Das Historische Archiv mit Rheinischem Bildarchiv stellt sich vor
Am Eifelwall 5 in Köln, unweit der Universität, befinden sich seit September 2021 eines der modernsten Kommunalarchive und eines der größten kunsthistorischen Fotoarchive gemeinsam unter einem Dach.
Auf insgesamt 50 Regalkilometern in 28 Magazinräumen lagert Schriftgut aus über 1.000 Jahren Stadtgeschichte, darunter sechzigtausend Urkunden (die älteste aus dem Jahr 922), mehrere tausend Handschriften, hunderttausende Akten und Pläne, sowie Millionen Fotografien und digitales Archivgut.
Hier finden sich alle Dokumente und Bilder, die für die Historie der Stadt und ihrer Bewohner*innen von Belang sind – von der mittelalterlichen Urkunde bis zum Schulzeugnis der Kölner Bürger*innen. Zahlreiche Sammlungen und Nachlässe namhafter Politiker*innen, Literat*innen, Komponist*innen, Musiker*innen und Architekt*innen ergänzen und bereichern die städtische Überlieferung. Jedes Jahr kommen rund 250 Regalmeter Archivgut aus den städtischen Dienststellen, von Privatpersonen, Vereinen und Verbänden hinzu.
Der Bestand des Rheinischen Bildarchivs umfasst rund 5,5 Millionen Fotografien in vielen Formaten vom Kleinbild bis zum größten Glasnegativ (70 x 90 Zentimeter), vom Diapositiv bis zur Digitalaufnahme. Materialsammlungen spiegeln die technische Entwicklung der Fotografie seit dem 19. Jahrhundert wider.
Fotograf*innen des Rheinischen Bildarchivs erweitern kontinuierlich die Bestände durch die fotografische Dokumentation von Kunstwerken in den Kölner Museen und von Objekten, Architektur und Baudenkmälern in Köln und Umgebung. Die Bereitstellung von Bildern für Wissenschaft und Forschung, private und kommerzielle Zwecke ist die zentrale Aufgabe. Daneben werden Bestände von Fotograf*innen mit Bezug zu Köln und dem Rheinland gesammelt und bewahrt.
Seine umfangreichen und vielseitigen Bestände machen das Historische Archiv mit Rheinischem Bildarchiv zu einem der bedeutendsten Stadtarchive Europas. Es steht allen Bürger*innen, Wissenschaftler*innen, Schüler*innen, Student*innen sowie allen anderen Interessierten offen.
Der Eifelwall 5 ist somit die erste Adresse für alle Kölner*innen bei Fragen zu Geschichte und Gegenwart, Identität und Heimat, in Schrift und in Bild. Eingesehen werden können die Bestände analog im Lesesaal vor Ort oder über die digitalen Angebote im Internet. Für Kindergärten, Schulen und Universitäten bietet die Archivpädagogik zudem abgestimmte Workshops und Veranstaltungen an.
Das Archiv lässt sich auf vielerlei Arten kennenlernen: Bei den regelmäßig stattfindenden Führungen erhalten Besucher* innen einen exklusiven Einblick in den Archivalltag hinter den Kulissen, in Werkstätten und Labore.
Zudem finden Ausstellungen, Vorträge, Seminare, Filmabende und Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen statt.
Die Anfänge des Archivs
Das Historische Archiv schaut auf eine lange Tradition zurück, deren Anfänge bis ins 15. Jahrhundert zurück reichen. In Köln hat man schon sehr früh die wichtigen Dokumente und Urkunden gesichert. Im Jahr 1406 hat der Rat beschlossen, einen neuen Rathausturm zu errichten, der unter anderem ein "Gewölbe zur Unterbringung der städtischen Privilegien" enthalten sollte. In diesem Archiv wurden schriftliche Dokumente aufbewahrt, die politisch oder juristisch dauerhaft von Bedeutung waren. Insbesondere wurden dort die Kölner Privilegien gesichert, also Rechte, die der Stadt zugesprochen worden waren, wie beispielsweise das sogenannte "Stapelrecht" oder das Mauerprivileg und andere Stadtrechte.
Die frühe Sorge um die städtischen Urkunden und Akten gewährleistete, dass diese nicht wie andernorts durch Kriege, Katastrophen und Vernachlässigung verloren gingen. Dadurch wurden hier die Grundlagen dafür geschaffen, dass unser Historisches Archiv heute auf eine so außergewöhnlich lange Überlieferungszeit zurückblicken kann.
Die meisten der sorgsam gehüteten Dokumente verloren im Zuge der französischen Besatzung Kölns im späten 18. Jahrhundert ihren juristischen und praktischen Wert. Das Ende der jahrhundertelangen reichsstädtischen Zeit führte zu tiefgreifenden Veränderungen in der Verwaltung. Die reichsstädtischen Dokumente wurden erst im Nachhinein zu dem, was man heute als "kulturelles Gedächtnis" bezeichnet. Dass dieses Gedächtnis nicht vernachlässigt wurde, ist verschiedenen Kölner Persönlichkeiten – wie beispielsweise dem Natur- und Kunstliebhaber Ferdinand Franz Wallraf – zu verdanken, die sich intensiv für seine Bewahrung engagierten.
