Der Spatz, auch Haussperling und wissenschaftlich "Passer domesticus" genannt, gehört zu den Sperlingsvögeln. Er wird im ausgewachsenen Zustand 14 bis 16 Zentimeter groß und wiegt etwa 30 Gramm.

Wie ist der Spatz zu erkennen?

Männchen und Weibchen sind bei dieser Art unterschiedlich gefärbt.

Während das Weibchen ein unscheinbar braunes Gefieder besitzt, ist das Männchen durch eine schwarze Kehle und eine schwarze Brust, einen grauen Scheitel sowie weißgraue Wangen gekennzeichnet. Beiden gemeinsam ist der dicke, kegelförmige Schnabel, der zum Fressen der harten Körner als Hauptnahrung auch benötigt wird.

  • ©Betina Küchenhoff
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Die Jungvögel ähneln den Weibchen, sind von ihnen aber durch die kleinen geben Wülste am Schnabelansatz zu unterscheiden und insgesamt vom Gefieder her etwas heller gefärbt.

Bereits acht Wochen nach dem Schlüpfen findet die erste Mauser statt. Dabei verlieren die Vögel nach und nach alle Federn und ersetzen sie durch neue. Auch die Altvögel bekommen im Herbst ihr neues Federkleid.

Mit welchen Arten kann der Haussperling verwechselt werden?

Besonders ähnlich sieht der Haussperling dem Feldsperling. Dieser ist auch in unseren Regionen der nächste Verwandte des Haussperlings. Männchen und Weibchen sind hier gleich gefärbt und ähneln dem Männchen des Haussperlings. Allerdings fehlt dem Feldsperling die schwarze Brustfärbung und der Scheitel ist durchgängig rotbraun. Außerdem hat er schwarze Wangenbacken und ist insgesamt etwas heller gefärbt.

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Auch die Heckenbraunelle ähnelt durch ihre graubraune Färbung etwas dem Haussperlingsweibchen. Allerdings geht die Farbe mehr ins Graue als ins Braune und ihre Gestalt ist etwas graziler. Darüber hinaus besitzt sie eine graue Kopfplatte. Außerdem hat sie einen viel zarteren Schnabel. Dies weist darauf hin, dass sie sich im Gegensatz zum Sperling eher von Insekten als von Körnern ernährt.

Wie lebt der Spatz?

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Der Tagesablauf der Spatzen verläuft nach dem Motto: Nur gemeinsam sind wir stark!

Im Gelände sind Spatzen fast immer in kleinen oder größeren Schwärmen anzutreffen. Alleine trifft man den geselligen Vogel, genau wie "die Kölner" auch, nur äußerst selten an. Der Tag beginnt dabei bereits kurz vor Sonnenaufgang mit dem gemeinsamen Aufwachen unter kräftigem Tschilpen.

Danach geht es, natürlich gemeinsam, zur Futtersuche ins Umfeld. Dabei entfernt sich der quirlige Geselle meist nicht mehr als 500 Meter von seinem Schlafplatz.

Wenn ein Spatz eine Futterquelle gefunden hat, informiert er sofort lautstark die Anderen darüber, um sich gemeinsam über die Leckerbissen herzumachen. Beim gemeinsamen Fressen geht es aber nicht immer nur harmonisch zu. Natürlich gibt es auch kräftige Rangeleien um die besten Stücke.
Solche Streitigkeiten sind aber nur von kurzer Dauer.

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In der Mittagspause wird zusammen gebadet, sich geputzt, gesonnt oder geschlafen. Nach der Ruhepause geht es dann erneut auf Futtersuche.

Vor allem im offenen Gelände sind Spatzen ständig in Bewegung und immer aufmerksam darauf bedacht, keine Gefahr zu übersehen. Bereits bei der geringsten Störung suchen sie geeignete Verstecke auf.

 

Der gesamte Spatzentrupp verschwindet dabei blitzschnell in einer Hecke oder einer Fassadenbegrünung. Um alle Vögel zu verscheuchen, reichen oft kleinste Bewegungen oder Geräusche aus. Erst wenn die Gefahr vorüber ist, trauen sich die Tiere, meist einer nach dem anderen, wieder ins Freie, um dort ihre vorherigen Tätigkeiten wieder aufzunehmen.

