Grüne Infrastruktur Köln – Integriertes Handlungskonzept

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2016 bewarben wir uns mit dem Integrierten Handlungskonzept (IHK) "Vielfalt vernetzen" um Aufnahme in das Programm Grüne Infrastruktur NRW und um Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

Mit dem Projekt Grüne Infrastruktur sollten besonders in strukturschwachen Gebieten Grün- und Erholungsflächen geschaffen und aufgewertet werden. Vor allem Menschen, die in sozial benachteiligten Stadtquartieren leben, sollten neue Zugänge zur Natur erhalten.

Umgesetzte Teilprojekte der Maßnahme im rechtsrheinischen Teil des Grüngürtels sind zum Beispiel Gartenlabore, Artenreiche Wiesen, Sport- und Fitnessband sowie der neu installierte Lern-, Erlebnis- und Aktiv-Pfad (LEAP) zum Thema "Stadtklima".

Bürgerpartizipative Projekte wie die Exkursionen des Geographischen Institutes zum Thema "Klimaleistung des Äußeren Grüngürtels" sowie Projekte zum Forschenden Lernen zum Thema Stadtklima in Kooperation mit vier Kölner Schulen zählten ebenfalls dazu.

Konkret gibt es fünf Projekträume mit Einzelmaßnahmen:

Gartenlabore Olpener Straße und Schlagbaumsweg

Schaffung neuer Formen des urbanen Gärtnerns

Die Bezirksregierung Köln hat mit Zuwendungsbescheid vom 1. August 2018 das Projekt mit Gesamtkosten in Höhe von 550.000 Euro genehmigt, der Förderanteil beträgt 80 Prozent.

Das Modellprojekt der "Gartenlabore" sollte beispielhaft verschiedene gärtnerische Angebote für die angrenzenden benachteiligten Stadtteile schaffen. Das beauftragte Planungsbüro A 24 Landschaft aus Berlin hatte dazu Konzepte erarbeitet, die in einem Bürgerbeteiligungsverfahren vorgestellt und diskutiert wurden. Dabei sollten zeitgemäße Flächen- und Gartentypologien entwickelt und umgesetzt werden, die sich zwischen den Stichwörtern Grabeland, Privatgarten, Gemeinschaftsgarten, Selbsterntegarten, Kleingarten, Urban Gardening und Nutzgarten einordnen lassen. Durch das Gärtnern soll ein Bewusstsein für Lebensmittel und gesunde Ernährung geschaffen werden. Es soll die Selbstversorgung mit frischem Obst und Gemüse gefördert werden sowie Teilhabe und eine Identifikation mit dem Projekt entstehen, sodass Eigenverantwortung für die Gärten und die Fläche insgesamt übernommen wird. Neben privat genutzten Bereichen sollten auch halbprivate und öffentliche Flächen entstehen. Die Angebote richteten sich an Einzelpersonen, Freundeskreise, Nachbarschaften, Familien oder Gruppen, die (noch) keine Erfahrung mit dem Gärtnern haben.

Die tatsächlichen Arbeiten begannen 2021; es wurden Wege geschaffen, Bäume gepflanzt, Kinderspielgeräte aufgebaut und Aufenthaltsbereiche mit Bänken und Tischen geschaffen. Ferner wurden die Gartenlabore mit Blumenwiesen in die Umgebung eingepasst. Nach Fertigstellung übernahm der Kreisverband der Kölner Gartenfreunde die Trägerschaft und Betreuung. Auf seiner Homepage finden Sie die Nutzungsbedingungen für die einzelnen Gartenformen, die Gartenregeln und die Übersichtspläne der beiden Standorte der Gartenlabore:   

Kreisverband der Kölner Gartenfreunde

Gremberger Wäldchen - Neue Wege

Erhaltung als Erholungsraum und Schutz des wertvollen alten Naturwaldes

Die Bezirksregierung Köln hat mit Zuwendungsbescheid vom 30. November 2018 das Projekt mit Gesamtkosten in Höhe von 1.500.000 Euro genehmigt, der Förderanteil beträgt 80 Prozent.

Das Gremberger Wäldchen liegt im rechtsrheinischen Grüngürtel und zählt zu den letzten Überresten eines autochthonen Waldbestandes. Das Planungsgebiet liegt im Bereich von zwei Landschaftsschutzgebieten und bietet durch hohe Strukturvielfalt ein diverses Habitatangebot für Flora und Fauna.

Das Projekt, das vom Planungsbüro RMP, Stephan Lenzen aus Bonn geplant wurde, verfolgte das Ziel, durch eine reduzierte Wegeführung das Gremberger Wäldchen als Erholungsraum zu erhalten und gleichzeitig den wertvollen alten Naturwald zu schützen. Am Alten Deutzer Postweg gelegene Waldbereiche sollten im Gegenzug mit Wegen erschlossen werden, um den Bewohner*innen des Waldbadviertels und der Quartiere Vingst und Höhenberg Erholungsmöglichkeiten zu geben. Das Gebiet eignet sich auf Grund seiner Naturausstattung sehr gut, um für Kinder in den benachbarten Quartieren ein zusätzliches außerschulisches Naturbildungsangebot zu entwickeln. Hierzu wurde ein "Grünes Klassenzimmer" etabliert.

Die Einbindung der Anwohner*innen sowie lokalen Akteur*innen erfolgte in zwei Bürgerbeteiligungen 2018 und umfasste die gemeinsame Begehung des Gremberger Wäldchens und Waldbadviertel mit anschließender Diskussion an Plakaten und Zusammenführung der Ergebnisse. 

Im April 2021 wurden die Arbeiten zum Rückbau und zur Entsiegelung von Wegen im Waldbereich des Gremberger Wäldchens und zum Bau neuer Wege in den jüngeren Waldbereich entlang des Alten Deutzer Postweges aufgenommen. Ferner wurde eine Schutzhütte mit Informationstafeln zu waldspezifischen Themen errichtet, und auf dem HöVi-Land-Spielplatz ist eine grüne Arena mit Sitzsteinen entstanden. Ziel des Projektes war es, das als Wildniswaldgebiet ausgewiesene Gremberger Wäldchen durch eine reduzierte Wegeführung als Erholungsraum zu erhalten, attraktiver zu gestalten und gleichzeitig den wertvollen alten Naturwald zu schützen. Am Alten Deutzer Postweg gelegene Waldbereiche wurden im Gegenzug mit neuen Wegen erschlossen.

Sport- und Fitnessband/WaldParkour

Schaffung von Räumen und Angeboten für freie Spiel-, Sport- und Naturerfahrung

Die Bezirksregierung Köln hat mit Zuwendungsbescheid vom 20. November 2018 das Projekt mit Gesamtkosten in Höhe von 714.000 Euro genehmigt, der Förderanteil beträgt 80 Prozent.

Im rechtsrheinischen Äußeren Grüngürtel ist ein Sport- und Fitnessband entstanden, das aus sechs Lupenräumen/Sportstandorten entlang des Grüngürtelweges besteht. Es steht allen Bevölkerungsteilen kostenfrei zur vielfältigen sportlichen Betätigung zur Verfügung.

Damit die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner*innen der angrenzenden Quartiere berücksichtigt werden und ein abgestimmtes Sport- und Bewegungsangebot entwickelt werden konnte, wurden zwei Bürgerbeteiligungen, jeweils in der Nähe der geplanten Bewegungsstandorte im Stadtbezirk Kalk und im Stadtbezirk Mülheim, durchgeführt. Die Bürgerbeteiligungen stellten jeweils das Gesamtkonzept des Sport- und Fitnessbands vor und boten dann den zukünftigen Nutzer*innen die Möglichkeit, Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu benennen und Vorschläge zu diskutieren. 

Übersicht über die sechs Standorte
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Artenreiche Wiesen

Umwandlung von Rasenflächen in artenreiche Wiesen

Die Bezirksregierung Köln hat mit Zuwendungsbescheid vom 20. November 2018 das Projekt mit Gesamtkosten in Höhe von 208.000 Euro genehmigt, der Förderanteil beträgt 80 Prozent.

Der Projektraum "Grün vernetzen – Grün entwickeln" mit einer Folge von acht Flächen, auf denen artenreiche Wiesen entstehen sollen, erstreckt sich entlang des Grüngürtel-Rundweges im rechtsrheinischen Äußeren Kölner Grüngürtel von Norden im Bereich Melissenweg bis Süden im Bereich Uckermarkstraße.

Es wird auf bisher oft gemähten Scherrasenflächen durch unterschiedliche Entwicklung und Pflege von artenreichen Extensivwiesen die ökologische Vielfalt gefördert und mit umliegenden Grünflächen vernetzt. Ziel ist ein grünes Biotopverbundnetz im urbanen Raum.

Die Entwicklung der artenreichen Wiesen orientiert sich an den jeweiligen standörtlichen Bedingungen (Bodenart, Exposition, Wasserverfügbarkeit) und am Biotoptyp (Gehölz, Offenland). Dabei sind auch Veränderungen des derzeitigen Zustands möglich. Flächen werden mit regionalen Saatgutmischungen neu eingesät. Auch die Pflege der Flächen wird an den jeweiligen Vegetationstyp angepasst. Mahdhäufigkeit und –zeitpunkt wechseln. So entstehen verschiedene Wiesentypen und Säume mit unterschiedlichen Wuchshöhen, Blühaspekten und -zeiträumen. Die Erfahrungen aus der Entwicklung und der Pflege werden dokumentiert, um daraus Rückschlüsse für die Entwicklung weiterer Wiesenflächen in Köln zu gewinnen.

Artenreiche Wiesen als Einzelmaßnahmen von Stadtgrün naturnah

Klimaleistungen des Äußeren Grüngürtels

Messen, Beobachten und Analysieren von Klimadaten mit Bürgerpartizipation

Die Bezirksregierung Köln hat mit Zuwendungsbescheid vom 21. Mai 2019 das Projekt mit Gesamtkosten in Höhe von 97.518,00 Euro genehmigt, der Förderanteil beträgt 80 Prozent.

Das vorrangige Ziel des Projekts ist es, wissenschaftliche Analyse mit Umweltbildung zu verbinden. Dadurch soll den Bürger*innen sowie insbesondere Schüler*innen die Bedeutung des Grüngürtels im Hinblick auf die Klimaleistung verständlich gemacht werden. Sie haben die Möglichkeit durch Messungen mit Klimamessstationen sowie Beobachtungen unter Nutzung von Smartphone-Apps die Klimaleistung des Grüngürtels zu dokumentieren und die Daten zur Analyse allen Interessierten verfügbar zu machen.

Durch die unmittelbare Beteiligung von Schüler*innen sowie Bürger*innen am Projekt wurde nicht nur die Methode zur Untersuchung der Klimawirkung unterschiedlicher Stadtstrukturen (zum Beispiel dicht bebaut, locker bebaut, vegetationsfrei, vegetationsbedeckt, versiegelt, unversiegelt) für die Beteiligten nachvollziehbar. Es wurden auch Möglichkeiten erkennbar einen eigenen Beitrag für eine klimaangepasste Stadtentwicklung zu leisten. Zudem wurde das Verständnis und damit die Akzeptanz für städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen durch die aktive Teilhabe im Prozess des Forschend-Entwickelnden Lernens erhöht.

Der rechtsrheinische Grüngürtel eignet sich als Untersuchungsraum besonders gut. Er zeichnet sich durch seine unterschiedliche naturräumliche Ausstattung (zum Beispiel Auen, Niederterrasse, Königsforst, Wahner Heide), seine große Vielfalt anthropogener Überprägung (zum Beispiel Bauschutthalden, Gewässerverbau, Kiesabbau) und sein heterogenes gesellschaftliches Umfeld aus. Dadurch entsteht eine Vielzahl unterschiedlicher stadt-klimatologischer und stadt-ökologischer Potentiale mit verschiedenartigen Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation sowie sozialer und kultureller Integration.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Hydrographie und Klimatologie, Herr Professor Doktor K. Schneider vom Geographischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt.

Das gesamte Konzept steht Ihnen als Download zur Verfügung

Übersicht der Projekträume

Die Projekte werden durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

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