Eine Findungskommission mit Ralph Christoph, Amelie Deuflhard, Kasper König, Jan Krauthäuser, Louwrens Langevoort und Regina Wyrwoll hat 13 renommierte Persönlichkeiten aus aller Welt als Gründungsmitglieder der Akademie der Künste der Welt/Köln ausgewählt.

Ali Samadi Ahadi

© Ali Samadi Ahadi

Geboren 1972 in Täbris, Iran, lebt in Köln.

Deutscher Regisseur, Drehbuchautor und Cutter. 1985 floh er infolge des Ersten Golfkriegs, in dem er als Kindersoldat zwangsrekrutiert werden sollte, ohne Eltern aus seiner Heimat nach Deutschland. Studium unter anderem der Visuellen Kommunikation und der Sozialwissenschaften.

Für seine Dokumentation "Lost Children" über das Schicksal ugandischer Kindersoldaten im Konflikt zwischen Rebellen und Regierungstruppen erhielt er 2006 den Deutschen Filmpreis.

2009 legte Samadi Ahadi, seine Culture-Clash-Komödie "Salami Aleikum" vor, mit der er unter anderem den Preis der deutschen Filmkritik als "Bestes Spielfilmdebüt" und den NDR-Filmpreis für den Nachwuchs beim 20. Internationalen Filmfest Emden-Norderney gewann. 2010 folgte die Fernsehdokumentation "Iran: Elections 2009" über die Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen, für die er 2011 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Unter dem Titel "The Green Wave" kam 2011 eine 80-minütige Fassung des Films in die Kinos und lief beim Sundance Film Festival im Wettbewerb "World Cinema Documentary".

Madhusree Dutta

Geboren 1959 in Jamshepur/Jharkhand, Indien.

Filmemacherin (vor allem Dokumentarfilm), Produzentin, Kuratorin, Dozentin und Aktivistin. Gründerin und Direktorin von "Majlis", einem interdisziplinären Kunst- und Forschungszentrum in Mumbai/Bombay. Sie arbeitete im Regiebereich auch für die Bollywood-Filmindustrie. Themen ihrer Arbeit sind unter anderem Identität/Identifikation, Gender, Demokratisierung künstlerischer Praktiken und Interdisziplinarität.

1994 Filmfare Award for Best Documentary, 1996 National Award for Best Documentary on Social Issues, 1998 RAPA Best Public Service Advertisement Award, 2001 Indian Documentary Producers' Association Award, 2007 Special Jury Award, Film South Asia.

Galit Eilat

© Tomer Appelbaum

Freie Kuratorin und Gründungdirektorin von DAL - The Israeli Center for Digital Art, Chefredakteurin von Maarav, einem Online Kunst- und Kulturmagazin, Kuratorin am Van Abbemuseum in Eindhoven, Dozentin am Department für Fotografie, Video & Computerbildgestaltung der Bezalel Akademie für Kunst und Design, Beraterin für das israelische Museum in Jerusalem.

Mitglied des künstlerischen Vorstands von "Amanut Haaretz", einem jährlich stattfindenden Festival für junge israelische Kunst, 2011 Co-Kuratorin des polnischen Pavillon bei der Biennale in Venedig.

Ihre Projekte thematisieren die politische Situation im mittleren Osten, Aktivismus und das politische Potenzial der Kunst.

Tom Holert

Geboren 1962 in Hamburg, lebt in Berlin.

Kunsthistoriker, Publizist und Künstler. Holert studierte Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literaturwissenschaften und Philosophie in Hamburg und Paris. 2000 gründete er mit Mark Terkessidis das "Institute for Studies in Visual Culture" (ISVC). Von 1992 bis 1996 war er Redakteur von Texte zur Kunst (Köln), von 1996 bis 1999 Redakteur und Mitherausgeber von Spex (Köln). Holert war Professor an der Merz Akademie Stuttgart.

Er ist als Honorarprofessor an der Akademie der bildenden Künste in Wien tätig. Beiträge zu kulturtheoretischen Sammelbänden und Veröffentlichungen unter anderem in Texte zur Kunst, Artforum, Camera Austria, taz, Bidoun, Süddeutsche Zeitung, Jungle World.

Mit künstlerischen Beiträgen war Holert unter anderem beteiligt an Mimétisme (Extra City, Antwerpen, 2007), Manifesta 7 (Trento 2008), Fake or Feint (Berlin 2009), 8th Gwangju Biennale (Gwangju, Südkorea, 2010) und Forum Expanded (Berlinale, 2011).

Liza Lim

© Liza Lim

Geboren 1966 in Perth, Australien.

Komponistin. Studium der Musik an der Melbourner Universität und Promotion an der Universität von Queensland in Philosophie. Zu ihren wichtigsten Lehrern zählt sie den australischen Komponisten und Zukunftsforscher Richard Hames und den Niederländer Ton de Leeuw.

Einladungen zu namhaften Festivals (unter anderem Salzburger Festspiele, Luzern Festival, Festival d'Automne/Paris).

Auftragskompositionen für namhafte Orchester (zum Beispiel Los Angeles Philharmonic Orchestra, musikFabrik, Arditti String Quartet, Ensemble InterContemporain, Ensemble Modern, Sydney Symphony Orchestra). Charakteristisch ist für Lim auch ein transkultureller Zugang zur Musik. In ihren Kompositionen bringt sie Klangwelten der australischen Ureinwohner, den spezifischen Sound alter Instrumente, den Kosmos elektronischer Töne und die Wurzeln ihrer chinesischen Herkunft miteinander in Verbindung.

Zahlreiche Preise (unter anderem Paul Lowin Prize, Fromm Foundation Award, Ian Potter Foundation und Australia Council Senior Composer Fellowships). 2007/2008 war sie Gast des Berliner DAAD-Künstlerprogramms.

Faustin Linyekula

Geboren 1974 in der Demokratischen Republik Kongo.

Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge, der zwischen Kisangani und Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo und Paris lebt und arbeitet. Nach seinem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaften in seiner Heimatstadt Kinsangani ging er 1993 nach Nairobi, wo er seine erste Tanz-Kompanie Gàara gründete. Er arbeitete als Tänzer, Choreograf und Lehrer in Frankreich, Südafrika, La Réunion und Slowenien und war Artist-in-Residence bei Mathilde Monnier und Régine Chopinot.

2001 kehrte er in sein Heimatland zurück und gründete die Studios Kabako, ein Zentrum für den künstlerischen Austausch im Bereich Tanz und Theater. Er schuf zahlreiche Stücke mit der gleichnamigen Kompanie, die weltweit auf internationalen Festivals gezeigt werden. Er inzenierte an der Comédie-Française und wurde 2007 ausgezeichnet mit dem Hauptpreis der niederländischen "Prinz-Claus-Stiftung für Kultur und Entwicklung".

Hans Ulrich Obrist

© Hans Ulrich Obrist

Geboren 1968 in Weinfelden, Schweiz.

Kurator für zeitgenössische Kunst, Autor und Co-Direktor der Serpentine Gallery in London. Studium der Ökonomie und Politik. Obrist war Kurator des museum in progress in Wien und von 2000 bis 2006 Kurator am Musée d'Art Moderne de la Ville in Paris. Kurator von über 250 Ausstellungen (unter anderem 1. Berlin Biennale, Lyon Biennale, Moscow Biennale, Utopia Station.) Hans Ulrich Obrist verfasste Beiträge zu über 200 Buchprojekten.

Er ist zudem bekannt für seine "Interview Marathons", die zu unterschiedlichen Themen stattfinden, sowie für seine publizierten Interviews mit Kunstschaffenden. 2009 wählte ihn das Fachmagazin "Art Review" zur einflussreichsten Person in der Kunstbranche.

Lemi Ponifasio

Geboren auf der südpazifischen Insel Samoa.

Studierter Philosoph und Politikwissenschaftler, Tänzer und Choreograf und als solcher Gründer der Theater- und Tanzcompany MAU. Ponifasio verbrachte seine Kindheit und Jugend unter Schamanen und Stammesfürsten auf Samoa, bis er im Alter von 15 Jahren seine Eltern bat, die Heimat verlassen und zur Schule gehen zu dürfen.

Heute gilt Ponifasio als einer der bedeutendsten und radikalsten zeitgenössischen Choreografen Neuseelands.

In seinen Arbeiten stellt der Bewegungsminimalist archaische, traditionelle Tänze aus seiner Heimat in radikal zeitgenössische Kontexte und lässt sie damit nicht nur in neuem Licht erscheinen, sondern formuliert dabei auch eine stumme Kritik an heutigen, durch Materialismus und Konsum geprägten Gesellschaften. Er wird von namhaften Häusern und Festivals koproduziert (unter anderem Ruhrtriennale, Théâtre de la Ville, Berliner Festspiele, Holland Festival und Edinburgh Festival).

Walid Raad

Geboren 1967 in Chbanieh, Libanon, lebt in New York.

Künstler und Dozent an der Cooper Union School of Art. Sein Werk umfasst Fotografie, Videokunst, Text und Performance und widmet sich besonders der zeitgenössischen Geschichte seines Heimatlandes, insbesondere dem Libanon-Krieg. Teilnahme unter anderem an der Documenta 11 und 13 in Kassel, der Biennale in Venedig, der Whitney Biennale in New York.

© Wikipedia/Max Ronnersjö

Hasselblad-Preisträger des Jahres 2011. Aus der Begründung der Jury:

Walid Raad ist einer der originellsten und außergewöhnlichsten unter den zeitgenössischen Fotokünstlern. Für sein Projekt "The Atlas Group" wurde er viel geehrt - darin schuf er ganz eigene Ideen über die Beziehung zwischen dokumentarischer Fotografie, Archiv und Geschichte. Um die zeitgenössische Geschichte des Libanons zu untersuchen und zu dokumentieren, entwickelte er ganz neue Methoden, sich der Bildsprache des Krieges anzunähern und für die Art und Weise, politische und soziale Konflikte in der Kunst zu erforschen. Mit Raads Arbeit können wir traditionelle Bedeutungen von Kriegsbildern in Frage stellen und produktiv über Visualisierung, Erinnerung und Gewalt spekulieren.

Weitere Auszeichnungen waren unter anderem Deutsche Börse Photography Prize 2007, Media Arts Awards, ZKM Karlsruhe 2002 (Special Prize), San Francisco International Film Festival 2000 (Certificate of Merit) und Institut du Monde Arabe, Paris 2000 (Special Jury Prize).

Rosemarie Trockel

Geboren 1952 in Schwerte, lebt in Köln.

Von 1974 bis 1978 studierte sie an den Kölner Werkschulen: seit 1998 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf für den Bereich Bildhauerei. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Beteiligung an der documenta x und 13 und 1999 an der Biennale von Venedig als erste Künstlerin im deutschen Pavillon. Themen: Gesellschaftskonstituierende Elemente, Normen, Klischees, Symbole und Codes.

Diese werden in Zeichnungen, Bildern, Keramiken, Videos, Skulpturen und Objekten konsequent in ihrer Funktion und Selbstverständlichkeit befragt und hinterfragt. Ihre Arbeiten sind aber weder auf eine bestimmte Ikonografie noch auf eine bestimmte kunsttheoretische Richtung festzulegen.

Zahlreiche Preise: unter anderem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Kölner Museum Ludwig, Kunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf, Goslarer Kaiserring.

Stefan Weidner

© Fischer

Geboren 1967 in Köln, lebt in Köln.

Weidner studierte Islamwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn. Er arbeitet als Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und seit 2001 als Chefredakteur der Zeitschrift Fikrun wa Fann, die vom Goethe-Institut herausgegeben wird und zum Dialog zwischen westlicher und islamisch geprägter Kultur beitragen soll. Autor zahlreicher Publikationen und Herausgeber von Anthologien.

Übersetzer insbesondere von arabischer Lyrik sowie Gastprofessuren an der FU Berlin und an der Universität Bonn.

Zahlreiche Preise: unter anderem Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2006 und Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für das übersetzerische Gesamtwerk 2007.

Liao Yiwu

Geboren 1958 in der Provinz Sichuan, China, lebt derzeit im Exil in Berlin.

Schriftsteller und Dichter. Seit 2012 Gast des DAAD. Liao Yiwu wuchs als Kind von Eltern "ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis" in der großen Hungersnot der 1960er Jahre auf und schlug sich jahrelang mit verschiedenen Tagelöhner-Jobs und als Dichter durch.

1989 verfasste er das vielbeachtete Gedicht "Massaker" über die Ereignisse am Tian'anmen-Platz. Hierfür wurde er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt.

2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis "Freiheit zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein bei Kritik und Publikum euphorisch aufgenommenes Buch "Fräulein Hallo und der Bauerkaiser - Chinas Gesellschaft von unten" auf Deutsch. Aufgrund seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung sind Liaos Werke in der Volksrepublik verboten.

Er ist mit verschiedenen Literatur- und Menschenrechtspreisen ausgezeichnet worden. Einladungen zur Frankfurter Buchmesse 2009 und zur Lit.Cologne 2010, die er wegen Ausreiseverboten nicht annehmen konnte.

Tom Zè

© Eric Johnson

Geboren 1936 in Irará, Brasilien, lebt in São Paulo.

Sänger, Komponist, Autor und Performance-Künstler. Studium der Musik in Salvador da Bahia, unter anderem bei Hans-Joachim Koellreutter, der ihn mit dem Werk deutschsprachiger Avantgardisten (Schönberg, Bill, Stockhausen et cetera) konfrontierte, und ihn ermutigte, die traditionelle Musik seiner Heimat zu erforschen. Gemeinsam mit Caetano Veloso, Gilberto Gil, Gal Costa unter anderem gründet er Mitte der 1960er Jahre die Tropicália-Bewegung, die der ästhetisch-eleganten musikalischen Revolution des Bossa Nova die Eruption der "Beat-Generation" entgegensetzte, die in ihrem respektlosen Freiheitsdrang Konflikte mit der brasilianischen Militärdiktatur heraufbeschwörte.

Seine künstlerische "Wiedergeburt" verdankt er dem New Yorker Pop-Avangardisten David Byrne von Talking Heads, der Tom Zé 1989 neu entdeckte und dessen Werk weltweit über sein Label "Luaka Bop" vertreibt. Es folgen hymnische Kritiken in USA und Europa, internationale Touren und Kooperationen, eine Präsentation im Museum of Modern Art New York und die preisgekrönte Tanztheatermusik für die "Companie Grupo Corpo".