Der Kölner Innovationspreis wurde 2013 bereits zum sechsten Mal ausgeschrieben. Insgesamt bewarben sich 27 Projekte, davon eines außer Konkurrenz. Drei Projekte erhielten einen Preis. Drei weitere Projekte erhielten eine Belobigung. Auf den folgenden Seiten können Sie sich über die Projekte der Preisträgerinnen und Preisträger informieren.

Grußwort des Oberbürgermeisters zum KIB 2013

© meaningMedia

Liebe Kölnerinnen und Kölner,

die Stadt Köln fördert den Prozess der Inklusion und hat sich mit dem Handlungskonzept "Köln überwindet Barrieren - eine Stadt für alle" ein zentrales Leitziel gesetzt. Die Kölner Gruppen und Vereine sind aktiv an dieser Entwicklung beteiligt. Jedes Jahr zeigen sie mit ihren Projekten gute Wege, wie Inklusion aussehen kann. Dabei arbeiten Menschen mit Behinderung aktiv an diesen Prozessen mit - als Experteninnen und Experten in eigener Sache!

Der Schlüsselbegriff der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion. In der wörtlichen Übersetzung heißt Inklusion „Einschließen, Einbeziehen". Dieses Einschließen und Einbeziehen umfasst alle Menschen. Inklusion sichert, dass jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben.

Machen Sie mit beim 6. Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik und stellen Sie uns Ihr Projekt für eine bessere Teilhabe am Leben für Menschen mit Behinderung in Köln vor.

Ihr

Jürgen Roters
Oberbürgermeister der Stadt Köln

Grußwort von Rainer Schmidt zum KIB 2013

Liebe Kölnerinnen und Kölner und wen es sonst noch gibt,

in Köln weiß man ja manchmal nicht, wer Männlein oder Weiblein ist. Wunderbar! Damit leben die Domstädter seit langem das, was man heute Inklusion nennt. Es kommt nicht darauf an, Menschen in Klassen einzuteilen, sondern möglichst alle gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben zu lassen.

Die Kölner Kneipen haben das verstanden. Es gibt nämlich in Köln keine Kneipen für Menschen mit und ohne Behinderungen, sondern nur Kneipen für Durstige. Leider gibt es aber immer noch Kneipen, die nur Toiletten für Footies (von Fußgängerinnen und Fußgänger) und nicht für Rollies (von Rollstuhlfahr...) haben. Wenn schon Einteilungen, dann wenigstens lustvolle.

Der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik möchte die Stadt barrierefreier machen. Das verdient meinen Applaus. Allerdings gehört applaudieren nicht zu meinen Stärken. Also schreibe ich dieses Grußwort.

Außerdem habe ich mal in Köln gewohnt und kann daher bekennen: es gibt in dieser Stadt viele helfende Hände. Im Restaurant das Schnitzel vom Kellner klein schneiden lassen? Kein Problem! Farbberatung wegen Rot-Grün-Farbenblindheit beim Klamottenkauf? Gehört zum Service! Menschen, die Mediziner behindert nennen in geeignete Arbeitsplätze zu vermitteln? Praxis in Köln!

Der Kreativität sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Deswegen freue ich mich auf ihre Projekte für den diesjährigen KIB.

Ihr

Rainer Schmidt

Preisverleihung im Rathaus am 3. Dezember 2013

Bereits zum sechsten Mal wurde der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) im Historischen Rathaus verliehen. Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes hielt in Vertretung des Oberbürgermeisters die Eröffnungsrede und überreichte die Belobigungen. Rund 350 Gäste waren der Einladung des Oberbürgermeisters gefolgt.

Bürgermeisterin Scho-Antwerpes bedankte sich herzlich bei Marita Reinecke, die sich sechs Jahre lang als Behindertenbeauftragte der Stadt Köln sehr engagiert für die Kölnerinnen und Kölner eingesetzt hat und in diesem Jahr in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist. Sie begrüßte den Nachfolger Dr. Günter Bell. Sie sei sicher, er werde diese wichtige Aufgabe sehr gut und engagiert meistern.