Abends verschwindet die gesamte Vogelschar wieder zum Schlafplatz, beispielsweise in einer Hecke, einer Fassadenbegrünung oder in einem dicht belaubten Baum, wo unter lautem Tschilpen die einzelnen Plätze verteilt werden. Erst wenn jeder eine geeignete Position gefunden hat, kehrt Ruhe ein. Und morgens geht das Ganze wieder von vorne los.

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Dieses Verhalten, alles in Gemeinschaft zu tun, hat große Vorteile: Gefahren werden eher wahrgenommen, denn viele Augen sehen mehr als zwei. Mit speziellen Rufen warnen die einzelnen Tiere ihre Artgenossen dabei vor Feinden. Das Auftreten in einer Gruppe macht es darüber hinaus für Räuber viel schwieriger, sich in einer wuseligen Schar auf ein einzelnes Tier zu konzentrieren. Dadurch wird die Überlebenschance jedes Einzelnen erhöht.

Was braucht der Spatz zum Überleben?

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Der Spatz war immer in der Nähe des Menschen zu finden. Man glaubte daher, dass er sehr anspruchslos sei. Dies trifft jedoch nicht zu. Vielmehr benötigt er eine Vielzahl von ökologischen Strukturen. Dazu gehören Wasserstellen zum Trinken und Baden, Staub oder Sand zur Bekämpfung von Parasiten, jede Menge Nahrung und natürlich Nistmöglichkeiten und Verstecke.

Der Mensch hat, bewusst oder unbewusst, all diese Bereiche infolge seiner Sesshaftigkeit um sich herum geschaffen. Und so ist der Spatz ihm fast überall hin gefolgt. Er wurde zu einem typischen Kulturfolger, der heute weltweit verbreitet ist. 

Aber wie sehen die Bestandteile des Lebensraumes eines Spatzen eigentlich aus?

Nistplätze

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Als sicheres Zuhause nutzt der Spatz alle Arten geschützter Nischen, beispielsweise Spalten in Mauern oder unter Dachpfannen. Aber auch alte Dachrinnen, Mauerlöcher, Rollladenkästen und begrünte Fassaden dienen ihm als Unterschlupf. Manchmal brütet er sogar in Horsten von Großvögeln.
Die Nistplätze liegen in der Regel höher als zwei Meter.

Wenn solche Strukturen nicht zur Verfügung stehen, nimmt er gerne auch künstliche Nisthilfen an. Wichtig ist, dass er gerne in Gesellschaft anderer Artgenossen brütet. Daher siedelt er sich vor allem dort an, wo es mehrere geeignete Plätze zum Brüten gibt. Damit es aber nicht zu allzu großen Streitigkeiten kommt, wird meist ein Mindestabstand von 30 bis 50 Zentimetern zwischen den einzelnen Nestern eingehalten.

Schon gewusst?

Die Nistplätze dienen nicht nur der Aufzucht der Jungen. Sie bieten dem Spatz auch im restlichen Jahr einen sicheren, trockenen und warmen Unterschlupf. Dies ist wichtig, da der Spatz nicht - wie viele andere Vögel - im Winter in wärmere Gegenden fliegt, sondern seinem Wohnort treu bleibt. An einem geschützten Ort kann er kältere Winter so besser überdauern.

Nahrung

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Spatzen finden in der Stadt einen reich gedeckten Tisch mit Lebensmittelresten wie Pommes Frites, Kuchen und Kekse vor. Diese sind energiereich und schmecken ihm scheinbar auch gut. Allerdings verträgt er diese Nahrung nicht! Vor allem bei Jungvögeln kommt es durch solche Kost zu Verdauungsstörungen, die nicht selten zum Tod führen.

 

Wichtig ist daher, dass genügend natürliche Kost zur Verfügung steht. Im ausgewachsenen Zustand ist der Spatz Vegetarier. Zum Speiseplan gehören in erster Linie Getreidekörner. Gefressen werden aber auch Samen von anderen Gräsern, Wildkräuter, Gras, sowie Früchte und Knospen. Diese finden sich vor allem auf Getreidefeldern, an Ortsrändern, in Bereichen mit Kleintierhaltung, in ökologisch gestalteten Parks und Gärten sowie auf Brachflächen.

