss tauschen die Gruppen ihre Aufgaben.

Ab dem dritten Schuljahr sind Schülerinnen und Schüler schon in der Lage bis 40 Minuten zu arbeiten, vor allem Kinder, die schon erfahrene Schulgärtnerinnen und -gärtner sind und eine Beziehung zu der ausgeführten Tätigkeit haben.

Eine Lehrerin aus der Förderschule berichtet, dass sie regelmäßig mit Arbeitsgruppen der fünften bis siebten Klassen im Schulgarten arbeitet. Dabei handelt es sich um eingespielte Teams, bei denen untereinander auch die Chemie stimmt - ein nicht zu unterschätzender Faktor für die selbstständige Gruppenarbeit. Diese beständigen Gruppen sind entweder für feste Orte, wie ein eigenes Beet oder feste Arbeiten, wie beispielsweise die Dokumentation verantwortlich.

Sie merkt an, dass sie bei der Betreuung ihrer Schülerinnen und Schüler im Laufe der letzten Jahre den Eindruck gewonnen habe, dass Tätigkeiten wie Unkraut jäten inzwischen wesentlich mehr Kontrolle und Betreuung erfordern. Geduld, Genauigkeit und feinmotorische Fertigkeiten scheinen bei Kindern nicht mehr so gut ausgebildet zu sein. Wo sie früher also die Kinder alleine an einem Beet jäten lassen konnte, müsse sie heute dabei sein.  

Abschluss der Schulgartenstunde

Ein Abschluss des gemeinsamen Aufenthalts im Garten ist ebenso wichtig wie die Einführung. Jede Gruppe  erhält die Gelegenheit die eigene Arbeit zu präsentieren und auch Erwartungen zu formulieren. Was haben wir heute gemacht und warum? Welche Pflanzen im Beet sollten wachsen, reifen?

Schließlich dient der Abschluss auch dazu, für das nächste Treffen neue Aufgabenstellungen zu notieren: Was haben wir vor? Warum? Was müssen wir dazu vorbereiten? Das erleichtert die Einführungsphase beim nächsten Mal und es zieht sich ein "Grüner Faden" durch die Woche bis zum nächsten Treffen.

Auch dem Ende der Gartenstunde sollte genügend Zeit eingeräumt werden. Für das Aufräumen sind rund 10 Minuten einzuplanen, damit Sie als Lehrkraft nicht noch selbst hinterherräumen müssen.

Spannungsfeld - Planung und Situatives Lernen

© Dr. Birgitta Goldschmidt

Ein Plan und eine gute Struktur sind wichtig. Aber der Schulgarten bietet auch die wunderbare Gelegenheit des situativen Lernens. Somit gelten hier insbesondere Planen und Reagieren als gleichwertige didaktische Prinzipien.

Entdeckt beispielsweise eine Schülerin ein Insekt im Garten, kann die ganze Planung über den Haufen geworfen werden. Alle Schülerinnen und Schüler rennen zum Tier, wollen es sehen, beobachten, vielleicht auch mal anfassen und es wird wild diskutiert. Die 100-prozentige Aufmerksamkeit aller Kinder ist auf das Insekt fokussiert. Wann haben Sie eine solche Situation schon mal im Klassenzimmer? Nutzen Sie diese Aufmerksamkeit: Ändern Sie kurzfristig ihren Unterrichtsablauf und machen sie dieses Tier zum Lernobjekt.

Sie können sicher sein, dass das aus dieser Situation heraus Gelernte hängen bleibt! Diese Spontanität erfordert Übung, ist aber erlernbar. Übrigens: Es macht gar nichts, wenn Sie das Tier nicht kennen. Dann finden Sie es gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern heraus.

Machen Sie sich bewusst: Jeder Schulgarten, jede Schulgarten-Lehrkraft sogar jede Schulgartenstunde ist einzigartig!