Bürgermeisterin Scho-Antwerpes betonte, dass der KIB-Preis auch 6 Jahre, nachdem dieser ins Leben gerufen wurde, nichts an seiner Bedeutung und Attraktivität verloren habe. Dies belegten die immer gleichbleibenden hohen Bewerberzahlen.

Auch diesmal wurden wieder beeindruckende Projekte eingereicht. Sie zeigen uns, wie aktiv die Kölnerinnen und Kölner sind. Dabei gibt es kaum einen Bereich, der nicht vertreten ist. Beispiele aus Kunst und Kultur, Beispiele aus Mobilität und Freizeit, dem Arbeitsleben oder dem Sportbereich. Das sind alles wichtige Bereiche, in denen die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zwar selbstverständlich sein sollte, jedoch in Wirklichkeit leider häufig noch nicht ist. Umso wichtiger sind Ihre kreativen Projekte - nicht zuletzt, um auf vorbildliche Weise ein Zeichen zu setzen. Jedes einzelne der eingereichten Projekte ist für sich genommen bereits etwas Besonderes. Und Ihre Bewerbungen zeigen uns, wie Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt miteinander leben können.

Insgesamt bewarben sich 27 Projekte aus den verschiedensten Bereichen.

© Stadt Köln

Die Jury hatte beschlossen, die Preisträgerinnen und Preisträger erst bei der Preisverleihung bekannt zu geben. Dementsprechend war die Spannung sehr groß.

Es wurden ein erster, ein zweiter und ein dritter Preis vergeben. Die Entscheidung fiel der Jury alles andere als leicht.

Die bekannte Journalistin und Moderatorin Anke Bruns führte durch den Abend.

Der mit 2.500 Euro dotierte erste Preis wurde an die Handicap-Klettergruppe des Deutschen Alpenvereins, Sektion Köln für das Projekt "Handicap-Klettern, Indoor und Outdoor", vergeben. Der diesjährige Schirmherr Rainer Schmidt hielt eine Laudatio.

Den zweiten Preis sowie 1.500 Euro erhielt das Ledo-Wohnprojekt zusammen mit dem Familienzentrum Niehler Elternverein e. V. für das Projekt "Barrierefreies Wohnen - einfach gut erklärt für kleine und große Nachbarn!". Die Laudatio hielt Adelheid Langes, Jurymitglied des diesjährigen KIB und Mitglied der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik.

Der dritte Preis ging an das Kölner Künstler Theater für das "Theater der Vielfalt und Teilhabe". Michael Paetzold, Vorsitzender des Ausschusses Soziales und Senioren, hielt die Laudatio. Es wurde ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro vergeben.

Außerdem wurden drei Projekten Belobigungen ausgesprochen. Diese gingen an die lit.COLOGNE GmbH für ihr Projekt "lit.COLOGNE barrierefrei", das Café X für das Projekt "Café X - Gelebte Inklusion im Stadtteil Kalk" und das "Schülermagazin k50" des Junge Stadt Köln e. V. Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes überreichte die Belobigungsurkunden.

Der diesjährige Schirmherr Rainer Schmidt ist ein Mann mit vielen Berufen: Pfarrer, Referent und Kabarettist. Seine sportliche Karriere beendete er 2008 in Peking bei seinen 7. Paralympischen Spielen. Er begeisterte das Publikum mit einem humorvollen Beitrag. Aber auch wichtige ernstere Aspekte blieben nicht außen vor: Rainer Schmidt thematisierte den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, an dem die Preisverleihung stattfand. In diesem Jahr lautete das Motto: "Nur mit uns!".

In diesem Jahr gab es einen Sonderprogrammpunkt: die ehemalige Behindertenbeauftragte Marita Reinecke betrat die Bühne und überreichte Hannelore Lachmayr, die den KIB-Preis konzipiert und fünf Jahre lang organisiert hat, einen "Ehren-KIBBI".

Musikalisch untermalt wurde der Abend durch den Frauenchor "Die TonLeiterinnen" unter der Leitung von Elise Kushner. Vor der Verleihung des ersten Preises war die Spannung besonders hoch - passenderweise sang der Chor an dieser Stelle "Do you want to know a secret" von John Lennon & Paul McCartney.

