Wer sich mit Lehrkräften über den Lernort Schulgarten unterhält, entfacht meist Begeisterung für dessen Potenziale. Doch dann kommt sehr schnell das große "Aber": Wie soll ich das denn machen? Mit einer ganzen Klasse im Schulgarten? Dass kann ich mir nicht vorstellen!

Zum Thema "Schulgarten" gibt es noch immer keine didaktische Ausbildung an den Hochschulen. Jede Lehrerin und jeder Lehrer ist auf sich selbst gestellt, wenn es darum geht, eine Methode zu finden, wie der Unterricht im Schulgarten gestaltet wird.

Eine gute Portion Motivation gehört dazu, den Schulgarten als Lernort fest in den Arbeitsalltag zu integrieren. In Deutschland gibt es viele hundert Lehrkräfte, die dies tun. Von diesen Menschen lässt sich viel lernen.

In Köln müssen wir dazu gar nicht weit gehen: Einige der Schulen besitzen bereits einen Schulgarten. Hier können Lehrerinnen und Lehrer voneinander lernen - im Kölner Schulgarten-Netzwerk!

Kölner Schulgarten-Netzwerk

Didaktik des Schulgarten-Unterrichts

Ein Patentrezept für einen erfolgreichen Ablauf des Schulgartenunterrichts gibt es nicht! Dafür sind die jeweiligen Bedingungen in den Schulgärten zu vielfältig. Das macht den Anfang der Arbeit schwierig aber zugleich auch so spannend. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu hinterfragen: Was kann ich als Lehrkraft bewerkstelligen, welche zeitlichen Kapazitäten habe ich? Und Zweitens: Wie gut kenne ich die Kinder, was kann ich ihnen zutrauen, wie groß ist die Gruppe?

Dennoch gibt es natürlich Erfahrungswerte von versierten Schulgarten-Praktikerinnen und -Praktikern, von denen andere auch lernen können. Wir haben einige dieser Empfehlungen, die auf Basis jahrelanger Schulgartenarbeit gewonnen wurden, für Sie zusammengestellt. 

Zielsetzung

Bevor es losgeht, stellt sich zunächst die Frage, was mit dem Schulgarten-Unterricht erreicht werden soll, welche pädagogische Zielsetzung damit verbunden ist. Einige praktische Beispiele:

Beobachtung: Ein Schmetterlingsbeet oder ein Beet mit vielen interessanten Pflanzen, die sich schnell entwickeln und bei denen es immer etwas zu staunen gibt, wird für den Unterricht anlegt.

Lebensmittel: Kinder sollen erfahren, wie aufwändig Lebensmittel herzustellen sind. Eine Schulgartengruppe sät beispielsweise Radieschen aus und pflegt das Beet gemeinsam von der Bodenvorbereitung bis zur Ernte.  

Berufsvorbereitung: Dieses Projekt einer Förderschule wird für die fünfte bis siebte Klasse angeboten. Schülerinnen und Schüler erlernen, eine Aufgabe, die sie erklärt bekommen, zu verstehen und eigenständig durchzuführen. Zum Abschluss der Schulgarten-Phase wird eine kleine Prüfung durchgeführt und die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Zertifikat.

Begeistern für den Schulgarten

Viele Lehrkräfte haben Scheu vor dem Schulgarten, weil er ein so "unberechenbarer" Lernort ist. So gibt es beispielsweise die Angst vor dem Misserfolg. Natürlich gibt es den: Pflanzen, die nicht keimen oder krank werden, absterben oder von Schnecken gefressen werden. Das Wetter spielt nicht mit und die Pflanzen werden nicht bis zu den Sommerferien erntereif. Der Experten-Tipp: Teilen Sie die "Misserfolge" mit den Kindern. Die Kinder erlernen, dass immer auch etwas schief gehen kann, Rückschläge zu verkraften und für Probleme im Team Lösungen zu finden sind. Auch wenn ich als Lehrkraft etwas nicht weiß, gebe ich die Frage an die Kinder weiter und es wird gemeinsam nach einer Antwort gesucht. Die Kinder erleben die Lehrkraft gleichzeitig in der Rolle als Autorität und als (Mit-)Lernende, und das erhöht sowohl ihren Respekt als auch ihre Lernbereitschaft.

Fangen Sie bei der Schulgarten-Arbeit klein an und seien Sie geduldig mit sich selbst. Letztlich werden Sie reichlich dafür belohnt - mit dem Glück der Kinder.

Zum Beginn eines Schulgartens sei betont: Fünf Jahre muss das Projekt wachsen können. Diese Zeit braucht es, bis es nach und nach in den Schulalltag, in die Köpfe und Herzen der Menschen der Schulgemeinschaft hineinwächst.

Gartensaison - Zeitmanagement

Zum Thema "Zeit" ist festzustellen, dass Schuljahr und Schulgartenjahr einfach nicht gut zusammen passen. Die Gartenarbeit zwischen den Oster- und den Sommerferien ist immer sehr gedrängt und Sie als Lehrkraft müssen in Ihrer Planung berücksichtigen, dass die Gruppen, die im Frühjahr gesät oder gepflanzt haben, im Herbst auch noch ernten können.

Jede Gartensaison sollte einen würdigen Abschluss haben, bei dem die Gruppen sich gegenseitig ihre Erfolge zeigen, Lob und Kritik äußern, Verbesserungsvorschläge für die nächste Saison machen, Geerntetes präsentiert und gegessen wird und die Helfer belohnt werden. Wird der Schulgarten an eine neue Klasse übergeben, sollte auch dem Abschied vom Garten und der Übergabe genügend Zeit eingeräumt werden.

Weitere Informationen

Planung und Ablauf einer Unterrichtsstunde Arbeiten in Kleingruppen Einsatz von Gartengeräten Disziplin und Selbstständigkeit

Arbeitskalender