Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat eine jahrtausend alte Tradition und findet weltweit immer mehr Beliebtheit. In Europa ist Deutschland der größte Abnehmer für fernöstliche Arzneimittel. Über 1.500 Tierarten und 5.000 Pflanzenarten finden in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung. Die starke Nachfrage und der damit verbundene globale Handel mit TCM- Produkten, stellt für eine Reihe von Tier- und Pflanzenarten eine ernste Bedrohung dar.

Gefährdete Tier- und Pflanzenarten

Einige der chinesischen Arzneimittel sind daher aus Sicht des Artenschutzes bedenklich. Viele der genutzten Arten sind geschützt und im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) aufgeführt und unterliegen je nach Anhang starken Handelseinschränkungen. Arten, die im Anhang I des Übereinkommens aufgenommen wurden, unterliegen einem weltweiten Handelsverbot. Die Bestimmungen von CITES sind in der Europäischen Union einheitlich in der EG-Verordnung 338/97 umgesetzt.

Trotz dieser Verbote führt die steigende Nachfrage dazu, dass fortwährend Tiere illegal bejagt werden. In China gibt es einen großen Schwarzmarkt für geschützte Arten, deren Handel offiziell verboten ist. Unter den TCM- relevanten Tierarten finden sich neben Tiger, Nashorn und Bären auch Arten, für die das Problembewusstsein weit weniger vorhanden ist, wie beispielsweise Schildkröten, Saigaantilopen, Schuppentiere, Schlangen, Sägerochen und Seepferdchen.

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Gingseng

Noch weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch viele der verwendeten Pflanzenarten unter Schutz stehen. Ein Großteil dieser Pflanzen stammt aus Wildsammlungen, wodurch die natürlichen Bestände stark bedroht sind. Zu den gefährdeten Pflanzenarten gehören beispielsweise Ginseng und auch einheimische Arten, wie die Arnika.

Gefährdung des Nashorns und des Schuppentiers

Sehr drastisch stellt sich die Situation bei den Nashörnern dar. Hier ist die Nachfrage nach dem Horn der Tiere derart gestiegen, dass Kilo-Preise von 25.000 Euro pro Horn erzielt werden. Damit verbunden ist ein drastischer Anstieg der Wilderei in den Ursprungsländern der Tiere zu verzeichnen. Das Horn wird in Asien traditionell als Mittel gegen infektiöse Erkrankungen verwendet und findet auch in der Krebstherapie Anwendung. In den vergangenen Jahren sind parallel dazu in großem Maße Diebstähle von Rhinozeroshörnern aus Museen und ähnlichen Einrichtungen geschehen. Ebenfalls ist ein Anstieg von Anträgen auf Wiederausfuhr und Vermarktungsgenehmigungen zu verzeichnen. Als Reaktion auf diese Umstände, aufgrund der kritischen Lage der schrumpfenden Nashornbestände und um die Nachfrage nicht noch weiter zu erhöhen, wurde auf Ebene der Europäischen Union beschlossen, bis vorerst Ende 2013 keine Vermarktungsgenehmigungen für Rhinozeroshorn auszustellen.

Auch bei weniger prominenten Arten, wie zum Beispiel dem Schuppentier (Manis spp.) gehen die Bestände aufgrund der medizinischen Nutzung zurück. Verwendet werden die Schuppen der Tiere, die unter der Bezeichnung „Chuanshanjia" deklariert werden. Sie gelten als sehr wichtiges Ingredienz in der Heilkunde. Jährlich werden mehr als 200.000 Kilogramm Schuppen in China verarbeitet. Die organisierte Bejagung hat dazu geführt, dass insbesondere die asiatischen Arten, inzwischen stark gefährdet sind.

Arzneimittelbezeichnungen

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Traditionelle Chinesische Medizin

Die Arzneien bestehen meist aus einer Komposition von Einzelmitteln. Meist werden die Arzneimitte als Dekokt, Pillen, Pulver, Granulate oder in Pastenform angeboten. Diese verarbeiteten Darreichungsformen machen es für die Endnutzerin, den Endnutzer nicht einfach zu erkennen, ob ein Präparat eventuell Teile geschützter Arten enthält. Bei Fertigprodukten gilt, insbesondere wenn diese direkt aus Asien stammen, genauestens auf die Inhaltsstoffe zu achten. Hierbei sei erwähnt, dass die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe nicht immer selbsterklärend ist. Es werden aus Tradition häufig chinesische Bezeichnungen verwendet.

Einige geschützte Arten und deren traditionelle chinesische Bezeichnung

ArtArzneimittelbezeichnungSchutzstatus
Tiger (Panthera tigris) HuguAnhang I WA
Anhang A EG-VO 338/97
Nashorn (Rhinoceros ceratotherium spp) XijiaoAnhang I WA
Anhang A EG-VO 338/97
Bären (Ursus spp)
Gallenblase
 XiongdanAnhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97
Saiga-Antilope (Saiga tatarica) LingyangjiaoAnhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97
Schuppentiere (Manis spp) Chuan Shan JiaAnhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97
Schildkröten diverse Arten, beispielsweise Amboina-Scharnierschildkröte (Curoa trifasciata), Schwarze Dickkopfschildkröte (Siebenrockiella crassicollis)Guiban, Biejiajiao (Plastron) Guijia (Carapax)Anhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97
 Seepferdchen (Hippocampus ssp) HaimaAnhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97
 Gingseng Ren ShenAnhang II WA
Anhang B EG-VO 338/97