Im Anschluss an die Preisverleihung präsentierten sich die teilnehmenden Gruppen mit ihren Projekten im Atrium. Dort gab es ausgiebig Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen und mögliche Kooperationen zu besprechen. Das ganze fand bei einem Umtrunk statt, bei dem die Preisträgerinnen und Preisträger mit den vielen Gästen feierten.

Preisträger*innen 2013

Der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik wurde zum sechsten Mal verliehen. Zahlreiche engagierte Kölner Gruppen, Vereine, Berufskollegs sowie Einrichtungen und Verbände hatten Bewerbungen eingereicht.

Die Jury bestand aus Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Rat, der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik sowie dem Referent, Pfarrer und Kabarettisten Rainer Schmidt als Person des öffentlichen Lebens. Rainer Schmidt beendete seine sportliche Karriere 2008 in Peking bei seinen 7. Paralympischen Spielen.

Die Jury wählte aus insgesamt 27 Projekten die Preisträgerinnen und Preisträger aus. Es wurde ein erster, ein zweiter und ein dritter Preis vergeben.

Der KIB-Preis war insgesamt auf 5.000 Euro dotiert. Für den ersten Preis gab es 2.500 Euro, für den 2. Preis 1.500 Euro und für den 3. Preis 1.000 Euro.

Außerdem wurden drei Projekten Belobigungen ausgesprochen. Die feierliche Verleihung fand am 3. Dezember 2013 statt.

1. Preis: Handicap-Klettergruppe des Deutschen Alpenvereins, Sektion Köln

Projekt: "Handicap-Klettern, Indoor und Outdoor"

Die Klettergruppe ist im Gruppenreferat des Deutschen Alpenvereins, Sektion Rheinland Köln als eigenständige Gruppe organisiert. Jeder Mensch jeden Alters ohne und mit Behinderung kann mitmachen, soweit keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Seit dem Start im Februar 2013 ist die Gruppe bis heute auf 49 Aktive angewachsen, die mehr oder weniger regelmäßig an den Treffen teilnehmen. Die Mitglieder sind zwischen 20 und 70 Jahre alt.

Unter der 24-köpfigen Handicap-Klettergruppe sind MS-Betroffene in den verschiedensten Stadien, psychisch behinderte Menschen sowie zwei Blinde und ein Oberschenkelamputierter. 25 Kletterer haben kein Handicap. Außerdem sind Studentinnen und Studenten von der Deutschen Sporthochschule oder Mitglieder der Jugend des Deutschen Alpenvereins in der Gruppe. Ein so großer Anteil von erfahrenen Kletterern ist notwendig, da je nach Grad der Behinderung pro Klettervorgang ein bis drei Kletterer zum Sichern und gegebenenfalls Beiklettern benötigt werden. Zusätzlich stärkt dieses Verhältnis die Inklusion in der Gruppe.

Zielsetzung ist die Lebensqualität der Teilnehmenden durch Erfolgserlebnisse beim Klettern zu steigern und den Mitgliedern ein Zugehörigkeitsgefühl durch gleichberechtigte Teilhabe am Gruppenleben zu vermitteln.

Die Gruppe nutzt eine ganz normale Kletterhalle zu normalen Öffnungszeiten. Die Handicap-Gruppe geht in der Menge der anderen Kletterer ohne besondere Aufmerksamkeit auf.

Informationen über Handicap-Klettergruppe des Deutschen Alpenvereins, Sektion Köln

2. Preis: Ledo-Wohnprojekt und Familienzentrum Niehler Elternverein e. V.

© Stadt Köln

Projekt: "Barrierefreies Wohnen - einfach gut erklärt für kleine und große Nachbarn!"

Über ein barrierefreies Zuhause freuen sich nicht nur Rollstuhlfahrer und andere Gehbehinderte, sondern auch Reisende mit schwerem Gepäck, Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit vielen Einkaufstüten und Kinder mit Bobby-Cars oder Puppenwagen.

