15. November 1893 bis 10. Februar 1964

Der fotografische Nachlass von Heinrich Pieroth kam 1996 in unser Bildarchiv. 2011 ist er offiziell als Schenkung seiner Söhne in unseren Besitz übergegangen. Der Nachlass umfasst rund 5.200 Aufnahmen, darunter 1.600 Glasnegative überwiegend im Format 9 mal 12 Zentimeter und eine kleinere Anzahl von Originalabzügen. Die Stadt Mayen besitzt darüber hinaus einige Alben mit Stadtansichten aus verschiedenen Jahren.

Landschaftsansichten und eindrucksvolle Porträts

Heinrich Pieroth lebte von 1893 bis zu seinem Tod 1964 in Mayen in der Eifel. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er dort eine eigene Fotowerkstatt, in der er alle Arbeiten, die damals von den Fotografen erwartet wurden, ausführte: Porträts und Familienereignisse, Gebäudeansichten, Industrie- sowie Sachaufnahmen. In dieser Hinsicht ging es ihm nicht anders als den meisten seiner Berufskollegen, die ihren eigenen Lebensunterhalt und den ihrer Familie sichern mussten.

Aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag schuf er aber auch zahlreiche Bilder, mit denen er Land und Leute der Eifel und ihre Eigenheiten festhalten wollte. Obwohl er durch eine Beinamputation in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war, entstanden bei zahlreichen Ausflügen in die Umgebung Mayens eindrucksvolle Porträts der Landbewohnerinnen und Landbewohner sowie Landschaftsansichten, die ein gutes Auge für die Besonderheiten der Gegend und eine ausgeprägte innere Anteilnahme am Schicksal der Menschen zeigen.

Eifelbilder

Vom 3. Dezember 2002 bis 30. Mai 2003 präsentierte das Rheinische Bildarchiv eine kleine Auswahl aus diesem Bestand in der Ausstellung "Eifelbilder". Die Eifel gehört zu unserem Sammel- und Tätigkeitsgebiet. Unsere Fotografen führten in den 1930er Jahren im Rahmen der Denkmäler-Inventarisation des Landeskonservators Rheinland Aufnahmekampagnen in der Eifel durch.

Deren Negative gehören heute zum wertvollen historischen Bestand des Archivs. Trotz ihres primär sachlichen Anspruchs lassen sich diese Bilder gut mit den Orts- und Architekturansichten Heinrich Pieroths vergleichen, der jedoch durch Einbeziehung von Staffage-Figuren seinen Aufnahmen immer einen persönlichen Ausdruck verleiht.

Besonders einprägsam sind seine Porträts der ländlichen Eifelbevölkerung, in denen sich ihre harten Lebensbedingungen spiegeln. Man kann sie als einen kleinen Typen-Atlas verstehen, in dem Menschen in einer Umgebung dokumentiert werden, die schon während der Entstehungszeit der Bilder Jahren in einem markanten Wandel begriffen war und heute nur noch durch Fotografien und Erzählungen lebendig ist.

Roswitha Neu-Kock

Erschließung und Digitalisierung des Bestands sind in Vorbereitung.

Literatur zu Heinrich Pieroth im OPAC der Kunst- und Museumsbibliothek