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Für seinen Nachwuchs reicht aber eine rein pflanzliche Kost nicht aus. Um vernünftig wachsen zu können, benötigen die Jungvögel vor allem in den ersten Tagen tierisches Eiweiß. Deshalb werden sie mit kleinen Insekten, Larven und Spinnen gefüttert. Ein ausreichendes Angebot an tierischer Kost gibt es aber nur dort, wo genügend blumenreiche Strukturen vorhanden sind, die den Insekten wiederum Nahrung bieten. Daher ist ein vielgestaltiges Umfeld für das Überleben des Spatzen unbedingt notwendig. 

Neben der Nahrung benötigt der Haussperling natürlich auch geeignete Wasserstellen zum Trinken. Um an Wasser zu kommen, werden von Pfützen über Brunnen und Teiche alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt. Manchmal müssen die kleinen Vögel nicht nur erfinderisch, sondern auch ganz schön akrobatisch sein, um an das begehrte Nass zu gelangen. Wichtig ist vor allem, dass das Wasser sauber ist, damit keine Krankheiten übertragen werden. 

 

Schon gewusst?

Spatzen gehören zu den großen Insektenvertilgern. Sie füttern ihren Nachwuchs anfangs fast ausschließlich mit Insekten. Dabei wird jedes Junge mit etwa 250 Insekten pro Tag gefüttert. Bei durchschnittlich vier Jungen pro Brut und drei Bruten pro Jahr sowie einer Nestlingszeit von 17 Tagen verfüttert ein einziges Sperlingspaar in nur einem Jahr mehr als 51.000 kleine Insekten. Angesichts solcher Zahlen wird deutlich, dass damals nach der Bekämpfung der Spatzen in Zeiten ohne Pestizideinsatz die Getreideschädlinge sich so stark vermehren konnten, dass Hungersnöte entstanden. Für die Eindämmung von Blattläusen und anderen Schädlingen kann man sich daher glücklich schätzen, wenn ein Trupp Spatzen in der Nähe ist.

Baden und Verstecken

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Entgegen seinem Ruf als „Dreckspatz“ ist der Sperling ein sehr reinlicher Vogel. Er badet bis zu dreimal täglich. Dafür benötigt er kleine Pfützen oder andere wassergefüllte Behältnisse.

Neben dem Baden im Wasser nutzt er zur Säuberung auch Sand. Dieses "Staubbaden" dient der Bekämpfung von Parasiten, wie etwa Milben oder Zecken. Ohne diese täglichen Reinigungen ist die Gefahr einer Erkrankung sehr hoch. Durch die zunehmende Versieglung auch im Bereich von Wirtschaftswegen werden Pfützen und andere geeignete Wasserstellen aber zunehmend seltener. 

 

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Da Spatzen eine Reihe von Feinden haben, sind sie in ständiger Alarmbereitschaft. Bei der geringsten Gefahr fliegt der gesamte Trupp auf, um an einer geeigneten Stelle Schutz zu suchen. Daher halten sich Spatzen meist in der Nähe von dichter, höherer Vegetation wie Hecken oder Fassadenbegrünungen auf. Fehlen diese Verstecke, wird man auch keine Spatzen vorfinden. Bei einer zu intensiven Pflege der Gärten und Parks fühlt sich der Vogel nicht mehr wohl. 

Wie vermehren sich Spatzen?

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Die Suche nach einem geeigneten Nistplatz beginnt meist schon im Herbst, da der entsprechende Platz auch als Schutz im Winter genutzt wird. Der Ausbau des Nestes beginnt jedoch erst nach der Paarung.

Die Paarungszeit beginnt in der Regel Mitte bis Ende Februar. Von Dächern oder anderen erhöhten Warten erklingt zu dieser Zeit der Ruf des Spatzenmännchens. Lassen sich Weibchen anlocken, fängt er an, sich aufzuplustern und sie mit heftigem Flügelschlagen zu bewerben. Ist das Weibchen gewonnen, erfolgt die Paarung. Obwohl Spatzen ihren Partnern in der Regel ein Leben lang treu bleiben, wird die Zeremonie auch bei den älteren Paaren noch jedes Jahr aufs Neue durchgeführt.

Nach der Paarung beginnt der Nestbau. Beide Partner helfen dabei mehr oder weniger gleichberechtigt mit. Unaufhörlich fliegen sie mit Gras, Federn, kleinen Stöckchen, Moos, Tierhaaren und ähnlichem Material zum Nest. Dabei macht auch die "Wegwerf-Gesellschaft" vor den Vögeln nicht halt. Die überall umherliegenden Plastikabfälle werden ebenfalls zum Nestbau verwendet. Leider kann dies zu einem so ungünstigen Klima im Nest führen, dass Krankheiten bei den Jungvögeln begünstigt werden, die letztlich zu einer erhöhten Sterberate beitragen.

Meist nutzen ältere Vögeln den Brutplatz aus dem Vorjahr, er braucht dann lediglich ausgebessert zu werden. Nur wenn dieser nicht mehr vorhanden ist, muss ein neuer Standort gesucht werden. Durch die Modernisierung von Häusern ist das immer häufiger der Fall. Auch Paare, die das erste Mal brüten, müssen einen geeigneten neuen Platz finden.

Gerne brüten mehrere Paare in unmittelbarer Nachbarschaft. Dies schafft Sicherheit gegenüber Feinden und in der Not können auch fremde Nachbarkinder mit großgezogen werden.

Schon gewusst?

Spatzenkinder, die in Bereichen groß werden, in deren Umfeld weitere Altvögel brüten, haben eine Art "Lebensversicherung". Sterben nämlich beide Eltern einer Spatzenbrut, was gar nicht so selten vorkommt, machen die zurückbleibenden Nestlinge durch dauerhaftes Rufen auf sich aufmerksam. Die im Umfeld brütenden Altvögel übernehmen dann die Fütterung und Pflege mit und sichern so ihr Überleben.

Brutpflege

Ist das Nest fertig, kann das Brutgeschäft beginnen. Ab Mitte April beginnt die Eiablage. Das Weibchen legt meist innerhalb von zwei Tagen 4 bis 6 Eier, die beide Partner 10 bis 15 Tage lang bebrüten. Zu dieser Zeit wird es etwas ruhiger in der Spatzenkolonie. Nur zur eigenen Futtersuche kommen die Eltern aus dem Nest. Dies ändert sich allerdings schlagartig, wenn nach etwa zwei Wochen die Jungvögel geschlüpft sind. Jetzt müssen die stets hungrigen Jungen gefüttert werden.

Unermüdlich schaffen die Eltern Nahrung herbei. Bis zu 400 Mal am Tag fliegen sie, den Schnabel voll mit kleinen Insekten oder Spinnen, das Nest an, um den Nachwuchs satt zu bekommen. Die eiweißreiche Kost ist in den ersten Lebenstagen für eine gute Entwicklung des Nachwuchses unabdingbar. Werden aus der Not heraus vermehrt Brot und andere Abfälle verfüttert, sterben die Nestlinge oft an Verdauungsproblemen oder anderen Krankheiten.

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Bei guter Fütterung können die Jungen das Nest nach 14 bis 20 Tagen verlassen. Alle Jungen eines Nestes fliegen dabei gleichzeitig aus. Allerdings ist es eine große Überwindung, das erste Mal aus dem Nest zu springen. Hat sich der Nachwuchs aber erst einmal überwunden, flattert er fröhlich umher, nur hin und wieder unterbrochen von notwendigen Ruhepausen.

Die Kleinen werden noch einige Tage außerhalb des Nestes von den Eltern versorgt. Gleichzeitig beginnen sie jedoch nach und nach mit der eigenen Nahrungssuche und werden Stück für Stück selbstständiger.

 

Nach spätestens zwei Wochen sind sie bereits völlig auf sich selbst gestellt, da die Eltern bereits mit der nächsten Brut beginnen. Sie bilden kleine Jungvogelgruppen, in denen sie gemeinsam auf Nahrungssuche gehen, gemeinsam baden, sich putzen oder ausruhen. Dies ermöglicht nicht nur ein voneinander lernen sondern auch den Schutz der Gruppe.

 

Bis zu vier Bruten kann ein Spatzenpaar im Jahr groß ziehen. Meist sind es jedoch nur zwei bis drei. Da der Nestbau, das Eierlegen, das Brüten und das Füttern der Jungen eine enorme Anstrengung bedeuten, ist verständlich, warum gerade zu dieser Zeit enorme Verluste bei den Sperlingen auftreten. Nicht nur die Jungen sind aufgrund ihrer Unerfahrenheit gefährdet, auch die Eltern sind durch diese Anstrengungen geschwächt und daher anfälliger für Krankheiten oder Fremdeinwirkungen. Aber auch Witterungseinflüsse machen sich in dieser Zeit besonders bemerkbar. Bei schlechtem Wetter können durch ein zu geringes Insektenangebot ganze Bruten verhungern.