So steht es in dem Kinder-PIXI-Buch aus der Reihe Wissen-barrierefreies Wohnen. Die Idee, dies mit dem nahen Kindergarten gemeinsam zu nutzen, war geboren. Kindergartenkinder sollten es selbst erfahren und ergründen, zusammen mit Menschen mit Handicap. Im Ledo-Wohnprojekt mit barrierefreiem Mülltonnenzugang, den praktischen Taster-Türöffnern und schwellenlosem Zugang von der Tiefgarage bis ins Dachgeschoss kann erlebt werden, wie praktisch und notwendig Barrierefreiheit beim Wohnen ist.

Die Erzieherinnen begleiteten 17 Kindergartenkinder bei dem Erobern des Ledo-Wohnprojektes. Rolli-Fahrerinnen und Rolli-Fahrer öffneten ihre Wohnungen und die Kinder konnten selbst testen, wie man mit Rollstuhl gut den Alltag bewältigen kann- ganz ohne Barrieren. Rolli-Fahrerinnen und Rolli-Fahrer schlafen überraschenderweise im Bett und gar nicht im Rolli. Dies getraute sich ein fünfjähriger Junge aber erst zu fragen, als das Eis gebrochen war.

Die Kinder sind zu kleinen Expertinnen und Experten für Barrierefreiheit geworden. Die Eltern der Kindergartenkinder sind stolz auf dieses neue Wissen ihrer Kinder. Sie wurden neugierig gemacht und sensibilisiert und kommen jetzt selber gucken. So wird Inklusion aktiv gelebt und wirkt mit diesen kleinen Botschafterinnen und Botschaftern nachhaltig in die Zukunft und schon jetzt im Ledo-Quartier und darüber hinaus.

Bei einem Treffen der Behindertenbeauftragten der Großstädte im Juni 2013 in Köln konnte das Quartiersprojekt "Barrierefreies Wohnen" zum Thema Inklusion im Sozialraum überzeugen. Die Idee zieht jetzt mit PIXI-Buch größere Kreise, Köln Niehl hat es auf den Weg gebracht.

Informationen über das Ledo-Wohnprojekt

3. Preis: Kölner Künstler Theater

Projekt: "Theater der Vielfalt und Teilhabe"

Das Kölner Künstler Theater möchte die Menschen einbeziehen, die aus ethnischen, sozialen, kulturellen, physischen, geistigen, intellektuellen oder emotionalen Gründen oft ausgeschlossen werden.

Das Team, das Publikum und die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen vielfältig sein. Die Chance und Möglichkeit hierzu bestehen dank der neuen Räumlichkeiten:

  • Beim Bau der neuen Räumlichkeiten wurde auf die Aspekte der Barrierefreiheit besonders geachtet.
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Menschen mit Behinderungen bei ihrem Theaterbesuch. Eine offene und wertschätzende Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen ist selbstverständlich. Eine Mitarbeiterin hat selbst eine Behinderung.
  • Für Gruppen mit Menschen mit Behinderungen werden zu den Vorstellungen Einführungen und Nachgespräche angeboten, die auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt werden. So lädt zum Beispiel ein Gang auf die Bühne vor Vorstellungsbeginn zum "Begreifen" des Bühnenbildes ein. Die Vorstellung selbst erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer auf einem reservierten Platz in den vorderen Reihen.
  • Gemeinsam mit einer Studentengruppe der Hochschule des Internationalen Bundes erarbeitet das Theater derzeit inklusive Kommunikationsmedien und ein inklusives Wegeleitsystem. Inklusiv heißt hier, dass die Medien barrierefrei gestaltet und teils zudem auf spezifische Bedürfnisse abgestimmt werden.
Informationen über das Kölner Künstler Theater

Belobigungen

Folgende Projekte wurden belobigt:

  • Lit.COLOGNE GmbH für ihr Projekt "lit.COLOGNE barrierefrei
Informationen zur lit.COLOGNE
  • Café X für das Projekt "Café X - Gelebte Inklusion im Stadtteil Kalk"
  • Schülermagazin k50 des Junge Stadt Köln e.V.
Übersicht Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik