Industrie und Kultur

Die Ortsbezeichnung des heutigen Stadtteils Kalk "Villa Kalka" leitet sich vermutlich von der Lage der Siedlung am Rand einer feuchten Niederung ab (Kolk = Sumpf) und wird im Jahre 1003 in einer Schenkungsurkunde von Erzbischof Heribert an die neugegründete Abtei Deutz zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Einzelne Höfe im Bereich der heutigen Kirche Sankt Joseph bildeten den urspünglichen Siedlungskern.

Kalk wurde Industriestandort

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wichen Kölner Unternehmen aufgrund eines Bauverbotes im Umkreis von Festungsanlagen und um die mittelalterliche Stadtmauer "aufs Land" aus.

Kalk bot sich dabei besonders an, denn hier waren die Grundstücke noch günstig und es gab keine Auflagen hinsichtlich der Bebauung. Besonders die chemische und die metallverarbeitende Industrie wurden in Kalk heimisch. 1881 wurde aus der Landgemeinde eine selbständige Stadt, 1910 ein Kölner Stadtteil. Bereits 1856 hatte sich die "Maschinenfabrik für den Bergbau von Sievers und Co. in Kalk bei Deutz am Rhein" etabliert.

Klöckner Humboldt Deutz AG

© Rheinische Industriekultur e. V.

Aus der Maschinenfabrik Sievers wurde die "Maschinenbauanstalt Humboldt AG, Kalk bei Köln" später die "Klöckner Humboldt Deutz AG" (KHD), die seit 1997 als Deutz AG firmiert. Zur gleichen Zeit gründeten Julius Vorster und Hermann Grüneberg die Chemische Fabrik, die noch heute als Inbegriff für Kalk gilt. Diese Unternehmen prägten den Stadtteil bis ins ausgehende 20. Jahrhundert.

Kalk nach dem Zweiten Weltkrieg

Kalk wurde im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört. Nach Enttrümmerung und raschem Wiederaufbau nahmen viele Industrieunternehmen ihre Arbeit wieder auf. Ab den 1960er Jahren wurden aufgrund des immensen Arbeitskräftebedarfs viele Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter eingestellt. Die günstigen Mietpreise in der Nähe der Fabriken führten zu einem hohen Migrantenanteil in Kalk.

Der Strukturwandel

© Rheinisches Bildarchiv Köln/Britta Schlier

Die Rezession in den 1970er und 1980er Jahren sorgte für einen Strukturwandel im Stadtteil: In wenigen Jahren reduzierten die meisten Fabriken ihre Belegschaft. Schließlich schlossen viele Werkstore für immer. Diese Veränderungen brachten hohe Arbeitslosenzahlen sowie nicht mehr genutzte Fabrik- und Firmengelände als Herausforderungen für die Stadtentwicklung mit sich.

Nach und nach werden die Industriebrachen neu bebaut, es entstehen neue Betriebe; der Branchenmix verändert sich. So entstanden auf dem ehemaligen Gelände der Chemischen Fabrik Kalk unter anderem die Köln Arcaden, ein modernes Einkaufszentrum mit einem Einzugsbereich bis ins Bergische Land.

Kalk als Verwaltungsstandort

Drei Projekte verdeutlichen Kalks Funktion als Verwaltungsstandort für den Stadtbezirk und ganz Köln: Nicht nur das moderne Bezirksrathaus, das man seit 1992 gegenüber der Marienkirche und der Kalker Kapelle findet, sondern auch das Polizeipräsidium, das vom Waidmarkt auf das ehemalige Gelände der Chemischen Fabrik Kalk gezogen ist.

Es zeichnet sich durch große Fensterflächen und eine vollverglaste Eingangshalle aus. Das nahe gelegene Kalk Karree beherbergt Dienststellen der Stadt Köln, wie das zentrale Fundbüro, das Jugendamt und das städtische Call-Center. 

© Tomas Riehle/artur

Neben diesen neuen und modernen Gebäuden sind es aber auch historische Sehenswürdigkeiten, die den Charakter des Stadtteils ausmachen. Dazu zählt beispielsweise der 1912 bis 1913 erbaute Stadtgarten Kalk: Er liegt inmitten des Zentrums von Kalk mit unmittelbarem Zugang von der Kalker Hauptstraße.

Aus dem Jahr 1904 stammt im Westen Kalks der unter Denkmalschutz stehende und über 40 Meter hohe Wasserturm, eines der letzten verbleibenden Bauwerke der ehemaligen Chemischen Fabrik Kalk. In seinem Inneren befindet sich ein Schornstein, aus dem früher weißer Rauch aufstieg.

Kulturelles Angebot

Ebenfalls direkt an der Kalker Hauptstraße steht das sehenswerte alte Sudhaus der Sünner-Brauerei, ein Backstein-Gebäude mit schmucken Giebeln, in denen unter anderem das Kalker Stadtwappen dargestellt ist.

Der Stadtteil bereichert außerdem Kölns kulturelles Angebot, unter anderem seit 2009 mit dem Odysseum, einer modernen Mischung aus Science Center, Freizeitpark und Forschungszentrum. Kinder und Jugendliche lernen dort spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger.

Fest im Kölner Theaterleben etabliert ist die "Halle Kalk", eine ehemalige Produktionshalle der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD). Sie wird seit 1994 von den Bühnen der Stadt Köln vor allem für experimentelles Theater genutzt. Auch die Konzerte im Atrium des Kalk Karrees sind bemerkenswerte Termine im Kölner Kulturkalender.

Die Kalker Kapelle

© Rheinisches Bildarchiv Köln

In den Jahren 1665 bis 1666 wütete eine Pestepedemie im Rheinland. Da Kalk von ihr verschont blieb, wurde als Dank für das Marienbild von 1420 in den Jahren nach der Pestwelle eine Kapelle errichtet. Dem Holzbildnis der Mutter Gottes werden Heilkräfte nachgesagt.

Die Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den Jahren 1948 bis 1950 neu errichtet. Noch heute zieht sie als Wallfahrtsort zahlreiche Pilgerinnen und Pilger an.

Akzente im Stadtteil

Bezirksrathaus, Bürgerpark, Kalker Kapelle, Kalker Stadtgarten, Kalk-Karree, Klarissenkloster, Köln Arcaden, Odysseum, Polizeipräsidium, Sankt Marien, Sünner-Brauerei und Wasserturm