Schon gewusst?

Das Fliegen muss von den Spatzenkindern nicht erlernt werden. Es ist angeboren. Daher können auch vom Menschen aufgezogene Jungvögel fliegen.

Wie alt können Spatzen werden?

In der Regel werden Spatzen in freier Wildbahn im Durchschnitt nicht älter als drei Jahre. Zwar können sie in Freiheit auch bis zu 13 Jahren alt werden, durch hohe Verluste erreichen sie dieses Alter aber nur in den seltensten Fällen. In Gefangenschaft liegt der Altersrekord  bei 23 Jahren.

Hauptursachen dieser Verluste sind neben Nahrungsmangel und falscher Ernährung Tod durch Krankheit, Parasitenbefall, Räuber, der Verkehr oder Vogelschlag an Glasscheiben. Am höchsten ist die Sterberate im Jungvogelalter. Hier sterben bis zu 80 Prozent der Tiere in den ersten Lebensmonaten. 

Schon gewusst?

Früher glaubte man, dass Spatzen nicht älter als ein Jahr werden. Das lag daran, dass man im Frühjahr Männchen mit schwarzem Schnabel beobachtet hat, während im Herbst immer nur solche mit der gelben Schnabelfarbe der Jungvögel auftauchten. Diese hielt man daher auch allesamt für Jungvögel. Die Vogelforschung hat aber schließlich herausgefunden, dass in der jährlichen Herbstmauser auch der Schnabel der alten Männchen seine schwarze Farbe verliert. Diese ist von den Hormonen gesteuert und kommt erst wieder zurück, wenn die Paarungszeit beginnt.

Können Spatzen auch singen?

Einige Chöre, beispielsweise die Regensburger Domspatzen, sind nach ihm benannt. Selber bekommt der Haussperling allerdings nicht mehr als ein eintöniges Tschilpen zustande.

Von Gesang kann man da wohl eher nicht sprechen. Das gemeinschaftliche Rufen der kleinen bis größeren Trupps ist dafür aber dort, wo sie noch vorkommen, den ganzen Tag über lautstark zu vernehmen.

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Es beginnt kurz vor Sonnenaufgang mit dem Erwachen und endet kurz vor Sonnenuntergang, wenn die gemeinsamen Schlafplätze endgültig untereinander aufgeteilt wurden. Bei genauerem Hinhören kann man unter dem Stimmengewirr jedoch verschiedene Rufe unterscheiden: Mit einem lauten, rhythmischen Tschilpen, meist von einer erhöhten Warte aus vorgetragen, wird um das Weibchen geworben, während mit eher nasalen "kew kew" Rufen vor Feinden gewarnt wird. 

Haben Spatzen Feinde?

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Spatzen haben viele Feinde.

Die Altvögel werden von Turmfalken und Mardern gejagt. Elstern, Rabenkrähen und Eichhörnchen führen zu hohen Verlusten bei den Jungvögeln und den Gelegen.

Im städtischen Bereich macht darüber hinaus die zunehmende Zahl an Hauskatzen den Vögeln das Leben immer schwerer.
Die dadurch bedingten Schädigungen der Population sind jedoch gegenüber dem durch den Menschen verursachten Rückgang der Art immer noch relativ gering.

Spatzen werden heute in Deutschland in der Regel nicht mehr durch Gift oder Abschuss getötet. Der Autoverkehr und der Tod durch Anflug an Glasscheiben führen jedoch zu sehr großen Verlusten.

Noch gravierender aber wirken sich die indirekten Einflüsse des Menschen durch die Zerstörung des Lebensraums auf die Bestände aus. Der größte Feind des Haussperlings ist daher immer noch der Mensch. 

Schon gewusst?

Noch in den 60er Jahren betrachteten aufgrund seines häufigen Auftretens selbst die Naturschutzvereine den Spatz als "Schädling", den man von der Winterfütterung ausschließen sollte. Zu diesem Zweck wurden spezielle Futterhäuser angeboten, die dem Spatz keinen Zugang zum Futter gewährten. Diese wurden unter dem passenden Namen "Kontraspatz" oder "Spatznit" auf den Markt gebracht.

Der Spatz - Freund oder Feind?

Heute gilt der Spatz vor allem in Städten als niedlicher Begleiter. Mit seiner quirligen, neugierigen Art erfreut er Besucherinnen und Besucher, die ihn in Straßencafés oder -restaurants gerne füttern.

Seine Beliebtheit zeigt sich nicht nur in der Verwendung von Kosenamen, wie "Spätzchen", in Bilderbüchern und auch als Stofftier hat er längst den Einzug in die Kinderzimmer geschafft.

Rückblick

Der kleine Vogel hat sich nicht immer und überall einer großen Beliebtheit erfreut. So galt er im landwirtschaftlichen Bereich als Getreideräuber und wurde massiv bekämpft. Schon im 17. Jahrhundert gab es in Preußen ein Diktat, das vorschrieb, wie viele Spatzen im Jahr zu töten wären. Auch in Bayern und Österreich gab es eine solche Tötungsverpflichtung. Sie wurde von der Bevölkerung als so genannte "Spatzensteuer" bezeichnet, da man bei Nichteinhaltung der Fangzahlen mit Geldstrafen rechnen musste.
Alle diese Verordnungen führten aber trotzdem zu einer Ernteverringerung, da der insektenbedingte Schädlingsbefall durch die Abnahme des Spatzen stets deutlich zunahm. Dieser Zusammenhang wurde zwar im Akutfall jeweils erkannt, geriet aber über die Jahre immer wieder in Vergessenheit.

Besonders auf die Spitze getrieben wurde die Bekämpfung der Spatzen in China. Als eine von Maos vier Plagen gebrandmarkt, wurde der Vogel gezielt bekämpft und ausgerottet. Die darauf folgende Ausbreitung von Insektenschädlingen führte zu einer Hungersnot im Land. Erst da wurden offenbar, welche wichtige Funktion der Sperling im Gesamtsystem erfüllte. Durch den Import von Spatzen aus der Sowjetunion versuchte man, den ökologischen Schaden zu beheben. Die Bestände haben sich jedoch bis heute nicht vollständig erholt.

Trotz dieser früheren Erkenntnisse wurde auch in den 1950er Jahren in Europa noch ein Kopfgeld auf tote Spatzen ausgesetzt.
Selbst heute ist der gefiederte Geselle, obwohl er bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten verzeichnet ist, nicht von den offiziellen Schädlingslisten verschwunden. 

Die Beispiele zeigen, dass der unbedachte menschliche Eingriff in die Natur häufig nicht vorhersehbare Folgen nach sich zieht und wie wichtig Artenschutz auch für das eigene Überleben des Menschen sein kann. Dennoch erhalten auch heute technischen Lösungen meist Vorrang vor den natürlichen Regulierungskräften.

Vorkommen und Bestand

Der Haussperling kommt ursprünglich aus den Steppengebieten des mittleren Asiens und Europas. Dort ernährte er sich von Grassamen und brütete in Felsspalten. Doch mit der menschlichen Entwicklung zur Sesshaftigkeit schloss er sich schnell den Bequemlichkeiten des menschlichen Lebens an: Er tauschte Felsspalten mit Lücken in Gebäudefassaden und Grassamen mit Körnern von den Feldern. Er wurde zu einem typischen Kulturfolger und dehnte sich in seiner Verbreitung auf ganz Europa aus. Durch das Leben in der Nähe des Menschen wurde er zu einem allgegenwärtigen Begleiter sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land.

Seine Verbreitung in der neuen Welt geht jedoch auf ein Kuriosum zurück: Um ihr Heimweh zu lindern, nahmen einige Auswanderer den Haussperling mit in ihre neue Heimat. Durch seine hervorragende Anpassungsfähigkeit und seine relativ genügsame Lebensweise siedelte er sich schnell an und konnte sich in den Auswanderungsländern bis heute halten. 

Die nachfolgende Karte zeigt seine heutige Verbreitung. Die dunkelgrünen Bereiche geben seine ursprüngliche Besiedlung an, die hellgrünen Flächen verdeutlichen die durch den Menschen verursachte Ansiedlung.

Karte: Verbreitungsgebiet des Haussperlings, auf Einbürgerungen zurückgehende Vorkommen in hellerem Grün, Wikimedia Commons

Quelle: U.N. Glutz von Blotzheim, K.M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas; Band 14-I; Passeriformes (5. Teil): AULA Verlag 1997