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Lichtverschmutzung – Was ist das genau?
Als Lichtverschmutzung wird die Aufhellung der Nacht durch künstliches Licht bezeichnet. Künstliche Beleuchtung ist wie selbstverständlich Bestandteil einer urbanen Umgebung, verlängert sie für uns Menschen doch den nutzbaren Tag und vermittelt zudem ein subjektives Gefühl von Sicherheit. Doch dieses Licht ist nicht immer sinnvoll eingesetzt. Es wird ganz klar zu viel beleuchtet! Abseits von Wegen, aus rein dekorativen Gründen, zu hell, schlecht fokussiert oder in besonders insektenschädlichen Lichtfarben. Problematische Lichtverschmutzung ist also insbesondere künstliches Licht, welches über das notwendige Minimum hinausgeht. Aufgrund technischen Fortschritts und Wohlstands erhöht sich die Erhellung in deutschen Großstädten jedes Jahr um fast 10 Prozent.
Wie wirkt künstliches Licht auf Lebewesen?
Die unnatürliche Beleuchtung der Nacht hat, neben negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen und dem Verlust der Sichtbarkeit des Sternenhimmels, eine Reihe gravierender negativer Konsequenzen für die Tier- und Pflanzenwelt und damit auf die gesamte Biodiversität.
Seit der Entstehung der Erde und der Sonne vor etwa 4 Milliarden Jahren unterlag unser Planet ständigem Wandel. Eines ist jedoch von Anfang an gleichgeblieben: Der Wechsel zwischen Tag und Nacht. An den verlässlichen Wechsel zwischen hell und dunkel hat sich nahezu jedes Lebewesen angepasst. Licht ist der stärkste Taktgeber für die innere Uhr und für den Tag-Nacht Rhythmus. Licht beeinflusst in diesem Zusammenhang vor allem die Produktion von Melatonin, welches eine wichtige Rolle für den Schlaf-Wach-Rhythmus spielt. Das Dunkelhormon Melatonin wirkt bei tagaktiven Tieren und Menschen schlaffördernd und bei nachtaktiven Tieren aktivierend. Eine Störung dieses Systems kann erhebliche physiologische Störungen mit sich bringen.
Insbesondere nachtaktive Tiere sind ganz unterschiedlich von künstlichem Licht betroffen: Desorientierung ist ein häufiger Effekt. Künstliches Licht kann dafür sorgen, dass Insekten von diesem angezogen werden und dann den Lichtkegel nicht mehr verlassen können. Licht kann aber auch gegenteilig wirken und Barrieren erzeugen, welche zum Beispiel Fledermäuse nicht überqueren können. Beleuchtete Fahrradtrassen zum Beispiel könnten so ganze Lebensräume zerschneiden. Der Einfluss des Lichts kann darüber hinaus die Nahrungsaufnahme, die Fortpflanzungsbiologie und das Wander- und Kommunikationsverhalten von Tieren stören. Und somit auch unverzichtbare Ökosystemleistungen (zum Beispiel Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen oder Abbau von organischem Material). Wir müssen uns vor Augen halten, dass etwa 60 Prozent der Insekten und 30 Prozent der Säugetiere nachtaktiv sind und auch tagaktive Arten in ihrer Ruhephase gestört werden.
Zudem findet der Vogelzug der meisten Vögel in der Nacht statt. Die alljährliche Wanderung verlangt den Vögeln sehr viel ab. Teilweise leiden sie ohnehin unter immer weniger verfügbarer Nahrung. Werden sie durch stark beleuchtete Objekte während der Wanderung abgelenkt, kann dies den Tod bedeuten. Sie haben einfach nicht genug Energie, um ihr Ziel über Umwege zu erreichen.
Und auch der Tag-Nacht-Rhythmus von Pflanzen kann gestört werden. So verlieren zum Beispiel manche Gehölze ihre Blätter im Winter nicht, da ihnen der kürzer werdende Tag nicht auffällt, wenn sie nah an einer Lichtquelle stehen. Frostschäden können die Folge sein.
Gesetzgebung
Das Bundesumweltministerium und viele andere nennen die Lichtverschmutzung, neben der intensiven Landwirtschaft und der Lebensraumvernichtung, als Hauptursache für den Rückgang der Artenvielfalt. Da die Abwesenheit von Dunkelheit Lebensraum für viele Arten vollständig entwertet, ist die Eindämmung der Lichtverschmutzung also ein wesentlicher Aspekt des Naturschutzes, welchem bisher nicht ausreichend Aufmerksamkeit geboten wird.
Um diesen Erkenntnissen weiter Rechnung zu tragen, wurde 2021 das sogenannte Insektenschutzgesetz beschlossen. Teil dieses ist ein Paragraph, welcher dem Bundesnaturschutzgesetz hinzugefügt wurde (§ 41a Bundesnaturschutzgesetz). Der Paragraph soll zukünftig maßgeblich zur Reduzierung der Lichtverschmutzung und ihrer nachteiligen Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen beitragen.
Festgehalten wurde, dass neu installierte Beleuchtung an Straßen und Wegen, Außenbeleuchtungen von Gebäuden und Grundstücken sowie Werbeanlagen so anzubringen und zu betreiben sind, dass Tiere und Pflanzen wildlebender Arten vor nachteiligen Auswirkungen geschützt sind. Bestehende Beleuchtungen an öffentlichen Straßen und Wegen sind um- oder nachzurüsten.