Die weitere Entwicklung
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der administrativen Aufgaben in der Verwaltung stetig zu, was zu einer vermehrten Schriftgutproduktion führte. 1857 wurde deshalb Leonard Ennen als erster hauptamtlicher Archivar des Historischen Archivs eingestellt. Mit der neuen Satzung aus dem Jahr 1881 öffnete sich das Archiv für die wissenschaftliche Forschung.
Die städtische Überlieferung wurde um zahlreiche Dokumente aus den geistlichen Institutionen im Stadtgebiet, aus Familien- und Privatbesitz oder von sonstigen Einrichtungen ergänzt.
Durch die stark wachsende Menge an Dokumenten, die archiviert werden mussten, kam es zwangsläufig zu Platznot und 1889 zum ersten Umzug des Archivs. Nach mehreren kurzen Aufenthalten in provisorischen Einrichtungen wurde 1897 ein repräsentativer neugotischer Bau am Gereonskloster bezogen, ehe 1971 ein moderner Neubau an der Severinstraße 222-228 zur Heimat des Historischen Archivs wurde.
Das Rheinische Bildarchiv
Die Kölner Stadtverwaltung dokumentierte schon im späten 19. Jahrhundert architektonisch wichtige und bemerkenswerte Gebäude fotografisch bis sie 1890 den Leiter des historischen Museums dazu per Dienstanweisung verpflichtete.
Der Erwerb von 5.000 Glasplatten durch das Kunstgewerbemuseum im Jahr 1914 hatte die Gründung einer fotografischen Abteilung zur Folge. Für die „Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande“ von Mai bis August 1925 erstellten von der Stadt beauftragte Fotografen tausende Aufnahmen von den über 10.000 ausgestellten Kunstwerken.
Die Gründung des Rheinischen Bildarchivs erfolgte auf Initiative Konrad Adenauers im Jahre 1926. Es war zunächst eine Abteilung des Rheinischen Museums und erhielt im selben Jahr einen hauptamtlich angestellten Bildarchivleiter. Es entstanden in den 1930er Jahren durch eigene Fotokampagnen zahlreiche Neuaufnahmen, die Kunstdenkmäler und Museumsbestände des Rheinlands dokumentierten.
Nach Ende des 2. Weltkrieges lag der Fokus auf der fotografischen Dokumentation des kriegszerstörten Kölns. Die 1960er Jahre waren geprägt durch Übernahmen von Negativbeständen aus den Museen sowie den Aufbau einer Fotorestaurierung. Das 1964 eingerichtete Labor für die Negativrestaurierung war das erste seiner Art in ganz Deutschland. 1974 erfolgte dann die Zusammenlegung des RBA mit der Kunst- und Museumsbibliothek.
Ein einige Jahre später erfolgender Ratsbeschluss beinhaltete, dass fortan alle Museumsobjekte fotografisch und dokumentarisch zu erfassen waren. Diese Erfassung erfolgte im RBA zunächst papierbasiert, seit 1990 mittels einer EDV, die gemeinsam mit dem Marburger Bildarchiv entwickelt wurde.
Das RBA wuchs stetig weiter: In den 1990er und 2000er Jahren wurden private Nachlässe angekauft, die die Bestände um weitere tausende Aufnahmen anreicherten. Sammlungen gelangten auch durch Schenkungen oder als Depositum an das RBA. Der Umstieg auf die Digitalfotografie erfolgte 2007: Es wurde eine eigene IT-Infrastruktur aufgebaut und auch das Werkzeug der Bildbearbeitung eingeführt. Die Bilddatenbank Kulturelles Erbe Köln (KEK), die zusammen mit den Kölner Museen entwickelt wurde, ging 2013 online.
Das Historische Archiv mit Rheinischem Bildarchiv heute
All diese einmaligen, nicht reproduzierbaren Zeugnisse aus über 1.000 Jahren rheinischer Geschichte lagen am Nachmittag des 3. März 2009 in einem Berg aus Schutt und Trümmern. An diesem Tag stürzte das Gebäude in der Severinstraße ein und begrub Unmengen an Archivgut unter sich. Dabei verloren zwei junge Kölner auf tragische Weise ihr Leben.
Die große Herausforderung ist – und bleibt auch für die nächsten Jahre – die Identifizierung der beschädigten Archivalien, ihre Restaurierung und der Wiederaufbau der Bestände.
Diese wichtigen Arbeiten werden seit September 2021 im Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall/Ecke Luxemburger Straße unter modernsten Bedingungen fortgesetzt.
Zwischenzeitlich war das Kölner Stadtgedächtnis an unterschiedlichen Standorten erreichbar, die die Restaurierung der Archivalien und den Zugang zu den Beständen gesichert haben.
Im Jahre 2023 wurde zudem das mit in den Archivneubau an den Eifelwall gezogene Rheinische Bildarchiv dem Historischen Archiv als Sachgebiet angegliedert.
Seit Anfang 2024 spiegelt sich das auch unter dem gemeinsamen Namen "Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv" wider.