Bevor die Regelungen allerdings in Kraft treten und angewendet werden können, müssen durch eine Rechtsverordnung nähere Vorgaben festgelegt werden. Diese wird zurzeit erarbeitet.
Maßnahmen in der Stadt Köln
Um der Lichtverschmutzung entgegenzuwirken, werden, auch in Erwartung der neuen gesetzlichen Regelungen, stadtweite Maßnahmen erarbeitet. Hierzu war es im ersten Schritt notwendig, eine belastbare Datengrundlage zu schaffen. Das Umweltamt hat daher das Projekt CALEC (Characterization of Artificial Light Emissions of Cologne) zur Untersuchung des Istzustandes der nächtlichen Lichtemissionen im Raum Köln gefördert. Projektpartner waren das Geoforschungszentrum Potsdam sowie die Freie Universität Berlin. Im Projekt wurden am Abend des 20. Dezember 2021 Luftbilder der Stadt Köln und der Umgebung aufgenommen. Dabei wurden viele tausend Bilder in verschiedenen Lichtbereichen aufgenommen. Diese wurden anschließend zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Die entstandenen Mosaike können in Geografischen Informationssystemen (GIS) eingelesen und ausgewertet werden. So können zum Beispiel sehr helle Lichtquellen oder Quellen mit einem hohen UV-Anteil identifiziert werden. Auch Rückschlüsse auf die verwendeten Leuchtmittel sind möglich.
Des Weiteren wurde eine Analyse der Verhältnisse zwischen Lichtemissionen und Flächennutzung durchgeführt. Es wurde erkannt, dass Industrie- und Gewerbegebiete die Flächen darstellen, welche für den größten relativen Anteil der Lichtemissionen in Köln verantwortlich sind. Der nächstgrößere Beitrag kommt von Straßen- und Parkflächen. Aber auch Wohngebiete haben einen hohen Anteil vermeidbaren Lichts. Insgesamt bieten die Ergebnisse also einen Maßstab für die Lichtemissionen von Köln am frühen Abend, an denen sowohl künftige Entwicklungen gemessen, als auch gezielt Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung abgeleitet werden können.
Anschließend wurden die Ergebnisse in einem Workshop thematisiert. Ziel des Workshops war ein Wissenstransfer von Forscherinnen und Aktivisten hin zu relevanten Akteuren in der Stadt. Thema war der aktuelle Forschungsstand zu Lichtverschmutzung und Folgen für Ökosysteme und Gesellschaft sowie die besonderen Gegebenheiten in der Stadt Köln. Zudem wurden die Herausforderungen in Bezug auf die Praxis beleuchtet und konkrete Problemfelder in der Stadt Köln und mögliche Maßnahmen in Gruppen diskutiert.
Der Abschlussbericht kann hier runtergeladen werden:
Maßnahmen zuhause: Was kann jede*r Einzelne tun/beitragen
Aber auch im persönlichen Umfeld kann mit kleinen Maßnahmen schon viel erreicht werden. Zum Schutz der Biodiversität ist es notwendig folgenden Punkten mehr Beachtung zu schenken.
Aber vorneweg noch eines: Bedenken Sie, dass es kein insektenfreundliches Licht gibt, obwohl von der Industrie immer wieder mit insektenfreundlichen Leuchtmitteln geworben wird. Dieser Begriff ist sehr irreführend. Nächtliche Beleuchtung ist in keinem Fall insektenfreundlich, es gibt nur weniger schädliche Beleuchtung! Daher sollten wir alle auf einen nachhaltigen Umgang mit Licht in der Nacht achten.
Im privaten Bereich sollte sich daher auf das Notwendige beschränkt werden. Gartenwege zum Beispiel müssen nicht die gesamte Nacht beleuchtet werden. Mögliche Stolperfallen werden mit intelligenten Bewegungsmeldern effektiv entschärft. Auch abendliche Besucher finden dank Bewegungsmeldern Ihre Haustüre und werden selbst rechtzeitig erkannt. Oftmals besteht noch der Wunsch nach dekorativem Licht. Sei es zur stimmungsvollen Beleuchtung während lauer Sommernächte oder zur weihnachtlichen Dekoration. Zeitschaltuhren oder gut platzierte Schalter können helfen, die Beleuchtung möglichst gezielt einzusetzen und gleichzeitig den Tag-Nacht-Rhythmus ihrer Umgebung weitestgehend zu erhalten. Zusätzlich gilt, dass möglichst wenig in die angrenzende Vegetation beleuchtet werden soll. Setzen Sie gut fokussierte Beleuchtung ein. Diese sollte immer möglichst warme, gelbliche Leuchtmittel nutzen. Diese können oftmals auch mit wenig Lichtstärke bereits einen schönen Effekt erzielen. Je weißer und heller, desto intensiver werden Insekten angezogen. Und zu guter Letzt ist auch die Positionierung der Lichtquelle entscheidend. Nah am Ziel, möglichst tief und nicht von unten nach oben, ist weniger schädlich. Zudem lässt sich mit diesen intelligenten Maßnahmen nicht nur die Artenvielfalt schonen, mit ihnen lassen sich auch Energie und Kosten sparen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Glühwürmchen Projektseite:

